Wer es noch nicht mitbekommen hat: Der Spaß ist zu Ende. Ernsthaft. Das zeigen die Umfrageergebnisse und Wahlerfolge der Grünen, der Partei der Spaßverderber*innen. Denn was diese Partei will, ist ja mal sonnenklar: Sie will Verbote aussprechen. In Zukunft sollen die Deutschen auf Autobahnen nicht mehr rasen dürfen, auch das geliebte Schnitzel wird abgeschafft und nicht mal mehr nett gemeinte Klapser auf Frauenhintern sind noch erlaubt. Und all das, wo doch jede*r weiß: „Öko muss Spaß machen“. Das zumindest befand CSU-Politiker Alexander Dobrindt in einem SPIEGEL-Interview. Ökospaß à la Dobrindt ist somit „das Gegenteil grüner Verbotspolitik“. Klar. Schon ein bisschen blöd, dass die Grünen nicht einfach mal bei Dobrindt nachgefragt haben, wie grünes Selbstmarketing funktioniert. Sonst würden sie ja ebenfalls auf Spaß setzen und nicht auf Fleischverbote, die gestandene Mannsbilder wie Christian Lindner ganz blass um die Nase werden lassen.
Spaß als Imperativ
Jetzt aber mal Spaß beiseite. Ernsthaft: Seit wann muss Umweltschutz Spaß machen? Die Klimakrise lässt sich wohl eher nicht durch ein paar beherzte Lacher lösen oder dadurch, dass man besonders gut gelaunt in sein Bio-Schnitzel beißt (wobei Schnitzel, siehe oben, ja sowieso bald verboten werden). Was nicht heißt, dass Umweltschutz nicht theoretisch und praktisch Spaß machen kann: Die Fridays for Future-Aktivist*innen beispielsweise schaffen es, sowohl wütend als auch beschwingt und mit kreativen Plakaten („Rettet die Welt! Es ist die einzige Welt mit Bier!“) auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Und sich Alternativen zur Vielfliegerei zu überlegen, neue Reiseziele und -wege zu entdecken, kann ebenfalls unterhaltsam sein. Aber Spaß als Imperativ für eine ökologische Lebensweise?
Eine andere Sache, die immer möglichst viel Spaß machen soll, ist Feminismus. Voller Begeisterung stürzten sich Medien und Öffentlichkeit auf Sophie Passmann und ihr Buch Alte weiße Männer. Endlich mal eine Feministin, die lustig ist! Und nicht so verbiestert und freudlos wie Feminist*innen üblicherweise sind. Passmann selbst kann gar nichts für all die Dinge, die da in sie hineinprojiziert werden – sie ist sicher nicht ausgezogen, das neue, junge, lustige Gesicht des deutschen Feminismus zu werden. Gesehen wird sie aber trotzdem so, weil sie ein offensichtlich vorhandenes Spaßbedürfnis in Bezug auf Feminismus erfüllt.
Natürlich, wie auch bei den Themen Klimaschutz und ökologische Lebensweise gilt: Feminismus kann und darf Spaß machen. Anders hält man den ganzen Wahnsinn in dieser Welt des Sexismus, der Trumps und Paragrafen 219a oft gar nicht aus. Aber Feminismus muss eben nicht lustig, unterhaltsam und heiter sein. Das ist schlicht und einfach nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe ist es, den Finger in die Wunde zu legen, rumzunerven, auf Probleme aufmerksam zu machen – und das immer und immer wieder.
Nicht besonders spaßig
Der Klimawandel ist real, genauso wie die strukturelle Ungleichberechtigung der Geschlechter. Beides lässt sich nicht weglachen, beides macht meistens wenig Spaß. Und das ist okay! Manche Dinge müssen getan werden, weil sie wichtig und notwendig sind und obwohl sie sich nicht besonders spaßig anfühlen. Zwei Euro mehr für Bio-Eier zu zahlen, macht keinen Spaß. Acht Stunden mit dem Zug irgendwohin zu fahren statt ins Flugzeug zu hopsen, macht keinen Spaß. Gute Freund*innen darauf hinweisen, dass sie gerade etwas Sexistisches gesagt haben, macht keinen Spaß. Sich Gedanken über den Zustand dieser Welt zu machen und ab und zu ein bisschen daran zu verzweifeln, macht keinen Spaß. Alexander Dobrindt findet vielleicht, dass „Öko“ Spaß machen muss – weil er glaubt, anders ließe sich dieses Thema der CSU-Stammwähler*innenschaft nicht vermitteln. Dabei haben CDU/CSU, wie andere Parteien, bei der Europawahl zehntausende Stimmen an die sauertöpfischen und spaßverderberischen Grünen verloren.
Was zeigt: Öko muss eben keinen Spaß machen. Genauso wenig wie Feminismus. Weil einem bei gewissen Themen das Lachen doch irgendwie im Halse stecken bleibt.