2 Saisonale Rezepte
für winterliche Tage ⭐

Es ist so weit: Die Handtasche verwandelt sich gerade zum Überlebenskit: Taschentücher, Lutschtabletten und die Mandelhandcréme sind unabdingbar, mit Nasenspray und eisernem Blick bewaffnet stellen wir uns dem sich langsam zu Ende neigendem Herbst und zitieren Jon Snows schon langsam nervenden und zu sehr gehypten Satz wie ein Mantra: „Winter is coming.“

Wer auf saisonale Lebensmittel achtet, der weiß, was das heißt: Hallo Kohl, Rüben und Wurzelgemüse, da seid’s ihr ja wieder! Klingt erst mal nicht gleich so prickelnd wie Auberginen, Paprika, Tomaten und Zucchini, aber Fakt ist: Das sind Sommergemüse. Die wachsen halt einfach nicht bei wenig Licht und Wintertemperaturen, sondern in niederländischen Gewächshäusern und werden dann über lange Strecken in unsere Läden transportiert. Sonnengereift? Kannste knicken.

Aber alles halb so wild, denn Wintergemüse kann auch was. Das wussten Oma und Opa noch ganz genau, da waren mediterrane Lebensmittel im Winter nämlich kein Thema – und lasst euch gesagt sein: Mit ein wenig Wille bringen wir die bittersten Korbblütler zum Lachen! Seit ich mich der regionalen und saisonalen Ernährung verschrieben habe, kitzele ich dem kuriosesten Gemüse Geschmack ab und bin immer wieder erstaunt, wie vielseitig und lecker Pastinake, Rote Beete oder Rosenkohl verwendet werden können. Glaubt ihr mir nicht? Challenge accepted. Dazu noch ein leckeres Getränk und der Winter kann ruhig kommen. Mir doch egal, Jon. Mir doch egal.

Dinkelzopf mit Rote Beete-Butter, Rotkohl und Glühmost

Meine Mutter knetete am Samstagnachmittag immer den Sonntagshefezopf. Ich stütze dann meine Hände in den Kopf, guckte ihr zu und dachte mir als kleines Mädchen: Hui, das lerne ich nie, so schnell einen Zopf zu flechten. Sonntags saßen wir mit unserer Familie zum Frühstück am Tisch, es gab heiße Schokolade, frischen Zopf, Konfitüre und das Leben war in Ordnung. Als ich auszog war eines klar: Das Rezept des Sonntagshefezopfes musste ich mitnehmen. Und so sitze ich öfters am Wochenende in der Küche und backe Zöpfe. Meistens friere ich die Hälfte ein, für schlechtere Zeiten. Statt der Konfitüre kommen nun aber ausgefallenere Belage auf das Gebäck und manchmal werden die daraus entstandenen Gerichte abends anstatt morgens verputzt! Dinkelzopf mit Rote Beete-Butter und Rotkohl ist eine tolle Abwechslung zur Abendstulle; am besten mit warmen Glühmost unter einer Decke auf dem Balkon. Hab’s selbst ausprobiert und kann es nur empfehlen! Und ja, die Kerze in der Hendricksflasche steht schräg.

Glühmost:

  • 1,5 Liter Apfelsaft, trüb
  • 3 Zimtstangen
  • 5 Gewürznelken
  • 2 Anissterne
  • 1 Päckchen Vanillezucker, bio
  • 1 cm Ingwer, geschält
  • 1 Orange, in Scheiben geschnitten

Alles in eine Pfanne geben, aufkochen. Für ca. 30 Minuten auf schwacher Hitze kochen lassen. Mit einer Zimtstange und Orangenschnitzen servieren. Den Rest könnt ihr wunderbar abgekühlt in eine Flasche leeren und im Kühlschrank für 1 Woche lagern.

Für ca. 6 Zöpfe:

  • 1 kg Dinkelmehl
  • 125 g Margarine (Bio Alsan Margarine z.B.) oder Butter, flüssig und lauwarm
  • 1 Würfel Hefe (ca. 40 g)
  • ½ dl lauwarmes Wasser
  • 5 dl Milch (Hafermilch oder Kuhmilch, wie ihr wollt)
  • 2 EL Quark (oder eine pflanzliche Alternative)
  • 1 EL Salz
  • 2 EL Honig oder Agavensüße
  • 1 Eigelb oder Olivenöl

Hefe mit lauwarmen Wasser in einer Schüssel auflösen. Margarine, Agvensüße, Milch und Quark dazugeben und gut vermischen. Dinkelmehl und Salz dazugeben und zu einem glatten Teig kneten. Mit einem feuchten Küchentuch bedecken und ca. 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.
Backofen auf 220 Grad Ober- und Unterhitze oder 200 Grad Umluft vorheizen. Aus dem Teig Zöpfe flechten (s. Anleitung). Zöpfe mit Olivenöl oder Eigelb bestreichen und für ca. 30 Minuten im Backofen goldbraun backen.

 

Rote Beete Butter:

  • 1 Rote Beete, geschält und gegart
  • 100 g Butter oder Bio Alsan Margarine
  • 1 Knoblauchzehe
  • ½ TL Salz

Rote Beete zusammen mit Salz und Knoblauchzehe pürieren. Butter kurz schmelzen, und mit Rote Beete Masse vermischen. In eine kleine Schüssel geben und abkühlen lassen.

Gemüse-Belag:

  • ¼ Rotkohl in Streifen geschnitten
  • ½ Zwiebel in Streifen geschnitten

Zopf läng halbieren, mit Rote Beete-Butter betreichen und Roktohl und Zwiebeln darauf verteilen. Mit einem heissen Glühmost geniessen.

Polenta war schon immer das Lieblingsessen meines Bruders, deshalb kochte es meine Mutter öfter. Mein Brudi war nämlich ziemlich süß als Kind und auch ich wäre da schwach geworden und hätte öfter mal sein Lieblingsgericht für ihn gekocht. Diese Pausebacken konnten strahlen! Na, jetzt aber fertig mit der Sentimentalität.

Bei uns kam das Maisgericht immer als gelber Brei auf den Teller, erst kürzlich lernte ich aber von einer befreundeten nord-italienischen Familie, dass Polenta immer fest sein muss! Naja, ein wenig breiig darf es für mich persönlich schon sein, und mit Pastinake wird das sättigende und sämige Mahl zu einer süßlichen und leichteren Angelegenheit. Dass Rosenkohl nicht bitter und langweilig sein muss, wissen wir jetzt nämlich auch; denn mit Honig und Olivenöl im Backofen geschmort, wird das grüne Gemüse knusprig, weich und süß. Dazu passt kalter oder warmer Ingwer-Traubensaft. Gibt es eine bessere Weise den Herbst zu verabschieden? 

Pastinakenpolenta mit
Honigrosenkohl und Ingwer-Traubensaft

  • 2 Pastinaken (ca. 200 g)
  • 20 g Butter oder Margarine
  • Salz
  • Pfeffer
  • ¼ TL Muskatnuss
  • 250 g Maisgrieß
  • 1 L Wasser
  • 500 g Rosenkohl
  • 1 Zwiebel
  • 1 EL Honig
  • Olivenöl

Rosenkohl putzen und halbieren. In einer Schüssel mit Salz, Honig und 3 EL Olivenöl vermischen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech verteilen und bei ca. 200 Grad Umluft 20 Minuten rösten. In der Zwischenzeit Pastinaken schälen und in Würfel schneiden. Mit Wasser, Muskatnuss, Butter und Salz aufkochen, bis weich. Dann die Herdplatte auf kleine Hitze zurückschalten und unter ständigem Rühren nach und nach den Maisgrieß zugeben. Den Deckel auf den Topf legen und die Polenta 10 Minuten köcheln lassen. Dann den Herd ausschalten und zugedeckt ca. 15 Minuten quellen lassen. Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. Kurz in heissem Öl anschwenken. Pastinakenpolenta auf Teller verteilen, Honigrosenkohl darüber geben und mit Zwiebel garnieren.

Ingwer-Traubensaft

1 L Traubensaft
5 cm Ingwer geschält

Traubensaft und Ingwer zusammen aufkochen und danach zugedeckt 1 Stunde ziehen lassen. Kalt oder warm geniessen.

10 Kommentare

  1. Alexandra

    Deine Winterrezepte lesen sich wunderbar und landen direkt auf der Nachkoch-Liste!
    Ein bisschen Inspiration für die nicht ganz so sexy anmutenden Wintergemüse schadet nie ☺
    Mein heimlicher Liebling ist ja der Wirsing, damit lassen sich wunderbar herzhafte Gerichte zaubern. Wirsing-Nudeln oder Wirsing-Brot-Auflauf! So gut!
    Liebst, Alexandra

    Antworten
    1. Alexandra Koch Artikelautorin

      Ach so lieb, danke! Nebst dem Namen teilen wir uns wohl auch die Begeisterung für Wirsing – so lecker, da gebe ich dir Recht, in allen Formen und Konsistenzen (mein Favorit: Wirsing-Lasagne!) <3

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  2. Carmen

    <3 Dank. Ich liebe Deine Rezepte. BITTE mehr davon. Ich lese selbst oft Kochhefte und hole mir Inspiration über IG. Deine Ideen sind für mich jedoch immers ehr abwechslungsreich. Danke dafür. Und auch wieder so unglaublich schön ilustriert.

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  3. Constanze

    Herzlichen Dank für die Rezepte. Wir bekommen jede Woche eine Gemüsekiste und momentan weiss ich mit den ganzen Kohlköpfen und ihren Freunden gar nichts mehr anzufangen. Mehr davon!

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  4. Lisa

    Vielen Dank für die Inspiration! Mein Mann und ich lieben Rosenkohl und ich bin immer auf der Suche nach Zubereitungsvarianten!

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  5. Kaya

    Ich finde deine Beiträge supergut liebe Alexandra. Wäre noch toller, wenn du öfter schreiben würdest 🙂 Nur über die Korbblütter bin ich gestolpert. Korbblüttler? 🙂 Oder wohl eher Korbblütler. Dazu gehören z.B. Chicoree, Schwarzwurzel, Topinambur und Löwenzahn. Das Gemüse was du hier verkocht hast, gehört allerdings zu den Kreuzblütlern (Rosenkohl und Rotkohl) und Doldenblütlern (Pastinaken). Botanikklugscheissermodus off. Einen guten Appetit allerseits.

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    1. Alexandra Koch Artikelautorin

      Ups, jawohl! Natürlich sind die Korbblütler mit einem t gemeint (auf schweizerdeutsch heissen „Blüttler“ Nackte, haha)! Genau, das ist mir bewusst, deshalb auch das bewusst gewählte Adjetiv „bitter“ – Chicorée schmeckt roh bitter – und war auch gar nicht auf das jetzt verwendete Gemüse bezogen. Verstehe aber, das dies zu Verwirrungen führen kann. <3

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