Der Victoria Secret Roast wurde in den Kommentaren heiß diskutiert, mal beweihräuchert, mal zerrissen. Für mich erschloss sich im selben Moment eine neue, unerwartete Komplexität des Themas. Denn auch meine eigene Rezeption von Körperbildern, Marketingmaterialien und Schönheitsidealen wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Inwieweit spielt etwa die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper bei genannter Bewertung eine Rolle? Welche Körper finde ich schön und attraktiv? Mit wem kann und will ich mich identifizieren und wie möchte ich Unterwäsche kaufen?
„Regt euch nicht auf, es ist nun mal so“, las man unter dem Beitrag zu Victoria’s Secret. Oder auch: „Sexy Unterwäsche wird nun einmal von sehr schlanken Models inszeniert“. Es gehöre schlicht zusammen wie Arsch auf Eimer, klarer Fall: Sexy = schlank – und schon tappen wir in die erste Falle, die auch vor dem eigenen, vermeintlich aufgeklärten Selbst nicht Halt macht. Ja, auch ich empfinde, so ehrlich muss ich sein, den sehr schlanken Körper gegenüber einem dickeren und rundlicheren Körper (meinem eigenen zum Beispiel) gelegentlich als attraktiver. Vielleicht würde ich mich bei Wünsch dir was je nach Tagesform sogar für ebenjenen entscheiden. Und da liegt schon der Knackpunkt vergraben: Diese Entscheidung wäre dann nur bedingt eine freie, denn Ideale und Schönheitsbilder sind auch eine Sache der Sozialisierung, nicht des puren Bauchgefühls. Verantwortlich dafür sind, wer hätte das gedacht, mitunter die vielen Laufstege und Kampagnen dieser Welt, die immerzu gebetsmühlenartig den einen, dünnen Körper propagieren. Die abgebildeten Models erschaffen die Illusion, dass dies der herrschende Konsens ist – und dass er vorerst bleiben wird.
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Kann und will ich mich denn überhaupt mit diesem wenig diversen Ideal identifizieren? Jedenfalls sollte ich genau das nicht. Es wäre also toll, dabei ein wenig Unterstützung zu bekommen. Wenn jede Frau, nicht nur die sehr schlanke oder sportliche, sondern auch jene mit der seltener repräsentierten Körperform beim Unterwäschekauf auf ihre Kosten kämen. Angesprochen und respektiert würde. Auch, weil zierlich nicht gleich zierlich, sportlich nicht gleich sportlich, und kurvig nicht gleich kurvig ist. Damit jede Frau erahnen könnte, wie beispielsweise der lang beäugte BH bei ihr aussieht – und zwar nicht, als Ausdruck von irgendeiner Body-positive Attitüde, sondern als Spiegel der verdammten Realität. Keine Extrawurst eben. Wie schön das wäre. Und wie gut, dass immer mehr Konsumentinnen genau das einfordern. Und immer mehr Labels mit gutem Beispiel voran gehen.
Vielleicht passiert da gerade etwas, was in der verqueren Modeindustrie endlich für ein gesünderes Körperverständnis sorgt. Für ein facettenreicheres, von dünn bis dick. Damit Sorgen über Bikinifiguren endlich passé sind. Wo möchte ich also Unterwäsche kommen? Klar: Da, wo ich mich wohlfühle. Da, wo ich meinen eigenen Körper in einer Kampagne entdecke, dort, wo ich endlich sehe, wie unglaublich sexy Körper sind – egal in welcher Größe.
HARA The label
Gründerin Allie kam auf einer Reise durch Indien erstmals mit den verheerenden Auswirkungen der Modeindustrie auf unsere Umwelt in Kontakt. Sie tauschte sich mit regionalen Bauern aus, sprach mit Menschen, die ihr ganzes Leben in der Produktion arbeiteten und versuchte ihre Lebensbedingungen und Bedürfnisse zu verstehen. Auf weiteren Reisen setzte sie sich außerdem mit natürlicher und nachhaltiger Textilproduktion auseinander. Ihr Projekt Hara startete offiziell 2016. Das Brand bietet Unteräsche und Loungewear aus natürlich gefärbten Bambusstoffen an, welche in der Produktion ausschließlich in Melbourne, Australien verarbeitet werden.
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LONELY – Lingery
Das Brand aus Neuseeland hat die Individualität von Frauen in ihrem Firmen-Credo manifestiert und liefert neben Dessous auch Bademode und Alltagskleidung. Neben den Flagshipstores in Auckland und Wellington werden ausgewählte Teile der Kollektionen inzwischen weltweit verkauft. Die nachhaltig produzierten Styles haben bis dato noch ein ausbaufähiges Größenspektrum, trotzdem liefert der Onlineshop den Versuch eines größeninklusiven Bildes und Aufschluss darüber, wie Bralettes und Briefs von A bis DD, 34 bis 44 aussehen können.
Lara Intimates
Lara Intimates ist ein britisches Dessous Brand, das sich auf die Benutzung von Abfallstoffen und ungenutzten Materialien aus der High-End Dessous Industrie spezialisiert hat. Die Stoffe, die sonst als Überproduktion verbrannt werden, importieren sie meist aus nahöstlichen Ländern nach England, um sie dort natürlich zu färben und weiterzuverarbeiten. Die Produktion findet in ihren East-Londoner Studios statt, in welchen sie alle Produktionsschritte unter Kontrolle haben, weiterhin resourcenbasierte Sparsamkeit garantieren können und stets versuchen, den Produktionsprozess in Sachen Nachhaltigkeit optimieren.
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The Nude Label
Das Team von Nude stellt in Valencia, Spanien nachhaltige Unterwäsche für Frauen und Männer her, die nicht nur unheimlich bequem und gemütlich aussieht, sondern angeblich auch sitzt wie eine zweite Haut. Nude eben. Die Designs sind schlicht und vollkommen alltagsfreundlich. Im Sortiment befinden sich neben Birefs in High- und Low-Waist auch Tangas, Triangles, Hipster, verschiedene BH-Shapes, Bodies und Boxershorts.
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Erlich Textil
Das junge, deutsche Unternehmen produziert nicht nur am deutschen Standort, sondern zudem nach GOTS und Ökotest Standards. Die Preise hält das Unternehmen durch direkte Vertriebswege und den Verzicht auf teures Marketing moderat, die Styles sind vielfältig und liefern alles von Loungewear bis hin zur Spitzenwäsche. Auch Heimtextilien, Active Wear und Boxershorts sind im Onlineshop zu finden.
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Everlane
Das Brand Everlane setzt nicht nur auf lückenlose Transparenz in Herstellung, Preiskalkulation und Fairness, sondern baut seinen Onlineshop auf realistischen und echten Körperspektren auf. Das Brand ist nicht nur eine gute Alternative zu bekannten Highstreet-Riesen und erfüllt das faire Modeherz mit Basics vom Kaschmir Sweatshirt bis zur Boyfriend Jeans, sondern hat auch eine wunderbar ausgestattete Unterwäsche-Sektion, die das Ganze nicht nur zu einer unheimlich ansehnlichen sondern auch erschwinglichen Angelegenheit macht.
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