Die Modewoche in Paris gilt als Höhepunkt der vier großen Schauen, birgt sie doch eine Reihe an großer Namen, wie etwa Chanel, Maison Margiela oder Miu Miu und bietet noch dazu vielversprechenden, unbekannteren Labels eine große Bühne. Ich habe noch einmal alle Schauen Revue passieren lassen und zeige euch meine Highlights der Spring Summer 2020 Kollektionen auf einen Blick.
Lemaire
Die Kollektionen des Designer-Duos Christophe Lemaire und Sarah-Linh Tran sind stets unaufgeregt und tragbar. Auch die Spring Summer 2020 Kollektion zeigte sich gewohnt subtil — sie ist für das alltägliche Leben gemacht, präsentiert sich in lockeren Silhouetten und zurückhaltenden Farbpaletten. Jacken, Mäntel und Blazer fallen — ebenso wie die Hosen — weit und umspielen die Figur. Feine Akzente werden durch Elemente wie Gürtel und Raffungen, welche die Taille betonen, gesetzt. Über den Schultern hängen abwechselnd übergroße Beuteltaschen und solche aus Perlen, die suggerieren, dass die Kleidungsstücke durchaus ebenso im Büro, wie auch zur Afterhour funktionieren. Es ist eine Kollektion, die bewusst feminine und maskuline Eigenschaften miteinander vereint und so all das betont, das durch Namen wie Phoebe Philo etabliert wurde.
Das können wir uns abschauen:
Layering & weite Silhouetten
Junya Watanabe
Für seine Spring Summer 2020 Kollektion interpretierte Junya Watanabe den klassischen Trenchcoat neu, schickte ihn in den unterschiedlichsten Formen über den Laufsteg. Zwischen Pinafore-Kleidern und langen Röcken zählten so Bustiers und Kleider mit Puffärmeln zu seinen spannendsten Kreationen. Die Grundfarben zeigten sich in Beige und Schwarz, immer wieder verwendete Junya Watababe aber auch grelle Neonfarben (vorwiegend an den Beinen und Füßen) und verlieh seiner Kollektion so eine Nuance, die an Sportswear erinnert.
Das können wir uns abschauen:
Subtiles Beige mit Neonfarben kombinieren & bloß niemals den Trenchcoat verkaufen
Loewe
Vielleicht war Loewe das Highlight aller Highlights, denn die Spring Summer 2020 Kollektion von Jonathan Anderson versprühte einen Hauch von Poesie und Romantik. So wirkten die langen Kleider und Röcke aus Spitze und Tüll zuweilen wie Gewänder einer übernatürlichen Spezies. Abschauen lassen sich aber durchaus einzelne Elemente, wie etwa die Gürtelkorsagen, die der Designer über Kleider zog, die tiefer gesetzten Hüften, die zarten Strick-Cardigans oder die weit fallenden Kleider in A-Linie.
Das können wir uns abschauen:
Harsche Elemente wie Gürtelkorsagen & viel Spitze und Tüll sowie leichte Strick-Cardigans
Valentino
Die ersten 12 Looks widmete Pierpaolo Piccioli der Farbe Weiß, um sich tiefer mit der Quintessenz von Formen und Volumen auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren Kleider und Blusen mit Ballonärmeln, Rüschenkragen und weiten Baby-Doll Silhouetten sowie kurzen, lockeren Shorts, die er zu flachen Sandalen in Flechtoptik kombinierte. Immer wieder erinnerten die Kreationen an Mode der Renaissance, doch trotz der pompösen Elemente zeugten sie von einer gewissen Leichtigkeit. Geht es nach Piccioli, so dreht sich der kommende Frühling also insbesondere um Volumen in jeglicher Form.
Das können wir uns abschauen:
Volumen, Volumen, Volumen
Kwaidan Editions
Das in London ansässige Designer-Duo Léa Dickely und Hung La setzt für den kommenden Frühling auf Schnitte der 90er Jahre, grelle Farben und transparente Stoffe, haucht seiner Kollektion so eine ordentliche Portion Coolness ein. Die Trenchcoats der Herbstmonate bekommen durch lange Silberketten ein Update (DIY-Potential) und auch der Schmuck versprüht einen Industrial-Look: Dicke Kreolen und breite Halsketten setzen Kontraste zu der sonst so schlichten Kollektion.
Das können wir uns abschauen:
Lange Ketten als Taillengürtel tragen (auch über Mäntel)
Alexander McQueen
Es ist eine Anordnung von Traumkleidern, die Sarah Burton da designte. Die Kollektion ist von viel Spitze, Organza und Tüll, ab und zu auch von ein paar Musterungen durchzogen — ähnlich wie auch Jonathan Andersons Kollektion für Loewe erinnern die Kreationen an Poesie, aber auch an die Uniformen starker Frauen, wie man sie aus Fantasy-Filmen kennt. Die Ärmel sind voluminös, die Kleider erhalten durch dominante Ledergürtel eine fließende A-Linie. Ähnlich durchdacht wie die Kleidungsstücke selbst, sind auch die verwendeten Materialien: Sie alle stammen aus vergangenen Saisons des Modehauses oder von lokalen Unternehmen und Farmen in Nord Irland und England.
Das können wir uns abschauen:
breite Taillengürtel aus Leder (auch über romantische Kleider)
Miu Miu
Miu Mius Spring Summer 2020 Kollektion wirkte mit all seinen Rüschen, großen Knöpfen und Stickereien verspielt, vereinzelte Elemente wie Crop Tops in Babydoll-Form und nackte Schultern, die unter Pinafore-Kleidern hervorstachen, brachten jedoch auch einen Hauch Verruchtheit in die Linie. Neben übergroßen Blazern zeigte Miuccia Prada auch Westen, ebenfalls sehr weit geschnitten, die sie über Röcke zog, oder aber gleich als Mini-Kleider über den Laufsteg schickte.
Das können wir uns abschauen:
Weite Westen & Cardigans unter Latzkleider tragen
Chanel
Zwischen klassischem Tweed in verschiedenen Nuancen zeigte Chanel auch Kreationen, die zuweilen an Gothic-Lolitas erinnerten: Schwarze Kleider mit hochgeschlossenem Kragen, Rüschen, Tüll und Schleifen wurden zu schwarzen Strumpfhosen und flachen Sandalen kombiniert. Auch die Mini-Röcke wurden teils von mehreren Rüschenlagen dominiert, wirkten verspielt und dennoch elegant. Die Kollektion erwies sich in ihrer Farbgebung und Musterung als vielfältig, blieb jedoch meist bei ähnlichen Silhouetten, die sich mal als klassisch, mal als jugendlich erwiesen. Einen Fokus setzte man bei Chanel auch auf die Accessoires: Neben langen Perlenketten und großen Blumen, die an Hüten prangten, wurden die Armreifen vor allem über den Ärmeln getragen und kreierten so den Effekt von abgenähten Bündchen.
Das können wir uns abschauen:
Schwarze Rüschenkleider (auch nach Oktober) & Armreifen über den Blusenärmeln tragen