Leyla Piedayesh, Gründerin von „Lala Berlin„, ist aus der deutschen Modeszene nicht mehr wegzudenken und auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt wie ein bunter Hund – die Dänen gehören inzwischen zur treuesten Kundschaft. Ihre Prints, die leichten Stoffe und Silhouetten, die uns durch Sommermonate tragen und auch das butterzarte Kaschmir für empfindliche Winterhaut, genau wie der urbane Schick des Labels und die starke Persönlichkeit der Designerin machen die deutsche Modebranche seit über 12 Jahren um einiges facettenreicher und internationaler.
In der vergangenen Woche wurde die Herbst/Winter 17/18 Kollektion während der Kopenhagen Fashion Week gezeigt, wobei neben der Mode vor allem ein Statement von Designerin Leyla für Diskussionsstoff sorgte. Die Power Frau, Unternehmerin und Mutter ist vor vielen Jahren aus dem Iran nach Deutschland immigriert und hielt es im Zuge der Proteste gegen das von Donald Trump verhängte Einreiseverbot für Staatsangehörige überwiegend muslimischer Länder (ingesamt sieben Staaten waren betroffen – Iran, Irak, Syrien, Libyen, Sudan, Jemen und Somalia) für ihre Pflicht, ein schriftliches Statement zu setzen (wir übrigens auch!). Einige Kollektionsteile schwebten außerdem mit Aufrufen wie „Revolution“ oder „Change“ über den Laufsteg. Ihre Meinung darüber, ob Mode politisch sein darf, oder sogar sollte, hat Nike euch bereits mitgeteilt. Was Leyla zu dem Thema zu sagen hat, lest ihr jetzt im Short Chat.
Deine in Kopenhagen gezeigte Kollektion ist gespickt mit Aufforderungen wie „Change“ und „Think“. Welche weltlichen Veränderungen beschäftigen dich zurzeit am meisten?
Klimawandel, Bevölkerungswachstum und die Ressourcen, die wir pro Kopf verbrauchen. Ich wünschte mir, alle Menschen auf diesem Planeten würde nachhaltiger handeln.
Besteht in deinen Aussagen auch ein direkter Bezug zur Modebranche? Plädierst du auch hier für eine Veränderung oder gar Revolution?
Mein Aufruf grenzt nichts ein. In allen Industriezweigen sind wir zu schnell vorgedrungen ohne nachzudenken. Da ist die Modebranche nicht von ausgeschlossen. Man spürt auch hier die Bewegung und vor allem die Beschleunigung.
Heiß diskutiert wurden zuletzt unter anderem die feministischen Statements auf den T-Shirts der Dior SS17 Kollektion. Die Welt verändern mit Pullover-Protesten – geht das überhaupt?
Es wäre zu schön, wenn nur ein paar Pullover die Welt verändern könnten. In erster Linie geht es ja mehr um die Aussage und einen Standpunkt zu vertreten und zu mobilisieren! Je mehr Pullover hierfür genutzt werden, desto besser.
Welche Inspirationen stecken noch in deiner Herbst/Winter 2017/18 Kollektion?
Das übergreifende Thema war „Persian Punk“. Es wurden persische Elemente mit Einflüssen aus dem Punk der 80er Jahre gemischt. Lackleder trifft auf feinen Samt und Statement-Patches auf florale Prints, die wir originalen Perserteppichen entnommen haben.
„I‘m an Immigrant“ – Wahrheit sagen, Flagge zeigen. Wie hast du in der letzten Woche die Reaktionen auf das Schild mit dieser Aufschrift wahrgenommen?
Sehr positiv. Viele sprechen mich darauf an, wie toll sie meine Aktion fanden und stolz sind. Das hat mich berührt und sehr positiv gestimmt.
Wie würdest du den Einfluss deiner iranischen Wurzeln auf deine Arbeit beschrieben?
Ich bin mit neun Jahren aus dem Iran weggezogen, spreche Farsi und habe von meinen Eltern viel von der Kultur mitbekommen. Dennoch wurde mir erst durch meine Iranreise und Wiederkehr nach langer Zeit bewusst, wie viel Einfluss meine Herkunft auf meine Kollektionen hat. Die Farben, das Mosaik, die Teppiche. All das ist doch sehr stark in mir verwurzelt.
Stark machen, Meinung haben, laut sein. Wie können wir uns langfristig zusammenraufen, wenn es um Missstimmung, Diskriminierung, und Unrecht auf unserem Planeten geht?
Das Positive an der aktuellen Lage ist ja, dass es alle Menschen dazu bringt, sich wieder zu engagieren. Zum ersten Mal werden Menschen wieder motiviert, für etwas einzustehen und laut zu werden. Im Grunde genommen heißt es: Aufwachen und sich bewegen für eine bessere Zukunft.
Politik ist digitaler als je zuvor. Ist es heutzutage schon so etwas wie eine Pflicht seine Reichweite auszunutzen, Stellung zu beziehen und Mitmenschen zu motivieren?
Warum nicht seine digitale Plattform dafür nutzen? Jede Information ist sofort und überall verfügbar. Das ist auch eine riesige Chance die zu erreichen, die sich vielleicht nicht täglich politisch informieren um am Ball zu bleiben. Die erhalten Informationen dann zum Beispiel über andere Kanäle.
Vielen Dank Leyla!