Als wir Jane Wayne 2010 gründeten, tickten die Uhren noch gänzlich anders: Nicht nur das Medium „Blog“ steckte in den Kinderschuhen, auch die Idee, Mode zugänglicher zu machen und ihr diesen unnahbaren Charakter zu nehmen, wirkte erfrischend anders und war so wunderbar neu. Wir verstanden uns sofort als eure Freundinnen und als Perlentaucherinnen, die immer auf der Suche nach bislang Unauffindbarem, Neues für euch finden wollten und dafür das wahre Leben und das WWW durchforsteten. Fast genau neun Jahre sind seither ins Land gezogen und nicht nur der Lifestyle, sondern auch unsere Lebensrealität haben sich verändert. Es mag mit dem Älterwerden zusammenhängen, aber auch mit der Auseinandersetzung der Thematik, mit euren kritischen Einwänden, und natürlich vor allem mit den aufkommenden Warnhinweisen, dass unser (eigenes) Konsumverhalten längst komplett überdacht wurde, dass der Druck auf eine Branche wächst, die jetzt beweisen kann, dass sie eben nicht oberflächlich, ignorant noch elitär ist, sondern sich ihren Einfluss über die wachsende Verantwortung bewusst macht und endlich handelt.
Von außen betrachtet verstehen wir manchmal nicht, warum sich Produktionsweisen und Materialbeschaffungen nicht mit einem Fingerschnipsen ändern lassen, warum nicht alle Marken innerhalb der Branche sofort nachhaltig walten und die verheerende Textilindustrie ihren schönen Schein nicht auch mal nach innen kehren kann. Im Gespräch mit den Verantwortlichen wird uns dann schließlich die Komplexität der einzelnen Mechanismen bewusst. Und wenn wir dann unser eigenes Handeln reflektieren, stellen wir manchmal erschreckende Parallelen fest und verstehen vielleicht heruntergebrochen, woran es hapern könnte. Wir wollen die Verantwortung keineswegs von uns weisen, bloß versuchen wir mittlerweile, eher gemeinsam mit den Marken an den Schrauben zu drehen, statt mit dem Finger auf sie zu zeigen und Bösewichte auszumachen. Eines darf dabei aber niemals verloren gehen: Brands für das honorieren, was sie eben besser machen. Und eine Reise zu mehr Nachhaltigkeit wollen wir uns heute genauer anschauen, und das ist die von IVY & OAK:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Wer uns folgt, der stolperte wohlgemerkt schon öfter über IVY & OAK, das Berliner Label von Gründerin Caroline Gentz, das sich bereits seit seiner Gründung vor drei Jahren dem Thema Nachhaltigkeit widmet und sich seither auf die oben beschriebene Reise begibt, die uns manchmal ein wenig zu langsam und beschwerlich erscheint. Das Brand verfolgt seit Anbeginn die Philosophie, Kleidung zu produzieren, die über Jahre erhalten bleibt: Nicht nur dank zeitloser Designs, sondern auch dank ausgewählter und vertrauter Produktionspartner. Die Kollektionen werden aus Reststoffen gefertigt und folgen damit dem Prinzip des Upcyclings – und jetzt fügen sie ein weiteres, wichtiges Etappenziel hinzu, das an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll: Die Rede ist von ihrer ersten „Sustainable Capsule Collection“ für diesen Winter 2019, die es ab sofort bei IVY & OAK zu kaufen gibt.
Das Besondere an dieser komplett nachhaltigen Linie ist, dass die gesamten Stücke aus natürlichen Materialien unter umweltfreundlichen Produktionssystemen hergestellt wurde. Es ist für das Label ein konsequenter, nächster Schritt, mit dem IVY & OAK seinen sozialen und ökonomischen Fußabdruck weiterhin verbessert, um anschließend keineswegs stehen bleiben zu wollen, sondern sich den nächsten Etappen zu widmen. Und davon durfte ich mir vergangene Woche mit Jana von den Fashion Changers im IVY & OAK Atelier einen genaueren Eindruck machen.
„To the person who uses metal straws to save fish but consumes animals, I’d like to say thank you. To the vegan who isn’t aware of our homelessness problem, thank you. To the climate change activists who aren’t attentive to fast fashion, thank you. To the girl who gives her old clothes to the disadvantaged but isn’t educated on sex trafficking, thank you. To the guy who picks up rubbish on his way home from a surf but isn’t well-informed about male suicide rates, thank you. To the people who stand up for horse racing concerns but are uninformed of the cruelty of the dairy industry, thank you. To the positive Instagram influencer who hasn’t cultivated a plastic-free lifestyle, thank you. To the grandparents who knit for sick children but aren’t up to date with current race and homophobic issues, thank you. To the students that stand up for bullying but are unaware of the constant domestic violence epidemic, thank you.To the peace activists, feminists, animal adopters, teachers, volunteers, foster carers, recyclers, givers, doers and believers, I say thank you.We are all on a different path and we all see through different eyes. Current world issues that you are passionate about, aren’t always what other people are trying to change… and that’s okay.It’s not everyone’s job to save every part of the world but it is everyone’s responsibility to thank every person who is doing THEIR part to save the world. Don’t critic, just appreciate. Don’t judge, just educate. We’re all trying our best.Thank you.“By Carla Borthwick |
Denn was genau steckt hinter der „Sustainable Capsule Collection“? Zum einen bestehen die ausgewaählten Kleidungsstücke aus den nachhaltigen Materialien Cupro, Organic Cotton und TENCEL Lyocellfasern, zum anderen wurde aber natürlich auch die Herstellung genau überwacht. Ihr Ansatz umfasst dabei sowohl die Auswahl der Lieferanten als auch die Herstellung der einzelnen Stücke. Seit Beginn an arbeitet IVY & OAK mit derselben Fabrik in Bulgarien zusammen und hat nun eine weitere in Nordmazedonien ausgewählt, die die Luxusstoffe aus Frankreich, Portugal und der Türkei unter fairen Bedingungen zum finalen Kleidungsstück fertigt.
Für ihre nachhaltige Capsule Collection ist das Design-Team übrigens auch einen Hauch von ihrer klassischen Herangehensweise abgewichen und widmete sich detailverliebteren Kreationen, die für mich tatsächlich deutlich zeitloser sind, als schnörkellose Stücke. Die nachhaltige Linie widmet sich also den wirklich besonderen Schnitten, ebenjenen Lieblingen, die wir auch nach zig Jahren noch verdammt gern ausführen wollen, weil sie so besonders sind.
Es mag am Greta-Effekt liegen, an nicht enden wollenden Hitzeperioden und brennenden Wäldern, die wir selbst vor Ort spüren, an allgegenwärtigen Horrornachrichten und immer präsenteren Alternativen, dass ich 2019 für mich schon als das „Jahr des bewussteren Wandels“ bezeichnen darf, indem Aktivist*innen nicht nur noch lauter werden, sondern auch immer mehr Gehör finden, die Fleischlobby zunehmend in die Bredouille gerät und das Bestreben nach Umdenken nicht länger eingefordert, sondern in Handlungen transferiert wird. Es ist ein langer Weg – auch für uns persönlich – aber er wird endlich konsequenter bestritten und duldet keinen Aufschub mehr. Wir alle können mithelfen, im Kleinen sowie im Großen, müssen laut werden und fordern, dürfen nicht länger hinnehmen, aber auch nicht vergessen, dass zwischendurch auch mal ein Danke fällig wird. Ein Danke für erste Schritte auf unterschiedlichsten Ebenen. Wir allein sind vielleicht nicht perfekt, aber 2019 möglicherweise ein bisschen perfekter als im Jahr zuvor. Lasst uns doch gemeinsam am Tempo arbeiten und noch mehr fordern, lasst uns gemeinsam wachsen und es besser machen.