Beauty // 5 Fragen & Antworten zum Thema Mikroplastik

21.11.2018 Beauty, box1

Nach Silikonen und Parabenen in Kosmetikprodukten, ist Mikroplastik das Thema in der Beautywelt. Lange Zeit schenkte man diesem „Problem“ keinerlei Aufmerksamkeit, erst die Diskussion über unseren weltweiten Plastikverbrauch, über Verbote von Mülltüten und Strohhälme, sorgte schließlich dafür, dass irgendwann auch von Microbeads, dem sogeannten Mikroplastik, die Rede war. Während wir uns also einst eher weniger Mühe machten, die Inhaltsstoffe auf den Beauty-Fläschen zu entziffern, gehört die kurze Kontrolle bei Codecheck mittlerweile schon zum guten Ton.

Denn: Langsam findet ein Umdenken statt und wir wollen längst wissen, was wir verwenden und was mit unserer Umwelt passiert. Und dank unseres wandelnden Lexikons im Internet kommen wir heutzutage natürlich viel schneller an all die nötigen Informationen ran, die uns eben auch aufhorchen lassen. Für euch habe ich heute als kleinen Reminder alle wichtigen W-Fragen zum Thema Mikroplastik zusammengetragen, die wir uns alle stellen sollten. Und natürlich habe ich sie gleich beantwortet. Quasi: Ein kleiner Grundkurs in Sachen Mikroplastik in Kosmetik.

[typedjs]1. Was ist Mikroplastik überhaupt?[/typedjs]

Kurz gesagt: Man versteht unter Mikroplastik feste und unlösliche Kunststoffe. Es gibt zwei grobe Unterscheidungen: Zum einen Mikroplastik, das durch die Zersetzung in der Umwelt entsteht, also große Kunststoffteile, die nach und nach durch Sonne, Wasser und Wind immer kleiner werden oder Fasern von Fleece, das beim Waschen ins Abwasser gelangt. Man spricht hier von sekundären Mikroplastikpartikeln. Stichwort: Plastikverschmutzung unserer Ozeane. Alles, was an Plastikmüll dort abgeladen wird, zersetzt sich nach und nach. Die Zersetzungsprozesse dauern mehrere 100 Jahre an.

Zum anderen gibt es noch eine zweite, andere Mikroplastikvariante: Die primären Mikroplastikpartikel. Die Rede ist von industriell hergestelltem, feinem Plastikgranulat. Und genau kommt heutzutage trotz vermehrter Verbote in Kosmetikprodukten vor. 

[typedjs]2. Warum ist Mikroplastik gefährlich?[/typedjs]

Das Problem an der ganzen Sache ist, dass Mikroplastik nicht biologisch abbaubar ist und die Teile in unserem Grundwasser, in unseren Flüssen und in den Meeren landen. Ist es ein einmal in der Umwelt angekommen, gibt es kein zurück mehr: Die Teilchen sind so klein, dass sie selbst von den modernsten Kläranlagen nicht herausgefiltert werden können und so verschmutzen sie unser Wasser. Kleine Meerestiere, Muscheln und Organismen nehmen sie auf und schon gelangt das Plastik in unsere Nahrungskette. Und was hat das jetzt mit unseren Beauty-Produkten zu tun?

Wenn Mikroplastik in Kosmetik enthalten ist und wir uns abends das Gesicht abwaschen, gelangt es zapzarap durch den Abfluss ins Wasser. 

Ich frage mich wirklich, warum der Einsatz von diesen kleinen Plastikteilen überhaupt noch erlaubt ist, landen so doch jährlich steigend mehrere Tonnen Plastik in unsere Gewässer. Einige Länder haben zwar längst ein Verbot von Mikroplastik ausgesprochen, darunter England, Schweden und die USA, so richtig Konsequent scheint es aber nicht zuzugehen. Denn was in meiner Recherche nicht deutlich wurde: Ist hier ausschließlich die Produktion von Kosmetika mit Mikroplastik-Bestandteilen gemeint? Um den Vertrieb Mikroplastik-belasteter Produkte kann es sich kaum handeln, schauen wir uns diverse Marken in den dortigen Regalen genauer an. 

Es gibt kaum einen Ort auf diesem Globus, an dem Mikroplastik im Wasser nicht nachgewiesen werden kann. Selbst in den Eisschichten der Antarktis wurden bereits hohe Mikroplastik-Konzentrationen gemessen. Ob in den Sedimenten des Wattenmeers oder an der Wasseroberfläche tropischer Lagunen, Mikroplastik findet sich überall.Dabei zieht das Plastik Schadstoffe wie ein Magnet an und weist daher hohe Belastungen auf. (Natürliche Hautpflege)

[typedjs]3. Warum wird Mikroplastik in Kosmetik verwendet?[/typedjs]

Am häufigsten findet man Mikroplastik in Peelings, Duschgels, Make-up und Zahnpasta. Dort wird es als Schleifmittel, Emulgator, Binde- und Füllmittel benutzt. Man kann zum Beispiel bei Duschgel eine weichere Textur damit erzielen. Seit 2013 haben sich die Hersteller von Zahnpasta zwar dazu verpflichtet, Mikroplastik nicht mehr zu verwenden, so richtig Konsequent scheint dieses Versprechen aber nicht zu sein. Ein direktes Risiko für unsere Gesundheit gehen wir laut vergangener Studien bei der direkten Verwendung übrigens nicht ein, da die Plastikpartikel nicht durch unsere Haut kommen. Aber wie eingangs geschrieben: Kleine Meerestiere, Muscheln und Organismen nehmen das Plastik sehr wohl auf – somit gelangt der Kunststoff bei Verzehr eben auch in unseren Körper.

[typedjs]4. Wie kann ich Plastik in Kosmetik erkennen?[/typedjs]

Kunststoffe werden auch als synthetische Polymere bezeichnet. Wenn einer der folgenden Inhaltsstoffe auf der Packung steht, solltet ihr die Finger davonlassen:

  • Nylon
  • Polypropylen
  • Polyethylen
  • Polyacrylat
  • Acrylates

Leider gibt es viele Unterschiedliche Bezeichnungen. Ein guter Kontrollmechanismus ist Code Check, denn hier wird nicht nur angezeigt, warum das Produkt bedenklich ist, sondern auch warum.

[typedjs]5. Welche Alternativen gibt es?[/typedjs]

Es gibt Alternativen wie Mineralien oder Mehle aus natürlichen Quellen, die genau denselben Effekt erzielen oder gerade bei Peelings kann man auf Zuckerkristalle, Kaffeesatz, gemahlene Nuss-, Muschel- oder Kokosschalen, Obstkerne, Tonerde, Kreide, Kalk oder Salz zurückgreifen. Wir werden uns dem Thema noch einmal genauer annehmen, um euch die besten Alternativen zu kredenzen. So viel steht fest: Auf Mikroplastik zu verzichten, ist nicht unmöglich. Und auch wir geloben Besserung und werden bei Produktneuvorstellungen nicht nur besser auf die Inhaltsstoffe achten, bedenkliches Mikroplastik fortan eben auch ausweisen. Vielleicht können wir gemeinsam ja auch ein Verbot in Deutschland erwirken und die Marken zum Umdenken drängen.

5 Kommentare

  1. Florence

    Danke, dass ihr über das Thema schreibt! Bei mir steckt dazu immer noch folgender Gedanke fest. Wenn ich das richtig verstehe, wird also aus jedem Stück Plastik, das nicht verbrannt, recycelt oder upcycelt wird, irgendwann durch Zersetzungsprozesse Mikro-Plastik? Aus jeder Zahnbürste, Tüte, Lebensmittelverpackung? Und gelangt dann unweigerlich auch in das Grundwassersystem, in die Meere, die Körper von Tieren und Menschen?
    Dann erscheint mir der Verzicht auf Mikro-Plastik in Kosmetikartikeln wie ein Placebo des Umwelt- und Menschenschutzes. Wir können einen kleinen Teil Mikroplastik durch den Kauf von am Markt verfügbarer Naturkosmetik sparen und ein Signal an Kosmetik-Firmen senden. Das ist super! Fühlt sich gut an und unseren eigenen Körper schützen wir direkt auch. Aber ist das nicht ein winzig kleiner Aspekt im großen Problem, auf den wir da Energie fokussieren? Was meint ihr?

    Antworten
  2. franni

    Danke für den Artikel, wichtiges Thema! Mir wird dabei manchmal allerdings ein zu starker Fokus auf Kosmetik gesetzt – es ist sehr wichtig, dort auf Mikroplastik zu verzichten, ja, allerdings kommt Kosmetik bei den verursachenden Substanzen „nur“ auf Platz 17. Was vielen nicht bewusst ist: einer der Hauptverantwortlichen ist der Abrieb von Autoreifen. Also auch darüber mal nachdenken, bevor mensch den Motor startet. Wer das Thema vertiefen mag: das Fraunhofer hat eine Studie dazu durchgeführt: https://bit.ly/2PKueKj

    Antworten
  3. Nora

    Ich stimme meinen Vorschreiberinnen zu. Es ist ein Problem, aber definitiv nicht das einzige, auf das wir uns fokussieren sollten. Abrieb von Autoreifen ist ein so wichtiger Punkt, dessen Vermeidung allerdings wesentlich größere Handlungsveränderungen erfodern würde als der Griff zu Naturkosmetik. Gleiches gilt übrigens für den Abrieb von Fischereinetzen der Fischindustrie, der für einen wesentlichen Anteil von Mikroplastik in den Meeren verantwortlich ist. Gleichzeitig scheint die ganze (social media) Welt dieses Jahr „nur“ von dem Verzicht auf Strohhalme zu sprechen. Sicher, es ist ein erster Schritt, aber es wird wirklich Zeit, dass wir weiter blicken als bis auf die offensichtlichsten Faktoren, die nun mal nicht immer die größten sind. Nun verstehe ich auch, warum das so ist: es ist direkt vor einem und wesentlich leichter, diese kleinen Handlungen wie Strohhalmnutzung und Kosmetika zu verändern, als die großen Zusammenhänge zu sehen, aber es kann eben nur ein Anfang sein, sonst machen wir es uns auf den leicht geernteten Lorbeeren gemütlich, ohne wirklich etwas zu verändern.
    Außerdem finde ich es wichtig, größere Strukturen zu hinterfragen, die Rolle von Industrie und Politik zu sehen bzw. dort Verantwortung einzufordern, anstatt die ganze Verantwortung auf Menschen in ihren Rollen als KonsumentInnen abzurollen. Nicht, dass du das mit deinem Beitrag tust, Ourania, das ist eher ein ganz grundsätzlicher Gedanke. Vielleicht wäre das ja mal ein Thema für einen anderen Beitrag:)

    Antworten
  4. Tülay C.

    Den Kommentaren schließe ich mich an und möchte noch weiteres Feld öffnen: Das Mikroplastik aus unseren Textilien, insbesondere Sport- und Funktionsbekleidung. Dazu wünsche ich mir mehr Informationen auf eurem Blog. Eure Autorin Julia Koch hat sich damit einst toll auseinandergesetzt. Wo ist sie eigentlich?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr von

Related