Ein paar mal im Monat wollen wir euch mit unserer Rubrik INSIDE JANE WAYNE ein wenig mehr in unseren Kopf oder in unseren Alltag mitnehmen. Mal plaudert das Team ein klein bisschen aus dem Nähkästchen, wieder teilen wir mit euch unsere vergangenen Tage, unsere Flausen im Kopf und unsere persönliche Gedanken. Eben Momente, die uns oder glücklich gestimmt haben oder uns wütend gestimmt haben.
Was mich in diesem November beschäftigt hat und worauf ich mich gerade freue, lest ihr hier:
Motto des Monats:
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe es satt, schön sein zu müssen. Obwohl, das ist eigentlich gar nicht richtig. Es ist schließlich sehr heilsam, sich ein wenig schön zu fühlen. Manche von uns mögen etwa ihre Stupsnasen gern oder ein ganz bestimmtes Lächeln, das Haar oder die eigenen Hände. Das ist wundervoll, keine Frage. Was mich bloß stört, ist die Tatsache, dass es so häufig genau um diese Dinge geht, um Makel, für die wir entweder nichts können, oder Vorzüge, die nunmal überhaupt nicht unser Verdienst sind. Auf dem 80. Geburtstag meiner Oma etwa, da ging es zu Beginn, kurz nach der Begrüßung, erst einmal ziemlich lange darum, wie groß ich geworden sei und ja auch hübscher, früher, da hätte ich ja noch eine Zahnspange getragen und sei ein wenig runder gewesen. Ich lächelte bloß grenzdebil, während ich innerlich kochte, weil ich mich fragte, wann denn wohl eigentlich mal jemand danach fragen würde, was ich inzwischen mache. Wofür ich mich einsetze, worüber ich schreibe. Und so weiter und so fort. Jemand anderes, eine alte Schulfreundin, sprach mich am selben Wochenende außerdem auf meinen schief geschnittenen Pony an und bemerkte, dass ich ihr natürlich ohne Pony, ganz gerade und mit Mittelscheitel, etwas besser gefallen hätte, aber dann sagte sie noch etwas, das mich überraschte: „Aber weißt du, hübsch aussehen, was heißt das schon. Ich sehe inzwischen auch lieber etwas interessanter aus – damit man sich überhaupt an mich erinnert.“ Ich glaube, ich verstand ´, was sie damit sagen wollte und nickte nur lächelnd.
Das beschäftigt mich gerade…
Meine Zukunft. Und zwar zum vielleicht allerersten Mal so richtig ernsthaft. Vergangene Woche zum Beispiel, da wurden meine Knie ganz weich, als ich aus Jux und Dollerei und überaus spontan in ein 2nd Hand Hochzeitskleid schlüpfte, nur, um mal kurz zu schauen, wie sich das überhaupt so anfühlt. Ach du meine Güte, dachte ich in ebenjenem Moment. Und: Jetzt gehts wohl um die Wurst. Wenn man es genau nimmt, haben also soeben meine Hochzeitsvorbereitungen begonnen, dabei steht noch nicht einmal das Datum fest. Egal. Wir haben haben ja Zeit! Aber was heißt es eigentlich, jemanden zu heiraten?
Meine Oma findet: Sich immer wieder für den Partner zu entscheiden. Ich sehe das ganz ähnlich. Ob es sowas wie ewige Liebe und bedingungslose Treue gibt, weiß ich noch nicht, aber ich verspreche, dass ich diese Beziehung will. Dass ich kämpfen und vergeben werde. Dass ich da sein werde. Und zwar so lange es geht. Für die einen mag das zu wenig sein, für mich ist es alles. Würde mir jemand den Himmel auf Erden versprechen, müsste ich vermutlich lachen und weinen zugleich. Aber vor allem daran denken, dass jemand Schlaues eines Tages feststellte, dass die Menschen wohl lieber belogen würden, als Aufrichtigkeit zu erfahren. Ich mag da lieber nicht dazu gehören und mich stattdessen vom wilden Leben überraschen lassen. Übrigens, noch so eine ernste Frage, die mich gerade beschäftigt: Will ich in Berlin alt werden oder lieber in der Nähe meiner Familie, im Rheinland? Ich. Habe. Keine. Ahnung.
Das schaue ich gerade…
Ehrlich gesagt hat mich die Serie „A Handmaid’s Tale“ so verstört zurückgelassen, dass ich nun vorerst die Nase voll habe von Serien. Und das, obwohl dieses Meisterwerk wohl mit das Beste ist, was ich in diesem Jahr gesehen habe. Julia hat bereits erklärt, wieso: „Das liegt vor allem an der Dringlichkeit und Aktualität, die die Serie vermittelt, daran, dass sie die Frage nach dem „Was wäre, wenn…?“ so eindrücklich und schonungslos beantwortet.“ Nur möchte ich das restliche Jahr nicht mehr vor dem Laptop verbringen und auch nicht mit düsteren Gedanken, weshalb ich mich nun hin und wieder, wenn ich mal superduperfaul sein will, in alten Friends Folgen suhle. Das klappt prima und tut der Seele gut, vor allem mit Minztee in der Hand und Spekulatius im Mund.
Und das möchte ich noch schauen…
Zwei Filme, die gerade im Kino laufen. Maudie basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt von einer Malerin und der Liebe, Weit ist eine wahre Geschichte, eine Dokumentation über die Weltreise eines Paares, das zu Dritt heimkehrt:
Maudie:
Weit:
Ich habe gerade eine Schwäche für…
Kitsch. In einem 2nd Hand lade habe ich gerade endlich eine lilafarbene Bluse aus Satin gefunden und dieses Kleid hier von Ganni, samt funkelnder Stickerei, würde ich fortan am liebsten jeden Tag tragen, zu Turnschuhen oder derben Boots. Ist aber leider bloß eine Leihgabe von Sarah für besagten Geburtstag meiner Oma gewesen. Schadepopade! (Kleid: Ganni. Gibt es auch mit Zitronen!)
Kitschig geht es trotzdem weiter und zwar in meinen eigenen vier Wänden. Dort wartet der Weihnachtsbaum schon sehnlichst auf den neuen Christbaumschmuck aus Holz, den ich mir mühsam bei eBay zusammen ersteigert habe. Weil meine Deko-Skills im letzten Jahr nämlich im hässlichsten Weihnachtsbaum der Stadt mündeten (das behaupteten sogar meine Freunde, wenn auch mit liebevollem Unterton), versuche ich diesmal erst gar nicht, modern zu sein. Stattdessen mache ich es wie meine andere Oma, Oma Mia, und ziehe das Ganze monothematisch auf. Holz only. Wobei mein Sohn zuweilen noch auf Lametta besteht. Vielleicht drücke ich also doch noch ein Auge zu – an Weihnachten muss der gute Stil in meiner Familie ohnehin seit jeher hinten anstehen. Richtig so. Oder?
Das liegt gerade auf meinem Nachttisch:
Ariel Levys „Gegen alle Regeln“ liegt mittlerweile genau genommen überhaupt nicht mehr auf meinem Nachttisch, das Durchlesen hat nämlich bloß einen Abend und eine halbe Nacht gedauert. Nachdem ich mit Zadie Smiths „Swing Time“ nämlich gerade erst wieder einen dicken Schinken hinter mir habe, der übrigens ganz grandios war, gelüstet es mir nun nach kurzweiligen literarischen Intermezzi. Nach Büchern, die man besten Freundinnen mit vielen Knicken an den besten Stellen weiterreichen möchte, die aber dennoch zwischen Arbeit und Leben passen. Et voilà. Aber Achtung: Auf mindestens zehn Seiten kullerten mir dicken Tränen die Wangen entlang.
Das fehlt noch in meiner Wohnung:
Noch immer ein kleiner Tisch für meinen Plattenspieler. Und weil ich ein riesengroßer Fan von Plexiglas bin, könnte es nun vielleicht dieser hier werden. Ich frage mich bloß, ob das optisch mit all den Kabeln zusammengeht. Falls nicht, auch egal. Mir würden da noch ein, zwei, drei andere schöne Orte für diesen kleinen Schrank einfallen. So, und nun haltet euch fest. Im Folgenden werden ich mich nackig machen und zugeben, dass mein neuestes Wohnaccessoire weder von einer Newcomer-Künstlerin stammt, noch aus einem der gerade schwer angesagten Wand-Deko-Shops. Sondern von AllPosters.de. Früher dachte ich immer, nur Zahnarztpraxen würden sich dazu herablassen, Drucke oder gar Poster großer Kunstwerke im Internet zu bestellen. Bis ich schließlich auf den Trichter kam, dass mir alle Vorurteile egal sind, solange ich nur ein wenig Matisse in meinem eigenen Wohnzimmer haben könnte. Als ich dann noch herausfand, dass man den Rahmen gleich mit bestellen kann, und zwar einen aus Holz samt güldenem Detail, war ich mein Ego in die Ecke. Und bin nun künstlerisch befriedigter denn je. Als nächstes zieht vermutlich Cézanne ein. Mir doch egal.
Plexiglas Schrank hier, Topf und Ständer hier, gerahmtes Poster hier.
Poster inklusive Rahmen hier!
Das brauche ich gerade:
Ich hätte es ja selbst nie für möglich gehalten, aber: Spa! Seit ich 2017, also mit 29 Jahren, zum allerersten Mal eine öffentliche Sauna besucht habe, kann ich kaum mehr genug davon bekommen. Und seit ich im Vabali Berlin außerdem Ströbele höchstpersönlich (mit Handtuch bedeckt!) getroffen und zudem festgestellt habe, dass nackige Saunabesucher*innen nicht etwa Banane und schräg, sondern überaus sympathisch sind, dass es nicht um Fleischbeschauung, sondern um pure Entspannung und Existenz geht, überlege ich sogar, mir eine Jahreskarte statt ein neues Fahrrad zuzulegen. Herrlich.
Auch ganz wichtig gerade: Weihnachtstraditionen und Nestbau. Plötzlich lassen mich Adventskalender und Co überhaupt nicht mehr kalt, nein, ganz im Gegenteil, ich bin teilweise sogar erschrocken und zugleich vergnügt darüber, was ich offenbar alles von meiner eigenen Mama gelernt, bzw. übernommen habe. Was dazu führte, dass Lio am Abend vor dem 1. Dezember kein Auge zumachen konnte, weil er unbedingt die Engelchen sehen wollte, denen er nach dem Abendbrot noch ein Bild gemalt und ein Glas Milch hingestellt hatte. Achso, und zum Frühstück gibt es im Dezember selbstverständlich Musik von Rolf Zuckowski: „In der Weihnachtsbäckerei“. Upsi.
Das liegt neuerdings in meinem Bad:
Ich dachte wirklich, mit dem Weglassen von Mascara sei meine Beauty-Karriere ohnehin im Eimer und dass ich generell überhaupt nie wieder Lust auf Gesichtspinseleien haben würde. Bis mir jemand Charlotte Tilbury’s „Alles in einem“ Palette ans Herz legte. Leute, ich bin zurück im Schmink Game, wie meine Schwester sagen würde. Und sehe nun selbst nach durchgemachten Nächsten halbwegs gesund aus. Über mein Puder von Nude by Nature, pinsle ich seit ein paar Wochen nämlich der Reihe nach Bronzer, Rouge und Highlighter, um danach (entgegen aller Vorurteile) keineswegs angemalt, sondern richtig frisch auszusehen. Danke. Auch für das duftende Öl von & other stories, das mir eine Freundin neulich andrehte.
Palette von Charlotte Tilbury // Sardonyx Fire Perfume Oil von & other stories
Mein Plattenspieler freut sich derzeit über:
Das neue Album von Charlotte Gainsbourg! Aber wie klingt es denn nun, das Album im gesamten? Schwer zu Beginn, keine Frage, und ganz bestimmt nicht nach Geplänkel. Irgendwann aber wird es heller, wenngleich ich dennoch dafür plädiere, „Rest“ keineswegs nebenher, sondern ganz bewusst, vielleicht einem Glas Rotwein in der Hand, zu genießen. Es ist Musik, die man fühlen kann und womöglich liegt genau hier Charlotte Gainsbourgs großes Talent vergraben. Es geht ihr nicht um Ohrwürmer, sondern um Geschichten und Gefühle, um ein aufmerksames Lauschen, das uns irgendwann das Verstehen lehrt.
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Und dann läuft auch endlich wieder Chopin,
rauf und runter, vor allem, wenn der Regen gegen die Scheiben knallt:
Meine Füße freuen sich über…
Meine neuen roten Schuhe von Camper! Camper? Tragen nicht nur Kunstlehrerinnen Treter des spanischen Brands? Aber nein! Ich prophezeie ein Comeback. Schaut mal, da ist einiges dabei, vor allem in der LAB Kollektion, aus der zum Beispiel meine „Thelmas“ stammen. Gibts es übrigens auch in Schwarz und Weiß.
Das möchte ich noch sehen…
Guy Bourdin. Image Maker / Helmut Newton. A Gun for Hire / Angelo Marino. Another Story – im Museum für Fotografie.
Guy Bourdin revolutionierte in den 1960er- und 1970er-Jahren die Modefotografie. In „Image Maker“ von Guy Bourdin werden unter anderem die bekannten und weniger bekannten Werbebilder für Schuhe von Charles Jourdan ausgestellt. Guy Bourdin zeigt die Schuhe in formal und inhaltlich überraschenden Kontexten, seine avantgardistischen Fotografien wurden für ganzseitige Anzeigen verwendet – und zählen, jenseits des Werbekontextes, zu den ikonischen Bildern der 1970er-Jahre.
In Helmut Newtons „A Gun for Hire“ werden überwiegend Auftragsarbeiten für Modedesigner aus den 1990er-Jahren, die zunächst in deren Modebüchern veröffentlicht wurden gezeigt.
Ergänzend zu Bourdin und Newton stellt Newtons ehemaliger Assistent Angelo Marino unter dem Titel „Another Story“ einen ungewöhnlichen Blick auf seine unmittelbare Umwelt vor, denn Marino fotografierte auf dem Weg von seinem Wohnort Cannes zu seinem Arbeitsort Monte Carlo schnappschussartig mit seinem iPhone Mitreisende, das Meer oder die vorbeirauschende Architektur oder Landschaft aus dem Zugfenster.
Wann: 01. Dezember 2017 bis 13. Mai 2018
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 19 Uhr
Wo: Museum für Fotografie
Das würde ich mir von einem Goldesel wünschen:
Leichte Jacke: Baum & Pferdgarten
Pullover: & other stories
Poloshirt: Acne Studios
Schuhe: See by Chloé
Tasche: Marni (30% Sale)