TRAVEL // Teil 2/2:
Ich hab‘ noch immer Kale zwischen den Zähnen aus LA

23.02.2017 Travel

Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Lest nun den zweiten, aufregenden Teil meiner insgesamt zehntägigen Bildungsreise ins La La Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zurück an den Strandabschnitt der Westküste, der sich einst aus Muskelmasse und Kaltpress-Saft formte und der ausnahmslos wohlgeratene Menschen ausspuckt. Venice Beach, Los Angeles, California, du palmige Perle nordamerikanischer Lebenskultur.

Nach den bisher überwiegend kulinarischen Erkundungen und Regen (Lügensonne), wird es jetzt mal Zeit für eine riesige Ladung Kultur – oder was?

  1. Januar – Ja genau, ich bin’s, die Chloe

Das Chateau Marmont war mir zuletzt durch das Lindenberg Vergötterbuch Panikherz von Stucki Barre im Kopf hängen geblieben. In seiner Vergangenheit avancierte das Hotel-Schlösschen in den Hollywood Hills allerdings erst so richtig zur kultigen Absteige für Hollywood Stars, nachdem da regelmäßig mächtig die Post abging. Zur Legendenbildung trugen wilde Exzesse diverser Musik- und Filmstars bei. So hat sich hier beispielsweise Helmut Newton nach einer Party im Hotel gegen eine Wand gefahren. Lindsay Lohan hat lebenslänglich Hausverbot, da sie ihre 60.000 Dollar Rechnung „vergaß“ zu begleichen ebenso wie die Mitglieder von Led Zeppelin, die mit ihren Motorrädern durch die Lobby fuhren. Was James Dean und Britney da alles anstellten, kann man auf Wikipedia oder diversen Märchenbüchern nachschlagen. Mindestens genau so die Post abgehen lassen, wie meine Stilikone Chloe Sevigny es hier regelmäßig gern mal macht, will ich es auch an diesem Sonnentag, während eines Lunches zwischen den Bäumen im Garten des Schlosses. Festlich ordere ich das spektakulärste Gericht der Karte – Ceasar Salad – dafür muss der aber ganz besonders gut sein. Fehlanzeige – die komplette Enttäuschung. Wenigstens der Rosé ist mal wieder gut und so plätschert es sich durch den Nachmittag. Einen Tag vorher reservieren ist übrigens Bedingung. „Führungen durch alle Räume und die ganze Anlage mit Roséglas in der Hand“ werden leider abgelehnt – zumindest in meinem Fall quittierte man mir diese Frage mit der freundlichen Aufforderung doch bitte einfach zu gehen.

  1. Januar – Muslim Ban – Einreisestopp mich am Arsch

Der von allen Menschen dieser Welt hoch verehrte neue Ober-Clown der Vereinigten Staaten, verhängt mal eben den sogenannten „Muslim Ban“. Das ausgestellte Dekret bedeutet in diesem Schockmoment am heutigen, heiteren Morgen in Venice: Bürger aus dem Iran, Irak, Jemen, Libyen, Somalia, Sudan und Syrien dürfen für 90 Tage nicht einreisen. Gilt für Inhaber von Visa und Greencards sowie für Personen mit einem dieser Pässe und einem weiteren (außer einem US-Pass).

Und für eine Freundin aus Berlin bedeutete es ganz konkret, dass sie in zwei Wochen nicht hier neben Fabian und den anderen sitzen wird. Sie ist eine der Betroffenen, die von der orangen Katastrophe am Reisen hier her gehindert wird. Kackscheiße. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass die obersten Gerichte das Verbot bald wieder außer Kraft setzen werden. Nicht ohne Grund wird Trumps Walk of Fame Stern derzeit von bulligen Prolls vor Schänderei beschützt. Du gehörst auf den Walk of Shame, Mister. Im Café Gratitude (dieses Mal den Ableger in West Hollywood) ärgern wir uns wenigstens bei 1A Margharitas mit Salzrand grün und blau.

  1. Januar – Der Weg an die Spitze ist hart

Auf das Hollywood Zeichen glotzen, das kann jeder. Mein Ziel jedoch liegt höher, bis hinter die neun Buchstaben zu klettern nämlich, und was soll ich euch sagen – es ist mir gelungen. Allerdings ist der Weg nach oben steinig und gepflastert mit fiesen Fallen. So haben sich die Bewohner der Hollywood Hills, der schaulustigen Touristen überdrüssig, ein paar Tricks überlegt, wie sie eben diese bittesehr von dort fern halten und gleich noch in den Wahnsinn treiben können. Und zwar so: Sie stellen Fake-Schilder (Alternative Schilder) auf, um die Touris zu verwirren. Verkehrte Richtungen, angsteinflößende Stoppsignale, blinkende Absperrungen. Kann ja alles sein, aber nicht mit mir. Dank eines Videos, was ich vor Reiseantritt fand. Ach Internetz, danke dir. Und so ist es dann auch nur noch ein Katzensprung von einer halben Stunde Fußmarsch durch die Berge. Wasser nicht vergessen. Und dann: Aussicht wie verrückt. Übrigens, wer vor der Wanderung noch Lust auf eine Yogi Session hat, im Runyon Canyon können sportliche Menschen nicht nur hervorragend joggen, hier finden auch jeden Morgen Sonnengrüße im Freien statt. Anmelden ist nicht nötig – einfach auftauchen.

  1. Januar – die böse Hexe aus dem Bauhaus und zu Gast im Central Perk

Meine Mini-Reisegruppe formatiert sich für die Expedition Bauhaus. Oben inmitten der Superreichen-Villengegend angekommen, werden wir auch direkt wieder von der garstigen Hexe der Eames Foundation verjagt. Durch das Case Study Haus von Charles & Ray Eames kann man sich sonst nach Anmeldung für bescheidene 275 Dollar pro Person eine knackige Interieur Führung geben lassen. Heute darf ich durch Baumarbeiten und die Eames Hexe allerdings das Bauhaus nicht einmal ein klitzekleines bisschen von Nahem betrachten. Dann eben Kontrastprogramm: Hallo Warner Brothers Studios Hollywood. Hier stehen zum Beispiel die Kulissen von Gilmore Girls, La La Land oder Friends und lagern die Klamotten und Karren von Batman oder Harry Potter. Im Golfwagen von Studio zu Studio brausen – sehr schönes Ding. Danke für die Überraschung lieber Fabian. Wir so:

  1. Januar – Korea mit Aussicht

Für meine letzte Nacht verabschiedete ich mich von meiner liebgewonnenen Venice Beach Urlaubs-WG und ziehe aus nach Downtown, um da noch einmal meiner Lieblingsbeschäftigung zu frönen: Im Bademantel abhängen und fancy Drinks zu mir nehmen. Das The Line Hotel in Downtown Los Angeles befindet sich in Korea Town. Ramen Shops neben nicht identifizierbaren asiatischen Apotheken-Häusern und nicht zuletzt das Hotel, dessen Ausblick auf die Hollywood Hills mich zwar 40 extra Dollar kostet, allerdings jeden Pfennig davon wert ist. Inklusive liebevoll eingerichtete Orangerie mit Tapas Restaurant und Pool auf dem Dach.

 

  1. Januar – die lange Liste bleibt lang

Kultur? Museen? Das Observatorium? LACMA? The Grand? Ganz zu schweigen von den kulinarischen Knallern, die mir um eine Woche haarscharf entgangen sind – die liebe Mary Scherpe von Stil in Berlin hat sich nämlich kurz nach mir auf den Weg nach LA gemacht – und die ist ja bekanntermaßen ein Trüffelschweinchen in Sachen Insider Leckerbissen. Also, Augen offen halten und folgen. Ich wittere einen LA Food Guide.

Ich nehme nebst koreanischer Souvenirs also auch meine kilometerlange To-Do Liste für LA wieder mit zurück nach Deutschland und freue mich auf das nächste Mal. Nun bin ich aber erst einmal satt und pleite. Der Glanz der Stadt schmeckt süß und nach Palmen, färbt die Zunge bunt und entspannt den Kiefer – aber im Abgang kratzt es hinten im Hals auch künstlich metallisch nach unbezahlten Rechnungen. Das ist mir das unbeschwerte easy breezy Leben hier dann nun doch nicht ganz Wert. Sorry. Da freut man sich am Ende doch wieder auf seinen Dönermann umme Ecke im sexyarmen Berlin, selbst wenn der mir bei bitterkalten minus zwei Grad und Regen den Ayran rüberschiebt.

Bye Bye Elay!

 

5 Kommentare

  1. Carolin

    Ich liebe dein Travel Diary und deine Schreibe, vielen Dank dafür! Besonders der letzte Absatz hat mich aber nachdenklich gemacht. Ich lebe seit 8 Jahren in Berlin und am meisten vermisse ich wirklich das gute Wetter – bzw. das, was ich dafür halte: Sonne, warm, immer Sommer. Eine Stadt wie Berlin mit solch einem Klima – nicht auszudenken! <3 (Barca als Alternative, maybe)

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