Die New York Fashion Week steckt in einer kleinen Krise, wenden sich doch immer mehr Labels dem großen Schauenkalender ab und ziehen in die kleineren Städte wie London oder Paris. Rodarte geht, Alexander Weng auch und nun wird sogar Victoria Beckham anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums die eigentliche Präsentation in ihre Heimat verlegen; für New York arrangierte sie stattdessen nur ein kleines Happening. Modetechnisch geht es der Stadt längs nicht mehr gut – und den Modehäuser sowieso. Es scheint kaum mehr möglich, sich als einzelnes Brand im Wust von 1000 anderen noch zu behaupten, während die Kosten für eine fulminante Show in keinem Verhältnis mehr zum Erfolg stehen. “Most of the American population is switched off fashion,” so Tom Ford im Interview. Wohin die Reise allerdings genau gehen wird, scheint derweil auch niemand wirklich zu wissen: Jeder versucht es dagegen erst einmal mit seinem eigenen Süppchen und seiner eigenen Rezeptur: Raus aus dem starren Schauenkalender, See now buy now Konzept eingeführt, sparsamer zeigen und nur noch einem kleinen, dafür sehr einem sehr loyalen Publikum präsentieren Die Tendenzen gehen in sämtliche Richtungen.
Was uns als erstes bei den bereits gezeigten Kollektionen auffällt? Innovationsdrang scheint verpufft, stattdessen besinnen sich die großen Labels auf ein All-in-One Konzept aus Männer- und Frauen-Mode und setzen zunehmend auf Diversität auf den Laufstegen (wie bei Eckhaus Latta). Für die neuen Trends jedenfalls scheinen die kleinen Instagram-Labels dieser Tage verantwortlich zu sein. Eine spannende Entwicklung, die wir nur zu gern beobachten. Aber zunächst einmal widmen wir uns allerdings dem Gesehenen – und zwar: Polka Dots und artverwandten Tüpfelchen, dem scheinbar unkaputtbaren Animal Print, den schönsten Farbzusammenstellungen und der liebsten Silhouette: Der Sanduhr.
Die Sanduhr
gesehen bei: Acne Studios, Self-Portrait, Victoria Beckham & Tibi
Das Prinzip ist ganz einfach: Weite Kreationen werden vereint, um sie in der Mitte des Körpers eng miteinander verschmelzen zu lassen. Sorgt für Form und wirkt dem sackigen Look entgegen. Liebster Look: Acne Studios und überraschenderweise Self-Portrait. Power Dressing 2.0, sozusagen!
Animal Print
gesehen bei Proenza Schouler, Filles à Papa, Rodarte, Frame, Re/Done & Victoria Beckham
Wer dachte, der Drops mit den einst verrucht anmutenden Animal-Prints wäre gelutscht, der wird eines Besseren belehrt und sollte sich auch im Winter 2018 auf die volle Ladung tierischer Motive einstellen: Zebra, Tiger, Leopard und Jaguar – in der Saison wurde wirklich kaum ein Animal Print ausgelassen.
Tom Ford trieb den Look auf die Spitze, färbte den Jaguarprint farbig ein und kombinierte das Ganze mit Flecken, die an Giraffen erinnern, während Alexander Wang dem Zebra ein Schuppenkleid aus Pailletten schenkte. Es bleibt ein schmaler grad zwischen: Geht und geht gar nicht!
Polka Dot /
gesehen bei Ulla Johnson, Creatures of Comfort, Rodarte
An dieser Stelle müssen wir uns selbst etwas korrigieren: „Polka Dots und ähnliche Tüpfelchen“ müsste das Ganze nämlich eigentlich heißen. Das es sich hier allerdings manchmal gar nicht um Punkte, sondern um Kreuze oder feine Striche handelt, wurde erst auf den zweiten Blick bekannt. Neu ist die Nummer mit den Polka Dots natürlich nicht, sattsehen wollen wir uns aber auch keineswegs. Am schönsten umgesetzt übrigens von Creatures of Comfort!
Ultra Violet – Pantones Farbe des Jahres 2018
gesehen bei Prabal Gurung, Tibi
Pantone gab erst kürzlich bekannt, dass Ultra Violet die Farbe des Jahres 2018 werden würde – doch ehrlicherweise war die bislang kaum vertreten. So richtig Lila ging es nur bei Tibi und bei Prabal Gurung zu. Die lieferten dafür allerdings den besten Beweis, dass wir uns der Coleur endlich widmen müssen!
Die schönsten Farbzusammenstellungen
gesehen bei Creatures of Comfort, Prabal Gurung, Acne Studios,
Rachel Zoe, Tom Ford, Sies Marja
Für mich der bislang schönste Nebeneffekt der einzelnen Kollektionen? Herauszufinden, welche Farbzusammenstellungen entgegen unserer oft eingefahrenen Meinung sehr wohl hervorragend funktioniert: Weiß entsättigt beispielsweise wunderbar Rot, rostige Nuancen erden Gelb und Lila, Senf und Yves Klein Blau mausern sich zum schönsten Trio überhaupt.
Batik
Eckhaus Latta, Proenza Schouler, Sies Marja
Eigentlich war ich im Vorfeld felsenfest davon überzeugt, dass uns in New York bereits eine ganze Handvoll Stepp unter die Augen kommt, aber nichts da. Die Skandinavier*innen bleiben vorerst allein mit ihrer Meinung. Dafür aber meldet sich Batik und fließende Farbtöne zurück – und das keinesfalls im Sommer, sondern zur kalten Saison. Bereit?
Millenial Pink
Ulla Johnson, Tory Burch, Sies Marjan, Tibi
Nun, auch was die Farbe Pink angeht, stehen alle Zeichen auf: Bleibt! Ulla Johnson trieb das Ganze auf die Spitze, während wir bei den Kolleg*innen vor allem verwandte Töne entdeckten. Bei Neon-Pink bleibe ich raus, mische man aber etwas grau dazu oder eine gute Portion weiß, bin ich wieder mit im Rennen!
Alle Bilder: Vogue.com