Der Artikel, in dem ich mir eine ausgeprägte YouTube-Affinität eingestand, ist schon eine Weile her – und trotzdem ist es nach wie vor so: Eine der am meisten besuchten Seiten in meinem Browser ist dieses eine Video-Portal. Ich liebe die Zugänglichkeit der Plattform, vor allem weil wir uns, nebst Fitnessstudio, Musikstreamingdienst und Zeitschriften-Abo, nicht auch noch unbedingt einen weiteren, monatlichen Kostenpunkt ans Bein binden müssen. Kurzreportagen und Webserien sind zudem so herrlich unverbindlich und ein perfekter Zeitvertreib für einen Abend „vor dem Fernseher“.
Ein Apparat, der seit kurzem auch in meinen vier Wänden Einzug gehalten hat, allerdings ausschließlich durch HDMI und Stromkabel versorgt wird. Reicht erst mal. Wer nun also keine Lust hat, auf dieser Videoplattform Recherchearbeit zu betreiben, für den habe ich heute eine kleine Bandbreite meiner aktuellen Favoriten für euch zusammengestellt. Die YouTube-Highlights 2019 Part 1: Here we Go!
Docupy Staffel 2 – Heimatland
Mit Docupy haben der WDR und die „Bild und Ton Fabrik“ vor nicht all zu langer Zeit mit der ersten Staffel „Ungleichland“ einen erfolgreichen Schritt in die intermedial diskursive Auseinandersetzung mit Gesellschaftsrelevanten Themen gewagt. Auch mit „Heimatland“, dem neuesten Coup des Docupy-Teams, wird das filmische Erzählen neu gedacht. Auch in Staffel Zwei bleibt es also nicht bei einer einseitigen Recherchearbeit: Neben den Hauptfilmen, (Nummer eins hatte Premiere am 25.02), wird in weiteren audiovisuellen Veröffentlichungen, Zusatzmaterialien wie begleitende Interviews zur Thematik, und Unterhaltungen zwischen Diskursteilnehmenden abgeliefert.
Wer die Social Media Kanäle im Blick hat, kann neben dem Verfolgen weiterer Teaser und Schwerpunkte der Thematik Heimatland an Abstimmungen und Recherche-Ergebnissen teilhaben. Auch wenn Staffel zwei noch an Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit für diejenigen arbeiten muss, die sich mit Begriffen wie Heimat und Fremdheit noch nicht auseinandergesetzt haben und zudem nur zögerlich intersektional erscheint, haben wir es mit einem gut durchdachten, wertvollen und zeitgemäßen Onlineformat zu tun, das sich erfolgreich einer schwierigen Debatte annimmt. Markiert wird hier vor allem der Anstoß zu einem Diskurs, der aktueller und wichtiger nicht sein könnte.
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Sehen Sie die Zukunft Deutschlands hell oder dunkel?Dorothee Strauss (rechts): „Dunkel, ja ganz schwarz. Oder braun eher gesagt.“Lea Strauss (links): „Weil die Fascho-Horden sich jetzt aus ihren Verstecken trauen. Das wäre nicht das Schlimmste. Sondern, dass sie überall, wo man ist, Unterstützung bekommen. Das ist das Gruselige.“Glauben Sie, es wird schlimmer?Beide: „Ja.“ |
Eating Your Feed – Staffel 2
Confession No 1: Ich habe in der Vergangenheit bezahlt, um eine Folge von VOX – Das Perfekte Dinner einen Tag vor der Ausstrahlung sehen zu können, weil ich unbedingt wissen wollte, wer den Hauptgewinn abgreift. Ich denke das reicht zur Erläuterung, um euch meine verhängnisvolle Kochshow-Affinität zu beweisen.
Alle Folgen von Jamies Food Tube waren (und sind) für mich ein Riesending, genau so wie Munchies (die beste VICE Kreation, wenn man mich fragt) und manchmal gucke ich heimlich Das Große Backen mit Enie van de Meiklokjes. Don’t judge me.
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Warum ich süchtig nach der US-amerikanischen Produktion bin? Weil BuzzFeed Produzentin und Köchin Rie ein absoluter Hit ist und man, besonders, wenn man sich in der Küche bereits wohlfühlt, viele Kleinigkeiten von ihr lernen kann. In Eating Your feed geht es darum, „virale“ Kochvideos (danke Instagram) und kulinarische Phänomene zu kopieren. Dokumentiert werden einzelne Schritte der Kreation und am Ende bleibt vor allem eines übrig:
Neid auf das gesamte LA-Büro von BuzzFeed. Da wird nämlich nach jeder Produktion gemeinsam geschlemmt.
Living big in a Tiny House
Es fällt mir leicht, mich über minimalistische Hardcore Strömungen zu Echauffieren und auch das Konzept Tiny House hat für mich hier und da noch einige Macken. In fremder Leute Behausung zu linsen, war hingegen schon immer mein drittliebstes Hobby. Moderator Bryce schafft es herrlich hölzern mit Bewohnerinnen über die meist selbst entwickelten Raumkonzepte zu sprechen. Wohnung kündigen und Tiny House bauen? Keineswegs. Wenn es allerdings ums Umräumen in der kleinen Großstadtwohnung geht, oder darum, vom Domizil auf dem Land zu träumen, taugt das Format allemal. Tine Wittler 2019, voll mit Interior-Hacks und viel Platz zum Träumen.
DRUCK / SKAM Germany – Staffel 3
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Achtung Spoiler // Für alle, die DRUCK und den norwegischen Vorgänger Skam verschlungen haben, habe ich die vielleicht besten Nachrichten der Woche: Samstag startet Staffel drei und beschert uns die somit wohl kürzeste Wartezeit auf eine Folgestaffel, seitdem es den Begriff Binge-Watch gibt. Nachdem am vergangenen Freitag das Drama um Mia und Axel ein Happy End nahm, dreht sich im dritten Teil der deutschen Adaption der norwegischen Schöpfung von Julie Andem alles um den bislang eher unauffälligen Matteo. Während die Zeichen immer mehr in Richtung Schulabschluss gehen, dürfen wir uns in den nächsten Wochen vielleicht auf einen tieferen Einblick in die Lebenswelt der männlichen Serienprotagonisten freuen. Los geht es zur gewohnten Zeit am 09.03., live auf Youtube – für alle Hardliner.
Auch, wenn Arte:Re nicht als Youtube Format konzipiert ist, bleiben die gesellschaftlichen Thematiken, die videojournalistisch bearbeitet werden, Gesprächsstoff, der sich perfekt in intermediale Debatten einfügt. Re:Regards porträtiert den oft gelungenen Versuch, in Lebenswelten einzutauchen und schafft es innerhalb von 30 Minuten, Lust auf mehr zu machen – ob nun Auseinandersetzung mit neuen Themenkomplexen oder die nächste Folge.
Von banal leichter Kost bis zur übermütigen Gesellschaftsutopie wird Interesse für unbekannte oder alte Lebenskonzepte geweckt, auf Missstände aufmerksam gemacht oder ein Themenfeld neu aufgerollt. Re: macht Spaß und ist hierbei verständlich und zugänglich. Arte schafft es, Themen von hoher gesellschaftlicher Relevanz zu entdramatisieren und nachvollziehbar zu erzählen. Hierbei lernt man als Zuschauender vor allem den klar gesetzten Fokus auf die Protagonist*innen (-Gruppe) zu schätzen.