Weekend Reads // Über Prokrastination, nur ein bisschen Fremdgehen und den Mittelfinger, der ein Leben veränderte

19.01.2018 Allgemein

IEine kleine feine Leseleiste zum Wochenende, die gerne im Kommentarfeld ergänzt werden darf. Damit uns weder Lehrreiches und Amüsantes, noch Wichtiges entgeht:

Verzichten junge Frauen auf ihre Karriere, um potentielle Partner nicht zu vergraulen?

Deprimierend, aber erwiesen: Immer noch bevorzugen viele Männer Partnerinnen, deren Karriere-Status den eigenen nicht übersteigt. Inwieweit beeinflusst das Wissen darum die Karriereambitionen junger Frauen? Von Lisa Selig.

Schlaft endlich!

„Der Schlaf ist hierzulande eine lästige Pflicht, die man irgendwie hinter sich bringt, um genug Energie für all die anderen lästigen Pflichten zu haben. Und wenn man doch mal liegen bleiben möchte, kommt sofort einer daher und sagt „Krone richten, weitermachen“. Also rappelt man sich auf und macht halt weiter. Als sei so eine eingebildete Krone auf dem Schädel irgendwie erstrebenswerter als total gemütlich zu liegen.“ Eine Kolumne von Ronja von Rönne.

Bericht eines Opfers oder Rache-Geschreibsel? – Das Chaos will uns etwas sagen

„In fast jeder Kritik zur derzeitigen Debatte über sexuelle Übergriffe findet sich die Bemerkung, dass in der #MeToo-Diskussion zu viel durcheinander geworfen werde: Manche Frauen würden sich über eine dumme Anmache genauso aufregen wie über eine Vergewaltigung und damit den Opfern tatsächlicher Straftaten schaden. In guter, alter Tradition wird das Bild der irrationalen, hysterischen Frau aufgerufen, die jeden Kleinquatsch zum Drama erklärt.“ – Nach Vorwürfen gegen den US-Comedystar Aziz Ansari zeigt sich, wie wichtig die Diskussion um den Graubereich zwischen schlechtem Sex und Nötigung ist. Von Margarete Stokowski.

Die Digitale Boheme – Selbstständig? Abhängig!

„Vor allem die Internet- und Start-up-Branche zelebriert die sogenannte digitale Bohème und verspricht so arbeiten zu können, wie es einem passt. Die digitalen Technologien ermöglichen diese Form der Arbeit und befördern sie. So kann man sich auf Crowdwork-Plattformen einfach anmelden und dann Jobs bearbeiten, die Auftraggeber auf der Plattform anbieten. Manchmal kann man die Jobs in wenigen Minuten abarbeiten und hat ein bisschen was dabei verdient.  „ Hier entlang.

Widerstand gegen Donald Trump – Wie ein Stinkefinger Juli Briskmans Leben veränderte

„Als sie hinter den Scheiben Polizisten mit Maschinenpistolen sah, war Briskman klar: Gleich würde der Präsident an ihr vorbeifahren – der Mann, der illegale Einwanderer-Kinder mit der Ausweisung bedrohte, das Gesundheitssystem Obamacare zerstören wollte und nach dem Massaker von Las Vegas schärfere Waffengesetze ablehnte.

Spontan reckte sie den Mittelfinger ihrer linken Hand in die Höhe. Kurz darauf hielt der Konvoi an einer Kreuzung. Briskman radelte mit ausgestrecktem Stinkefinger noch einmal an den Limousinen vorbei.“ Hier weiterlesen.

Beziehungen: Wenn man nur ein bisschen betrügt

„Und wann beginnt Fremdgehen überhaupt, wenn nichts Körperliches im Spiel ist? Gar nicht so einfach zu bewerten, auch wenn die Verletzung nachzuvollziehen ist.

Denn natürlich fühlt es sich nicht gut an, wenn der Mensch, der einem am nächsten ist, etwas vor einem verheimlicht. Jemanden verheimlicht – auch wenn es zu nicht viel mehr kommt, als zu Unterhaltungen und ein paar geteilten Momenten. Aber, ist das wirklich schon Untreue? Und muss man seinem Herzensmenschen tatsächlich alles erzählen – auch wenn man es selbst als nicht so wichtig betrachtet und keine Gefahr für die Beziehung sieht, außer, dass den anderen die Wahrheit womöglich verletzen würde? Wann wird ein harmloser, unbedeutender Flirt zu einem Akt der Untreue, zu emotionalem Betrug?“ Eine Kolumne von Silvia Follmann.

Ich habe abgetrieben und bereue es bis heute 

 „Er hat mich gefragt, ob ich keine Kinder mag, und gesagt, dass es okay wäre. So wäre es meist, wenn man keine eigenen hätte. Dann habe ich nur noch geheult. Seine Tochter war in etwa so alt wie mein Kind, wenn ich es ausgetragen hätte.“  Sina erzählt ihre sehr persönliche Geschichte bei Refinery 29.

Reden über #MeToo – 10 Positionen

Keine Debatte war 2017 so grundsätzlich wie die über Sexismus. Zum Jahresabschluss erschienen Ende Dezember zehn Positionen aus der ZEIT-ONLINE-Redaktion als Gesprächsgrundlage für Familienfeiern. Heute noch immer so gut/streitbar/wichtig wie vergangenen Monat. Also nochmal schnell rüber zur ZEIT.

Was ich daraus gelernt habe, vier Monate keinen BH zu tragen

„Oh, wie oft habe ich schon den Satz gehört: „Wenn ich nach Hause komme, ziehe ich zuerst den BH aus. (…) Also beschloss ich Ende Juli kurzerhand, einfach keinen BH mehr anzuziehen. 

Ich googelte und stöberte, um zu sehen, ob andere meinem Beispiel voraus waren. Natürlich waren sie das! Frauen über Frauen schrieben davon, wie sie den beengenden Freund ablegten und ihren Brüsten die Freiheit schenkten. Ich stieß auch auf die #noBra-Bewegung, die sich mit Gesichtern wie Gigi Hadid und Kendall Jenner gegen einen BH aussprachen. Die Natürlichkeit solle im Fokus stehen und der weibliche Körper nicht andauernd sexualisiert werden. Bei all diesen Frauen blieb eins jedoch aus: große Brüste!“ Von Annik Walter.

Und von vorn: Fahnen. Stolz. Boden. Ehre. Heimat.

„Die Fremden sind schuld. Die Fremden, Fremden, Fremden. Das ist doch mal eine Botschaft, die sich gewaschen hat. Die nicht mit anstrengend vernetzten Informationen zu tun hat, nicht mit der Frage: Was haben Dieselautos mit Asthmazu tun, was ist mit den Rohstoffen, die zu Ende gehen, wie kann die ausgequetschte Erde bald 10 Milliarden ernähren, wie kann man den minimalen Rest der Insekten und Tiere retten, was tun gegen die sich häufenden extremen Wetterereignisse, was mit Hartz IV, der Sozialhilfe, von der keiner richtig leben kann, und der Altersarmut? Alles erledigt. Holt die Mistgabeln raus. Mit denen beseitigen wir gerade noch die AI. What? Egal. Der stolze wehrhafte Mann, der mit einem halb geöffneten weißen Hemd mit einer Ähre in der Hand auf dem heimischen Boden steht. Und endlich wieder zu seiner wütenden Mannhaftigkeit gefunden hat.“ Eine Kolumne von Sibylle Berg.

Ich könnte jetzt aufstehen – das Protokoll einer Prokrastination

„Mache mein Bett und ziehe Socken an. Das Ritual des Bettmachens ist nicht zu unterschätzen. Es bedeutet: Jetzt wird es seriös. Die Nacht ist vorüber, der Tag hat begonnen und damit die Arbeit. Gehe in die Küche und mache mir einen Kaffee. “ Von Mercedes Lauenstein.

Pflichtfach Sexualkunde 

„Fast sieben Jahre ist es her, dass Pädagogen in der Stadt Basel ein neues Konzept für den Sexualkunde-Unterricht vorstellten. Die Bilder davon geistern bis heute durchs Netz: Holzpenisse in zahlreichen Größen und Formen, dazu eine Nachbildung der menschlichen Geschlechtsteile aus Plüsch, augenzwinkernd als Hot-Dog und Brötchen dargestellt. „Muss das sein?“, fragten sich viele Zuschauer, die die ästhetisch fragwürdigen Würstchen-Nachbildungen reflexhaft wegklickten. „Verdirbt der Sex-Koffer unsere Kinder?“, fragten sich konservative Eltern.“ Ein Thema, das auch unsere Politik interessiert. Von Charlotte Theile.

Oprah Winfrey – Milliardäre als Retter+innen?

Je mehr die Politik in den USA an Ansehen verliert, desto mehr Hoffnung liegt auf Nichtpolitikern: Sollte die Talkshowmoderatorin Oprah Winfrey gegen Trump antreten? „Für diejenigen, die in Trump ein Symptom einer drohenden Oligarchie sehen, war die Vorstellung von zwei überreichen Promis, die sich um die Präsidentschaft streiten, einfach zu perfekt, um nicht noch schnell mal einen Tweet über den Neoliberalismus loszulassen.“ Hier entlang!

Der Ariernachweis meiner Oma

„Kann Papier schuldig sein? Der Ahnenpass meiner Großmutter aus dem Jahr 1942 – ein Dokument, das im Nachkriegsdeutschland als „Ariernachweis“ bekannt wurde – kommt ganz unschuldig daher. Vorne drauf, auf dem in Leinen eingeschlagenen Büchlein mit den 48 vergilbten Seiten, ist ein roter Adler gestickt, ein ganz normaler Adler, kein Hakenkreuz oder irgendein Symbol, das mich anschreit: Nazi, Antisemitismus, Völkermord. „Der Ahnenpaß“ steht da in roten und schwarzen Buchstaben, sorgfältig gestickt. Das Büchlein könnte das Zubehör einer Hobbyahnenforscherin sein, die gedenkt, sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Ist es aber nicht.“ Von Stefanie Lohaus.

Weekend Reads // Über Prokrastination, nur ein bisschen Fremdgehen und den Mittelfinger, der ein Leben veränderte

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