Als das Konzept von Arket vor rund zwei Jahren bekanntgegeben wurde, tapsten wir, höchstwahrscheinlich wie ihr, im Dunkeln. Was sollte hinter dem nordischen Konzept für Basics, zeitlose Klassiker und hoher Qualität stecken? Wofür standen die 9-stelligen Zahlencodes und überhaupt: Was wollte H&M, der Mutterkonzern hinter Arket, hier genau genommen anders machen? Mit dem Store Opening in London, Kopenhagen, Brüssel und München im vergangenen Jahr sowie dem Online-Shop, der seither 18 europäische Märkte beliefert, wurde die Sache ein klein wenig klarer. Nun eröffnet heute hochoffiziell der Berliner Store, der die ID 004008 – 940 trägt, auf dem Ku’damm 19-24 – und wir durften gestern exklusiv und noch vor allen anderen für euch in dem zweistöckigen, denkmalgeschützten Glasgebäudes vorbeischauen.
Aber was steckt eigentlich hinter dem Konzept? Selten viel es uns so schwer, ein neues Konzept auf den Punkt zu bringen, aber das hier ist ein Annäherungsversuch: Arket ist clean und widmet sich den einzelnen Produkten sowie ihrer Geschichte. Arket will Transparenz schaffen und ein Ort sein, der für jeden von uns ein Kleidungsstück in petto hält. Ich ahnte es und es scheint sich mehr und mehr zu bestätigen: Arket ist die europäische Antwort auf Uniqlo – mit dem Unterschied, dass viele Kreationen durchaus zeitgeistiger sind, Schnitte ein stärkeres Profil vorweisen und hier noch mehr Wert auf Qualität gelegt wird. Ein Konzept, das sich gleichermaßen den Männern, Frauen, Kindern und unserem Zuhause widmet.
Obendrein will Arket uns offensichtlich nicht nur ein Portfolio aus Socken, Shirts und Hosen in hundert verschiedenen Farben schmackhaft machen, das skandinavische Konzept weiß auch ganz genau, wie es uns mit modischem Firlefanz Wasser in den Mund treibt, orientiert sich das Design-Team doch ganz offensichtlich an der klaren Ästhetik von Céline (zumindest unter der gegenwärtigen Leitung von Pheobe Philo). Und wer mag dieser Tage, zumindest dann und wann, nicht so stark, puristisch und zeitlos aussehen? Ein bisschen COS vermengt sich hier also mit noch viel mehr Facetten, oder interpretieren wir hier vielleicht zu viel herein?
Arket, und das scheint das selbsternannte Ziel des aktuellsten H&M-Ablegers zu sein, will all unsere Sinne ansprechen – in Appetithäppchen, ohne sie zu überladen, versteht sich. Dort gibt es ein Café mit nordischer Küche, das auf dem „Nordic Food Manifesto“ und der Idee qualitativer Zutaten und einem gesunden Lebensstil beruht und uns nicht nur zum Verweilen einlädt, sondern auch darauf setzt, bewussterem Konsum auf mehreren Ebenen zu begegnen. Dort gibt es aber auch Fremdmarken ähnlich wie bei & Other Stories wie Veja, Brio oder Steiff, die seit jeher für Qualität, Handwerk und eine klarere Botschaft stehen. Es gibt aber auch Labels aus dem Lifestyle-Segment wie adidas und Nike, die sich hier in ein nachhaltigeres Konzept betten, obwohl sie sicherlich alles andere als fair-auf-ganzer-Linie produzieren.
So allmählich skizziert die Marke Arket für mich ein Bild von dem, was sie sein will und was wir erwarten können. Arket bedeutet auf deutsch übersetzt „ein Blatt Papier“, das beschrieben werden will und eventuell schon jetzt ganz neue Wege geht. Denn in welchem Store haben wir schon die Möglichkeit, anhand der neunstelligen ID über die Historie des einzelnen Kleidungsstück Auskunft zu bekommen? So ist ein Damenpullover aus recyceltem Kaschmir mit dem Code 222045-087R gekennzeichnet. Ein einfaches numerisches System, das nach den Abteilungen aufgeschlüsselt ist: (2: Damen), Kategorie (22: Strick), Produkt (045), Material (087 steht für Kaschmir, ‚R‘ für recycelt). Informationen über den Produktionsstandort sowie Abkommen mit Initiativen wie dem „Yarn Project“ sollen sich hier von selbst verstehen.
Das Arket-Team, und das ist sicherlich ebenfalls wesentlich neugedacht, besteht aus Designer*innen, Köch*innen, Architekt*innen, Einkäufer*innen, Schriftsteller*innen und vielen anderen, die ihr Fachwissen und ihre Erfahrung teilen, um gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Etwa 130 von ihnen arbeiten derzeit im Stockholmer Office in Södermalm. Darüber hinaus gibt es weitere, sogenannte Satelliten-Teams, die mit dem internationalen Netzwerk von ARKET in Ländern rund um den Globus eng zusammenarbeiten und den jeweiligen, lokalen Bezug herstellen sollen.
Kritik an H&Ms neuestem Konzept soll und darf geäußert werden und die Zeit wird ein klein wenig zeigen, ob hier tatsächlich neue Wege bestritten werden. Es macht allerdings den Anschein, als wolle hier jemand wirklich ein klein wenig verändern, Licht ins Dunkle bringen (natürlich auch, um damit zu werben) und uns ein Konzept zum Erleben zu Verfügung stellen, dass sich der problematischen Konsum-Thematik ein klein wenig mehr annimmt, als all die Konkurrenzprodukte des Massenmarkts, die wir rechts und links in der Fußgängerzone wiederfinden.
Unsere liebste Scalamari Jane war für uns jedenfalls gestern noch vor dem Store Opening vor Ort und hat auf Instagram-Stories die neueste Dependance hier in Berlin für euch und mit euch erkundet. Das Ergebnis des lichtdurchfluteten Stores ist vielversprechend, die Auswahl der Basics enorm und die Variation verspricht ein ganzheitliches Konzept zu sein. Wir sind jedenfalls riesig gespannt, was ihr sagt und freuen uns von Herzen über eure Erfahrungswerte zum Shop – ganz gleich ob online oder in der neuesten physischen Anlaufstelle hier in Berlin oder der bereits im vergangenen Jahr eröffneten Station in München!