Ein Interior-Trend nach dem nächsten wirbelte in der jüngsten Vergangenheit über unsere Bildschirme und machte selbst uns völlig wirsch im Kopf: Pastell – ja, nein, vielleicht? Marmor, Kupfer Bronze – hmm? Plasticfantastic versus Rattan? Cord versus Samt? Irgendwann verloren eben auch wir den Überblick und sprangen von Hü nach Hott ohne selbst überhaupt noch zu wissen, wonach das Herz denn wirklich schreit. Eine Strömung überdauerte dagegen alle neuaufpoppende Produktvorstellungen: Industrial Chic. Was im ersten Moment nach Impressionen-Katalog klingt, bleibt in seiner Reinform auch ohne Rosa und weiße Plüschteppiche furchtbar gemütlich, funktioniert besser, wenn man sich auf Flohmärkten rumtreibt, statt Neues auf altgemacht zu kaufen und kurbelt unser DiY-Gen zu Höchstleistungen an. Warum haben wir uns eigentlich so oft vom Kurs abbringen lassen, wenn das Alte und selbstgemachte doch so viel schöner ist?
Wir wissen es selbst nicht so genau und können uns auch vor Zukunftswünschen nicht wappnen. Wir können nur immer wieder versuchen, auch uns daran zu erinnern, was das Herz wirklich will – und das ist selbst nach all den Jahren und diversen Industrial-Chic-Comebacks noch immer der Wunsch nach ganz viel Echtem. Cafés in London, Berlin und Co kommen schon seit Jahren nicht mehr ohne aus – und gerade dort fühlen wir uns doch so wohl, oder nicht? Warum haben wir den Industrial Chic also so lange aus den Augen verloren oder als selbstverständlich empfunden, aber in unseren eigenen Wohnungen nicht mehr umgesetzt? Ich weiß es selbst nicht so genau, fühle mich aber für den anstehenden Herbst und die heimelige Zeit mal wieder dazu verpflichtet, mir selbst und euch glatt mit an diese rohe Form der Einrichtung zu erinnern. Was ihr beachten müsst? Gar nicht viel:
Die Lampen
Fangen wir bei einem der wichtigsten und oftmals sträflich vernachlässigten Objekte mit Funktion an: Dem Licht. Wer an Industrial Style denkt, der hat sich gleich im Auge: Die massive Hängelampe in schwarz oder wahlweise Silber. Wer ein altes Modell auf dem Flohmark oder via Ebay entdeckt, wird schnell feststellen, dass die Birnenfassung größer ist, als für sparsamere LEDs. Aber keine Sorge, dafür gibt es mittlerweile Adapter und Glühbirnen-Lookalikes!
Wer gern in Nostalgie badet, der findet richtig schöne LED-Glühbirnen noch via Manufactum. Eine der bekanntesten Industrie-Chic Lampen ist übrigen die Kaiser Idell, die ihren Ursprung im Sauerland kam hat.
Quellen von links nach rechts: Etsy, Etsy, RH Baby & Child, Dekomilch, Archzine.
Das Sofa //
Hier geht eigentlich alles, was das Prädikat „gemütlich“ hergibt: Egal ob ihr euer altes Sofa mit dickem Stoff ganz einfach überdeckt und in den Ritzen fixiert, ob ihr auf ein rustikales Ledersofa setzt oder zu unbehandelten Europaletten.
Darüber hinaus gilt: Sobald sich irgendwo schweres Holz (zum Beispiel an den Lehnen oder an den Füßen) oder schwarzes Metall findet, seid ihr schon mal auf der sichereren Seite.
METALL
Hier setzen wir auf eure DiY-Skills, denn das ist das schöne beim Industrial Chic: Selber machen macht hier erst richtig sind. Egal ob ihr euch ein Tischgestell selber bauen wollt, einen offenen Schrank oder weiß der Kuckuck was, ihr könnt euch so richtig ausleben. Mein Freund und ich haben uns einst einen offenen Kleiderschrank (wie in diesem Beispiel) zusammengezimmert und das Ergebnis war großartig und sah aus, wie Stolmen in echt. Bloß fasste das DiY-Projekt zu wenig Volumen, um in unserer Wohnung zu bestehen. Aber keine Sorge: Unsere Konstruktion steht längst bei Freunden im Schlafzimmer. Unsere Anlaufstelle für Rohre in Berlin? ProKilo. Ein ähnliches Pendant gibt es ganz sicher auch in eurer Stadt.
Theo Bert Pots Küche via Ohhhmhh.
Die Farbpalette & Wandgestaltung
Ich persönlich stehe nicht auf Backsteinwände, aber das ist Geschmackssache. Wer ganz tief in den Bereich „Industrial Chic“ eintauchen mag, der braucht hohe Wände, vielleicht sogar Holzbalken und im besten Fall ein Loft. Ganz wichtig allerdings: Glatte Wände, denn Raufaser und Co machen aus dem besten Versuch im Handumdrehen gern einen Fail. Wir sind da zwar nicht so streng, können wohl aber sehr gut auch auf die pickelige Tapete verzichten, die allerorts in den 90ern und 00ern verklebt wurden. Runter damit! Wir garantieren euch auch mindestens ein ganzes Wochenende inklusive Nachtischten Freude damit.
Aber zurück zur Farbe: Irgendwann poppte dank Online Stores wie Impressionen der Trend auf, Industrial Chic mit Pastellfarben zu kombinieren – allerdings bin ich persönlich an dieser Stelle raus: Seid mutig und greift zu erdigen Tönen oder vielleicht am allerbesten zu Anthrazit. Wirkt Wunder und verströmt mehr Wärme als man denkt! Außerdem legt man sich mit der Farbwahl von Accessoires gar nicht so fest. Katsching!
Die Accessoires //
Hier ein schwerer Holzhocker, dort ein paar kupferfarbene Töpfe. In der Küche weiße, kleine und rechteckige Fließen, ein Betonwaschbecken oder das massive Porzellanmodell, zum Beispiel Stühle aus Blech, ein altes Radio, schwarze Vitrinen und natürliche Materialien wie Treibholz (-Optik) oder Gusseisen. Das Einmaleins für den Industrie Chic ist eigentlich ganz einfach.
Und vergesst die selbstgepflückten Blumen für den Tisch nicht, die alten Teller vom Flohmart sowie die längst nicht mehr gewertschätzten Kristallgläser von den Großeltern nicht.