Wo ist nur die Zeit geblieben? Gefühlt habe ich erst vorgestern zusammengeschrieben, welche Events und Neuvorstellungen uns in der Winterausgabe der Fashion Week erwarten und plötzlich sind es sechs Monate später, 15 Grad wärmer und es heißt schon wieder: Terminkalender zücken und brav mitschreiben, was uns in der kommenden Woche alles erwartet.
Ich wünsche mir ja nichts mehr, als dass ich euch zweimal im Jahr eine ganze Palette toller neuer Ecobrands vorstellen kann, aber leider müssen wir uns da noch etwas in Geduld üben. Für diese Saison habe ich mir deshalb auch vorgenommen, einmal die konventionellen Brands etwas mehr unter die Lupe zu nehmen. Für meinen Geschmack habe ich die nämlich bisher zu wenig beleuchtet und hinterfragt, was sich da eigentlich in Sachen Nachhaltigkeit und faire Produktion tut. Und es tut sich was!
Die liebe Sarah Jane hatte mich nämlich im vergangenen Januar darauf hingewiesen, dass es durchaus Brands aus dem High Fashion Bereich gibt, die vielleicht nicht in aller Konsequenz grün produzieren, aber auf einem ziemlich guten und fortgeschrittenen Weg sind. Das ist jetzt vielleicht etwas schwer zu glauben, aber in diesem Moment war ich irgendwie überrascht. Zu lange befinde ich mich ganz offensichtlich schon in der Ecoblase, in der man prüfend und misstrauisch nach draußen schaut und einfach mal von vornherein alles abstempelt, was nicht laut „fair“, „vegan“ oder „nachhaltig“ brüllt. Diese Erkenntnis kommt mir gerade sowieso ganz gut gelegen, befinde ich mich zur Zeit doch auf dem Rückmarsch von meinem Ausflug in die Extreme von 100%iger Nachhaltigkeit zurück in die Realität. Und wer weiß: Vielleicht müssen wir auch einfach abrücken von unserer leichten Eco-Arroganz und uns eingestehen, dass die großen Labels nicht einfach immer nur ignorant sind, sondern manchmal tatsächlich selbst etwas ändern wollen. Gesagt und im Hinterstübchen notiert, werde ich natürlich trotzdem auch in diesem Jahr die grünen Messen nach Newcomern und Hoffungsträgern durchforsten.
Termine, Events und Talks
Die Ethical Fashion Show und der Greenshowroom sind das Herzstück der nachhaltigen Fashion Week, die vom 4. bis zum 6. Juli zeigen möchte, dass grün eben nicht unbedingt grün aussehen muss. Ich sage bewusst „zeigen möchte“, nachdem ich im Winter nach dem ganzen Modespektakel meiner Wut darüber, dass es anscheinend nicht Konsens ist, dass man sich auch als nachhaltiger Brand anstrengen muss, attraktiv und tragbar zu sein, hier Luft machen musste. Sehr gespannt bin ich auch auf die Salonshow und die Ethical Fashion on Stage, von der ich letztes Mal zu meinem eigenen Bedauern wenig positives zu berichten hatte. Meine anderen liebsten Termine für nächste Woche sind außerdem diese hier:
- gleich Dienstag geht es los mit einem Vortrag zum Thema „Wie lassen sich Sustainability-Flächen in bestehende Label Konzepte integrieren?“ – 10:30 Uhr am Stand E01
- Safia Minney, Gründerin des Labels People Tree, stellt ihr Buch „Slave to Fashion“ vor – 12 Uhr im Obergeschoß des Funkhauses
- Ebenfalls am Dienstag gibt es dann zum Abschluss noch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Kann Fashion In sein, wenn Menschenrechte Out sind?“, unter anderem mit Vertretern der Otto Group, der Fair Wear Foundation und Vertretern der Politik – 17 Uhr, Obergeschoß
- Mittwoch werde ich mich neben der Salonshow und der Ethical Fashion on Stage Show garantiert bei der Lemonparty by Lanius und Weleda vorbeischauen – ab 18:30 Uhr im Außenbereich
- Freitag finde ich noch den Fashion Summit zum Thema „Wie man mit grüner Mode Geld verdienen kann“ mit Vertretern von Wunderwerk, Glore, Lanius und Oekotex interessant – 11 Uhr im Obergeschoß
Weitere Veranstaltungen findet ihr hier – und eine Übersicht über die Aussteller gibt es hier.
Zur Anmeldung bitte hier entlang (mit diesem Ticket habt ihr auch Zugang zur Premium, Show&Order und zur Bright).
Und dann würde ich gerne noch wissen, was euch interessiert: Von welchen konventionellen Brands würdet ihr gerne einmal mehr über nachhaltige Zielsetzungen und die Verbesserung der Produktionsbedingungen erfahren?