Es muss recht am Anfang dieser Schwangerschaft passiert sein, als ich eines Morgens mit schrecklichen Kopfschmerzen aufwachte und überhaupt nicht mehr wusste, wohin mit meinem Körper. Die obere Rücken- und Nackenpartie schmerzte ganz fürchterlich, strahlte und signalisierte mir nur eines: innerer Stromausfall. Natürlich hatte ich es am Vortag wieder übertrieben, flog morgens für einen Job in eine andere Stadt, kam abends etwas ausgepowert wieder zurück und fand mich erst gegen Mitternacht in meinem Bett wieder, weil ich Freundinnen natürlich bei einem abendlichen Event noch unterstützen wollte. Es ist nicht so, als würde ich es mir extra gerne geben oder aus voller Überzeugung über die Strenge schlagen – ich merke meine körperlichen und psychischen Grenzen schlicht und ergreifend wenig und hänge erst so richtig in den Seilen, wenn es irgendwie mal wieder zu spät ist. Wie an jenem Morgen.
Es war ein Freitag. Ein Tag kurz vor dem Wochenende, an dem sich typischerweise noch längere Schlangen vor Praxen von Mediziner*innen und Physiotherapeut*innen bilden und wir mal wieder feststellen müssen, dass für körperliche Gebrechen nie wirklich Zeit ist – und von Freitag- bis Montagmorgen schon gar nicht. Mit ganz viel Glück bekam ich aber dennoch einen Termin – und genau der sollte mein Bewusstsein nachträglich um mindestens 180 Grad auf den Kopf stellen.
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Die Kapitulationsphase
– oder auch: „Nichts geht mehr“
Es war mein allererster Termin bei einer Osteopathin – und erst im Nachhinein frage ich mich, wieso ich knapp 31,5 Jahre auf diese Anwendungen warten musste, um zu verstehen, dass hier viel mehr hinter steckt als gedacht. Marie-Sophie, die Frau mit den Zauberfingern wird bis heute wahrscheinlich nicht einmal genau wissen, welche Strahlkraft ihre Behandlungen hatten. Dass sie mit nur drei Terminen und dem Herz am richtigen Fleck nicht nur meine Nacken-, Rücken-, Kiefer- und Kopfschmerzen eliminierte, sondern auch auch noch einen Knopf gefunden hatte, von dessen Existenz ich bislang nicht ausging und der den angedeuteten „Tabula Rasa“-Zustand einläutete:
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Eine ganzheitliche Betrachtung des Körpers klingt für viele Menschen unter euch vielleicht völlig selbstverständlich, für mich theoretisch auch, mein Innerstes und Äußeres in der Realität miteinander zu verknüpfen und Achtsamkeit walten zu lassen, schien mir bis zu diesem Ostheopathie-Termin aber trotzdem nicht machbar. Dabei war ich eigentlich überzeugt davon, dass ich es schon so oft versuchte. Fehlanzeige.
Ganz gewiss hatte ich nicht richtig versucht, denn was zu diesem Zeitpunkt folgte, kann ich heute in vier ganz einfache und ziemlich klare Phasen meines Prozesses beschreiben:
- Kapitulation oder auch: „Nichts geht mehr“
- Die Reflexion – oder auch: „Die Suche nach dem wiesoweshalbwarum“
- Die Lösungssuche – oder auch: „Wie nur kann ich mir selbst helfen?“
- Die Neuorientierung – oder auch: „Beine in die Hand und keine Ausreden mehr!“
Na klar, hilft die richtige Kleidung, da müssen wir uns nichts vormachen. Und logisch: Das Schlabbershirt erfüllt beim Sport auch seinen Sinn, aber Hand aufs Herz: Die richtige Kleidung kann uns beflügeln und ungeahnte Energien freisetzen. Während meiner Schwangerschaft unterstützte mich bei meinen ersten, sportlichen Ausflügen Reebok mit ihrer frisch gelaunchten Schwangerschaftslinie, über die wir euch längst hier mehr verraten haben.Und genau in den Stücken habe ich mich tatsächlich ganz großartig und wahnsinnig fit gefühlt. Nahtlose Stretchmaterialien sorgen dafür, dass wir uns selbst in unseren fortan bewegungseingeschränkteren Körpern frei fühlen und in unseren Bewegungen nicht limitiert werden. Die Hosen und Tops sind wunderbar gemütlich und passen nicht nur zum Fitness-Programm, zum Yoga- oder Meditationskurs, sondern selbstverständlich auch in unseren Alltag. Und der sollte sowieso niemals ziepen und zwicken – dafür sorgen schon so manch andere Umstände. |
Selbstverständlich klagte ich schon des Öfteren über Nackenschmerzen, schließlich bringt das dieser wunderbare Job am Rechner mit sich. Ein weiterer Warnschuss für mehr Achtsamkeit folgte aus nächster Nähe: Immerhin signalisierte auch Nikes Bandscheibenvorfall, dass es nun wirklich an der Zeit sei, etwas zu unternehmen. Denn: Das waren nicht nur Schmerzen, auch auf meinem Herzen schien irgendwas ganz besonders schwer zu liegen, selbst wenn ich bis heute nicht genau sagen kann, was mich zu jenem Zeitpunkt besonders bedrückte. Körper und Geist waren nicht im Einklang – und das kann, rückblickend betrachtet, unterschiedlichste Gründe haben:
- Was verändert sich alles mit einer Schwangerschaft?
- Wie kriege ich weiterhin beides unter einen Hut, ohne mich wieder komplett zu verausgaben?
- Werde ich trotzdem noch ICH bleiben und alle sozialen Ansprüche zusammenfügen können: Sprich: Freundin, Partnerin, Mama gleichzeitig sein?
- Wie geht es mit dem Job weiter und lasse ich mein Team durch meine Abwesenheit im Stich?
- Wie soll das finanziell eigentlich alles klappen?
- Was passiert, wenn ich mit ALLEM überfordert bin?
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Die Reflexionsphase
– oder auch: „Die Suche nach dem wiesoweshalbwarum“
Warum aber hören wir eigentlich nur so selten auf unsere Körper? Schließich können sogar kleinste Anzeichen mit Stress und veränderten Umständen einhergehen. Was auch immer dafür sorgt, dass es unserem Innersten nicht gut geht: Es wirkt sich oft auf unseren Körper aus. Also half nur eines: Ich musste irgendwie wieder mit mir und meinem Körper in Einklang kommen – und an dieser Stelle halfen nur zwei Dinge: Ein Ausgleich zum bewegungsarmen Alltag und eine Auseinandersetzung mit mir selbst. Die Rede ist von der vielbeschworenen Me-Time, die ich mir trotz aller Vorsätze doch wieder irgendwie nie nahm. Die Rede ist vom gesunden Egoismus, vom sich-selber-gießen-und-düngen.
Der größte Dong in meinem Kopf aber ertönte bei einem Flashback-Moment von Wilmas Geburt – und dann fügte sich alles: Ich muss Sport machen. CIAO!
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Wieso, um Himmels Willen, konnte ich eigentlich jemals nicht davon ausgehen, dass ich mich auf diesen Kraftakt vorbereiten muss? Für jede Sportprüfung trainieren wir mit dem besten Wissen darum, dass ein Wettkampf gemeistert werden muss – bloß, warum kam mir das bei Schwangerschaft Nummer 1 nicht in den Sinn? Warum sagte mir keiner, dass am Ende der 40-Wöchigen Schwangerschaft ein wahnsinnig krasser Marathon anstehen könnte, der viel besser zu bewältigen wäre, wenn wir uns vorher von innen und von außen stärken? Es war, als fiel mir alles aus dem Gesicht – und gleichzeitig schämte ich mich, dass ich erst jetzt zu einer Erkenntnis wie dieser kommen sollte.
Alle Welt spricht immer nur davon, in der Schwangerschaft nicht für zwei zu futtern und eine ganze Industrie verdient ihr Geld damit, Frauen zu sagen, dass sie in der Schwangerschaft dank Sport nicht übermässig zunehmen müssen. Aber was ist mit der mentalen und physischen Stärke, die durch Sport und Meditation aufgebaut werden? Die sind für dritte nicht sichtbar, stimmt. Diesmal also machte ich es anders.
Die Lösungssuche
– oder auch: „Wie nur kann ich mir selbst helfen?“
Nun, ich wusste natürlich, dass ich speziell mein Kreuz bzw. meinen Rücken stärken sollte, dass es für die natürliche Geburt wichtig war, die Ausdauer zu stärken und gleichzeitig zu wissen, wie man den Körper entspannt. Ich war mir im Klaren darüber, dass eine gerade Haltung mich vor Nackenschmerzen schützen könnte und dass starke Beine für eine Geburt ebenfalls nichts die schlechteste Idee sein könnten. Ich wusste, dank der Geburt von Wilma also, vielmehr. Und ich legte los.
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Die Neuorientierung
– oder auch: „Beine in die Hand und keine Ausreden mehr!“
Ich kaufte mir ein neues Fahrrad, um fortan möglichst viele Wege mit dem Rad zu unternehmen und meine Ausdauer zu stärken. Ich meldete mich beim Schwangerschafts-Yoga an, um auch innerlich zur Ruhe zu kommen und wählte einen speziellen Cantienica-Kurs, um meinen ganzen Körper zu fordern und speziell meinen so vernachlässigten Beckenboden zu stärken.
Daheim machte ich dann und wann weiter und schaute nach Ischias-Übungen, absolvierte Kniebeugen, ahmte Fußübungen nach und fand mich regelmäßig auf der Yoga-Matte wieder, nur um in aufrechter Haltung meine Mitte zu finden.
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Keine Sorge, ich habe meine Freizeit nicht nur noch mit Sportakitvitäten verbracht, dennoch ich bin so viel bewusster und behutsamer mit mir umgegangen als jemals zuvor. Tatsächlich schaffte ich es sogar, mich nach jedem Duschen mit Öl einzucremen, um die Veränderung meines Körpers und mich diesmal auch mit allen Sinnen wahrzunehmen. Eine Selbstverständlichkeit für viele, für mich bei der ersten Schwangerschaft ein lästiges To-Do, das kaum umgesetzt wurde.
Ich wollte in dieser Schwangerschaft wahrhaftig so vieles anders machen – und habe bei weitem nicht alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Eines aber ist mir eben gelungen: Ich bin diesmal deutlich fitter gestartet und brauchte diesen wabbeligen Fall gleich am Anfang, um einen anderen Kurs einzuschlagen: Für meinen Körper, mein Innerstes, für das allgemeine Wohlbefinden und natürlich für die Geburt.
Die Entscheidung, dass es nun doch ein geplanter Kaiserschnitt wird, nahm ich dann natürlich zuerst als „schlechten Scherz“ wahr – ich hatte mich doch diesmal so vorbereitet. Aus gesundheitlichen Gründen soll es diesmal aber eben nicht anders sein – und das ist mittlerweile auch vollkommen OK so. Wer jetzt, wie ich anfangs, glaubt, dass mein körperliches Engagement nun mehr oder weniger für die Katz war und ist, der täuscht dennoch ganz gewaltig: Mir ging es in dieser Schwangerschaft viel, wirklich viel, viel besser, mein Beckenboden ist gestärkt (und den solltet ihr eben auch dann trainieren, wenn ein Kaiserschnitt ansteht) und auch für die Rückbildung bin ich besser gewappnet als beim letzten Mal.
Versteht mich nicht falsch: Dieser Beitrag soll kein mahnender Zeigefinger sein, er soll euch auch nicht hochnäsig gegenüberstehen, wenn ihr übermässige Bewegung in der Schwangerschaft nicht auf euch nehmen sollt. Ich kann hier an dieser Stelle allerdings nur aus eigenen Erfahrungen schöpfen und bin nachhaltig sehr glücklich über diese kleine Reise, die mich näher zu mir und meinem Körper gebracht hat. Ich fühle mich fitter, bin fitter und habe das Gefühl, vorbereiteter zu sein:
Was auch immer da kommt, die körperliche Stärkung hat auch zu mentaler Stärke geführt. Und das kann, egal in welcher Lebenslage wir stecken, wohl niemals verkehrt sein.
Ich danke euch jedenfalls riesig, dass ihr mich auch in diesen begleitet und hoffe, ich kann euch durch meine Erfahrungen ein klein wenig weiterhelfen. Wenn ihr Fragen habt, dan losloslos. Ich freu mich auf eure Rückmeldung!