Man kann es sich im Jahr 2017 eigentlich kaum noch vorstellen, aber Fakt ist: Nur ein Bruchteil der Luxus-Modehäuser verkaufen ihre eigenen Designs im hauseigenen Online Store, noch auf großen Plattformen wie Net-a-Porter oder Farfetch.com. Céline gehört dazu, ebenso wie Chanel. Die Strategie dahinter ist einleuchtend: Die Produkte künstlich verknappen und nicht jedem zugänglich machen, damit wir uns auch noch nach x Jahren die Fingerchen nach ihren Produkten lecken.
So langsam allerdings scheint man eine Kursänderung anzusteuern, denn während Chanel den Online Handel ihrer Parfum-, Pflege- und Make-Up-Range erst kürzlich selbst in die Hand nahm und die Gerüchteküche von einem sanften Einstieg ausgeht, bevor auch die Ready-to-Wear-Linien und alle Accessoires folgen, gibt’s ganz frisch auch News aus dem Riesenkonzern LVMH: LVMH is working on an ecommerce site that would bring together all of its brands — and those of competitors — on one portal and represent the most ambitious attempt yet by the French group to capitalise on fast-growing online sales of luxury goods, so die Financial Times. Was das bedeutet? Céline, Louis Vuitton, Fendi, Dior, Givenchy, Kenzo, Sephora, ja sogar Rimowa und weitere Häuser aus dem LVMH Portfolio gehen endlich online und vereinen sich auf einer einzigen Plattform.
Oder auch: Bon Marché goes online, sozusagen. Denn was viele von uns nicht wissen: Der Department Store ist das stationäre Aushängeschild des Konzerns, der sich für 70 Marken aus dem Bereich Fashion, Beverage, Beauty und Schmuck verantwortlich zeichnet.
Bislang ließ man jedes Brand sein eigenes Süppchen kochen, doch nun erteilt LVMH Net-a-Porter, Matches Fashion und Co eine Kampfansage, lässt jede Marke weiterhin autonom walten, sorgt aber dafür, dass sich alle gemeinsam weiter öffnen und das am besten an einem Ort. Der Grund? Ein frischer Wind weht im Traditionsunternehmen von Bernard Arnault, seit Ian Rogers von Apple abgeworben wurde, und ein Umsatzrekord nach dem nächsten feuert die ganze Sache an. Man kann die Online Shop Konkurrenz wohl nicht länger ausblenden und See now, buy now-Konzepte scheinen sich tatsächlich durchzusetzen, anders können wir uns den Ad-Hoc-Move des Riesen auch nicht ganz erklären.
Dass der Online Vertrieb mehr und mehr zur Konkurrenz für den stationären Handel wird, müssen wir euch an dieser Stelle sicher nicht erklären. Und selbstverständlich war uns auch schon immer bewusst, dass unser Portemonnaie beim virtuellen Kauf lockerer sitzt – aber wusstet ihr, dass wir im Durchschnitt 50 Prozent mehr ausgeben, wenn wir die Möglichkeit haben, sowohl online als auch offline zu shoppen? Tjaha, so einfach gestrickt sind wir. Aber klar: Dort wo eine Gelegenheit lauert, da schlagen wir auch zu. Zumindest viele von uns. Also Obacht!
Wir sind natürlich trotzdem irre gespannt auf den ersten Schritt Richtung E-Commerce aus dem Hause LVMH, der ab Mai alle Brands unter einem Deckmäntelchen in die Welt der Online Shopperei hinaus lässt und machen selbstverständlich noch mal piep, wenn es endlich soweit sein wird. Bis dahin heißt’s: Unberührt bleiben oder sparen, sparen, sparen!