Print lebt // Und welche Magazine lest ihr so?

23.03.2018 Buch, box2

Mir tut das jedes Mal im Herzen weh, wenn die Leute davon faseln, Print sei tot, wenn Nicht-Reisende ganz unromantisch-unberührt auf eReader starren oder Menschen meinen Alters Dinge sagen wie: Ich lese nicht. Zwar weiß ich nicht, wie das gehen soll, dieses Nicht-Lesen, weil man doch eigentlich so viel wissen will, aber ich ahne: Die Krise ist real. Hoffnung besteht aber trotzdem. Manchmal braucht es ja nur einen kleinen Reminder, einen Schubs in die richtige Print-Richtung sozusagen und dann läuft es plötzlich wieder, wie von selbst. Weil Gutem kaum jemand widerstehen kann. Deshalb mache ich heute den Anfang, inklusive einem kleinen Griff in Richtung meiner eigenen Nase. Denn Magazine nehme auch ich viel zu selten mit in die Badewanne. Oder den Feierabend. Hier kommen also meine liebsten und ganz vielleicht habt ihr ja noch weitere, überragende Tipps in petto, sodass wir am Ende alle hochmotiviert den nächsten Bahnhof, bzw. Zeitschriftenhandeln ansteuern!

Die Epilog

 

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Die Epilog ist ein überaus wortgewandtes, eloquentes und absichtsvolles literarisches Wunderwerk mitten aus Berlin, das die herrschende Gegenwartskultur seitenweise und je monothematisch in sprachlichen Fegefeuern und Feuerwerken auseinander pflückt, beleuchtet und hinterfragt. Diesmal schwebt die „Irrelevanz“ als übergeordneter Casus Knacksus über jedem einzelnen Text:

„Alles nichts. Nichts gilt, alles egal. Gestern noch im Anthropozän, heute, ja wo eigentlich? Jedenfalls: Bei all der Zerstörerei sind wir doch immer noch hier. Vielleicht mehr als je zuvor. Wir bekommen das nicht so recht hin, uns irrelevant zu machen, und vielleicht ist gerade der ständige Versuch das Spannende, das Heiße. Mit Die Epilog Nr. 7 proklamieren wir jetzt das Zeitalter der Neuen Belanglosigkeit und wählen als Einflugschneise die Modi des Irrelevanten. Wir suchen nach dem Nichts. Widmen uns der totalen Gleichgültigkeit. Und stellen uns die letzte große Aufgabe: Verschwinden.“ Hier entlang geht es zum Onlineshop.

Libertine 

Libertine ist ein Gesellschaftsmagazin aus Hamburg – für Frauen von Frauen. Eines, das von vorn bis hinten lesenswert und unterhaltsam und liebevoll und klug daherkommt, immer politisch korrekt, aber nie korinthenkackerisch anstrengend, wenn ihr versteht, was ich meine. Und ja, das finde ich durchaus bemerkenswert und schrecklich wichtig, denn der Tenor des erhobenen Zeigefingers schreckt zuweilen ja mehr ab, als dass er dort aufzuklären vermag, wo es am meisten vonnöten wäre. Bei Libertine fühle ich mich wohl und bereichert, motiviert und nach jedem Schmökern ein bisschen gewachsen, geistig. Schön, dass es euch gibt.

Themen der aktuellen Ausgabe: Feminismus goes Pop goes Digital | Moon Ribas – Die Erde als Choreographin | Liebe. Post Internet | Kinderwunsch – Erfülle ich mir selbst | Digitales Storytelling | Angela Washko – Gaming auf feministisch | BLÆNK MINDS | Laurie Penny | Instagram als feministisches Sprachrohr | Kleiderei | Sizilien – Geschichte einer Befreiung und vieles mehr. Hier entlang geht es zum Onlineshop.


The Gentlewoman

Ich weiß ja: Es gibt Magazine, die blättert man ein bisschen durch, liest hier mal eine Zeile, beäugt dort ein Bild und schwupps, ist alles wieder vergessen, bevor es überhaupt gelesen wurde. Bei The Gentlewoman kann einem das nicht passieren, wie ich finde. Zwar macht sich das englischsprachige Magazin zweifelsohne auch optisch allererste Sahne, wer aber nur drauf schaut statt rein, verpasst die vielleicht inspirierendsten, unerschrockensten Frauen aller Zeiten. Die, die wir längst auf dem Schirm haben, lernen wir intensiver kennen, viele andere hätten wir, das meint man jedenfalls nach dem Lesen, längst entdecken sollen – was für schöne Interviews! Hat man die einmal durch gewälzt, meint man Bäume ausreißen zu können. The Gentlewoman bleibt trotzdem stets ehrlich, hier wird nichts weichgezeichnet, niemand glorifiziert. Das Leben ist nunmal ein Auf und Ab. Als Mensch, als Frau. Kurzum: Das Mitlesen motiviert. Hier lang gehts zum Onlineshop!

 

Das Buch als Magazin

Ich glaube es war das Jahr 2013 als „Das Buch als Magazin“ zum allerersten Mal erschien. Fast hätte ich geweint vor Freude! Der absolute Gegenentwurf zur Klatschpresse, dachte ich und schöpfte Hoffnung. Denn das Prinzip zum Magazin ist bis heute genial: „Im ersten Teil der Hefte drucken wir einen Klassiker der Literaturgeschichte (…), im zweiten Teil schreiben wir Geschichten aus dem Alltag unserer Gegenwart (…). So verknüpfen wir Literatur und Journalismus, Vergangenheit und Gegenwart.“  Wenn man mich fragt, hätten Joahanna Swistowski und Peter Wagner es verdient, mit ebenjenem Exempel so richtig durch die Decke zu gehen. Ein paar Ausgaben lang ist es gut gegangen, was dann passierte, weiß ich nicht. Aber: Das Buch als Magazin lebt! Nur ein bisschen anders als zuvor. Deshalb tragt euch schnell für die nächste Ausgabe, die dem Klassiker „Aus dem Leben eines Taugenichts“ gewidmet ist, ein: Hier entlang geht es zur Vorbestellung. Es wird sich lohnen, ich verspreche es!

 

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Das Wetter 

Wann immer ich eine neue Ausgabe von Das Wetter – Magazin für Text und Musik in den Händen halte, möchte ich dabei, verzeiht, rauchen und saufen, so richtig (mit)fühlen, mich in geschriebenem Wort suhlen, wissen, was die vorgestellten Schriftsteller*innen um- und an- und in die Verzweiflung  treibt, mit eigenen Ohren hören, welche Klänge da durch die aufgeschriebenen Zeilen junger Schreiber*innen schon ohne einen einzigen Ton lebendig werden, durch ewige Gespräche und ausgedehnte Interviews zum Beispiel, die weit entfernt von vornehmem Geplänkel sind. Plaudereien gibt es trotzdem. Aber die kommen mir, je nach Lebenslage, hin und wieder auch ganz gelegen, damit sich das Hirn nicht allzu sehr verknotet. Hier entlang geht es zur aktuellen Ausgabe.

Girls Like Us

So ein wunderbares, wieder englischsprachiges, queeres Magazin, dessen Beschreibung diesmal so schön ist, dass ich an dieser Stelle lieber ganz still bleibe und stattdessen zitiere. Thema: Zukunft.

„We want a future outside of straight time. A future in which all our friends and lovers and their lovers are coming over for dinner around a table we built together. We want a future that is fair, fun, furry, fabulous, fierce, free and not fucked up. We want futures.

We want a future in which state violence and violence in general are deeply retrograde. A future in which we have dismantled the harsh economic systems that govern our lives and loves. We want a future of cohabitation and self-governance. A future that sees and acknowledges emotional labour. We want a future that understands the reality of being broke, of being evicted, of being talked down to, of being ignored. We want a future that embraces weakness, where we come together, where we can lean on each other and stand strong. We want a future that is not afraid of difference, and that doesn’t forget to dance once in a while. We want a future of diverse temporalities. A feminist clock. A future that rethinks speed. We want a future that honours all of its pasts, presents and futures. We want a future for hugs and hands and sunshine and islands and collective intelligence. We want our future organized differently. And can you throw in time travel, too?“ Hier entlang geht es zum Onlineshop

AvenueZum Schluss gibt es noch ein Magazin, das mir selbst empfohlen wurde, das hier ist also ein „blind share“. Ich weiß im Prinzip auch nur so viel: „Avenue ist Wissenskultur im 21. Jahrhundert. Die Avenue macht Geistes- und Sozialwissenschaften populär: zuerst im Netz, dann im Druck.“ Klingt gut, furchtbar gut. 

Hier entlang geht es zum Onlineshop!

Im nächsten Teil folgen dann:

Meine liebste Indie-Modemagazine!
Vielleicht habt ihr dazu ja auch schon Tipps parat!

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15 Kommentare

  1. Anne

    Jetzt ist es offiziell: ICH LIEBE DICH FÜR DIESEN ARTIKEL!!!

    Es gibt kaum besseres als in Zeitschriftenläden zu stöbern, ja grade zu darin zu versinken..
    Wenn man seinen Schatz, der auch gern mal mehr als einer ist, dann ganz stolz aus dem Laden trägt und nur darauf wartet endlich die erste Seite aufzuschlagen.
    Ich bin ehrlich: Magazine sind für mich noch besser als Bücher!!!
    Deine Auswahl ist schon wunderbar. Ab und zu lese ich noch den Weekender, der ist einfach schön. Das Papier, das Layout, die Bilder und natürlich die Texte..;)
    Die Dummy kann ich auch nur sehr empfehlen, die Neon lese ich ab und an auch gerne (kommt natürlich auch aufs Thema an). Und eigentlich auch noch 1000 andere! <3
    Mein Herz schlägt definitiv für Print!!

    Liebst, Anne <3

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  2. Sarah

    Liebe Nike,

    klingt alles spannend, was du da vorschlägst. Weil du fragtest: Ich lese auch schon seit Jahren das Greenpeace Magazin und finde dieses komplett werbefreie Printerzeugnis nach wie vor höchst inspirierend. Frauen und Männer mit tollen Ideen und irrem Mut werden da vorgestellt. Die eigenen Wünsche und das eigene Begehren nach diesem und jenem werden an der Nase gepackt und kräftig durchgeschüttelt. Der Blick auf’s Große und Ganze tut gut, erinnert an die eigenen Möglichkeiten der Kreativität und obendrein haben die auch ordentlich am Design gearbeitet, die Augen kommen auch auf ihre Kosten.

    Liebe Grüße nach Berlin
    S

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  3. Melanie

    Juhuuuuuu, danke für die Inspiration! Ich lese regelmäßig Libertine, Neon, Weekender und ‚The Fernweh Collective‘ (gibt’s auch online, aber besonders die Printausgaben lassen mein Reiseherz höher schlagen, wunderbar zum Hinwegträumen und Pläne schmieden). Ich bin ein absoluter Printfan und liebe das Gefühl hochwertiges (mattes) Papier in den Händen zu halten, bereichernde Artikel zu durchstöbern und bin stets voller freudiger Ehrfurcht, wenn ich an den Schaffensprozess dahinter denke. Ich glaube ja auch das Print niemals aussterben wird, weil wir einfach ein Pendant zum Digitalen brauchen und uns nach einem haptischen Genuss sehnen. Geht mir jedenfalls so 🙂 Ich freue mich auf deinen Artikel zu deinen liebsten Indie-Modemagazinen! Liebst, Melanie <3

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  4. Teresa

    Großartig ist auch das Enorm Magazin! Tatsächlich les ich auch recht gerne die Zeit Wissen. Das Buch als Magazin ist absolut großartig, find ich auch.
    Liebste Grüße, Teresa

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  5. Marlene

    Danke für die tolle Zusammenstellung!
    Hinzuzufügen habe ich neben „Dummy“ noch die „Hohe Luft“ – ein Philosophie Magazin, das mir immer wieder ganz wunderbare Denkanstöße liefert.

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  6. jules

    ich lese ziemlich gern die neon, die beeinhaltet irgendwie eine ganz gute mischung und trifft damit fast immer mein interesse

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  7. Annika

    „Das Buch als Magazin“ finde ich auch ganz großartig. Einem etwas ähnlichen Konzept wie „Das Buch als Magazin“ folgt auch „The Happy Reader“ von Penguin. Neben einem Interview mit interessanten Persönlichkeiten wie Kim Gordon oder Jarvis Cocker, in dem es um Lesegewohnheiten, Lieblingsbücher und Lesetipps geht, sind die Ausgaben immer einem Literaturklassiker gewidmet, mit Artikeln, die das Thema des jeweiligen Buchs aus unterschiedlichsten Blickwinkeln aufgreifen.

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  8. Melanie

    Uii, danke für diesen Artikel. Es gibt auf dieser Welt einfach so viele schöne Magazine, die es Wert sind, gelesen und wertgeschätzt zu werden. Wir haben auf unserem Blog kürzlich auch fünf davon zusammengestellt: https://feinerlei.wordpress.com/2017/07/16/5-schoene-indie-mags/

    Falls du noch Inspiration in Richtung Fotografie suchst, kann ich ‚The Smart View‘ sehr empfehlen, auch wenn das Erscheinen leider sehr unregelmäßig ist.

    Viele Grüße,
    Melanie

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  9. sabine

    Tolle Zusammenstellung und ich freue mich riesig, dass Du auf das „Heft als Magazin“ hinweist, ich hoffe so so sehr, dass das Crowdfunding zustande kommt, ich wäre sooooo traurig, wenn es mit dem Heft nicht weitergeht. Darum hier auch noch mal ein Aufruf von mir, bitte bestellt euch das kommende Heft – ihr werdet bestens unterhalten und es auf keinen Fall bereuen. Meine liebste Ausgabe war „Faust“ (aber auch alle anderen waren klasse). Hier meine Eindrücke zur Ausgabe:
    https://bingereader.org/2015/11/28/faust-johann-wolfgang-von-goethe/

    Herzliche Grüße, Sabine 🙂

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  10. Petra

    Ich liebe, liebe Magazine! 🙂 Ich versuche zwar, so wenig wie möglich zu besitzen – aber meine Magazin-Sammlung kann ich nicht minimieren. Am liebsten würde ich sogar selbst eines schreiben. Ein paar der Magazine, die du hier vorgestellt hast, kannte ich noch gar nicht. 🙂 Da wird die Sammlung vielleicht noch mal wachsen, haha.

    Liebe Grüße
    Petra von http://www.anothercopycat.com

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  11. Alraune

    Meine Mutter bringt mir aus dem Buchladen in dem sie arbeitet regelmäßig das Zeit und das süddeutsche Magazin mit. In meiner kleinen Kleinstadt sind diese Magazine oft mein Tor zur Welt. Sie inspirieren und bereichern, stoßen mich oft auf neues.
    Die besten Artikel reise ich heraus und schicke sie einer guten Freundin.

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