Wie schnell die Zeit verfliegt, merkt man erst so richtig, wenn man Kinder hat, sagen die anderen immer. Und ich kann an dieser Stelle wohl ausnahmsweise nicht vehement mit dem Kopf schütteln, wenn die anderen etwas sagen. Es stimmt. Vor fast genau einem Jahr fiel ich knapp aus den Wolken, als der Schwangerschaftstest mir meine Vermutung im Bauch ziemlich deutlich bestätigte: SCHWANGER. Oh Gott, so schnell? Ja, es passierte wirklich ungeahnt flott, so halb geplant, halb waghalsig, mitten im Jane Wayne Chaos, in der neuen Wohnung, die doch eigentlich ein Kleiderzimmer beherbergen sollte, statt eines Kinderzimmers, zwischen Teenie-Erinnerungen und Erwachsensein-Verdrängung. Was dann folgte? Riesige Vorfreude und doch: Die Ernüchterung. Schwangersein war einfach nicht mein Ding. Dass mir Verzichten einmal so schwer fallen würde, dass mich die volle Ladung Wasser in Beinen, Füßen und Kopf mit einer solchen Gewalt treffen könnte und dass Sodbrennen zu meinem täglichen Begleiter werden sollte, stand doch nirgendwo. Oder habe ich mal wieder nicht richtig zugehört?
Eigentlich dachte ich beim Thema Schwangerschaft immer an Schwangerschafts-Glow, überglückliche Posen vorm Spiegel und intensive Bauchstreicheleinheiten. Nein, nichts da: Schwangersein war doof, unbequem, voller „Neins“ und irgendwie spaßbefreit – zumindest für mich. Und das, obwohl ich mich in den Augen manch anderer Schwangeren wohlmöglich niemals beschweren dürfte. Genieß es, sagte man mir – und ich verstand nicht, was. Wann gehen diese 40 Wochen um, fragte ich mich. Ich fand mich selten in solch einer Meckerlaune wieder, jammerte, was das Zeug hielt und konnte mich am Ende des Tages schon selbst gar nicht mehr hören: Bis, ja bis mit einer zweiwöchigen Verspätung endlich das kleine Bonbon auf die Welt kommen sollte, das dann eben doch alles entschädigte und mein Leben seither mir nichts dir nichts auf den Kopf stellt – und dann eben doch wieder nicht.
Wie Nike und ich das alles mit Kind schaffen? Ich kann es selbst nicht beantworten. Wir packen es einfach. Mit ganz viel Disziplin, großartigen Papas, Arbeitsteilung, Nachtschichten und unfassbar viel Leidenschaft, mit Heulattacken, schweren Lidern, mit Miesepeterlaune und abwechselnd vollen Akkus. Es ist ein Auf und ab der Gefühle, der Motivation und ein gutes Stückchen Arbeit – alles andere wäre eine Lüge.
Was ich noch lernen will? Auch an mich zu denken. So richtig. Mir Auszeiten zu nehmen, mich nicht von anderen verrückt machen zu lassen und so manch einen Knopf wieder zu finden. Die Schaltung Mama-Modus und Business-Nudel klappt ganz hervorragend, dabei noch Partnerin, beste Freundin, Kumpeline und Schabernack-Buddy zu sein, funktioniert noch nicht an allen Stellen reibungslos. Was ich allerdings vergesse: Wilma ist auch erst drei Monate alt. Da muss garantiert noch nicht alles funktionieren. Wenngleich der eigene Anspruch natürlich trotzdem langsam vor der Türe steht. Das Schönste für mich persönlich: Sarah ist noch immer Sarah, bloß ab sofort mit Wilma im Gepäck. Eine Sorge, die sich bislang also noch nicht bewahrheitet hat.
Akuter Schlafmangel, Zahneinschuss, die erste Magendarm-Erkrankung und Impfwehwehchen wurden bereits gemeistert, auch der erste Flug, die allererste Bahnfahrt mit dreistündiger Schreiattacke und eine elfstündige Autofahrt dank gesperrter A2 können ebenfalls abgehackt werden. Wir lernen uns also schon ganz komprimiert kennen, wir drei. Eines jedenfalls stelle ich immer wieder aufs Neue fest, fast so, als würde ich an Demenz leiden: Umso entspannter ich bin, umso ruhiger ist Wilma, umso schneller legen sich lauthalse Minuten und umso besser schläft die kleine Möhre in ihrer Wiege ein. Funke ich mal wieder quer, dann folgt wenig später auch das Gezeter auf dem Arm. Isso. Zumindest bei mir.
2015 war also nicht bloß beruflich ziemlich turbulent, auch privat war ganz schön was los. Ich jedenfalls habe mich ein Stückchen besser kennen gelernt, kann mir ein Leben ohne Wurm tatsächlich rein gar nicht mehr vorstellen und bin selbst ein klein wenig stolz auf uns, dass wir Mamasein und Beruf so großartig unter einen Hut kriegen, ohne zerrissen zu sein.
2016 startete selbstverständlich gleich mit so viel Arbeit, dass wir schon wieder mittendrin hocken, bereits Juni haben könnten und so allmählich wieder in den Urlaub segeln möchten – aber dieses Gefühl, meine Lieben, hätte ich sicher auch ohne Minime im Schlepptau gehabt. Ich freue mich also schon riesig auf den Sommer, darauf, Wilmas Füße ins Meer zu tauchen, der Kleinen die Welt zu zeigen (oder auch erstmal einfach Tierspuren im Wald), auf den ersten Zahn, noch mehr laute Lacher, auf ein erstes Wochenende mit Freundinnen ohne Kind, auf die Hochzeit einer guten Freundin in der Toskana, auf die ersten Krabbeltage und Gehversuche und auf die täglichen Herausforderungen in und mit meiner kleinen Familie. 2016, wir sind bereit!
Ich wünsche euch nur das Schönste für 2016, ihr liebsten Tiny-Jane-Leser_innen und hoffe, ihr hattet einen fulminanten Start ins neue Jahr.
Schön, dass ihr bei uns seid.