Es gibt zig Ausreden in unserem Leben, wieder einmal kein Engagement zu zeigen, andere vorzuschieben oder mit verschränkten Armen zu behaupten, dass man als Einzelner eh nichts bewirken kann. Aber so einfach ist das nicht: Wir alle können etwas verändern – heute und morgen sowieso – angefangen im Kleinen, in unserem Freundeskreis, in unserer Familie oder in direkten Gesprächen mit anderen. Wir alle haben die Power, auf Missstände aufmerksam zu machen und andere mitzureißen, bloß müssen wir dafür eben auch aktiv werden, auf die Straße gehen und für unser Recht einstehen. Unsere wunderbare Julia Korbik hat euch erst vor wenigen Tagen 40 gute Gründe aufgeschrieben, morgen, am internationalen Weltfrauentag, auf die Straße zu gehen und laut zu werden. Laut gegen Ungerechtigkeit und für Gleichberechtigung!
Und genau hier greift auch die Intention von UN Women Nationales Komitee Deutschland, die es sich zu Aufgabe gemacht haben, globale und nationale Gleichstellungsthemen zu vernetzen und als starke Partnerin dem Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zur Seite zu stehen, um dafür zu kämpfen, dass jede Frau* ein Recht auf ein Leben frei von Gewalt hat und nicht länger in Armut und Diskriminierung leben muss. Und passend zum morgigen Weltfrauentag kooperiert das UN Women Nationales Komitee Deutschland nun mit Esprit, um eine ganz wichtige Botschaft voran zu treiben und daran zu erinnern: WE ALL! Gemeinsam mit sechs bekannten Protagonist*innen widmet sich die Zusammenarbeit der Frauenförderung und Geschlechtergleichstellung und hat ein T-Shirt auf den Markt gebracht, das ganz unmissverständlich eines klar macht: Wir alle können zu Veränderungen beitragen – WE ALL!
Und genau aus diesem Grund haben wir uns heute eine der Kampagnenprotagonist*innen geschnappt, um genauer nachzuhaken: Im Interview mit uns spricht Melanie Jeske, besser bekannt als „Body Positivity“-Aktivistin Melodie Michelberger über ihre eigenen Erfahrung mit dem Thema Gleichberechtigung, erklärt, warum es auch 2019 noch immer so wichtig ist, für Feminismus einzustehen, wie man Augenrollern entgegensetzt und wieso wir uns ab und an eben auch mal in eine unbequemere Rolle begeben müssen, um für Veränderung zu sorgen.
Hergestellt in Portugal, zu 100 Prozent aus nachhaltiger Baumwolle und versehen mit dem Kampagnen-Print WE ALL, könnt ihr die Botschaft ab sofort nicht nur auf eurer Brust ausführen und in die Welt hinaus schreien, ihr unterstützt damit auch die Projekte von UN Women Nationales Komitee Deutschland, denn der volle Erlös der verkauften Shirts von 19,90 Euro geht natürlich zu 100 % an die Nichtregierungsorganisation. |
Die Botschafter*innen der WE ALL Kampagne:
Model und Social Entrepreneurin Sara Nuru, PR-Beraterin und Body Positivity-Aktivistin Melodie Michelberger, Topmodel der 90er und Naturaktivistin Tatjana Patitz, „Rolemodels“-Podcast Gründer und Moderator David Noel und die Gründerinnen Corinna & Theresa Williams – stehen für Women Empowerment und sind die Gesichter der Kampagne. Sie machen sich mit ihren persönlichen Botschaften für Vielfalt, Gleichstellung und Chancengleichheit stark. Erfahren Sie hier mehr zu den Botschafter*innen.
1. Liebste Melanie, wir kennen uns schon so lange, haben gemeinsam gelacht, uns über verschiedenstes aufgeregt und sogar schon miteinander gearbeitet. Heute darf ich dich endlich mal wieder interviewen, und zwar zu einem ganz besonders wichtigen Anlass: Du bist nämlich frisch ernannte Protagonistin der WE ALL-Kampagne, eine Initiative von Esprit und dem UN Women Nationales Komitee Deutschland. Was hat es damit genau auf sich?
Ich folge den Aktivitäten des deutschen UN Women Komitees schon länger und habe mich sehr gefreut, als Esprit mit dieser Kooperation auf mich zugekommen ist. Es ist wahnsinnig spannend mit einer so großen internationalen Organisation wie dem deutschen Komitee von UN Women zusammen zu arbeiten und deren Themenschwerpunkte mit dieser Charity Kampagne zu unterstützen. Ich sehe die Kampagne vor allem als Einladung zum Dialog und zur Teilhabe. Der Slogan WE ALL soll das Gemeinschaftsgefühl verdeutlichen und Menschen dazu inspirieren, sich selbst aktiv für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen Sexismus und Diskriminierung stark zu machen.
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2. Wir müssen uns oft den Vorwurf anhören, die großen Brands nehmen solche „Awareness- Themen“ gerne, um ihr Image zurechtzurücken. Wir glauben aber, dass vor allem sie die Power haben, solche Themen auf die Agenda vieler Menschen zu setzen – und dass sich dadurch am Ende des Tages schneller etwas ändern kann. Wie siehst du das und was war dein Beweggrund, bei dieser Kampagne mitzumachen?
Wenn eine so große internationale Brand, wie Esprit das Thema Feminismus und Geschlechtergerechtigkeit in ihre Stores und auf Werbeplakate in alle deutschen Großstädte bringt, dann ist das schon ein starkes Statement. Und genau das war auch ausschlaggebend für meine Teilnahme an der WE ALL Kampagne: Solche wichtigen Inhalte in die breite Masse zu tragen und somit auch Menschen für das Thema Gleichstellung und Frauenrechte zu begeistern, die sich davor vielleicht noch nicht so intensiv damit auseinander gesetzt haben.
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3. Du setzt dich seit Jahren für Body Positivity ein, gehst ganz offen und selbstverständlich mit deinem Körper um und hast ein Magazin gegründet (trustthegirls.org), das sich klar im Kampf gegen Sexismus, Diskriminierung, Body Shaming und für die Gleichstellung der Geschlechter ausspricht. Gab es diesen EINEN Moment, in dem du dir gesagt hast: Momentchen mal, so kann es nicht weitergehen, ich muss irgendwas unternehmen?
Ja, den gab es, beziehungsweise waren es viele kleine Momente die sich irgendwann zu einer Art Wake-up Call verwandelt haben. Ich habe mich sehr lange Zeit aufgrund meines Körperumfangs unzulänglich und nicht gut genug gefühlt. Ich hatte dieses eine Schönheitsideal so sehr verinnerlicht, dass ich mich aufgrund meines rundlichen dicken Körpers wie eine totale Versagerin gefühlt habe. Ich habe mich jahrelang nicht in Badebekleidung gezeigt oder kurze Sachen getragen, wollte meinen Körper am liebsten verstecken. Vor ein paar Jahren hatte ich dann einen totalen Zusammenbruch – Job weg, Freund weg, keine Perspektiven, schlussendlich war ich zwei Jahre mit Burn-out krankgeschrieben.
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Während dieser Zeit habe ich mich unter anderem damit auseinandergesetzt, wie ich eigentlich leben möchte und wie ich mit meinem Körper umgehe. Da fiel es mir irgendwann wie Schuppen von den Augen: Ich habe Jahre, Jahrzehnte (!) damit verbracht, weniger zu sein, habe gehungert, unendlich viele Diäten gemacht, wollte mich in eine bestimmte Kleidergröße schrumpfen und weniger wiegen aber nienienie habe ich etwas FÜR MICH und meinen Körper gemacht. Ich war immer gegen meinen Körper, weil ich bis dahin das Gefühl hatte, dass mein Körper nicht richtig ist. Aus diesem Gedanken heraus, dass ich so viel mehr als nur ein dicker Körper bin, ist über die Zeit ein ganz neues Selbstbewusstsein gewachsen, ein Selbstbewusstsein, das eben nicht an äußere Umstände gebunden ist, sondern aus meinem Inneren kommt.
4. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber egal ob man sich mit dem Thema „Feminismus“ beschäftigt oder das Thema „Wohlbefinden“ als seinen ultimativen Anspruch ansieht, um so desaströser erscheint die Realität des Umfelds und die der ganzen Welt. Es ist ein Fass ohne Boden. Du hast den Weg zu dir mehr und mehr gefunden, aber empfindest du dieses Gefühl auch so und wenn ja, wie schaffst du es, nicht vor lauter Verzweiflung alles hinzuschmeißen?
Das Gefühl kenne ich gut. Aber es kann ja auch keine Lösung sein, dass wir hier als privilegierte Europäer*innen an solchen Feminist Issues verzweifeln. In solchen Situationen ist es wichtig, sich darauf zu besinnen, was wir schon alles geschafft haben und wie wir uns vielleicht noch mehr gegenseitig supporten können.
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5. Absolut! Und das ist ja auch das Ziel von UN Women Nationales Komitee Deutschland. Sie setzen sich weltweit für die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen ein und vernetzt globale und nationale Gleichstellungsthemen. Wenn wir in dem Tempo weitermachen wie bisher, dauert es schätzungsweise noch 217 Jahre, bis die wirtschaftliche Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht ist. Was glaubst du: Können wir aus 217 Jahren auch irgendwie 10 machen?
Wünschen würde ich mir das natürlich, aber ich bin realistisch. Mit 30,7 Prozent ist der Frauenanteil im Deutschen Bundestag so niedrig wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten. Wie sollen Gesetze geschrieben und verabschiedet werden, wenn die Mehrheit der Entscheidungsträger in der Politik Männer sind? Wir sehen ja, wo das mit §219a hingeführt hat. Wir sollten schleunigst damit beginnen, politisch aktive Frauen, Politiker*innen und Jurist*innen mit all der uns zu Verfügung stehenden Power zu supporten.
6. Absolut, gerade deswegen brauchen wir die unermüdliche Feminismus-Debatte.
Genau, solange wir in einer Gesellschaft leben in der Frauen strukturell benachteiligt sind und Männer Angst haben müssen, Schwäche und Gefühle zu zeigen brauchen wir Feminismus – ja! Vor dem Grundgesetzt sind Männer und Frauen zwar gleichberechtigt, aber von wirklicher Gleichberechtigung kann auch in unserer Gesellschaft nicht die Rede sein: Noch immer sind Diskriminierungen – z.B. Sexismus und Rassismus – Alltag, noch immer darf in Deutschland gemäß Paragraf 219a nicht straffrei vollumfassend über Abtreibung informiert werden, der Gender Pay Gap liegt bei ca. 21 Prozent und nur jeder zehnte Elterngeld-Monat wird von einem Mann genommen. Ich könnte jetzt noch viele weitere Beispiel aufzählen. So lange es nicht selbstverständlich ist, dass in jedem Bundesministerium mindestens genauso viele Frauen wie Männer sitzen, Männer genauso viele Elternzeit-Monate nehmen wie Frauen und jede dritte Frau* in ihrem Leben sexualisierte Gewalt erleben muss, brauchen wir Feminist*innen, die für Gleichheit und Freiheit kämpfen.
7. Kommen wir zu einem Problem, an dieser Stelle, das mir immer häufiger begegnet: Immer mehr Menschen hierzulande empfinden die Sensibilisierung für Themen wie Feminismus, Black Facing oder rassistische Sprüche, die „natürlich“ gar nicht so gemeint sind als „nervig“ und unbequem. Was setzt du diesen Augenrollern entgegen?
Ich habe ein ernsthaftes Problem mit solchen Augenrollern und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es marginalisierten Menschen gehen muss, die täglich Rassismus erfahren. Es zeugt ja meistens von einer ziemlichen Ignoranz und einer sehr privilegierten Position, wenn man bei diesen Themen nur mit den Augen rollen kann. Ich hatte so eine Augenroll-Situation gerade erst vor ein paar Monaten, als sich der Partner einer Freundin für eine Verkleidungsparty schwarz angemalt hat. Alle fanden es mega witzig und ich stand mit meiner „du weißt schon, dass das rassistisch ist“-Anklage ziemlich alleine rum. An dem Abend war ich die Spaßverderberin und eben die nervige Feministin, die jetzt auch noch mit Black Facing um die Ecke kommt. Ich habe leider kein Lösung parat, wie man am Besten mit solchen Situationen und Menschen umgeht, außer, eben immer wieder das Gespräch zu suchen.
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8. Ja, ich verstehe, was du meinst. Es ist unbequem, aber ich feiere deinen Einsatz. Ich erinnere mich auch jüngst daran, dass du etwas gegen den Ausdruck Power-Frauen hattest. Kannst du unseren Leser*innen kurz erklären, warum genau? Ist es denn nicht auch ok, einfach mal keine Power Frau zu sein?
In Interviews oder Artikeln wurde ich in der Vergangenheit oft zur „Power-Frau“ oder zum „Girl Boss“ ernannt. Vor Kurzem fragte ich mich, was eigentlich der Unterscheid zwischen einer „Power-Frau“ und einer normalen Frau ist? Genau, es gibt nämlich gar keinen! Wenn man diese Ausdrücke einmal mit Mann (oder Mensch) ersetzt, klingt es total bekloppt. Niemand würde „Power Mensch“ oder „Boy Boss“ sagen. Diese Bezeichnungen teilen Frauen völlig unnötig in verschiedene Gruppen ein, hier sind die Power Frauen, dort sind alle anderen Frauen. Niemand sollte ein Power vor dem Vornamen oder der Geschlechtsbezeichnung tragen, außer die Power-Rangers. Was wir Frauen wirklich brauchen ist echte Power = Macht.
9. Fällt dir noch mehr ein, was bitte nicht mehr verwendet werden soll bzw. einfach unnötig ist?
Oh ja, alles aus der gleichen Kategorie, das Frauen indirekt abwertet: „Mom Boss“, „Karriere-Frau“ „starke Frau“ oder dieses unsinnige „echte Frauen haben Kurven“ – alle Frauen, die sich als Frauen identifizieren sind echte Frauen. Punkt.
10. Was würdest du dir von den Männern wünschen, um Gleichberechtigung voranzutreiben?
Eigentlich wollte ich gerade schreiben, dass ich mir wünsche, dass Männer sich sehr viel lauter und bestimmter für Feminismus und Gleichberechtigung und gegen Sexismus und Gewalt gegen Frauen einsetzen und dann dachte ich, nee, eigentlich wünsche ich mir, dass Männer einfach mal Platz machen und ein paar Jahre die Frauen machen lassen.
11. Du bist ja auch Mama eines Sohnes, worauf achtest du besonders bei ihm im Umgang mit Menschen – oder speziell: Im Umgang mit Frauen?
Ich habe das Gefühl, die heutige Generation von jungen Menschen wächst schon mit einem ganz anderen Verständnis auf, als zum Beispiel meine Generation. Ich bin in den frühen Achtzigern groß geworden und für mich gab es damals keine weiblichen Vorbilder, nur das Frauenbild der Frau zu Hause, die sich um Haushalt und Kinder kümmert. Für meinen Sohn ist es selbstverständlich, dass Frauen genauso viel wert sind, wie Männer, dass Frauen alles genauso gut können, wie Männer. Was ich allerdings wirklich schwierig finde ist, die ganze Zeit gegen diese überall präsenten heteronormativen Vorstellungen von Frau und Mann anzukämpfen. Die (Schul-)Bücher, Fernsehserien, Werbung unsere Medien, alles ist voll von diesen angestaubten Geschlechterrollen. Es ist Zeit, dass wir dafür sorgen, dass endlich diverse Frauen- und natürlich auch Männerbilder gezeigt werden.
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Außerdem finde es enorm wichtig, ihn so zu erziehen, dass er sich seiner Privilegien bewusst wird und hoffentlich reflektieren kann, dass er aufgrund seiner Hautfarbe keinen Rassismus und aufgrund seines Geschlechts keinen Sexismus erfahren kann.
12. Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen der Person Melanie Jeske und der öffentlichen Person Melodie Michelberger? Ist die eine manchmal schwächer als die Andere oder funktioniert sie vielleicht sogar als korrektiv, wenn die einmal mal wieder traurig, wütend, irritiert oder vielleicht sogar schwach ist?
Ehrlich gesagt, spielt es für mich keine Rolle, ob Melanie oder Melodie und ich behaupte mal, dass es keinen Unterschied gibt, zwischen der öffentlichen und der privaten Person Melodie-Melanie. (Eventuell könnte dazu meine Freund*innen mehr sagen!) Es sind einfach nur Vornamen, der Inhalt bleibt der gleiche.
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13. Der Grund, warum ich fragte: Viele Menschen vergessen ja schlicht und ergreifend, dass Instagramer*innen (Also Personen, die u.a. auf Instagram aktiv sind) eben auch Menschen sind und haten gern, was das Zeug hält, obwohl dahinter eben echte Menschen mit echten Gefühlen stecken. Musst du dich oft damit auseinandersetzen und wie gehst du damit um?
Ja, hin und wieder bekomme auch ich abwertende Kommentare oder gar virtuellen Hass ab. Da Online Hate aber meistens nichts mit konstruktiver Kritik oder freien Meinungsäußerung zu tun hat, lösche ich solche Kommentare oder Nachrichten unbeantwortet. Zack, bum, weg. Um mich selbst zu schützen, habe ich auch eine Freundin instruiert, besonders ekelhafte Hate-Kommentare für mich zu löschen. Das ist übrigens auch eine super Idee für alle, die politisch und gesellschaftskritisch engagierten Menschen supporten wollen, aber nicht wissen wie: Bietet ihnen an, im Fall der Fälle für sie da zu sein, um gemeinsam gegen Hass vorzugehen.
Zum Glück überwiegen bei mir die positiven Kommentare und Nachrichten von meinen Follower*innen und geben mir täglich Kraft und Mut, weiter meinen Weg zu gehen und mich nicht von den wenigen negativen Kommentaren beeinflussen zu lassen.
14. Gibt es dafür auch eine Art Mantra, das du mit uns teilen magst?
Ich bin nicht so der Mantra-Typ, aber wenn ich einmal mutlos bin, auf eine große Bühne muss oder einfach ein bisschen positive Vibes brauche, stelle ich mich vor den Spiegel, mache eine Superheldinnen-Pose und rufe meinem Spiegelbild etwas positives zu! Meistens sowas wie: „Du bist stark. Du bist klug. Du bist wunderbar!“
15. Was würdest du Frauen hierzulande sagen oder raten, die sich viel zu selten etwas trauen, die permanent mit sich hadern?
Es ist nicht einfach, sich als Frau in einer Gesellschaft zu behaupten, die einem ständig das Gefühl gibt, dass Frau nicht gut genug, nicht schön genug oder nicht schlank genug ist. Wie soll Frau ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln, wenn uns ständig signalisiert wird, dass wir weniger Wert sind als Männer – wir strukturell benachteiligt und klein gehalten werden? Deshalb gibt es auch solche Begriffe, wie „Power-Frau“ oder „Girl Boss“, weil Frauen grundsätzlich weniger zugetraut wird, als Männern, und man Frauen aus diesem Grund in unterschiedliche Gruppen einteilt: Hier die Schwachen, hier die Starken. Dieses Gefühl, dass wir schöner und besser als andere Frauen sein müssen, aber niemals stärker als ein Mann sein dürfen, wird uns schon bei der Geburt übergestülpt. Früher habe ich selbst in solchen heteronormativen Geschlechterrollen (Mann = stark, Beschützer, Frau = häuslich, schwach) gedacht, heute weiß ich, dass uns solche Geschlechterrollen gesellschaftlich anerzogen werden, ab dem Moment, in dem wir das Licht der Welt erblicken, ob wir das wollen oder nicht.
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Ich würde Frauen, die mit sich hadern und aus diesen patriarchalen Strukturen ausbrechen wollen, raten, feministische Literatur zu lesen. Mir haben die radikalen Gedanken von Laurie Penny, Rebecca Solnit und Judith Butler sehr geholfen, meinen Weg abseits der Norm zu gehen.
16. Wie gut, dass ich dich jetzt fragen wollte, ob du eine oder mehrere Pflichtlektüren empfehlen kannst, die du uns an dieser Stelle ans Herz legen magst!
Ich würde jedem ans Herz legen, alle Bücher von Laurie Penny und Margarete Stokowski und Roxane Gay zu lesen. Und danach zetteln wir dann gemeinsam eine Revolution an.
17. Und wenn wir schon mal bei deinen wunderbaren Tipps sind: Hast du empfehlenswerte Organisationen für uns, um Frauen, die in weitaus schlechteren Situationen als unserer westlichen leben, zu unterstützen?
UN Women ist da natürlich eine sehr gute Organisation, die über ein globales Netzwerk verfügt und überall auf der Welt Projekte für Frauen und Mädchen unterstützt. Und sonst finde ich, muss man gar nicht so weit über den Tellerrand gucken: Die Frauenhäuser in Deutschland sind leider phänomenal unterfinanziert, Spenden sind dort in sehr guten Händen und werden dringend benötigt. Für mich ist es unvorstellbar, dass jährlich tausende (!) hilfsbedürftig Frauen abgewiesen werden müssen. Und das direkt bei uns vor der Haustür.
18. Wer sind deine liebsten Instagramer*innen, die für mehr Diversität einstehen und die wir uns unbedingt genauer anschauen sollten?
Von folgenden Instagramer*innen habe ich super viel über Inklusion, Mehrfach-Diskriminierung, Rassismus und vielen anderen Themen gelernt:
Laura Gehlhaar: @fraugehlhaar
Yasmine M’Barek @ceremonialsofasavage
Maja Bogojević @yugodeinesvertrauens (hier bei uns im Interview)
Leah V @lvernon2000
Rachel Elizabeth Cargle @rachel.cargle
Julia und Esin @wirmuesstenmalreden
Mary Amable @body_mary
Jacob Tobia @jacobtobia
Munroe Bergdorf @munroebergdorf
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19. Immer her mit noch mehr Vorbildern, wenn du uns welche ans Herz legen kannst!
Es gibt so unfassbar viele mutigen Frauen, die den Weg für uns heute frei gemacht haben, die im Großen oder Kleinen für Gleichheit und Freiheit gekämpft haben und immer noch kämpfen, da fällt es mir wirklich schwer, nur ein paar wenige Frauen herauszupicken. Ich lese meinem zehnjährigen Sohn gerade das Buch „Good Night Stories for Rebel Girls“ vor – 100 Geschichten über 100 starken Frauen, ein absolut empfehlenswertes und ermutigendes Buch (nicht nur für junge Mädchen)! So lerne ich jeden Tag sogar noch mehr inspirierende Frauen aus unterschiedlichen Epochen kennen!
Eine Frau, die mich schon in der Schulzeit beeindruckt hat, ist Sophie Scholl, ihre letzten Worte sind so herzzerreißend und aktuell wie nie zuvor. Dankbar bin ich über all die wunderbaren Frauen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die ich persönlich kenne und die sich unermüdlich für eine gleichberechtigte Zukunft einsetzen – wie z. B. Stevie Schmiedel, die Initiatorin von Pinkstinks Germany e.V., die sich gegen stereotype Geschlechterrollen und Sexismus in der Werbung einsetzt.
Oder Kübra Gümüşay, Jessica Louis und Onejiru Arfmann – die aktuell ein Female Co-Creation Space in Hamburg aufbauen, der visonäre Frauen international vernetzt.
20. Magst du diese Sätze für uns weiterführen?
WE ALL … HAVE A VOICE.
WE ALL … SHOULD RESPECT OUR PLANET.
WE ALL … NEED TO FIGHT RACISM.
WE ALL … HAVE TO BE BETTER.
21. Die WE ALL Awareness Kampagne soll viele Menschen ermutigen, sich für das Thema Vielfalt, Gleichstellung und Chancengleichheit stark zu machen. 100% der Erlöse vom Verkauf der WE ALL T-Shirts (50% organic Cotton, 50% recyled Cotton / made in Portugal) gehen an UN Women Nationales Komitee Deutschland e.V. Weißt du, was mit dem Geld gemacht wird?
Die Einnahmen aus dem Verkauf der WE ALL Shirts werden vom UN Women Nationales Komitee Deutschland e.V dafür genutzt, um die Rechte der Frauen weltweit zu stärken. UN Women Nationales Komitee Deutschland e.V arbeitet u.a. daran, dass z.B. die Arbeitsbedingungen für Frauen in der Bekleidungsindustrie verbessert und Frauen mehr Chancen auf Bildung gegeben werden.
1000 Dank, liebe Melanie!