Was ich an anderen Frauen bewundere

30.04.2019 Allgemein

Neulich, da lief eine junge Frau an mir vorbei, mit einem beschwingten Schritt und einem zufriedenen Blick. Ihre Haare waren kurz und platinblond, ihre Augenbrauen dunkel und ihre schwarzen Stiefel zierten dicke Plattformabsätze – für mich strahlte sie nur so vor Selbstbewusstsein. Ob sie denn auch wirklich so selbstbewusst war, kann ich natürlich nicht sagen, jedenfalls aber kam ich nicht umhin, ihr nachzuschauen bis sie um die Ecke verschwunden war, während sich in mir ein Gefühl der Bewunderung ausbreitete. Ich bewunderte sie dafür, dass sie ihr leichtes Lächeln trotz einiger kritischer Blicke, die ihr beim Vorbeilaufen entgegenschossen, nicht verlor. Sie senkte den Kopf kein einziges Mal, richtete ihren Blick nach vorne und wirkte irgendwie zufrieden.

Seit diesem Tag habe ich mir vorgenommen, künftig viel häufiger davon zu sprechen, was ich an anderen Frauen mag, schön finde oder gar bewundere. Und das ganz bewusst, denn in der Vergangenheit ist mir aufgefallen, dass es zuweilen gängiger ist, einander herunterzuziehen, die Schwächen anderer Frauen ausfindig zu machen und sich darüber zu echauffieren. Ja, manch einer mag sich hierbei für einen kurzen Moment besser fühlen und ja, ganz sicher haben wir alle es auch schon getan, aber mal ehrlich, eigentlich ist das doch, gelinde gesagt, einfach nur blöd. Heute also möchte ich ganz offiziell damit beginnen und all die Dinge aufzählen, die ich an anderen Frauen bewundere – Äußerlichkeiten lasse ich hier außen vor. Noch dazu sei gesagt, dass es durchaus Eigenschaften gibt, die auf alle Geschlechter zutreffen können, in diesem Text aber widme ich mich ganz bewusst den Frauen.

 
 
 
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Klar, in den Medien gilt die geballte Bewunderung häufig sogenannten Powerfrauen, also Frauen in Führungspositionen oder jenen, die gleichzeitig Mütter und erfolgreich im Beruf sind, es schaffen, die Beziehungen zum Partner und zu Freunden zu pflegen und dann – irgendwo dazwischen – auch noch Zeit für sich selbst einräumen und ihren Vorlieben und Hobbys nachgehen. In meinen Augen aber muss man nicht erst eine dieser Personen sein, denn es gibt eine ganze Reihe an Eigenschaften, die ich an Frauen, die nach jenen Kriterien vielleicht nicht den Titel der „Powerfrauen“ zugeteilt bekommen würden, schätze, ja gar bewundere. Es sind Frauen, die ich meine Freundinnen nennen darf oder zu meinem Bekanntenkreis zähle, jene, die ich nur flüchtig oder lediglich aus der Ferne kenne.

Was ich an anderen Frauen bewundere

1. Ich bewundere es, wie Frauen während und nach einer Schwangerschaft mit der Veränderung ihrer Körper umgehen. Natürlich, es bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als zumindest irgendeinen Umgang zu finden, und doch ertappe ich mich regelmäßig dabei, Erzählungen und Berichten mit jeder Menge Bewunderung im Herzen zu lauschen.

2. Wenn Frauen ihren Körper genau kennen und wissen, was er braucht, was gerade mit ihm los ist oder wann er wie reagiert, finde ich das ganz schön bewundernswert. All das bedeutet nämlich, dass sich die Person die Zeit und Energie genommen hat, ihren Körper ganz genau kennenzulernen – und sich so bewusst mit seinem eigenen Körper auseinanderzusetzen kann schon mal verdammt anstrengend sein.

3. Ich finde es wahnsinnig toll und bewundernswert, wenn sich Frauen wohlfühlen und sich nicht dafür entschuldigen, wie sie sind oder wie sie aussehen. Viel zu oft habe ich schon erlebt, dass sich Frauen für ihr lautes Lachen, ihr ungeschminktes Gesicht oder ihre Kleidung entschuldigt haben, dabei gab es nie einen Grund. Noch dazu waren sie kein bisschen weniger wunderbar, als sie es mit einem leisen Lachen, mit geschminktem Gesicht oder gestriegelter Kleidung gewesen wären.

 
 
 
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4. Ich bewundere alle Frauen, die es schaffen, sich nicht mit anderen Frauen zu vergleichen, sondern sich losgelöst von ihnen sehen. In Zeiten der sozialen Medien ist das nämlich verdammt schwierig und vielleicht gerade deshalb etwas, an dem wir alle ein bisschen arbeiten sollten.

5. Westliche Schönheitsideale, die in der breiten Medienlandschaft zelebriert werden, können durchaus dafür sorgen, dass das eigene Selbstbewusstsein leidet oder man sich unter Druck setzt. Umso mehr bewundere ich Frauen, die sich von eben diesen Schönheitsidealen nicht beeinflussen lassen und gleichzeitig für mehr Diversität kämpfen.

 
 
 
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6. Ich bewundere Frauen, die einander unterstützen, statt aufeinander loszugehen. Ganz oft nämlich, da ist es leichter, die eigenen Unsicherheiten zu überspielen, indem man über das Aussehen, die Fähigkeiten oder Entscheidungen anderer Frauen lästert. Dabei wäre es doch viel schöner, die Energie zu nutzen, um einander aufzubauen oder gar zu helfen. Immerhin würde uns das am Ende schließlich allen ein besseres Gefühl geben.

7. Ich bewundere Frauen dafür, wenn sie sich in Sachen Zukunft ganz bewusst für etwas entscheiden und zu 100 Prozent hinter dieser Entscheidung stehen. Egal, ob sie sich nun künftig voll und ganz der Kindererziehung oder doch der Karriere widmen möchten. In der heutigen Zeit nämlich, da werden gerade diese Entscheidungen so wahnsinnig oft kritisiert, dass es manchmal wirklich Mut erfordert, um bewusst für seine Meinung einzustehen.

8. Ich bewundere alle Frauen dafür, den Alltag auch während ihrer Regelblutung zu meistern. So ein hormonelles Durcheinander kann das Gemüt nämlich wirklich ordentlich durchschütteln, noch dazu ist es, ganz offen gesagt, einfach scheiße, mit Krämpfen, aufgeblähtem Bauch und einer kleinen, inneren Hölle durch den Tag zu gehen.

Weil ich furchtbar neugierig bin, würde es mich natürlich auch interessieren, was ihr an anderen Frauen bewundert, ob es denn nun eure Mutter, eine Freundin, eine Bekannte oder einfach eine fremde Frau ist.

5 Kommentare

  1. Sabrina

    Ich bewundere alle Frauen, die sich selbst genug sind und nicht ständig nach Verbesserung streben.

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  2. Anne

    Ich finde es vor allem wichtig, Komplimente oder Bewunderung auch laut auszusprechen. Zu oft noch wird nur das Negative laut gesagt bzw. gelästert, während das Positive nur gedacht wird. Daher: Bewunderung an dich und diesen Text!

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  3. Eva Parke

    Ich weiß nicht, ob es nicht anmaßend ist, zu sagen, ich würde Frauen dafür bewundern, da es für viele Frauen selbstverständlich ist, das nicht zu tun. Aber ich versuche es einfach mal:

    Ich bewundere Frauen dafür, eben nicht ständig um den eigenen Bauchnabel zu tanzen … nicht ständig über sich nachzudenken. Dafür geht es uns viel zu gut.

    Das bedeutet, ich bewundere Frauen, die es schaffen, jenseits der eigenen Angelegenheiten gesellschaftlich aktiv zu werden.

    Ich bewundere Frauen dafür, nicht ständig nach mehr Solidarität unter Frauen zu fordern. Man sollte mit Menschen solidarisch sein, insbesondere mit solchen, die schwächer sind als wir, das ist aber wesentlich schwerer als diese gerne zu Markte getragene Frauensolidarität.

    … dafür, die eigenen Probleme zu relativieren, ganz ehrlich, das kann nicht unser Ernst sein, uns als Frauen der westlichen Welt (mitten in Berlin) über Menstruationsprobleme zu unterhalten. Was sollen da Frauen sagen, die während ihrer Periode irgendwo in der Wüste Stunden unterwegs sind, um Wasser zu holen. Die in Kriegsgebieten leben und überhaupt nichts bekommen, das nötig wäre.

    Und so weiter … liebe Julia, weshalb lässt Du Deine Gedanken keine weiteren Kreise ziehen? Nichts von dem, was Du hier beschreibst, ist falsch. Aber ist das wirklich schon alles, was Frauen so umtreiben könnte/sollte? Für mich kennzeichnen Deine Gedanken den Punkt, an dem es für viele Frauen, die ich kenne, erst losgeht.

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    1. Leo

      Ich bewundere Frauen, die sowohl Mitgefühl mit Frauen haben, die anderswo in der Welt unter schwierigen Umständen menstruieren und t r o t z d e m artikulieren können, dass es Ihnen selbst auch mal schlecht gehen darf. Frauen, die wissen, dass es für die Mikro- und die Makroskopische Sicht jeweils seine Zeit und seine Berechtigung gibt und dass diese nicht im Widerspruch stehen müssen…

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    2. Alina

      liebe Eva,
      Deinem Appell, angesichts Probleme aktiv zu sein (vielleicht auch nur nicht schädlich zu leben) – stimme ich zu.
      Und – ja, wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft und das muss man wertschätzen und eben sein Verhalten reflektieren und justieren, angesichts globaler Probleme und Krisen.
      Berlin Mitte ist dann aber (fairer oder unfairer weise) unsere Lebensrealität, und innerhalb dieser kann man seine eigenen, privaten Probleme nicht ewig relativieren.

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