Reißaus nehmen und die Welt kennen lernen, neue Kulturen aufsaugen und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen: Unsere neue Travel-Serie „Von morgens bis Mitternacht“ soll mit euch aus dem Alltag ausbrechen, euer Fernweh ankurbeln und euch in 24 Stunden das Schönste und Sehenswerteste einer Stadt mit auf den Weg geben. Und weil wir meist sowieso viel zu wenig Zeit haben, uns im Vorfeld durch Travel Guides zu durchforsten, haben wir Menschen gefragt, die uns dabei helfen, von längst platt getrampelten Pfaden abzukommen, die uns mit an ihren Sehnsuchtsort nehmen, in ihre Stadt, die voller Wunder steckt. Nach Tel Aviv geht’s heute direkt nach Italien, genau gesagt: Nach Mailand!
Und genau dafür kommt an dieser Stelle nur eine in Frage: Carola Seher, selbsternannte Aperitivo-Expertin, Mailänderin im Herzen und Liebhaberin italienischer Traditionsmarken. Zwei Jahre lang hat sie in der Mode-Metropole studiert und reist seither regelmäßig hierher: Mit ihren Freundinnen und beruflich. Carola Seher betreut mit ihrer eigenen Agentur C. Seher Public Relations unter anderem nämlich die Pressearbeit der schönsten Brillenlabels, die wir kennen, allesamt vereint unter einem Dach: Luxottica. Und damit meinen wir beispielsweise die Modelle von Dolce & Gabbana, Ray Ban, Prada, Miu Miu oder Olver Peoples. Also: Sonnenbrille auf, Eros Ramazzotti an, Stift und Zettel parat, denn hier kommen die besten Tipps für 24 Stunden schönstes Mailand-Gefühl!
Mailand mit dem Flieger zu erreichen ist übrigens ein Kinderspiel. Ich bin zuletzt nach Linate geflogen und kann den Transfer ins Zentrum mit der Buslinie nur empfehlen. Auf die Buslinie 73 achten, 1,50 Euro für ein Ticket zahlen und schon geht’s los! Das Ticket gilt für 90 Minuten, ihr könnt gleich danach also noch fix in eure Bahn steigen ohne ein weiteres Ticket zu ziehen. Mailand ist mit 1,3 Millionen Einwohnern übrigens die zweitgrößte Stadt Italiens und Hauptstadt der Region Lombardei sowie der Metropolitanstadt Mailand. Laut Wiki wissen wir: Mailand ist die führende Kultur-, Medien- und Modemetropole Italiens, eine Universitätsstadt und ein internationaler Finanzplatz als Sitz der Italienischen Börse. Sie beherbergt ein Weltkulturerbe, historisch bedeutsame Bauwerke und vielfältige Kunstschätze, die mehrere Millionen Touristen pro Jahr anziehen.
Carola Seher auf Instagram
Bereit für Mailand?
Liebe Carola, welche Lieder begleiten dich durch die Stadt?
Natürlich Eros Ramazzotti. Das läuft hier auch immer überall!
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Mailand ist für…
…alle, die sich nach einer Extra-Portion Eleganz sehnen – garniert mit einem Nostalgie-Häubchen und einer Prise 50s Design! Für ein Wochenende mit dem Liebsten ist Mailand übrigens ungeeignet – deutsche Männer finden Mailand erfahrungsgemäß schrecklich. Könnte daran liegen, dass die meisten Mailand-Besucherinnen dem gigantischen Shopping-Angebot nicht widerstehen können und somit der Kurztrip schnell zur Tortur für den ein oder anderen männlichen Begleiter werden kann. Da hilft dann selbst die Aussicht auf den weltbesten Aperitivo nicht!
Dein Herz hängt an Mailand, weil…
…ich als Studentin zwei Jahre hier gelebt habe und vielleicht die beste Zeit meines Lebens hatte. Mailand ist ein durch und durch eleganter Ort – und das bezieht sich nicht nur auf die Garderobe der Milanesi, sondern auf alle Aspekte des täglichen Lebens. Seine Bewohner sind offen, kreativ und sehr hilfsbereit. Ihre Haltung und der respektvolle Umgang miteinander machen die wahre Eleganz der Milanesi aus.
Be prepared:
Was sollte im Vorfeld auf jeden Fall in deinen Koffer wandern?
Mailand liegt in der nordwestlichen Po-Ebene, wird von mittelalterlichen Kanälen durchzogen und hat eine ganzjährig hohe Luftfeuchtigkeit. Das bedeutet: Mücken-Alarm! Ich packe immer ein kleines Mücken-Spray für unterwegs ein. Dazu ein Gel mit Minze aus der italienischen Apotheke – das hilft gegen müde Beine und geschwollene Füße. Blasenpflaster und ein paar Basics auf Italienisch sollte man ebenfalls parat haben. Buona fine settimana!
Welches Buch liest sich hier besonders gut?
Es gibt diesen neuen Bildband „Entryways of Milan – Ingressi di Milano“ aus dem Taschen Verlag, der ausschließlich den prunkvollen Portalen und marmorierten Fluren der Mailänder Hauseingänge gewidmet ist. Warum? Die Schönheit Mailands zeigt sich verhalten – und offenbart sich manchmal erst beim Blick hinter die Türen der Stadt. Die Ingressi, die Hauseingänge, spiegeln die Begeisterung für exquisite Materialien und überraschende Details wieder, die Mailand zur internationalen Modemetropole gemacht haben.
Ich packe meinen Koffer:
Was kommt aktuell bei dir rein?
Man kann Mailand am Besten zu Fuß erkunden, daher müssen flache Sandalen her. Ich liebe diese Trekking-Variante von Prada, mit der man sich als humorvolle Mailand-Touristin gleich mal selbst auf den Arm nehmen kann:
In Mailand braucht man außerdem immer ein schönes Kleid, am Besten in einem extravaganten Print oder komplett in Nachtblau, aber Hauptsache Midi-Länge! Das unterstreicht die Eleganz. Den Mini-Rock überlässt man hier großzügig den Römerinnen.
Ohne Sonnenbrille darf man quasi nicht aus dem Haus und es ist auch absolut okay, die getönten Gläser den kompletten Tag auf der Nase zu lassen. In Mailand ist das Teil des Looks. Aktuell muss es ein extravagantes Cat-Eye-Modell sein oder ein getönte Gläser in der Runway-Variante von Miu Miu.
Das beste Accessoire? Eine Vintage „Baguette Bag“ von Fendi, die man sich unter den Arm klemmen kann – große Shopper sind unhandlich und man kann damit auch nicht tanzen.
Für abends schmeiße ich mich in einen Komplett-Look von Pleats Please – die 90er Jahre sind eine für Mailand unglaublich wichtige Epoche und dürfen daher ruhig zelebriert werden. Dazu überdimensionale Vintage-Ohrringe – è pronto!
- Oberteil von Issey Miyake.
- Pleats Please Shirt.
- Issey Miyake Pleats Palazzo Hose.
- Rote Ohrclips von Proenza Schouler.
- Goldene Céline Clips.
24 Stunden Mailand fernab von getrampelten Wegen //
Vom Frühstück bis zur schönsten Bar, hin zum schnuckeligsten Hotel:
Wo schickst du uns hin?
Das Frühstück nehmen echte Milanesi immer in einer Bar ein – beim Lieblingsbarista, der natürlich schon weiß, wie man seinen Cappuccino am Liebsten trinkt („Bello chiaro!“). Dazu darf man auch ein (oder zwei) klitzekleine mit Marmelade gefüllte Croissants bestellen – Müsli gibt’s dann wieder zuhause.
Ich starte den Tag am Liebsten in der LùBar, ein wunderschönes Café in der Gallerie d’Arte Moderna, das von drei Brüdern aus Sizilien geführt wird. Man kann dort wunderbar im schattigen Innenhof sitzen oder in der kleinen Bar mit den charmanten Besitzern plaudern.
Ein Besuch der Villa Reale und des Museums lohnt allemal – alleine schon wegen der Collezione Grassi, der beeindruckenden Sammlung eines Mailänder Unternehmers und Tabak-Händlers, der in den 20er und 30er Jahren beeindruckende Kunst von Manet bis van Gogh aber auch der italienischen Avantguardisten für seine Villa am Comer See gesammelt hat.
Ein Spaziergang über den Corso Venezia, eine der schönsten Straßen der Stadt mit riesigen verwunschenen Stadtpalästen und imposanten Eingängen – Anna dello Russo wohnt hier – führt mich in mein Lieblingsviertel Brera. Brera ist eine eigene kleine Welt. Nur einen Steinwurf vom Goldenen Dreieck und dem touristischen Zentrum entfernt, findet man hier die Bewohner Mailands in ihrem natürlichen Mikrokosmos mit Obst- und Gemüselädchen, kleinen Boutiquen und alteingesessenen Cafés und Restaurants.
Zeit für einen zweiten Espresso und einen kleinen Plausch mit dem Besitzer des „Il Fioraio Bianchi“ – einem bezaubernden Blumenladen und Café & Restaurant in der Via Montebello. Das Essen hier ist übrigens auch vorzüglich!
Danach geht es schnurstracks zu Antonia in der Via Cusani. Der Laden ist das bessere Corso Como 10 und der Trendseismograph der schicken Mailänderinnen. Antonia hat einfach von allem die beste Auswahl: Egal ob wunderschönste Borsalino Hüte, die verspielte Swimwear von Lisa Marie Fernandez oder die neuesten Isabel Marant Teile. Hier lasse ich mich inspirieren – und oft kaufe ich anschließend eins der Teile, die ich dort gesehen habe, im Online-Shop, weil es mir nicht mehr aus dem Kopf geht.
Von dort geht es weiter zu Madame Pauline Vintage. Das ist eigentlich mein Geheimnis, aber euch verrate ich es heute: Einer der besten Vintage-Läden der Stadt und gleich um die Ecke des Foro Buonaparte! Alle großen Stylistinnen kaufen hier ein.
Zu einem späten Mittagessen gehe ich gerne in die Latteria di San Marco. Das ist ein uraltes Mailänder Restaurant, in dem original seit den 50ern nichts mehr verändert wurde. Die hausgemachten Ravioli sind ein Gedicht! Ich habe schon öfters Miuccia Prada hier getroffen (und mich natürlich nie getraut sie anzusprechen), denn sie wohnt gleich um die Ecke.
Nach Pasta, Insalata und Caffè geht es schnellen Schrittes durch das Foro Buonaparte in den westlichen Teil der Innenstadt. Vorbei am Corso Magenta mit seinen wunderschönen kleinen Läden und Cafés, laufe ich zum Spazio Rossana Orlandi. Das ist ein magischer Ort – eine Mischung aus Kunstgalerie, Designstudio und Vintage-Möbelausstellung und das Ganze erstreckt sich auf drei Etagen plus Garten in einer verwunschenen alten Krawattenfabrik. Rossana ist eine dieser faszinierenden Mailänder Persönlichkeiten: Sie hatte bestimmt schon drei Leben und ist mittlerweile über 70, aber immer noch cooler angezogen als die meisten Frauen mit 25. Ich könnte stundenlang durch ihre Ausstellung schlendern und mir die Designobjekte und Kuriositäten ansehen. Ihr Team ist wahnsinnig hilfsbereit und kann zu jedem der Objekte eine Geschichte erzählen. Ich habe hier schon die interessantesten Menschen kennengelernt – zuletzt einen Pianisten aus Warschau, der extra wegen einer kleinen Lampe (es war ein Einzelstück, eine Sonderanfertigung eines jungen Künstlers) angereist ist, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging.
Ich nehme die nostalgische Tram-Bahn bis zur Piazza 24 Maggio. Dort befindet sich etwas abseits in einer Seitenstraße Bahama Mama, die kleine Nail-Bar von Gaia Venuti, die ich vor Jahren bei einem PR-Event kennengelernt habe und seitdem regelmäßig besuche. Im vorderen Bereich des Ladens gibt es eine kleine Juice Bar und eine Vintage-Boutique – Gaias Freundinnen arbeiten alle in der Mode und bringen ihre abgelegten Schätze hierher. Der Name Bahama Mama stammt übrigens von Gaias Lieblingsnagellack, einem dunklen Auberginenton, der perfekten zu allen Milanese-Outfits passt.
Es ist Aperitivo-Zeit – die ‚Cocktail Hour‘ der Mailänder – und eine für diese Stadt und ihre Bewohner heilige Tradition. Aperitivo ist übrigens die beste Erfindung seit der Pasta: Man trifft sich direkt nach der Arbeit mit Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen oder mit dem Date zu einem leichten Drink (Saint Germain Spritz!) und salzigen Snacks, die in Form eines Mini-Buffets ab 18 Uhr in allen Bars der Stadt angeboten werden. Die klugen Milanesi wissen nämlich: Ein kleiner Drink nach Büroschluss hilft gegen Stress, Job-Durchhänger, Unterzuckerung und ist dabei unverbindlicher und flexibler als eine Dinner-Verabredung. Eleganter Nebeneffekt: Man startet entspannt und mit einem leichten Schwipps in den Abend! Stupendo. In Mailand eröffnet jede Woche eine neue Aperitivo-Bar, aber der „Klassiker“ ist natürlich die Bar Basso, die den berühmten „Negroni Sbagliato“ erfunden hat. Hier schmecken die Oliven und der Spritz besonders gut. Mit meiner Freundin Laura und alten Freunden aus der Uni treffe ich mich im Sommer gerne auf der Terrasse des Giacomo Caffè im Palazzo Reale gleich neben dem Duomo.
Mit dem Scooter geht es weiter zum Abendessen ins T’A Milano. Das kleine Bistro im Art Deco Stil wurde von Vincenzo De Cotiis designt und ist gerade schwer angesagt. Wenn wir dort keinen Tisch bekommen (in Mailand reservieren nur die Touristen!), können wir immer noch zu meinem Lieblingsrestaurant I Pesciolini. Dort gibt es den besten, frischesten Fisch der Stadt und ein grandioses Lachstartar. Das Ambiente ist schlicht und schnörkelos und die Atmosphäre entspannt.
Für einen letzten Drink gehen wir meistens ins Plastic – dieser Club ist noch so eine Mailänder Institution! In den 80er Jahren wurden hier die wildesten Fashion Parties gefeiert. Legendär und immer gut für einen Absacker!
Hotels in Mailand sind entweder teuer oder hässlich – oder beides, wenn mal wieder gerade Messe oder Fashion Week ist. Daher unbedingt rechtzeitig eins der elf Zimmer in der charmanten Antica Locanda Solferino mitten in Brera reservieren! Mit etwas Glück kann man von einem der kleinen Balkone aus das bunte Treiben auf der Via Solferino beobachten. Die Zimmer sind herrlich gemütlich und mit antiken Möbeln aus den 20er Jahren ausgestattet. Und der Service? So fürsorglich wie bei Mamma!
Dein Urlaubsschnappschuss aus Mailand?
5 Instagram-Accounts aus der Stadt,
die den Geist und das Leben hier perfekt einfangen.
Ein Mitbringsel für die Liebsten,
das aus Mailand mitgebracht werden sollte.
Zahnpasta von Marvis und Dolci aus der Pasticceria Marchesi in Corso Magenta. Ich beschenke in der Weihnachtszeit alle meine Freunde mit dem berühmten Panettone – der italienische Weihnachtskuchen mit Mandeln und kandierten Orangen. Die Marchesi-Kekse mit einem Hauch sizilianischer Zitronen sind allerdings auch nicht zu verachten!
Welcher Stadt soll sich unser Guide als nächstes widmen?
Tel Aviv. Ich LIEBE Tel Aviv. Das ist einfach der besonderste Ort an dem ich je war!