Plötzlich wusste ich nicht mehr wohin:
Bye bye Köln, Hallo Berlin <3

19.06.2017 Slow Sunday

2017 ist wohl das Jahr der großen Veränderungen, zumindest scheint das bei mir bisher so zu sein. Nachdem 2016 eine negative Wendung die nächste jagte, hätte ich mir ja eigentlich gewünscht, dass dieses Jahr einfach nur die Sonne scheint, damit wir all das, was war, schnell vergessen können. Doch nur Silvester feiern und positiv denken, reicht halt manchmal eben doch nicht.

Nein, wieder aufstehen, umdenken und den Umschwung selber einleiten war mehr als überfällig, und damit beziehe ich mich nicht bloß auf meinen eigenen Kosmos, sondern durchaus darüber hinaus. Was ist denn nur los? Sind die Mondphasen durcheinander geraten? Bekomme ich eine etwas verspätete Quarterlife Crisis oder habe ich mich einfach zu lange hinter Projekten, Arbeit und der stillen Suche nach mir selbst versteckt und dabei nicht gemerkt, wie die Jahre ins Land gehen? Plötzlich war ich also 27 Jahre alt und wusste nicht mehr wieso, wohin und warum. Zeit also, neue Gefilde zu bestreiten und Veränderungen einzuläuten. Gesagt getan: Hallo Berlin!

Aber noch mal zurück zum Anfang, denn zu Beginn des Jahres beschloss ich, einen neuen Job anzunehmen, weil mir mein Alter nicht mehr gefiel. Ich nahm mir vor, öfter Nein zu sagen und überhaupt lautstark mitzuteilen, wenn mir etwas nicht passt. Ich verlor mich fast in der Aufgabe der völligen Nachhaltigkeit, um anschließend wieder etwas zurückzurudern und nicht so hart zu mir zu sein. Die Selbstliebe (mein persönliches Lebensprojekt) bleibt mir immer noch ein großes Rätsel – ich tue mich sehr schwer. Auf der ewigen Suche nach mir selbst und meinem inneren Frieden, trennte ich mich von nahezu allem, was ich besaß, ohne mir dabei wirklich näher zu kommen. Nach fast einem halben Jahr habe ich nun das Gefühl, mich von fast allen äußeren Einflüssen entledigt zu haben, die mich belasten und aufhalten, um endlich den Weg für mehr Raum, Inspiration und das Hier und Jetzt zu finden. Zuletzt ging das tägliche Make-Up und mit ihm der Wunsch, mich vor allem schützen zu wollen. Seit ich das letzte Mal vor mehr als 4 Wochen meine Augen geschminkt und meine Augenbrauen in Form gebracht habe, bin ich jetzt immer 24/7 ungeschminkt und fühle mich freier (und schöner) als jemals zuvor. Ist das nun der Beginn oder das Ende einer langen Reise? Vermutlich irgendetwas dazwischen.

Und weil in mir das Verlangen nach Frieden und Freiheit immer noch unbeständig brodelte, wagte ich diesen Monat noch einen vorerst letzten und dafür ziemlich radikalen Schritt in Richtung Neuanfang:

Ich habe meinen zu dem Zeitpunkt noch relativ frischen Job gekündigt und bin bei meinem Freund mit nichts als Liebe im Herzen ausgezogen. Und ich kaufte das, was ich mir schon sehr lange ermöglichen wollte: Das One Way Ticket nach Berlin inklusive einer Portion völlig unschuldiger, kindlicher Freude auf ein selbstbestimmtes Leben und eine neue Freiheit, die zum Greifen nah war.

Nach 5 Stunden Zugfahrt erwartete mich dann leider auch erstmal keine Freiheit, sondern ein riesiges schwarzes Loch, in das ich fiel. 36 Stunden Hardcore-Heimweh bis ich jede Träne aus meinem Körper geweint hatte. Ich kann schwer loslassen und vielleicht muss ich das auch gar nicht, aber Abschied nehmen tut immer sehr weh. Sei es nun von einer Person oder einem Lebensabschnitt. Nach der dritten schlaflosen Nacht kam ich endlich zur Ruhe und holte für die nächsten Tage erstmal alles nach: Ganz viel schlafen. Nicht zum ersten Mal habe ich gemerkt, dass kleine Schönheitskorrekturen manchmal nicht mehr helfen. Dass eine Neuanordnung meiner Möbel keinen Unterschied mehr macht und dass es Momente gibt, in denen man Lebensabschnitte einfach mit Bestimmtheit hinter sich lassen muss. Und manchmal merkt man erst, wenn der Tapetenwechsel vollzogen ist, wie schrecklich die alte Tapete war und wie sehr sie aufs Gemüt schlug. Im Nachhinein kann ich die Stimmen deutlich hören, die mich gebeten haben, doch noch einmal was zu verändern.

Muss ich nochmal raus, so kurz vor dem Erwachsen werden? Oder ist es das Erwachsenwerden, das mich rauszieht? Ich habe tausend Gedanken in meinem Kopf und gleichzeitig eine wunderschöne Stille. Oh, mein liebster Neuanfang, ich bin so froh, dass wir wieder vereint sind und ich freue mich auf all die Höhen und Tiefen, die du für mich bereithalten wird.

Bye bye Köln – und Berlin: Danke für dein wahnsinnig herzliches Willkommen. Du fühlst dich gut an. Mehr davon bald hier <3

5 Kommentare

  1. Sabrina Bianca

    Ich fühle mit dir. Und kann das alles nur bestätigen: Manchmal muss man einen alten Lebensabschnitt abschließen. Gut gemacht 🙂

    Antworten
  2. Anna

    „Muss ich nochmal raus, so kurz vor dem Erwachsen werden? Oder ist es das Erwachsenwerden, das mich rauszieht?“

    Das trifft es bei mir grade perfekt! Hab heute auch meinen Job gekündigt und verlasse meine Stadt mit nichts als Liebe. Aber irgendwas fehlt halt doch.
    Toll diesen Text zu lesen, fühlt sich super an!

    Lieben Gruß und einen tollen Neustart.

    Antworten
  3. Nicole

    Liebe Julia, vielen Dank für diesen Artikel – ich kann deine Entscheidung sehr gut nachvollziehen und du triffst es mit deinen Worten auf den Punkt. Ganz viel Erfolg und einen tollen, erfahrungsreichen Start in das Neue, das Ungewisse! Liebste Grüße, Nicole

    Antworten
  4. Kat

    „Aber noch mal zurück zum Anfang, denn zu Beginn des Jahres beschloss ich, einen neuen Job anzunehmen, weil mir mein *Alter nicht mehr gefiel“. –> schöner Freud’scher Verschreiber mit dem „Alter/alter“ =DDD

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr von

Related