Eine gleichberechtigte Gesellschaft ist möglich! Aber wie? Vor allem durch viele kleine feministische Alltagsaktionen.
Tataaa, das neue Jahr ist da und mit ihm – natürlich – die altbekannten guten Vorsätze. 2017 liegt wie ein unbeschriebenes, nagelneues Notizbuch vor uns und die Möglichkeiten scheinen endlos. Höher, schneller, besser, weiter, ein anderes, runderneuertes Ich ist möglich! Zumindest, bist das gerade noch so verheißungsvolle neue Jahr schon wieder zur Hälfte rum ist (Stop, war nicht gestern erst Januar?) und man verlegen feststellen muss, dass von den zahlreichen Vorsätzen lediglich dreizweiviertel umgesetzt wurden. Ungefähr. Eigentlich wissen wir es ja schon längst: Große Veränderungen lassen sich oft nur durch viele kleine Veränderungen verwirklichen. Kleine Dinge, die erstmal keinen großen Effekt zu haben scheinen, am Ende aber eben in ihrer Gesamtheit dafür sorgen, dass sich was ändert. Nicht umsonst heißt es in jedem Ratgeber, man solle große Ziele in kleinere Etappen einteilen. Und das gilt auch für das Ziel einer besseren, gleichberechtigten Gesellschaft.
Die britisch-libanesische Menschenrechtsanwältin Amal Clooney forderte Frauen Ende 2016 beispielsweise zu „täglichen feministischen Handlungen“ auf. Wenig überraschend war der Anlass für diese Aufforderung die anstehende Präsidentschaft von Mr. „Grab them by the pussy“ Trump – aber die Idee von feministischen Handlungen im Alltag funktioniert auch hier, in Deutschland. Natürlich lässt sich ein persönliches Ziel wie „Fit werden“ nicht mit einem gesellschaftlichen Ziel wie „mehr Gerechtigkeit“ vergleichen. Und die Etappenziele für zweiteres passen vermutlich auch nicht schön säuberlich auf einen einzigen Zettel. Aber irgendwo muss man ja mal anfangen: Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt? Von alleine ändert sich nämlich nichts, das müssen wir schon selbst in die Hand nehmen. Und wie genau? Hier sind ein paar Ideen:
Sechs Ideen für mehr feministischen Alltagsaktionismus
Sexismus kritisieren: Jemand macht einen sexistischen Witz? Verhält sich dir oder jemand anderem gegenüber herablassend? Lass ihn mit so einem Verhalten nicht davonkommen: Mach den Mund auf und sag ihm, was du davon hältst. Das fällt am Anfang vielleicht nicht leicht und erfordert Mut – aber mit der Zeit geht es immer besser.
Platz einnehmen: Gerade Frauen wird oft eingeredet, sie müssten sich im wahrsten Sinne des Wortes „dünne machen“. Ob körperlich, verhaltenstechnisch oder charakterlich. Trau dich, Platz einzunehmen! Mach dich nicht klein, dünn, leise, wenn du so gar nicht sein willst.
Solidarisch sein: Zugegeben, dieser Punkt ist etwas schwierig. Was bedeutet solidarisch sein überhaupt? Vor allem das: Eine Haltung der Verbundenheit und/oder Unterstützung mit anderen und ihren Zielen und Ideen. Lass andere also wissen, wenn du ihre Ziele unterstützt und biete deine Hilfe an.
Meinung sagen: Zu oft halten wir unsere Klappen. Weil wir keine Lust auf Diskussionen haben, weil uns das alles zu anstrengend ist oder wir Angst haben, uns nicht klar genug ausdrücken zu können. Schluss damit! Schreib einen Leserbrief, wenn du einen Artikel oder Beitrag sexistisch, rassistisch oder homophob findest. Zieh dich nicht aus der unangenehm verlaufenden Diskussion mit dem entfernten Bekannten zurück, der die AfD für die einzig wählbare Partei Deutschlands hält. Das Ganze funktioniert natürlich auch positiv: Warum nicht mal der tollen Aktivistin eine Fan-Mail schreiben? Warum nicht mal einen begeisterten Kommentar hinterlassen?
Offen bleiben: Manchmal richten wir uns zu gut in uns selbst, unseren Meinungen und Überzeugungen ein. Wir denken zunächst mal an uns – und vergessen dabei die anderen. Dabei kann es nicht schaden, offen zu bleiben für andere – vielleicht sogar gegenteilige – Meinungen und Erfahrungen. Was uns überhaupt nicht problematisch erscheint ist anderen extrem wichtig, was wir für richtig halten finden andere falsch. Zugegeben, nicht alle Meinungen sind es wert, gehört zu werden (und Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass Homophobie, Sexismus und Rassismus irgendwie okay und akzeptabel sind). Aber potenziell gibt es so viele Möglichkeiten, dazu zu lernen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Bewusst konsumieren: Viel zu viele Produkte werden mit antiquierten Frauen- und Männerbildern beworben und unter zweifelhaften Arbeitsbedingungen hergestellt. Trotzdem kaufen wir diese Produkte – weil sie günstig sind, aus Bequemlichkeit, weil wir sie mögen. Dabei gibt es für die meisten Produkte Alternativen: Zum Beispiel feministische Pornos, bei deren Dreh auf gute Arbeitsbedingungen, Mitsprache und angemessene Bezahlung geachtet wird. Oder Kleidung, an deren Herstellung nicht Frauen und Mädchen beteiligt waren, die in Bangladesch oder anderswo mit Hungerlöhnen abgespeist werden. Wir entscheiden, was wir kaufen – oder auch nicht kaufen.
Natürlich gibt es noch 1001 andere Möglichkeiten für feministische Alltagsaktionen: Man kann von Frauen geschriebene Bücher lesen, feministischen Instagram- oder Twitter-Accounts folgen, Organisationen die sich für Frauen, LGBTQ und gegen Rassismus einsetzen (finanziell) unterstützen, Artikel mit Tipps für feministische Alltagsaktionen schreiben…
Was macht ihr im Alltag, um feministisch zu handeln?