Es gibt sie, diese Tage, an denen alles zusammen kommt – und jedes noch so kleine bisschen on top für einen innerlichen Vulkanausbruch sorgt. Und was soll ich sagen: In meiner Schwangerschaft gibt es diese Tage scheinbar noch ein kleines bisschen häufiger.
Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sein wird, schwanger zu sein. Habe bloß an Umstandsmode gedacht und daran, dass ich sowas eh nie brauche. Pustekuchen. Brauche ich doch. Zumindest ein bisschen. Aber dass mich kleine Wehwehchen treffen könnten, kleine Banalitäten, die den Alltag so mühselig machen – ich wäre im Leben nicht darauf gekommen. Schließlich bin ich doch so eine Knallharte.
Meine Schwangerschaft ist im Vergleich höchstwahrscheinlich ein Spaziergang, und manch eine von euch wird sich angesichts meiner Wehwehchen ins Fäustchen lachen. Vielleicht ist die Sache mit der Schwangerschaft aber auch einfach nichts für mich. Vielleicht gehöre ich einfach nicht zu dieser Sorte Frau, die diesen Zustand unendlich genießt, tagtäglich ihren Bauch streicheln möchte, die Füße rechtfertigend hochlegen mag und sich so wunderbar weiblich fühlt, wie noch nie. Vielleicht freue ich mich bloß auf den kleinen Drops da in meinem Bauch – und der Weg dahin ist ein kleines Muss, an dem eben kein Weg dran vorbei führt.
Kaum ein Schuh passt mehr, die Finger gleichen Tatzen und zwei meiner Fingerkuppen sind bereits taub. Der Grund: Wasseransammlungen wohin das Auge reicht. Ja, das sieht nicht nur richtig blöd aus, das ist es auch. Aber gut, irgendwas ist ja immer.
Wenn dann allerdings zarte Sodbrennen die Nacht rauben, das Gefühl, man hätte einen Büschel Haare verschluckt, omnipräsent ist und jeder Gang so langsam aber sicher schmerzt, dann wird das Nervenkostüm ganz dünn. Und da macht es die Tatsache und die viel beliebte Aussage „Es ist doch nicht mehr lang“ auch nicht besser. Sarah Jane befindet sich in akuter Jammerstimmung – und wenn ich nicht so goldige Menschen um mich rum hätte, ich wäre wahrscheinlich schon längst geplatzt.
Nicht zuletzt übrigens wegen des neuesten Herpes und Aphthen-Zuwachses. Mir schwant: Die Immunschwächevorboten haben kurz vor Schluss noch ganz anderes mit mir vor.
Mein Körper war bislang eigentlich ein ganz friedvoller und verlässlicher Partner – doch damit ist scheinbar Schluss. Und für mich gibt’s derzeit nichts anderes, als blöd grinsend vorm Spiegel zu stehen und mir einzureden, dass diese Wehwehchen bald wirklich alle vorbei sind – und bloß hoffentlich nicht von Schlimmerem abgelöst werden. Da kann man an meiner Stelle derzeit also wirklich nur von Glück sprechen, dass ich noch arbeiten darf. Hätte ich noch mehr Zeit mit mir selbst, ich würde höchstwahrscheinlich im Minutentakt in Selbstmitleid ausbrechen.
Warum ich heute die Mimi-Keule auspacke? Weil uns an dieser Stelle ja nur zu gern vorgeworfen wird, stets zu den ganz Harten zu gehören, den Glückskindern, bei denen immer alles paletti läuft. Pustekuchen, alles andere ist der Fall. Und nicht nur heute. Bloß sind wir hier ja nicht der öffentliche Jammerkasten, sondern versuchen eigentlich zu gern Powerstärke zu beweisen, die mitziehen soll. Aber wisst ihr was: Zwei Wochen liegen noch vor mir (und auch hier schwant mir, es könnte noch länger dauern) und die Toleranzgrenze braucht ein klein wenig Dehnungsübungen.
So, nun aber genug Zeit mit dem eigenen Krams auseinander gesetzt. Morgen sieht die Welt sicher wieder ganz anders aus.