Vor etwa eineinhalb Monaten ereilte mich die freudige Nachricht, ich dürfe mir ein neues Paar Birkenstocks aussuchen, ganz egal welches, als Dankeschön sozusagen und vielleicht auch als Vorbote für alles noch Kommende. Normalerweise hätte ich bestimmt ein neues Paar Sandalen gewählt, wie immer, Arizona, Kairo oder Mayari. Aber der Sommer war so gut wie vorbei. Was mich also vielmehr beschäftigte als luftige Urlaubsbegleiter war die Frage nach einem Übergangs-Schuh, so wie es ja auch Übergangsjacken gibt, aber nach einem, der noch auf keiner einzigen Hitliste steht, nach einem bisweilen nahezu unangetasteten Modell, von dessen Existenz Instagram (noch) nicht im Zweitagestakt berichtet.
Vielleicht war es die Hiking- und Ankle Boots Übersättigung, die da aus mir sprach, vielleicht sogar ein post-pubertäres Überbleibsel aus Zeiten, in denen man stets dagegen oder anders sein wollte, vielleicht übermannte mich auch bloß ein gesunder Anflug von Trotz. Oder aber: Die Liebe auf den ersten Blick. Denn als ich „London“ sah, spielte mein gedankliches Outfit-Karussell plötzlich verrückt.
Der Gedanke an Socken aus Wolle in Schuhen, die an den Füßen getragen aussehen wie zwei Schnabelenten, in Kombination mit feinem Kleiderzwirn, neuen Karotten oder gar Jeans und Norweger-Pullover ließ mich förmlich dahinschmelzen. Und man denke bloßmal an den Komfort! Seither warte ich ganz hibbelig und vorfreudig auf mein neues Paar Birkenstocks. Wohlwissend, dass es ziemlich Banane ist, sich in Schuhe zu vergucken, bloß weil ebenjene im Alltagsgebrauch schrecklich unpopulär zu sein scheinen. Zumindest im ersten Moment. Ich weiß auch, dass wir hier nicht von „schön“ sprechen können, im klassischen Sinne, aber dieses Prädikat reizte mich in der Vergangenheit ohnehin nur sehr selten, viel entzückter bin ich bis heute von augenscheinlicher Charakterstärke und allem, was irgendwie ulkig ist. Bingo. Ich bleibe also stark und voller Zuversicht.
1. Das „Ich-liebe-meinen-Job-aber-noch-lieber-bin-ich-gemütlich“ Outfit:
Du arbeitest viel und gerne und immer, badest in Überstunden und freust dich am Freitag nicht auf den Club, sondern auf Netflix? Du wünscht dir zum Geburtstag einen Hund als Fußheizung oder gleich einen elektrischen Kamin? Deine Familie schickt dir regelmäßig Vitamin-C und Möhren, aus Sorge um deine Gesundheit, aber du sorgst längst mit TK-Gemüse vor? Du hörst Alt-J noch immer lieber als Adele? Dann bist du hier richtig:
Jeans // Weekday Voyage
Pullover // Isabel Marant
Ohrringe // Apres Ski
Wollsocken // Hessnatur
2. Das „Ich-gehöre-hundert-Sack-in-die-Stadt-keine-Ahnung-weshalb-ich-sooft-von-Bergziegen-und-Zugspitzen-und-Heublumenkäse-träume“ Outfit:
Du bist die geborene Stadtpflanze, aber die Leute hier sind irgendwie schräg? Du liebst Beton, aber fühlst dich beim Anblick von Häuserreihen gefangen? Du hast den Swag selbst mit Löffeln gefressen, aber stehst auf Männer im Holzfällerhemd? Auf Frauen, die im Wald überleben können? Auf Wetterkarten? Du fährst ein Fixierad, aber träumst von Gazellen? Dann könnte dich das hier glücklich machen:
Kleid // Ganni
Ohrringe // Jane Kønig
Sweater // Weekday
Socken // Hessnatur
3. Das „Nein-verdammt-nochmal-ich-bin-keine-Kunstlehrerin-das-ist-Menocore-du-Keck“ Outft :
Du verachtest das Wort „sexy“, aber „rattenscharf“ ist schon ok? Du kaufst jeden Donnerstag Die ZEIT, fängst aber erst Sonntags an zu lesen? Du hast immer eine Leinwand parat, aber nur selten Lust zu malen? Du bist Feministin, findest Frauen aber manchmal echt komisch? Kennen wir alles. Hier bist du richtig: