Wir sind alle gegen Sexismus. Weil es nicht okay ist jemanden für sein Aussehen, sein Geschlecht oder sonst irgendetwas, was uns verdammt nochmal nichts angeht und uns eigentlich nicht tangiert, zu verurteilen. Weil es nicht okay ist, seine eigene Unsicherheit, Unzufriedenheit und Angst an anderen auszulassen. Weil es nicht okay ist, andere spüren zu lassen, dass sie so wie sie sind grundsätzlich und als ganze Person nicht okay sind. Wir starten Bewegungen, schreiben Texte und wehren uns lautstark. Das ist alles toll und wichtig, aber manchmal frage ich mich, ob dieser Ansatz wirklich reicht? Aber wo bleibt das Handeln?
Was wir dabei nämlich regelmäßig unter den Teppich kehren, geschieht nicht zuletzt im direkten Austausch mit uns selbst. Denn: Was wir Frauen uns im gegenseitigen Miteinander manchmal antun, ist doch in Wahrheit oft mindestens genauso schlimm wie jede Form von Sexismus – und nicht zuletzt eines der größte Problem unseres Miteinanders. Ich will hier keinesfalls ein Battle starten, Sexismus nicht tolerieren, gar verharmlosen, noch will ich Äpfel mit Birnen vergleichen, aber: Wann fangen wir denn bitte an, all unsere Erwartungen dem anderen Geschlecht gegenüber, auch an uns selbst zu stellen?
Wir Frauen sehen uns doch gerne so: Weiblich, emanzipiert, vereint, gestärkt und gemeinsam gegen die Ungerechtigkeiten. Gegen Sexismus, für Gleichberechtigung, Akzeptanz und Respekt. -Ich falle gleich vom Stuhl vor lachen – oder eher vor weinen. Denn nur weil unser vermeintlich weiblicher Zusammenhalt nach außen hin so schön glänzt, heißt das nicht, dass auch immer drinsteckt was draufsteht. Ganz im Gegenteil.
Frauen schwächen sich so oft selber, von innen und aus so vielen anderen Gründern heraus, dass ich sie hier gar nicht aufzählen möchte. Manchmal finde ich, dass wir gar nicht so sehr nur auf das Patriarchat zeigen müssen, viele seiner Aufgaben übernehmen wir doch ab und zu einfach selber.
Was geht in uns vor, wenn wir aufeinander losgehen – natürlich nicht offen und direkt, sondern versteckt, langwierig und so richtig gemein? Merken wir nicht, wie lächerlich wir uns machen? Wir schreien lauthals gegen die Ungerechtigkeit gegenüber unseres Geschlechts und fordern mehr Fairness, aber wir verhalten uns selber nicht mal so.
Wir möchten eine gleichberechtigte Chance auf eine Karriere, aber natürlich nur für uns selber, nicht für die dünne, dicke, große, kleine, schlaue, nicht so schlaue, blondhaarige, dunkelhaarige, deutsche oder ausländische Frau im Nebenbüro. Denn die finden wir blöd – in der Regel deshalb, weil sie irgendetwas hat, was wir nicht haben. Eher selten, weil sie uns einen wirklichen Grund geliefert hat.
Unseren Freundinnen würden wir die Chancen eventuell noch gönnen, dann ist aber auch mal irgendwann Schluss, schließlich müssen wir auch mal an uns denken, oder? Die Wahrheit ist doch: Es gibt selten ein wirkliches Wir. Jede Frau muss viel zu oft einzeln für sich selber kämpfen und bekommt dabei den meisten Gegenwind von ihren Mitstreiterinnen. Dass sich Geschlechter gegenseitig versuchen zu bekämpfen, ist schon schlimm genug, aber mit ganz viel gutem Willen noch irgendwo auf Unterschiede und Unverständlichkeit zurückzuführen. Aber Frauen untereinander? Jede von uns weiß genau, wie sich die andere fühlt, wenn man sie mit Negativität überschüttet, denn wir fühlen alle ähnlich.
Dabei gilt doch für uns alle: Wenn wir etwas erreicht haben, dann in der Regel, weil wir hart dafür gearbeitet haben und nicht weil uns einfach alles geschenkt wurde. Wir sagen das über uns selber und sollten das auch bei anderen im Kopf behalten. Du bist ihr ähnlich und sie dir, warum bringt ihr euch so viel Hass entgegen? Wir schaden uns nicht nur selbst, sondern auch der Position, die wir uns in der Gesellschaft versuchen zu erarbeiten. Wir machen uns unglaubwürdig und: Unsere vermeintlich starke Frauenbewegungen wirken aus diesem Blickwinkel nur noch wie eine leere Hülle.
Ist es nicht in Wahrheit so, dass wir viel weniger für unser Recht kämpfen müssten, wenn wir anstatt uns selber gegenseitig fertig zu machen, im Alltag endlich eine weibliche Allianz gründen, uns respektieren und gegenseitig stärken würden? Women around the World: UNITE! Und jetzt bitte endlich wirklich!