Wenn ich jetzt noch ein einziges Mal jemanden über das gottverdammte Wetter meckern höre, schnall ich ab, aber mit Vollgas. Ja, Regen ist scheiße, die dicken fetten Kackearsch-Wolken sind gemein und draußen ist es viel zu kalt und wo bleibt überhaupt der Sommer, ich verstehe das ja, und los, wir schreien jetzt alle mal gemeinsam ganz laut und lassen den Hass so richtig raus, aber dann ist wirklich Schluss und bitte endlich Ruhe im Karton. Denn Freunde, absolut rein gar nichts, das wissen wir doch längst, wird durch selbstmitleidiges Gejammere erträglicher oder gar besser. Außer vielleicht die soziale Kompetenz, denn kollektives Schimpfen verbindet ungemein – Popcorn aber auch. Und deshalb packen wir das Sauwetter jetzt sofort am Schwanz und schleifen es aus dem Schatten ins Kino-Licht, um das Allerbeste draus zu machen. Ich bin mir nämlich sicher, dass ein Stück bitterböser Kammerspiel-Humor heute Abend sämtliche Wettertränen trocknen könnte. Beim Ansehen von Sally Potters Film „The Party“, der heute anläuft, soll sich während der Berlinale sogar jemand vor lauter Lachen übergeben haben – Eine bessere Auszeichung gibt es wohl kaum.
Julia Bähr fasste das Schwarzweiß-Szenario, das übrigens in nur 14 Tagen abgedreht wurde, für die FAZ in etwa wie folgt zusammen:
„Wer nicht selbst zerfällt, wird in die Luft gejagt. (…) Bruno Ganz (…) spielt Gottfried, den esoterischen Lebensgefährten der zynischen April, die bei jeder Gelegenheit erwähnt, dass ihre Beziehung kurz vor der Auflösung steht. „Bitte sag mir nicht, dass du gerade meditierst, Gottfried. Jetzt reiß dich mal zusammen“, sagt sie, als sie ihn im Schneidersitz auf dem Teppich vorfindet. (…) Die anderen Gäste sind Martha und ihre Frau Jinny, die gerade erfahren hat, dass sie nicht nur ein Kind, sondern Drillinge bekommt, und der gelackte Banker Tom, der mit Janets Mitarbeiterin und enger Vertrauter Marianne verheiratet ist. Tom kommt ohne Marianne, dafür mit einer Pistole und mit Kokain, das er erst mal vom bürgerlichen Wannenrand zieht.“
Bitterböse und zugleich grandiose Satire scheint dieses Werk zu sein, dessen Handlung auf der Ernennung Janets zur Gesundheitsministerin und der damit einhergehenden alkoholschwangeren Feierei im Landhaus basiert – inklusive missgünstiger Freunde en masse. Durch die rasanten Dialoge der scharfzüngigen Protagonist*innen wird in etwa 70 Minuten so gut wie jedes Thema durch den Kakao gezogen, das es derzeit zu diskutieren gibt: Die Politik im Allgemeinen, Beziehungsmodelle, der Feminismus, Gender-Debatten oder auch das Linksintellektuellentum.
Bis heute Abend dann!