Ich poste in letzter Zeit nur noch sehr selten Einzeloutfits und zwar vornehmlich, weil ich mich frage, wann so ein Outfit überhaupt die Berechtigung hat, ganz allein im Fokus zu stehen, da müsste es ja eigentlich nahezu atemberaubend zugehen, aber das geht es derzeit nunmal nicht. Also habe ich mich für eine weitere Ausgabe „Outfits aus dem Alltag entschieden“ und erneut feststellen müssen: So einen richtigen Stil konnte ich mich auch mit 29 Jahren nicht aneignen. Vor ein paar Wochen versuchte ich mich bereits an einer Erklärung, weshalb das alles im Grunde gar kein Problem ist und plädierte noch dazu für die muntere Freiheit der Unentschlossenen. Jeder Tag ist für Leute wie uns ja ein gänzlich neuer! Wir können in Rollen schlüpfen oder auch nicht und sind vielleicht nicht immer „gut angezogen“, aber zumindest auch nicht festgefahren. Das ist ja schonmal was. Und am Ende, wenn man sich denn niemals so richtig findet, dann hat man sich ja doch irgendwie gefunden. Mir schwant jedenfalls, dass kein roter Faden auch ein roter Faden sein kann. Da oben etwa sehe ich sechs Mal mich selbst, was so viel bedeute soll wie: Wenn man sich wohl fühlt, ist das nicht nur die halbe, sondern eventuell bereits die ganze Miete, ganz egal, ob die stilistische Schublade stets dieselbe oder immer weniger eine andere ist:
Auf dem Weg zu einer Hochzeitsgartenparty von Schulfreunden. Einen Dresscode gab es im Grunde keinen, Hauptsache bunt und sonnig. Und gemütlich! Deshalb trug ich Chucks zum Polka Dot-Kleid, der heiratende Kumpel spielte nämlich jahrelang in Punk Bands. Richtig viel falsch machen, konnte ich also nicht. Hab‘ ich aber trotzdem: Dem weißen Blazer entledigte ich mich ganz schnell, die Braut trug nämlich selbst kein Weiß, sondern ein blaues Blumenkleid. Upsi.
Blazer: Von Mama // Kleid: Review //
Tasche: ähnliche bei Revolve // Schuhe: Converse All Star 70
Die sommerhaften Temperaturen überfordern mich streckenweise noch, weshalb ich in meiner Freizeit oft nach Kraut und Rüben aussehe. Bestickte Blusen gehen allerdings immer, wenn man mich fragt. Genau wie Kord. Diesen Rock hier habe ich während des letzten Heimatbesuches meiner Mutter aus dem Schrank stibitzt. Was ich an knielangen Röcken mag. Schlitze! Gegen die Birnen-Form.
Bluse: & other stories // Rock: Closed Jeans (2nd Hand)
Es ist nicht immer leicht, eine Jeans zu tragen, die so groß ist wie ein Zelt, keine Frage. Aber dafür umso gemütlicher, man muss sich bloß trauen – beim Tragen weht nämlich immer ein zarter Wind ums Bein. Ich fürchte, so wie dort unten könnte ich deshalb also den halben Frühling über aussehen. Mein persönlicher Fund der Woche: Vier Jahre alte Sandalen von Minimarket, die sich im Keller versteckt hatten. Und bunte Ohrringe, die schön klappern und aus jedem Schlendrian-Nicht-Outfit immerhin ein Outfit zaubern:
Top: 2nd Hand // Jeans: KDG x Jane Wayne // Schuhe: Minimarkt (von 2013) // Tasche: Prada // Ohrringe: Vintage
Der weingetränkte Abend vom Vortag steht mit hier ein wenig ins Gesicht geschrieben, ich werde nämlich auch nicht jünger und kann ganze Lieder von Zweitageskatern flöten. Es gab allerdings eine Verlobung zu feiern, weshalb ich eine alkoholische Ausnahme machte, mit Alkohol kann man mich meist nämlich bis über alle Berge jagen – sehr zum Leidwesen meiner Freunde. Die finden die beschwipste Nike nämlich zum Piepen. Na super, was soll mir das bloß sagen, frag ich mich da. Das Shirt ist übrigens mein bester Kleiderschrank-Freund. Beinahe hätte ich eine Träne verdrückt, als beim Malen eines Tages dicke Acryl-Farbkleckse vom Pinsel zum Stoff rüber wanderten. Wegwerfen oder noch mehr kleckern? Letzteres natürlich. Hält jetzt sogar schon mindestens 20 Waschgänge lang.
Shirt: Wood Wood (angemalt) // Jeans: 2nd Hand, ähnliche bei Urban Outfitters // Tasche: ähnliche bei Revolve
Und plötzlich stand noch so eine Einladung ins Haus, zu der man nicht als Lumpi gehen, es aber auch nicht übertreiben sollte. Im Angesicht solcher Zusammenkünfte kommt seit geraumer Zeit immer häufiger Perlen-Paula-Schmuck zum Tragen, ich hätte es ja selbst nie für möglich gehalten. Aber ohne die Südsee-Accessoires aus Omas Schatulle fühlte ich mich mit Bandeau-Top und Skinny Jeans mehr nach Coachella als nach Mensch. So ging es dann nun aber doch:
Jeans: Asos // Top: Asos // Blazer: Mama // Sandalen: Castañer
In etwa so sieht mein Büroalltag aus. Den grünen Weekday Blazer hüte ich seit drei Saisons wie einen Schatz, weil ich immer noch der Meinung bin, dass es kaum eine bessere Frühjahrs-Jacke gibt. Dazu ein bisschen heiß geliebtes Karo und ein portugiesische Urlaubs-Mitbringsel, in dem sogar Sandkastenspielzeug seinen Platz findet, fertig. Ich plädiere außerdem für die Wiedereinführung von diesen Schmetterlingshaarspangen aus dem Drogeriemarkt. Achso, und die Jeans wirkt aus dieser Perspektive knalleng, aber weit gefehlt. Ein kleines Schlabberwunder ist dieses Acne Studios Modell, das aus unerfindlichen Gründen der Figur schmeichelt wie kaum ein zweites. Besonders gut kommt außerdem meine Nase zur Geltung. Es ist mir tatsächlich schon passiert, dass Leute auf der Straße mich ganz verwundert ansprachen – meine Nase sehe auf Frontalfotos so zierlich aus, lustig sei das ja! Aber nein, ich habe tatsächlich eine Nase und würde keine andere haben wollen: