Einige Wochen, ja fast vier Monate ist es nun her, da verfasste ich einen sehr ehrlichen Artikel über den Struggle mit Menstruationscups. Zwar hielt ich damals schon fest, dass, egal wie schwer es vielleicht sein mag, ich mich für immer von Tampons verabschieden möchte, aber ich sag euch was: Verflixt nochmal, es ist leichter gesagt als getan. Von Flecken auf dem Bettlaken über Dauerpanik in hellen Jeans bis hin zu einem verschwundene Cup – es war alles dabei. Nun aber, vier Perioden später, hab ich es raus. Nicht nur kann ich meinen Cup quasi im Schlaf wechseln und abschätzen, wann ich die maximale Füllhöhe ausgereizt habe, ich könnte euch nun auch die perfekte Falt- und Einführtechnik präsentieren.
Davon mal abgesehen, dass ich ganz nebenbei schon mehr als eine Packung Tampons, Pestizide, Verpackungsmüll und Steuern gespart habe, bin ich einfach so unheimlich glücklich über meinen neuen Umgang mit meiner Periode. Nicht im Traum würde mir noch einmal einfallen, einen Tampon zu benutzen, auch nicht unterwegs.
Noch immer skeptisch? Das sind meine persönlichen Lieblingsvorteile:
- Mit Abstand ganz vorne: Ich finde es einfach viel hygienischer. Nicht nur baumelt kein Faden zwischen meinen Beinen mehr herum, der nach dem Duschen nass ist und mir permanent das Gefühl gegeben hat, alle möglichen Bakterien per Flüssigkeit nach oben in den Unterleib zu transportieren. Ich empfand es auch immer als unangenehm, dass Tampons so viel Flüssigkeit aufnehmen und gerade am Anfang und Ende der Periode die Schleimhäute austrocknen.
- Ich spare Müll. Ich möchte gar nicht mehr an die vielen Tampons denken, die tagtäglich in Toilettenpapier oder dünne Plastiktüten eingewickelt in den Müll wandern. Weniger Müll zu produzieren finde ich einfach etwas total schönes und wenn sich der Badezimmereimer weniger schnell füllt, sammelt man schön fleissig ganz nebenbei Zero Waste Karmapunkte.
- Kein lästiges, permanentes Wechseln mehr zwischendurch: In den letzten vier Monaten musste ich nur an einem einzigen Tag meiner Periode meinen Cup unterwegs leeren. Ist dieser nämlich etwas zu voll und man setzt und hockt sich oder läuft ungünstig, kann der Cup sehr selten auch einfach mal nicht mehr alles in sich halten. Ansonsten aber sind 8-12 Stunden Tragezeit absolut kein Problem und ziemlich praktisch.
- Ich setze mich mehr mit mir und meinem Körper auseinander: Ich empfinde meine Periode seit dem Menstruationscup viel angenehmer als vorher. Zum einen habe ich jetzt ein besseres Gefühl für die Länge und Stärke der Blutung und auch ein besseres Verständnis dafür, dass ich mich an manchen Tagen schwächer fühle als an anderen. Zum andere habe ich eine seltsame Faszination mit der Laune der Natur entwickelt. Ich wechsle nun nicht mehr mehrfach am Tag ein vollgesaugtes Baumwollstäbchen, sondern sehe tatsächlich die verschiedenen Phasen der Blutung und die Konsistenz des Blutes. Wahnsinn, was unsere Körper da jeden Monat abwickeln. Eventuell klinge ich wie eine 12-Jährige, aber ich fühle mich nun weiblicher, erwachsener und auf eine seltsame Art und Weise selbstbewusster.
Mein Cup war einfach nicht dicht
Die wohl schwierigste Herausforderung meiner gesamten Cup-Reise war das Einsetzen. In der ersten Zeit habe ich es keinen einzigen Tag geschafft, dass der Cup den Tag oder die Nacht über dicht blieb. Auch hatte ich besonders in hellen Jeans den ganze Tag Panik, man könnte plötzlich einen Fleck erkennen – was natürlich schon aufgrund der schieren Menge des Blutes völlig an den Haaren herbeigezogen war, aber mit Rationalität kommt man an solchen Stellen natürlich nicht wirklich weiter.
Die Lösung: S- anstatt V-Falttechnik & eine Minisporteinheit
Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich immer die V-Falttechnik verwendet, da sie mir einfach am sinnvollsten vorkam. Um einiges besser funktioniert aber die S-Technik, die am Anfang allerdings etwas mehr Übung erfordert. Nach wie vor mache ich den Cup vor dem Einsetzen nicht nass, da dann die genannte Falttechnik zu einer derart risikobehafteten Herausforderung wird, dass mir tatsächlich einmal der Cup in die Toilette gesprungen ist, weil er sich mit Spannung aus meiner Hand verabschiedet hat. Also: Cup in die Hand nehmen, ein S-Falten und zwischen Daumen und Zeigefinder festhalten. Jetzt kommt das Wichtigste: Beim Einführen so lange nicht loslassen, bis der Cup von außen nicht mehr sichtbar ist. Dann vorsichtig entfalten lassen und gleichzeitig noch ein Stückchen weiter hochschieben. Ihr werdet an dieser Stelle merken, dass sich der Cup nicht ganz entfaltet hat und genau an dieser Stelle bin ich immer gescheitert.
Was nun aber hilft ist: Cup am Rückholstäbchen ein Stückchen nach unten ziehen, sodass ein leichter Unterdruck entsteht, Cup wieder loslassen, aufrichten und auf der Stelle laufen. Hört sich ziemlich komisch an, aber in Verbindung mit dem ein oder anderen Squat rutscht der Cup in die richtige Position und ist völlig ausgefaltet.
Das Einzige, dass ich tatsächlich noch nicht ausprobiert habe, ist Schwimmen oder in die Sauna zu gehen. Allerdings muss ich so ehrlich sein, dass ich das auch in meiner Tamponzeit aus diversen offensichtlichen Gründen nie wirklich gemacht.
Was man sonst noch falsch machen kann
- Kauft euch keinen schönen hellrosanen oder weißen Cup, denn der sieht nach gefühlten zwei Tagen Einsatz eher gelblich verblichen und ziemlich unschön aus.
- Lasst den Cup nie mehr als 12 Stunden drinne. Nachdem ich einmal nach verschiedenen alkoholischen Getränken vergessen hatte, dass ich ja, huch, noch meine Tage habe, versuchte ich am nächsten Tag verzweifelt meine Cup “zu finden”. Dieser hatte sich ein ziemliches Stück nach oben verabschiedet und nach einem kleinen Panikmoment und einer Gymnastikeinheit bekam ich ihn schließlich zu greifen.