Das faire High Fashion Label Philomena Zanetti gehört für mich ungeschlagen zu den schönsten Neuentdeckungen, die die grüne Modebranche in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat. Ich möchte es eigentlich und streng genommen nicht mal im grünen oder nachhaltigen Modebereich einordnen, denn irgendwie beschleicht mich das Gefühl, als würde ich Designerin Philomena Zanetti damit nur in eine einzige Schublade drängen. Die Gründerin des Labels, Julia Leifert, macht es nämlich auf ganz vielen Eben ganz richtig: Und zwar eben vor allem in puncto Design und Konzept! Ihr Anspruch eco und fair zu produzieren sind hier einfach eine Selbstverständlichkeit. Und damit macht Julia alles anders, als viele ihrer Kolleg*innen, die vor allem mit den Produktionsbedingungen und der Materialwahl punkten wollen und die Kreation an sich als zweitrangig betrachten. No, no, hier dreht sie die Chose einfach um!
Grund genug Julia um ein Interview in Kaffeelänge zu bitten. Here we go:
Julia, wie bist du dorthin gekommen, wo du jetzt bist?
Mode war schon immer meine Leidenschaft. Allerdings wurde mir das erst so richtig bewusst, als ich mitten in der Gründungsphase zu Philomena Zanetti steckte. Mich hat in erster Linie immer das Handwerk, die Haute Couture fasziniert. Ich habe seit Anfang an die Vision, etwas in der Industrie zu verändern. Einen anderen Weg einzuschlagen: Von der schnell und billig produzierten Wegwerfware, hin zu mehr Wertschätzung für die Bekleidung. Mein Ziel ist es, High Fashion mit Bewusstsein zu kreieren. Ich möchte zeigen, dass das geht und dass ein bewusster und fairer Umgang mit Mensch, Tier und Natur wieder selbstverständlicher werden kann.
Wir lief dein vergangenes Jahr für dich? Kannst du Erfahrungen mit uns teilen?
Ich hatte das große Glück, neben der Nominierung unter die Top Drei beim Young Icons Award, auch den Mentoring Preis des Fashion Council Germany 2017 zu gewinnen. Der neu gegründete Council hat es sich unter dem Vorsitz von Christiane Arp, der Chefredakteurin der Deutschen Vogue, zum Ziel gesetzt, deutsche Talente in der Mode zu fördern und international zu positionieren. Das Mentoring Programm ermöglicht mir, gemeinsam mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus der Branche zusammenzuarbeiten und die Marke Philomena Zanetti weiterzuentwickeln und zu stärken. Das ist für ein so junges Unternehmen wie Philomena Zanetti eine einmalige Chance und macht mich sehr stolz.
Welche Eigenschaft magst du an dir am meisten und warum?
Meine größten Stärken sind mein Durchhaltevermögen und der Glaube an die Vision, etwas zu verändern. Als ich 2014 mit Philomena startete war das Thema Nachhaltigkeit in der Luxusmode, unter dem holistischen Aspekt wie ich Nachhaltigkeit interpretiere, in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Zunächst hat keiner verstanden, warum ich das tue und niemand konnte sich vorstellen, dass das Zukunft hat. Heute ist das Thema in der ein oder anderen Art und Weise in aller Munde. Klare Ziele und Durchhaltevermögen sind bei dem Aufbau eines Unternehmens essentiell. Denn es gibt vieles, was nicht so läuft wie erwartet und es kommen auch immer mal wieder Durststrecken, die es zu überwinden gilt. Und gerade in der Modeindustrie ist zur Zeit vieles im Umbruch wodurch Unsicherheit entstehen kann, da ist es um so wichtiger hier fokussiert zu bleiben.
Philomena Zanetti ist ein nachhaltiges und faires Label, hast du es dir damit nicht besonders schwer gemacht?
Es ist eine große Herausforderung, die gleichen Ansprüche der Konsumentinnen zu erfüllen, wie das meist nur die konventionelle Mode schafft. Gerade durch die von uns gewählten Stoffe ist beispielsweise die Umsetzung vereinzelter Designs nicht wie gewünscht realisierbar – eben weil wir auf künstliche Zusätze verzichten. Auch das Thema Farbe ist ein sehr großes und komplexes. Teilweise können sehr leuchtende Farben oder Prints noch nicht in der Brillanz dargestellt werden, wie wir es gerne hätten, da wir auf toxische Inhaltsstoffe in den Farben und Färbeprozessen verzichten. Es ist zudem ein sehr kostenintensives Vorhaben und mit sehr viel zusätzlicher Arbeit verbunden, was sich entsprechend auf die Preise auswirkt. Die Produkte, die wir bieten, sind handgefertigte Designerstücke, die teilweise viele Stunden Arbeit gekostet habe. Aber ich bin davon überzeugt, dass man den Unterschied sieht und fühlt. Und deswegen lasse ich keineswegs davon ab.
Genau diese Herausforderung macht es auch so spannend. Das entscheidende ist die Erfüllung der Ansprüche. Ich möchte erreichen, dass Nachhaltigkeit den derzeitigen Sonderstatus verliert und als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Nachhaltige Mode wird derzeit vor allem mit Basics und Casual Ware assoziiert. Das muss aber nicht sein. Ich denke unsere nachhaltigen Produkte von Philomena Zanetti können ohne weiteres in Design und Verarbeitung und auch im Preis mit konventioneller Ware im vergleichbaren Segment konkurrieren. Wir generieren hierbei, um bei erhöhten Kosten trotzdem konkurrenzfähig sein zu können, eine geringere Marge. Das heißt, wir sind nicht teurer als andere Designer*innen in dem Segment.
Wenn sich wirklich etwas in der Wahrnehmung ändern soll, müssen nachhaltige Produkte mindestens genau tragbar und gut sein, wie andere Produkte. Es darf kein Unterschied geben. Der Mehrwert kommt schließlich erst so richtig im zweiten Schritt zum Tragen.
Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Ich sehe Philomena Zanetti ganz klar als Botschafterin für Nachhaltigkeit in der Luxusmode. Das heißt, wir werden uns weiterentwickeln und die eigene Handschrift weiter stärken. Wir haben 2017 das erste Mal einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, der künftig alle vier Jahre erscheinen und als Bericht über Ziele, die wir verfolgen und Erfolge, die wir verbuchen konnten, funktionieren soll.
Bis 2020 wollen wir uns beispielsweise stärker im Bereich der Reduktion des CO2 Ausstoßes engagieren. Wie bauen unser soziales Engagement aus und möchten in Kooperation mit einer Menschenrechtsorganisation Mädchen und Frauen in Krisengebieten durch Bildungsprogramme unterstützen, um ihnen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu geben. Daneben werden wir dieses Jahr das erste Mal beim Copenhagen Fashion Summit teilnehmen.
Das ist für mich persönlich ein sehr spannendes Unterfangen. Hier wird beispielsweise auch Stella Mc Cartney anwesend sein und ich freue mich sehr sie persönlich kennenlernen zu dürfen und mich mit ihr auszutauschen. Sie ist seit Langem für mich eine sehr große Inspiration.
Wir wünschen dir ganz viel Erfolg!