Irgendwann einmal besaß ich Seglelschuhe. Das Modell von Timberland mit der Extraportion Spießigkeit. Da ich aber weder Jura, noch irgend ein anderes adrettes Polohemd-Fach studierte, wurden die Ledertreter nicht weiter beachtet, eher wohl verachtet. Dabei ist das doch eigentlich Quatsch. Meine beste Freundin studiert BWL und nein, sie würde diese Art von Fußkleidung niemals anrühren und eigentlich sind das doch auch alles nur Vorurteile. Jeder sollte doch tragen können, was ihm beliebt, oder?
Naja, so einfach ist das eben nicht. Denn ich kramte sie wieder hervor und finde deren Anblick damals wie heute wunderschön. In meinem Kopf habe ich mir das Ausführen dergleichen recht ordentlich zusammengsponnen und abgewogen:
Wenn ich die Schuhe nur möglichst ranzig kombiniere, oder gar zum Inidianer-Look ausführe, würde man wohl nicht annehmen, dass ich zur Perlenohring-tragenden Juppie-Fraktion gehöre. Denkste. Diese Schuhe sind so Klischee-behaftet wie kaum ein anderes Modestück unserer Zeit.
Meine Freunde werfen mir verstörte Blicke entgegen, fragen sich, ob bei mir noch alles richtig tickt. Die Hippies im Park, mit denen ich sonst einvernehmliche Blicke austauschte, sehen nun ernsthaft entsetzt aus. Es scheint, als würde man augenblicklich in eine Schublade gepackt werden, wenn man es sich auch nur wagt, Segelschuhe hübsch zu finden. Und zwar in die der schmierig-gegeelten Papasöhnchen, die nichts geiler finden, als Mamis Cabrio vor dem Oberstufengebäude zu parken und dabei ihre scheiß anspruchslose Musik so richtig fett aufzudrehen. Ich plädiere eigentlich immer für Toleranz und das Leben-und-Leben-Lassen-Prinzip aber so will nicht mal ich sein. Und ich will auch nicht, das jemand denkt, ich sei so.
Eigentlich traurig. Es müsste mir verdammt noch mal schnurzpiepegal sein, was wer dort draußen von mir hält. Vor allem, wenn das Urteil aufgrund meiner Schuhpracht gefällt wird. Das zu akzeptieren fällt mir aber erschreckend schwer. Vielleicht, weil ich mich selbst als das Gegenteil der „La Martina“ – vernarrten Schnösel sehe. Und hier fange ich an, mich im Kreis zu drehen. Bin ich tatsächlich anders, wenn ich mein persönliches Empfinden so von Vorurteilen übermannen lasse? Wohl kaum. Vielleicht hat der Typ mit der Schmierfett im Haar ja auch ein verdammt gutes Herz.