Wana Limars Hochzeit – eine internationale afghanische Party: „Die unterschiedlichen Menschen gemeinsam so glücklich zu sehen, war das Beste.“

Für viele angehende Brautpaare ist schon eine einzige Feier aufreibend genug – für Wana Limar und ihren Ehemann gab es gleich drei Events: eine afghanische Trauung getreu den Wurzeln des Paares, die standesamtliche Trauung vor rund einem Jahr, beide sehr intim mit nur einer Handvoll Gäste, und nun eine große Party mit rund 270 FreundInnen und Familienmitgliedern aus der ganzen Welt. Hier zeigt Wana Limar nicht nur exklusiv die Fotos ihrer Hochzeit, sondern hat uns auch von den Vorbereitungen und der Suche nach dem perfekten Kleid erzählt.

© Joanna Legid

Die Suche nach dem Hochzeitskleid ist für jede Braut etwas höchst Individuelles. Was war Dir an Deinem Kleid besonders wichtig?

Ich habe mir – wie wahrscheinlich die meisten anderen Bräute auch – sehr viele Gedanken über mein Kleid gemacht. Dabei war die vordergründige Frage bei allem für mich, was für eine Art Braut ich sein will. Möchte ich eine unkonventionelle, avantgardistische Braut sein und mit neuen Silhouetten und Formen glänzen und dabei möglicherweise gar nicht Weiß tragen? Möchte ich unangestrengt „boho“ sein, oder vielleicht doch eine elegante afghanische Tracht tragen?

Und was war Deine Antwort darauf?

Letzten Endes habe ich mich dafür entschieden, so auszusehen, wie ich es mir immer schon vorgestellt hatte, nämlich: klassisch und zeitlos. Spitze, Schleier und lange Schleppe. Mir wurde bewusst, dass ich nur einmal diesen Look würde rocken können – hoffentlich zumindest.

Ein Zusammenspiel aus Tradition und Moderne war Dir also wichtig?

Durch meinen Job bekomme ich regelmäßig die Möglichkeit, festliche Veranstaltungen und rote Teppiche zu besuchen, auf denen ich Abendmode tragen und diese so modern umsetzen kann, wie ich möchte – ich liebe beispielsweise die Kombination von Hosenanzug und Sneakern. Für mein Brautkleid war mir daher wichtig, dass es ein Look würde, den ich so sonst nirgendwo anders tragen könnte. Ich wollte, dass es ganz klar und klassisch „Braut“ sagt, ohne dabei kitschig oder verträumt zu sein.

© Joanna Legid

Hattest Du dafür bestimmte Inspirationen?

Inspiriert haben mich tatsächlich die Hochzeitskleider von Grace Kelly und Laura Ponte. Obwohl sie so unterschiedliche Kleider trugen, strahlten beide eine zeitlose Eleganz aus. Mein Key Piece, Zentrum des Looks, war aber definitiv der Schleier. Vom Schleier ging das ganze restliche Design für das Kleid aus. Der Schleier war für mich das traditionelle Element, das Brautkleid sowie das glitzernde Partykleid waren die moderne Ergänzung dazu. Mir war zudem klar, dass das Brautkleid hochgeschlossen und langärmelig sein sollte, weil ich mich so am wohlsten fühle. Außerdem war mir wichtig, kein reines Weiß zu tragen, sondern mit einem Nude-Ton, Transparenz und Off-White-Tönen zu arbeiten. Ich wollte, dass sich die Rankenspitze über den gesamten Körper legt, und dass dabei eine Fusion aus Haut und Stoff entsteht.

[typedjs]" Der Schleier war für mich das traditionelle Element, das Brautkleid sowie das glitzernde Partykleid waren die moderne Ergänzung dazu."[/typedjs]

Das klingt nach klaren Vorstellungen – und langem Suchen …

Das Kleid habe ich gemeinsam mit Jasmin Erbas entworfen. Wir hatten uns diesen Sommer kennengelernt und gleich erste Wünsche und Ideen gebrainstormt. Daraufhin skizzierte ich ihr meinen ersten Entwurf nach meinen Vorstellungen und schickte dazu zahlreiche Bilder als Inspiration und Beispiele. Sie hat direkt verstanden, was ich wollte, und so entstanden Treffen für Treffen immer konkretere Schnitte, Stoffe und letzten Endes das finale Kleid. Ich bin extrem glücklich darüber, wie toll die Zusammenarbeit lief und wie schön das Endresultat geworden ist. Jasmin ist von Anfang an auf meine Wünsche eingegangen und hat sie mit ihrer Expertise bestmöglich umgesetzt. Zudem hat sie mir zusätzlich ein traumhaftes Partykleid geschneidert, das inspiriert war von einem alten Versace-Kleid, das Naomi Campbell einmal trug. Beide Kleider standen in Kontrast zueinander und haben sich so perfekt ergänzt.

Später am Abend trug Wana Limar dieses Kleid – inspiriert von einem Versace-Design aus den 90er-Jahren. © Joanna Legid

Was hat die Zeremonie und Feier ausgemacht?

Aus unserer Sicht wurde die Feier vor allem durch die positive Stimmung ausgemacht, die aufgrund der maximalen Diversität der rund 270 Gäste gegeben war. Wir hatten nicht nur Freundinnen und Freunde aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands, sondern auch aus unterschiedlichen Abschnitten unseren Lebens vereint. Familie und Gäste mit Wurzeln aus über 25 Nationen, darunter welche, die extra aus Dubai, Beijing, New York, London oder dem umliegenden europäischen Ausland angereist sind, haben den Abend bereichert. Uns beiden wurde an diesem Abend noch einmal klar, dass unsere Identität auch nur ein Querschnitt unserer Gäste und somit die Frage nach Herkunft nur ein Gefühl ist.

Hast Du auch afghanische Bräuche in die Feier integriert? Sowohl Du als auch dein Ehemann haben afghanische Wurzeln.

Da wir bereits bei der islamischen Trauung viele traditionelle Bräuche integriert hatten, war uns wichtig, auf unserer Hochzeitsparty vor allem eins zu machen: feiern. Drei wichtige Traditionen ließen wir dennoch nicht aus: Der Brautpaar-Einlauf zu dem afghanischen Hochzeitslied „Ahesta Boro“ – „geh langsam“ heißt das auf Deutsch –, das weltweit bei afghanischen Hochzeiten gespielt wird. Dabei beschreitet das Brautpaar in sehr langsamen Tempo den Gang. Der Song handelt nämlich davon, dass die Eltern nicht so gerne ihre Tochter „verlieren“ möchten und dass die Braut mit Bedacht in die Ehe schreitet.

 

 

Das Brautpaar beim Hochzeitstanz. © Nielab Schahrochie

[typedjs]"Traditionell sollten sich Bräute in der afghanischen Kultur an ihrem Hochzeitsabend eher zurückhaltend oder symbolisch traurig verhalten. Daran habe ich mich natürlich nicht gehalten!"[/typedjs]

Traditionell sollten sich Bräute in der afghanischen Kultur an ihrem Hochzeitsabend eher zurückhaltend oder symbolisch traurig verhalten. Daran habe ich mich natürlich nicht gehalten! (lacht) Zudem gab es eine afghanische Volkstanz-Aufführung, den „Attan“. Der „Attan“ ist ein traditioneller Tanz der ursprünglich paschtunischen Bevölkerungsgruppen in Afghanistan. Er gilt als Nationaltanz, der die ethnische Diversität Afghanistans durch diesen Tanz symbolisch vereinen und feiern soll. Da der „Attan“ ein sehr emotionaler Tanz ist, wird dieser in der Regel am Ende einer Veranstaltung als krönender Abschluss getanzt. Wie ließen den „Attan“ von Dhol-Musik, also einem Trommelspieler, begleiten. Außerdem ließen wir unsere Handflächen mit Henna färben. Braut und der Bräutigam bekommen je einen großen Kreis auf die Handinnenflächen gemalt. Dieses Ritual soll dem Ehepaar Glück und Gesundheit in ihrem gemeinsamen Leben bringen und die Kraft der Sonne in der Beziehung erwecken.

 

© Joanna Legid

Wie viel Planung war für all das nötig?

Wir haben rund sechs Monate mit der Planung verbracht und dabei war uns bei allen Details und Kleinigkeiten am Wichtigsten, dass die Hochzeit an erster Stelle uns repräsentiert – und nicht, wie traditionell, vor allem unsere Familien. In der afghanischen Kultur steht das Kollektiv meist vor dem Individuum, und das kann für uns in der ersten Generation lebenden Deutsch-Afghanen natürlich ziemlich herausfordernd sein. Es erfordert insgesamt viel Kommunikation und Verständnis – auf beiden Seiten. Nach einigen Diskussionen und viel Skepsis konnten wir die Feier letzten Endes jedoch genauso umsetzen, wie wir wollten. Und das war nicht nur für uns als Paar eine extrem schöne und dankbare Erfahrung, sondern vor allem für unsere Gäste.

 

Das Feedback vieler Gäste war, wie gut sich die beiden Welten vereinbaren ließen und zu welch enorm guter Stimmung das führte! Wir haben afghanische Musik und Hip Hop von Anfang an gemischt, und ich habe sogar selbst als DJ Werner aufgelegt. Außerdem habe ich meinen Mann mit einer Surprise-Rap-Performance überrascht, indem ich gemeinsam mit meinen Freundinnen als Backgroundtänzerinnen Jay-Zs „Bonnie & Clyde“ gerappt habe – umgeschrieben und personalisiert natürlich zu Wani & Plyde. Zusätzlich war uns wichtig, für die Einladungen und die gesamte Feier, also Tischkarten, Willkommensplakate sowie Gastgeschenke, ein eigenes Branding zu entwickeln. Dazu hatte ich Anfang des Jahres ein eigenes Logo entworfen, das wir konsequent überall integriert haben. Es war ein Herz aus unseren beiden Köpfen.

Bei ihrer großen Party legte Wana Limar – natürlich – selbst auf. © Joanna Legid

Deine Feier jetzt war die insgesamt dritte Hochzeitsfeier –  nach einer afghanischen Zeremonie und der standesamtlichen Heirat. Wieso war diese jetzt noch so wichtig?

Da wir sowohl die islamische als auch die standesamtliche Trauung aus organisatorischen Gründen nur in kleinster Runde gefeiert haben, war uns beiden wichtig, unsere Eheschließung nochmal in Anwesenheit all unserer Freunde und Verwandte zu zelebrieren. Die beiden anderen Feiern waren für mich zum einen sehr formell und zum anderen auch melancholisch, weil es der offizielle Abschied aus meinem Elternhaus war und die Gründung meiner eigenen Familie bedeutete. Nach einem Jahr gemeinsamen Ehelebens wollte ich unbedingt eine Party, die FreundInnen und Familie zusammenbringt. Ich glaube, dass es im Leben kein zweites Ereignis gibt, dass das in der Form ermöglicht.

Welche Momente wart Ihr beide besonders emotional?

Für mich war die positive Energie auf der Tanzfläche mitsamt allen Dance Battles das Highlight. Die unterschiedlichen Menschen gemeinsam so glücklich zu sehen, war das Beste. Für meinen Mann war es, mich das erste mal in dem Kleid von Jasmin Erbas zu sehen. Er meinte, ich solle Euch sagen, dass ich „die schönste Braut war, die er je gesehen hat!“

© Joanna Legid

Wer hat dich/euch bei der ganzen Vorarbeit eigentlich besonders unterstützt?

Die Vorbereitungen liefen bis auf die gelegentlichen familiären Diskussionen und Kommentare eigentlich recht entspannt ab. Ich habe das meiste selbst geplant und organisiert, vom Deko-Konzept, den Foto- und Videographinnen-Briefings, vom Musik-Briefing, Dinner- und Party-Playlisten bis hin zum Brautkleidentwurf, sowie mein eigenes Hair & Make-up für den Abend. Ich hatte sehr genaue Vorstellungen für alles, sodass mein Mann leider auch nicht hätte viel beitragen können. Er durfte die Kinderbetreuung für den Abend organisieren! (lacht) Mein Team von überwiegend BIPOC-Frauen hat mich für den Abend aber besonders unterstützt! Von den Fotografinnen Joanna Schröder und Nielab Schahrochie, über die Videographin Nikki Powell, DJ Jaxx und Designerin Jasmin Erbas bis hin zu unserer Tortenbäckerin Rachel Danzo. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, mit diesen tollen Frauen kreativ für den Abend zusammengewirkt haben zu können. Danke an dieser Stelle auch an Fardin vom „Le Royal“-Eventsaal in Hamburg, die uns den bestmöglichen Service für den Abend geboten haben!

Fotos: Joanna Legid

Alle Fotos seht ihr hier.

Dieser Text von Hella Schneider stammt aus unserer VOGUE COMMUNITY und erschien im Original bei der deutschen Vogue.

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