Warum ich wieder angefangen habe, BH zu tragen (und welche!)

29.01.2018 Shopping

Was hat ein BH mit Sushispeisen oder sagen wir mal Knoblauch gemeinsam? Genau, die Geister könnten sich wohl kaum mehr daran scheiden. 

Egal, ob es sich um ein japanisches Gericht mit grünem Meerespapier drumherum handelt, um stinkige Knofizehen oder die schon steinalte Sitte, beide Brüste in dafür vorgesehene Halter zu stecken (das macht frau schon seit etwa 2500 v.Chr.), ist es stets so: Die einen können sich kaum eine tollere Erfindung vorstellen, der Rest hingegen kann überhaupt rein gar nichts damit anfangen.  

Ja, der BH ist ein Streitthema par excellence. Manche von uns fühlen sich von ihm eingeengt wie eine Legehenne, es kneift und rutscht und zwickt immerzu, anderen aber gibt er (den nötigen, schmerzvermeidenden) Halt, manchmal sogar Selbstbewusstsein und auf jeden Fall Stabilität. Mann kann den BH, so ganz grundsätzlich, hassen, lieben oder hasslieben. Man kann ihn als praktisch oder schmückend betrachten, als Segen und Fluch oder auch Mittel zum Zweck (wobei es da recht viele Zwecke gibt). Fakt ist jedenfalls ganz eindeutig, dass jede Frau ihre ganz eigene Büstenhalter-Geschichte zu erzählen hat – meine persönliche möchte ich euch jetzt erzählen. Sie handelt vom Abschwören und wieder Anfreunden, vom Schätzen und Verachten. Alles gleichzeitig eben. 

Alles fing mit einem weißen Bustier an, als sich irgendetwas etwas kugelförmiges etwa einen halben Zentimeter vom Rest meines Oberkörpers anzuheben begann. Der erste richtige BH war in meiner Schule auf der Coolness-Skala in etwa so hoch angesehen High-School-Musical (hoch!!!) und wurde deshalb selbstredend schon wenig später, nämlich bei Busengröße „1cm“ angeschafft. Ich weiß noch ganz genau, wie das war, als ich zusammen mit meiner Mutter zum ersten Mal die H&M-Lingerie-Abteilung besuchte, um mir meinen ersten eigenen BH (rosa, Spitze und Push-Up) auszusuchen. Ich habe mich so cool, feminin und erwachsen gefühlt wie nie zuvor und vergesst nicht, ich bin heute 18 -“ damals“  stand meiner Traumbeziehung mit Jimi-Blue Ochsenknecht oder Michael Ballack gedanklich also nichts mehr im Wege. Wirklich wahr.

Es war zwar nur ein Stück Stoff, das in meinen Kleiderschrank einzog und unter mein T-Shirt, aber eines mit ungeahnten Auswirkungen. Einen echten BH tragen, das fühlte sich ganz eindeutig wie ein weiterer Schritt in Richtung Empowerment und Unabhängigkeit an. Der BH wurde zum Symbol von Freiheit. Er fühlte sich nach Erwachsenwerden an und ein bisschen auch nach Rebellion.  

Es folgten demnach einige Jahre des gemeinsamen Zusammenlebens ohne große Probleme. Der BH und ich hatten uns einander gewöhnt und einen gemeinsamen Alltag gefunden.

Doch irgendwann lebten wir uns immer mehr auseinander. Das war die Zeit, in der ich tief in die Gesundheitsbranche voller Barfuss-Schuhträger*innen und Edelsteinwasserkonsument*innen hineingerutscht bin. Der Anfang vom (vorläufigen) Ende. Es war allerdings keine schnelle oder schmerzhafte Trennung, sondern viel mehr ein natürlicher Prozess: Je mehr ich mich mit bewussten Menschen und Mutter Natur umgab, desto weniger Aufmerksamkeit schenkte ich plötzlich der Spitze samt Drahtgestell. Anfangs war es noch eine Ausnahme, ohne BH herumzurennen, es passierte beinahe aus Versehen oder Verpeiltheit, aber dann irgendwann wurde das Weglassen zur Regel. Es war auf einer Kleidertauschparty, die ich im grauen T-Shirt samt V-Ausschnitt besuchte, als ich unverhofft bemerkte, wie wohl ich mich fühlte. Sogar meiner Mutter erzählte ich noch dort davon, wie schön und natürlich ich mir eigentlich mit meiner Körbchengröße 75B vorkam und dass ich wirklich keinen BH tragen müsse. Die BH-lose Zeit wurde offiziell eingeläutet – aber was dann passierte, war komisch.

 

Ich hörte nicht nur auf, einen BH zu tragen, sondern ließ auch Mascara und Nagellack weg. Im Grunde genommen hörte ich sogar generell auf,  mich um mich und meinen Körper zu kümmern. Das Aussehen war mit einem Mal nicht mehr so wichtig. Bis mir auffiel, wie sehr ich mein altes Ich vermisste. Die Mode! Diese Seite in mir, der all das eben nicht schnurzpiepsegal ist. Ich fühlte mich überhaupt nicht mehr wohl. Sondern unwohler als je zuvor.

Der BH gab mir offenbar nicht nur physisch Stabilität, sondern auch metaphorischen Halt. Öko-Linda begriff auf einmal, dass nicht die Mode und nicht der BH das Problem waren. Ich erkannte, dass ich mich verloren, ja, dass ich „meinen Scheiß nicht mehr zusammen hatte“, wie man so schön sagt. Und vermisste nicht nur das Früher, sondern auch meinen BH – und das starke Gefühl, das er mir gab. Obwohl er für andere ja meist unsichtbar bleibt, Ist das nicht schön? Der BH ist tatsächlich noch etwas, das wir (oft) ganz allein für uns selbst kaufen. Für unser Gefühl und unsere Freiheit – ich versteht was ich meine, oder? 

Und so fand ich ihn wieder, den BH, in unterschiedlichsten Formen und Farben, bat ihn um Verzeihung und suchte nach einem Kompromiss. Push-Up BH’s trage ich immer noch nicht, dafür aber umso lieber weiche Spitzen-Bustiers. Sie geben mir Hal, sind bequem, lassen mir aber Freiraum, und machen sogar heimlich, dass ich mich hin und wieder sexy fühle. Eine Win-Win-Situation, mit der ich mich pudelwohl fühle. Deshalb finde ich: Eine neue BH-Wish-List muss her. Also los:

Butterfly Top // LÖV

Bustier // For Love & Lemons 

Bustier mit Punkten und Rüschen // Le Petit Trou

Crop- Bustier // For Love & Lemons 

Schwarzer BH mit Piercing // Aikyou

Triangel-BH mit Sternchen // LOVE Stories

Schwarzer BH mit Blumenapplikation an Träger // Passionata

J’adore (Dior 😀 ) -Imitat // LOVE Stories

Roter Triangel-BH // Urban Outfitters

Geblümter BH-  Fair Fashion // Underprotection

Balconette BH // Intimissimi

Bügelloser BH // Princess TamTam

Schwarzer BH in großen Größen // Lascana

8 Kommentare

    1. Linda Luna Artikelautorin

      Hihi Lena, ich lag heute um 2 Uhr wach im Bett und habe deinen Kommentar gelesen <3 Freut mich riiieesssiiggg, Ausrufezeichen, Ausrufezeichen, Ausrufezeichen, Smiley.

      Antworten
  1. Anne

    Aufgrund meiner sehr großen Oberweite fühle ich mich oft sehr nackt und unwohl ohne BH, weil meine Brust nunmal unverhältnismäßig „weit“ hüpft und ich nicht einfach loslaufen kann!
    Zum Glück liebe ich aber schöne Unterwäsche und die bekomme ich bei meiner liebsten Diane in Köln Ehrenfeld bei LePop Lingerie! Da will man am liebsten alles haben!:)

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    1. Linda Luna Artikelautorin

      Liebe Anne, das kann ich mir gut vorstellen, freut mich umso mehr, dass du eine tolle Lingeriemarke für dich gefunden hast. Vielen Dank, für den Tipp!

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  2. Franzi

    Hello,
    auch bei mir gab es schon einige BH-Unfälle. Zuerst Push-up, dann Bügel-BH etc.
    Irgendwie hat es mich aber genervt, dass gerade durch Schalenbhs meine Brüste größer gemacht wurden als sie sind und ich mich teilweise in engeren Kleidern unwohl gefühlt habe.
    Meine Lösung: ein ganz schlichter Bustier, der genug stützt (habe 80c – also nicht so wenig), der dabei aber nicht einengt oder etwas dazu schummelt.
    Trotzdem fliegt er beim Ankommen in die Wohnung sofort in die Ecke 😉

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    1. Linda Luna Artikelautorin

      Tolle Idee, das Problem kann ich sehr gut verstehen. Auch ich möchte meine Brüste nicht mehr unnatürlich pushen und denke Bustiers sind einfach super!!

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  3. Svenja

    haha, wollte den Artikel eigentlich nicht lesen, weil ich dachte „mäh, das Thema ist doch durch“ hab`s dann doch getan und finde mich in deinen Gedanken wieder. Zwar habe ich nie ganz aufgehört BH`s zu tragen, aber dieses „kein Makeup, kein Nagellack, keine Aufmerksamkeit auf Äußerlichkeit…“ hatte ich auch. Vllt braucht es manchmal die Extreme, um wieder zu sich zurück zu finden. Manchmal Ökotante ohne alles, manchmal so richtig los klotzen mit Nagellack und allem Pi-pa-po. Das macht mir irgendwie auch am meisten Spaß! Und gute Unterwäsche macht beide Rollen mit, sieht hübsch aus, aber quetscht und piekst nicht 🙂

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    1. Linda Luna Artikelautorin

      Svenja, du hast total Recht! Manchmal brauchen wir Extreme, vielleicht sollten wir sie deshalb auch gar nicht so verachten. „Alles in Maßen“ ist vielleicht vernünftig, aber „Über das Maß hinausschießen“ ist lehrreich. Ich liebe deinen Kommentar :* – Freut mich sehr das dir der Artikel trotz durchgekautem Thema gefallen hat

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