Slow Sunday // Warum ich nie mehr
hormonell verhüten möchte

Es war Anfang 2016 als ich beschloss, von heute auf morgen die Pille abzusetzen. Und das, obwohl ich die Einnahme selber jahrelang kein Stück hinterfragt hatte. Es gab auch keinen ausschlaggebenden Moment oder noch ein Aha-Erlebnis: Ich wachte einfach eines Tages auf, schaute auf die Pillenpackung neben meinem Bett und dachte mir: Ich glaube nicht, dass das wirklich gut für mich ist.

Zu diesem Zeitpunkt nahm ich die Pille schon über 10 Jahre. Jeden Tag. Ziemlich praktisch fand ich das Ganze, denn ich konnte meine Periode durch die dauerhafte Einnahme ab und zu einfach ausschalten, ich musste mir keine Sorgen über Verhütung machen und meine Tage hatte ich höchstens 72 Stunden lang. Außerdem nahmen die Pille damals zu Schulzeiten alle; es war einfach schick und der weitaus angenehmere Weg, als im Zuge kollektiver Verunsicherung mit dem anderen Geschlecht über Verhütung zu diskutieren. Heute wünschte ich, jemand hätte mich (und uns alle?) mal mehr darüber aufgeklärt, was ich mir da eigentlich jeden Tag so einschmeiße.

Denn nachdem ich mich erst mit fast Mitte 20 ernsthaft mit meiner Periode und den Vorgängen in meinem Körper auseinandersetzte, wurde mir klar, dass ich – und da kann ich für einige meiner Freundinnen gleich mitsprechen – vor allem versuchte das monatliche Phänomen jedes Mal aufs Neue zu ignorieren. Meine Tage zu bekommen, fand ich anstrengend, hinderlich und irgendwie peinlich. Gerade gegenüber männlichen Bettgenossen hatte ich in der Vergangenheit sogar oft das Gefühl, dass ich mich schämen und darauf hoffen musste, dass mein Gegenüber mich genug mochte, um halbwegs vernünftig damit umgehen zu können. Der Gedanke, die Pille – oder den Nuvaring, den ich auch ein paar Mal versuchte – abzusetzen und mich dann mit unregelmäßigen Blutungen, stärkeren Blutungen und Zwischenblutungen auseinandersetzen zu müssen, war für mich so absurd, dass ich einfach nur kopfschüttelnd jeden morgen eine neue Tablette aus der pinken Verpackung nahm. 

Bis zu diesem einen besagten Morgen eben, als mir dämmerte, dass ich einen natürlichen Vorgang in meinem Körper erfolgreich versucht hatte in ein strenges Korsett aus Planbarkeit und Unbemerktheit zu zwängen. Und dass sich mein Körper, wenn ich mal ehrlich zu mir selbst war, auch genau so anfühlte. Alles war so abgedroschen, so mechanisch, so nervig. Es kam der Tag X im Monat, den ich mir als fortlaufendes Ereignis unter einem geheimen Namen in meinen Kalender gespeichert hatte, ich warf jedes Mal einen angespannten Blick in die Termine der kommenden Tage und hoffte, dass keiner der folgenden dabei war: Urlaub, Schwimmen, Sauna, Familienfest, Date mit Potential auf mehr oder irgendein anstrengendes Meeting im Job. Für drei Tage habe ich dann zwei verschiedene Größen Tampons mit mir rumgeschleppt, mich irgendwie unsauber und unattraktiv gefühlt und einfach abgewartete, bis alles vorbei war. Weder habe ich mich auch nur ein einziges Mal gefragt, wie es mir eigentlich geht, ob ich mich anders fühle, ob ich andere Bedürfnisse habe oder ob sich meine Emotionen oder mein Körper verändert. Noch habe ich mir Ruhe, Entspannung oder sonst irgendetwas Gutes gegönnt. Dabei passiert im Körper zu diesem Zeitpunkt so viel. Natürlich muss auch nicht der Ausnahmezustand ausgerufen werden, das mache ich heute auch nicht, aber an diesen Tagen ist eben nicht einfach alles genauso wie sonst. Seit ich die Pille abgesetzt habe ist mir das nämlich (schmerzhaft) mehr als klar geworden.

Etwa drei Monate, nachdem ich meinen Körper aus dem hormonellen Korsett entlassen hatte, taten sich erstaunliche Dinge: Ich war weniger traurig, ich hatte mehr Lust auf Sex, ich hatte stärker und länger meine Tage, ich hatte viiiiiiel stärkere PMS, meine Haut verschlechterte sich enorm, meine Haare glänzten mehr und meine Nägel waren weniger brüchig. Noch dazu fühlte ich mich während meiner Tage sehr schlapp, fast schon krank.

Heute würde ich keine Sekunde mehr gegen die Pille tauschen, sondern versuche meine Periode jetzt viel mehr anzunehmen, für sie dankbar zu sein und mich in dieser Zeit so wenig wie möglich zu stressen. Letzteres fällt mir immer noch schwer und ich erwische mich oft dabei, dass ich mir meinen ganzen Tag mit Terminen vollknalle, obwohl ich genau weiß, dass mir an diesem Tag etwas mehr Ruhe viel besser tun würde. Dann erschrecke ich mich jedes Mal und frage mich, warum man eigentlich immer das Gefühl hat zu 100 Prozent funktionieren zu müssen. Als wäre man eine programmierte Maschine, die immer und jeden Tag gleich ablaufen und niemals ausfallen darf. Das ist doch einfach absurd.

Vor allem die Menstruationsschmerzen, meine Hautprobleme und das Gefühl krank zu sein, waren für mich zu Anfang so verheerend, dass ich auch darüber nachgedacht habe, doch wieder auf die Pille umzusteigen. Mehr als einmal musste ich mich sogar krankschreiben lassen und konnte nicht zur Arbeit gehen. Aber – und das klingt jetzt vielleicht etwa absurd – war ich keinen Moment wütend oder genervt, sondern eher total froh, dass ich irgendwie spüren konnte, dass sich in meinem Körper etwas verändert. Das hier ist kein wissenschaftlich basierter, sondern ein emotionaler Text, aber trotzdem kann ich sagen, dass sich die angenehmen und die unangenehmen Veränderungen irgendwie heilend und natürlich angefühlt haben. Ich bin dankbar, dass mein Körper mir jetzt wirklich mitteilen kann, wie es ihm geht und was er gerade von mir braucht, ohne dass alles wie durch mit Hormonen getränkte Watte zu mir durchsickert.

37 Kommentare

  1. Sarah Naima

    Liebe Julia, danke für dein Schreiben. Allerdings ist mir doch bei der plötzlichen Fokussierung auf die „Unnatürlichkeit“ der Pille /hormoneller Verhütung manches nicht ganz verständlich und ich fände ergänzend einen Artikel aus medizinischer Perspektive spannend ( natürlich nicht unbedingt hier – allerdings ist das Thema ja wirklich omnipräsent). Es gibt ja auch durchaus andere Gründe, weswegen Menschen gering dosiert Hormone zu sich nehmen, Schilddrüsenerkrankungen zum Beispiel. Bestimmt hat man trotzdem die Möglichkeit, den eigenen Körper „wirklich wahrzunehmen“, auf ihn zu hören und nicht wie eine Maschine zu funktionieren, genauso vielleicht auch individuell bei der Pille, meinst du nicht auch?

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    1. Julia Jane Artikelautorin

      Doch das meine ich auch und wollte ich auch gar nicht anders darstellen. Es geht hier, wie immer, um meine Erfahrung und ich brauche die Pille nur zur Verhütung und für nichts anderes. Vor allem bin ich erschreckt darüber, dass die Pille einfach so überall und ständig verschrieben wird, bei mir waren dafür damals nicht mal 30min Arztbesuch notwendig – das finde ich viel zu wenig. <3

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  2. Aurelia

    ich bin mitte zwanzig und habe noch nie die pille genommen. einmal vielleicht ein halbes jahr den nuvaring- hab dann aber schnell wieder aufgehört.
    jeden monat denke ich, was für eine gemeinheit das doch ist. trotzdem find ich es eine ziemlich gruslige vorstellung genau all diese sympthome die zum zyklus und der weiblichen natur zu tun haben, zu unterdrücken. ich empfehle allen Freundinnen mal darüber nach zu denken, was sie da eigentlich genau machen und mittlerweile haben schon einige mit über 15 jahren pillenzeit aufgehört. sie alle beschreiben ihre gefühle ähnlich wie du und sind viel glücklicher!
    ich frage mich nur wie es möglich ist, auch junge mädchen ‚aufzuklären‘ oder wie sie zu erreichen sind. ich habe nämlich keine so jungen Freundinnen oder bekannte oder irgendwie kontakt..

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  3. Julia

    Liebe Julia, ich nehme ebenfalls seit über 10 Jahren die Pille und habe bereits zweimal versucht sie abzusetzen. Meine Haut wurde dann aber so schlecht, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe und wieder anfing sie zu nehmen. Hast du hier eventuell einen Tipp? Hast du damals etwas gegen die schlechte Haut machen können? Danke und liebe Grüße, julia

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    1. Sonja

      Liebe Julia, ich nehme die Pille schon seit einigen Jahren nicht mehr. Hatte und habe seit jeher mit mal mehr, mal weniger unreiner Haut zu kämpfen, ich glaube mich zu erinnern dass es bei mir nach dem Pille-Absetzen auch erst mal ne ganze Weile gedauert hat bis sich das eingependelt hat. Habe inzwischen ne kleine Auswahl von Cremes mit Hanföl entdeckt, die meine Haut um wirklich vieles verbessert haben und auch sehr verträglich, im Gegensatz zu vielen Drogerie- und Apothekenprodukten, die ich ausprobiert hab, sind.
      Die Serie heißt CutisHelp, wird in Tschechien produziert und ist bestellbar bei docsimon.de. 🙂

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  4. Isa

    Danke für diesen tollen Artikel!
    Ich habe vor 3Jahren auch die Pille abgesetzt, da ich mehr und mehr merkte, dass ich sehr oft gereizt war, keine Lust auf Sex hatte und mir bei jeder Kleinigkeit die Tränen kullerten. Das war einfach nicht mehr ich. Ich habe mich in meinem eigenem Körper plötzlich sehr fremd gefühlt und wusste, ich kann die Pille einfach nicht mehr weiternehmen. Gleichzeitig hatte ich dann angefangen die App Clue zu benutzen. Sie hilft ungemein abzuschätzen,wann es mit den Tagen wieder losgeht und ich habe sehr viel über mich und meinen Körper gelernt. Ich hatte vorher keine Ahnung von PMS und Mittelschmerzen, doch es machte plötzlich alles Sinn und es zeichnete sich schnell ein wiederkehrendes Muster ab. So habe ich gelernt Symptome zu erkennen und weiß jetzt mehr was in meinem Körper so vor sich geht. Auch bin ich viel selbstbewusster geworden über Menstruation mit meinen Freunden und Partner zu reden und mich auszutauschen.

    Perioden sollten kein Tabuthema mehr sein.

    Liebe Grüße
    Isa

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  5. Damaris

    Ich bin Mitte zwanzig habe noch nie die Pille oder andere hormonelle Verhütungsmittel genommen. Wobei ich immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt zu haben. Und zwar nicht weil ich meine Periode nicht mag und alles was damit zusammen hängt unterdrücken möchte, sondern um bequem und sicher zu verhüten. Ich habe das Gefühl, dass kommt in deinem Artikel nicht so rüber. Ist ja schön und gut das du dich so viel besser fühlst und deinen Körper spürst usw. aber wie verhütest du jetzt? Ich meine das ist doch der Hauptgrund warum man die Pille nimmt oder warum ich sie zumindest nehmen würde.
    Übereinstimme ich mit dir, dass Aufklärung super wichtig ist. Die Pille und Hormone sind ein Weg, aber eben nicht der einzige. Über Risiken und Nebenwirkungen sollte man bei allen Varianten bescheid wissen, nur so kann man abwägen und die richtige Entscheidung für sich treffen. Ich finde jeder steht da auch selbst in der Verantwortung sich zu informieren, genau wie Menschen von denen man Information bekommt (z.B Frauenärzte, Lehrer . . .).
    Liebe Grüße

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    1. Carolin

      Wie verhütet man wenn man nicht hormonell verhütet?

      Ich kann mal von mir berichten, ich habe die Pille vor 11 Jahren abgesetzt und seitdem mit NFP verhütet. Ressourcen dazu sind das Buch „Natürlich und sicher“ vom Trias Verlag sowie http://www.nfp-forum.de

      Die Methode wird seit Anfang der 80er Jahre wissenschaftlich begleitet und weiterentwickelt, lange Zeit wurde das Forschungsprojekt NFP von der Uni Düsseldorf betreut, heute an der Uni Heidelberg. Es gibt viele Publikationen zur Methode und ihrer Sicherheit, der Pearl-Index ist mit dem der Pille vergleichbar.

      Mir sagt die Methode besonders zu, weil ich dadurch meinen Körper/Zyklus sowie die Auswirkungen meines Lebensstils auf meinen Körper extrem gut kennenlernen konnte. Zudem ist sie sicher. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Schwangerschaftstest gemacht weil ich durch NFP immer wusste, was Sache (und nicht Sache ist). Erst als ich 2016 schwanger werden wollte haben mein Freund und ich die Methode umgedreht und haben direkt im ersten Zyklus positiv getestet.

      Ist sicherlich eine Typsache, aber für mich hat der bewusste Umgang mit meinem Zyklus und meiner Fruchtbarkeit vielmehr Vorteile, als eine hormonelle Verhütungsweise mir je bieten könnte. Zudem kostet es mich pro Tag nur 1-2 Minuten, NFP zu betreiben – ich finde es jedoch zum Teil so spannend und interessant, mich mit meinen Aufzeichnungen auseinanderzusetzen, dass ich (gewollt) mehr Zeit investiere.

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    2. Julia Jane Artikelautorin

      Auch das eine gute Artikelidee für die Zukunft, Verhütung ohne Hormone ist nämlich vor allem eins: gar nicht so einfach. Dazu gerne bald mehr. Liebe Grüße!

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  6. Marie

    Liebe Julia, ich würde mich freuen, wenn du den Artikel weiterschreibst und von deiner Zeit nach dem Absetzen der Pille erzählst und wie du mit den Schwierigkeiten (Haut etc.) umgegangen bist. Danke dir und liebe Grüße!

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  7. Mona

    Liebe Julia, ich mag wie Du schreibst und ich mag worüber du schreibst. Zeitgleich habe ich das Make Up verbannt und die Pille auf dem Nachttisch liegen lassen und bin so ziemlich durch den gleichen Wald gegangen. Ich freu mich über Deine Worte, die lassen einen fühlen und mitfühlen. Schön! Danke! 🙂

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  8. Lisa

    Das ein sehr persönliches Thema ist und ich mich freue, dass Du, Julia, den für Dich richtigen Umgang mit der Pille und Verhütung gefunden zu haben scheinst.
    Ich finde allerdings, dass die aktuelle Diskussion um die Pille bzw. die Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit von Verhütungsmethoden inzwischen teilweise ganz schön bizarre Ausmaße annimmt. Ich bin sehr dafür über mögliche Nebenwirkungen etc. aufzuklären; des aktuell in den Medien omnipräsenten Pillen-Bashings bin ich inzwischen aber ordentlich überdrüssig. Die Pille zum monokausalen Übel aller Lustlosigkeit, Depression,“Unnatürlich-Fühlens“ oder der Tatsache, dass man seine eigenen Bedürfnisse zurückstellt, zu machen und entsprechend zu verteufeln, halte ich schlicht für falsch und nicht minder gefährlich. Auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich Auszeiten und Ruhe zu gönnen sowie die Periode als Teil von sich zu akzeptieren, für den keine Frau sich schämen muss, ist richtig und ungemein wichtig – warum sich das allerdings für Dich und viele andere Autorinnen scheinbar mit dem Einnehmen der Pille widerspricht, ist mir nicht klar.
    Auch wenn ich das natürlich nicht abschließend beurteilen kann, kommt mir bei Deinem und ähnlichen Artikeln immer die Frage, ob es nun tatsächlich die Pille ist, die origo mali darstellt oder ob da nicht auch viel projiziert wird. Sollte letzteres der Fall sein und Dein Leben hat sich dennoch gefühlt verbessert, ist das ja an sich auch erst einmal völlig unproblematisch und für Dich wunderbar. Ich würde dennoch anregen einmal zu überlegen, ob hier nicht vielleicht sehr viel komplexere Zusammenhänge und Wechselwirkungen vorherrschen und es mit dem Reduzieren dieser auf die Frage „Pille – Ja oder Nein“ nicht getan ist.
    Und wenn der ganze Diskurs letztlich auch bewirkt, dass Frauen sich gar nicht mehr trauen offen zu erzählen, dass sie seit Jahren erfolgreich und zufrieden mit der Pille verhüten, weil sie von Bekannten wegen der viel beschworenen „Unnatürlichkeit der Pille“ angeschaut werden als hätten sie gerade offenbart in ihrem Keller ein Atomkraftwerk zu betreiben und sich täglich mit Plutonium einzucremen – ja, dann finde ich die Doppelmoral, die ich im Diskurs um die Pille und diese „Un-/Natürlichkeit“ zunehmend beobachte, extrem beunruhigend.
    Liebst, Eure Lisa

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    1. Julia Jane Artikelautorin

      Liebe Lisa, ich möchte selbstverständlich niemanden auf die Füße treten und klar ist die Pille eine akzeptierte Verhütungsmethode. Ich kann die Verbesserung von meinem Wohlbefinden jedenfalls 1:1 mit dem Absetzen der Pille in Verbindung bringen und was davon jetzt Tatsache und was Einbildung ist – ich finde das egal. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Einnahme von Hormonen (und das ist in der Tat unnatürlich) immer schlechter ist, als keine Einnahme von Hormonen. Wer aus medizinischen Gründen die Pille nimmt ist jetzt hier natürlich ausgeklammert, das versteht sich ja von selber. Aber wie gesagt: Jeder darf, soll und kann natürlich machen was für ihn am besten erscheint. Liebe Grüße!

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  9. Katja

    Bei mir gab es den umgekehrten Weg. Ich habe nie die Pille genommen, hatte aber immer wahnsinnige Regelschmerzen, die kaum auszuhalten waren. Bei einer Operation, als ich Ende 20 war, wurde festgestellt, dass ich an Endometriose litt. Diese wurde operativ entfernt und danach wurde mir die Pille verschrieben. Seitdem rettet mich die Pille jeden Monat vor dem Wiederauftreten der Endometriose. Sie ist für mich das einzige Mittel, das wirklich gegen Endometriose hilft. Das Schlimme war nur, dass durch die Endometriose ein Eierstock völlig zerstört war und ich nur durch eine Kinderwunschbehandlung überhaupt ein Kind bekommen konnte. Hätte ich bereits mit 16 die Pille genommen, wäre mir dieser Leidensweg erspart geblieben. Insofern würde ich mir eine etwas differenziertere Auseinandersetzung mit der Pille wünschen.

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    1. Jenny

      Liebe Katja, da ich selbst auch betroffen bin: ich habe mit 12 meine Periode bekommen, und aufgrund unerträglicher Schmerzen (Dysmenorrhoe) mit 13 (!!!) das Rezept für die Pille, um das körperliche Leiden einzudämmen. Von Endometriose sprach damals noch kein Mensch, auch mein Frauenarzt nicht.
      Die monatlichen Schmerzen verringerten sich nur minimal, aber mir wurde geraten die Pille weiterzunehmen. Mit Anfang 20 setzte ich sie dann ab – ich war längere Zeit Single und hatte das Gefühl, etwas ändern zu wollen. Ich fühlte mich schlagartig wie ein anderer Mensch; als hätte man mir eine große emotionale Last von den Schultern genommen. Alles fühlte sich plötzlich anders, klarer an. Die Schmerzen blieben gleich.
      Ein halbes Jahr später bin ich eines morgens vor Schmerzen bewusstlos geworden: im Krankenhaus entfernte man mir einen Eierstock, um den sich eine walnußgroße Zyste gewickelt hatte. Diagnose: Endometriose. Es folgte, wie bei Dir, der erneute Einsatz von Hormonen. Aber auch mittlerweile zwei weitere Operationen, die vierte steht bald bevor, und das alles innerhalb von 10 Jahren.
      Ich überlege nun erstmals wieder ohne Pille/Nuvaring klarzukommen, denn bewahrt hat mich die Einnahme vor stundenlangen OPs nicht. Einen Versuch ist es allemal wert.
      Am Ende lässt sich wohl wieder nur eins sicher sagen: Jeder Körper ist anders, reagiert und heilt anders. Und jeder muss für sich selber abwägen, welche Übel die kleineren sind.
      Alles Liebe!

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    2. Julia Jane Artikelautorin

      Aber liebe Katja, der Artikel handelt ja von mir und ich muss aus medizinischen Gründen nicht die Pille nehmen. Ich freue mich, dass deine Beschwerden wenigstens etwas gelindert werden konnten durch die Einnahme der Pille. Aber schau mal, ich denke es geht eher sehr wenigen so wie dir und den meisten wie mir – soll heißen, die die Pille aus Verhütungsgründen nehmen. Und das einmal kritisch zu hinterfragen lässt doch keine Rückschlüsse auf dich zu. <3

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      1. Katja

        Liebe Julia, ich weiß, dass der Artikel von Dir handelt. Ich glaube aber, dass es ein Irrtum ist, dass es nur Wenige betrifft. Zudem schreibst Du den Artikel nicht nur für Dich, sondern er erreicht auch viele junge Leserinnen, die sich Dich vielleicht zum Vorbild nehmen. Es hätten mir auch ein oder zwei Sätze gereicht, die vielleicht darauf hingewiesen hätten, dass die Pille auch durchaus positive Auswirkungen haben kann.

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  10. Rini

    Ich habe vor 3 Jahren die Pille bzw. den Nuvaring abgesetzt. Einfach weil ich sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr brauchte. Mir ging es nie schlecht mit den Hormonen, alles war gut. Aber nach dem Absetzen ging es mir irgendwie besser. Es lässt sich gar nicht beschreiben, ohne esoterisch zu klingen – denn das bin ich beim besten Willen nicht. Aber ich fühle mich seitdem freier und bin viel mehr Ich.
    Meine Haut wurde 6 Monate später furchtbar schlecht, zeitgleich mit starken Zyklusschwankungen. Letztere habe ich mit Mönchspfeffer in den Griff bekommen. Wegen der Haut bin ich zum Dermatologen. Das kann ich jedem nur wärmstens empfehlen. Die Symptome der Akne Tarda, die ich entwickelt hatte, ließen sich mit Medikamenten sehr gut behandeln. Nach ca. 3-6 Monaten war der Spuk vorbei. So habe ich zwar für ca. 6 Monate andere Medikamente eingenommen bzw. aufgetragen, aber da mein Ansatz für das Weglassen der Hormone nie „Natürlichkeit“ war, war das ok für mich.
    Verhütet wird jetzt mit NFP und Kondomen.

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    1. Julia Jane Artikelautorin

      Hi Rini, ach wie interessant. Ich war nämlich auch beim Dermatologen und der hat mir Medikamente verschrieben, die leider nur so lange gewirkt haben, wie ich sie auch eingenommen bzw. aufgetragen habe. Danach kam alles wieder und ich war total frustriert.

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  11. Sara

    ich finde es im zusammenhang mit diesem thema immer wieder erstaunlich, wie viele frauen tatsächlich so ein riesen problem damit haben, ihre regelblutung für sich anzunehmen und es als etwas ganz natürliches (und sogar schönes) zu betrachten.

    ich respektiere dabei absolut, dass es frauen mit regelschmerzen bzw. „nebenwirkungen“ gibt – auch wenn ich das selbst (glücklicherweise) nie erlebt habe.

    ich bekam meine erste regel mit 14. und war von anfang an stolz und fine damit! meine mutter hat mir von klein auf eine sehr natürliche umgangsweise mit der thematik vermittelt. dass die periode doch etwas schönes sei, weil es frau-sein bedeutet und ein zeichen dafür ist, dass wir kinder bekommen können.
    ich unterschreibe diese ansicht voll und ganz. und freue mich darüber frau zu sein.
    es hat immer auch etwas mit der eigenen einstellung zu tun. das bisschen blut ist doch halb so schlimm oder? und wenn wir es nicht ständig als lästig verteufeln, dann kriegt man „die tage“ nicht mal richtig mit. denn auch das bedeutet es für mich: feiern, dass wir frauen sind! 🙂

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    1. Carolin

      Ist leicht zu sagen, wenn man nie Regelschmerzen hatte. Ich hatte bereits mit 13 solche Schmerzen, dass ich mich einige Tage kaum bewegen konnte. Es war ein Albtraum. Zwei Jahre habe ich mit Schmerztabletten und Gänsefingerkrauttee jeden Monat versucht, das irgendwie zu überstehen. Mit 15 habe ich dann deswegen angefangen, die Pille zu nehmen. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich das will, weil es ein „Lifestyleprodukt“ ist und ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal GV, sondern hab es lediglich des Wohlbefindens wegen genommen. Jetzt bin ich 28 und nehme sie immer noch und kann bislang glücklicherweise nichts Negatives sagen. Malt doch nicht alle so schwarz (zum Thema Krebs gibt es auch Studien, dass sie für gewisse Arten das Risiko sogar senkt) und urteilt; ich würde mir auch wirklich mehr Offenheit im Diskurs und Akzeptanz für alle Entscheidungen – auch die für die Pille – wünschen.

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  12. sina

    Artikel dieser Art, die auf die ‚Nebenwirkungen‘ der Pille aufmerksam machen liest man aktuell ja viel.
    Vorteile, dass die Pille nach wie vor, eines der sichersten Verhütungmittel ist und außerdem z.B. das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs und/oder Endometriosen senkt, findet dabei kaum Beachtung.

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    1. CH

      Die langjährige Einnahme von hormonalen Kontrazeption erhöht aber auch das Risiko von bestimmten Krebsarten, darunter Gebährmutterhalskrebs. Für Brustkrebs gibt es mittlerweile auch genug Hinweise darauf, dass sich das Risiko durch die Pille erhöht, nicht verringert. Ich glaube wenn Frauen davon berichten, dass sie ohne Pille besser klar kommen und froh sind, sie abgesetzt zu haben, ist der Umkehrschluss draus nicht automatisch, dass diese Verhütungsmethode per se verteufelt wird. Die Tendenz im letzten Jahrzehnt, die Pille als Lifestyleprodukt anzupreisen, ist extrem kritikwürdig, weil es eben ein Medikament ist, dass Nebenwirkungen haben kann. Ich bin mir aber sicher, dass hier keine der anderen die Entscheidung nehmen will, sich für diese Form der Verhütung zu entscheiden erst recht nicht, wenn es medizinische Gründe wie Endometriose gibt. Das große Problem ist doch, dass unglaublich viele Frauen denken, dass es keine Alternative zu Hormonen egal in welcher Form gibt und dass das die einzige sichere Verhütungsmethode ist. Und wenn dann Nebenwirkungen auftreten (z. B. Kopfschmerzen, besonders während der Pause – ganz klassische Langzeitnebenwirkung der Pille) wissen sie sich nicht zu helfen. Hier fehlt die Aufklärung über Alternativen, z. B. NFP (wie von einer anderen Userin schon erwähnt) oder Spirale. In dem Bereich gibt es einfach viel zu viel falsches Wissen und Vorurteile.

      Antworten
      1. Juuuuuuu

        Liebe CH – kannst Du die Aussagen zu den krebsrisiken irgendwie belegen? Ein Link zu den entspr. Studien/Metastudien wäre super, interessiert mich wirklich! D&G, Juuuuuuu

        Antworten
  13. Lena

    Ich bin 20, hab die Pille ein paar Jahre genommen und dann aus ähnlichen Gründen wie du abgesetzt. Ausnahmslos alle meine Freundinnen sehen das genauso, haben keine Lust täglich Hormone einzunehmen, sondern wollen sich möglichst im natürlichen Zustand wahrnehmen können. Aber: wir haben alle Verhütungsstruggle und sind andauernd (spätestens wenn dann doch nochmal jemand zur Pille danach greifen muss) am Verzweifeln, wie wir die nächsten Jahre überstehen sollen ohne schwanger zu werden. Hormone sind im Moment also sowieso nur eine Option, weil es keine guten Alternativen gibt…oder doch?

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    1. Julia Jane Artikelautorin

      Hi Lena, ich habe leider bisher keinen Ersatz für die Pille gefunden, den ich genauso angenehm und unkompliziert in der Anwendung finde. Ich schreibe dazu aber gerne mal einen ehrlich und ernüchternden Artikel demnächst 🙂

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  14. Flo

    Ich bin Anfang letztens Jahres auch auf diesen „unnaetuerlich“ Zug aufgesprungen und habe die Pille nach ca. 12 Jahren abgesetzt. Ich erwartete ein aehnliches Aha-Erlebnis das alle anderen beschrieben, aber es kam nicht. Ich fuehlte mich eher etwas antriebsloser (ich vermute projezierte Einbildung) und das Einzige, was passierte, war das meine Haut Amok lief. Nach 9 Monaten, mit einem Gesicht wie eine Kraterlandschaft, habe ich dann aus Eitelkeit wieder aufgegeben. Ueber einen Artikel, wie du deine Hautprobleme angegangen bist, wuerde ich mich auch freuen 🙂 Irgendwann wuerde ich die Pille auch gern loswerden, schlichtweg weil ich sie „eigentlich“ nicht brauche…

    Antworten
  15. Mona

    Ihr Lieben Leserinnen, was mir noch auf dem Herzen liegt zu all den Worten bezüglich des Krebses. Meine Schwester hat Brustkrebs, die Diagnose ist frisch. Sie hat jahrelang die Pille genommen und auch durchgenommen, was der Frauenarzt ihr empfohlen hat. Da dieser scheiss Tumor stark auf Hormone reagiert vermutet selbst die Oberärztin, dass die Pille dieses Ding zum wachsen brachte. Je jünger man so etwas bekommt, desto schlimmer, da die Zellteilung noch stark funktioniert und der Krebs so schnell wächst. Seid wachsam mit Eurem Körper und überlegt Euch gut, ob es Hormone sein müssen, denn wir haben nur den einen. Und Tatsache ist, dass die Pille das Risiko hierfür erhöht.
    Nimmt man das Risiko in Kauf dafür, dass der Körper normal funktioniert und man seine Regel bekommt? Ich nicht mehr, ganz sicher.
    Alles Liebe Mona

    Antworten
  16. Wiebke

    Hi Julia,

    DANKE für diesen offenen und sehr persönlichen Text!

    Das sehr emotional besetzte Thema Pille polarisiert ja leider sehr stark, nichthormonelle Verhütung – besonders die weitestgehend unbekannte NFP – aber oft noch mehr … 😉

    Warum eigentlich?

    Ich finde es gut, dass immer mehr Frauen den Mut haben, sich selbstbestimmt und bewusst (oder vielleicht auch unbewusst) gegen Hormone entscheiden und darüber zu reden. Es ist so dringend nötig! Nicht nur wegen der Gesundheitsrisiken. Die Verhütungsfrage muss dann natürlich neu verhandelt werden. Es ist also nicht nur eine sehr emotionale, sondern auch eine total feministische Frage. Die Pille ist eben trotz der Vorteile, die sie (in bestimmten Lebensphasen) hat, nicht nur DIE „Befreiung“, als die sie mal gefeiert worden ist. DIE perfekte Methode gibt es leider (noch) nicht.

    (Zum Thema „Hormonfrei verhüten“ gibt es ein sehr lesenswertes Buch von der Kieler Frauenärztin Dorothee Struck).

    Ich will nicht mehr missen, die Wahrnehmung meines natürlichen Zyklus durch die „Sensiplan-Methode“ erlernt zu haben, sicher bestimmen zu können, ob ich gerade in der fruchtbaren oder nichtfruchtbaren Phase bin, die sich tatsächlich unterschiedlich anfühlen. Und auch an Veränderungen zu spüren, ob ich mehr auf meine Balance achten muss. Der Zyklus hat da seinen eigenen Rhythmus und gibt doch sehr direkt Feedback. Auch an einer (natürlichen) Menstruation selber lässt sich ja Einiges erkennen.

    Ja, die Pille überdeckt Vieles einfach nur – auch die Ursachen von Problemen (Haut, Menstruationsschmerzen, PMS). Behandeln lassen die sich sehr oft auch anders! Ich hoffe, Du hast da einen guten Weg gefunden.

    Ich finde den Gedanken eigentlich erschreckend, dass viele erwachsene Frauen oft erst sehr spät – so mit Ende 20, Anfang 30 – ihren natürlichen Zyklus wirklich erst bewusst kennenlernen. Hinzukommt, dass gefährliches Halbwissen weit verbreitet ist, ja, noch nicht einmal im Biologie-Unterricht wirklich gut aufgeklärt wird.

    http://www.zyklus-wissen.de

    Gespannt auf Deinen nächsten Text!
    Wiebke

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