Instagram & der White Savior Komplex – alles für den guten Zweck?

21.11.2019 Gesellschaft, box1

Wie viele populäre Instagram- und Blogger-Persönlichkeiten reiste auch Model Stefanie Giesiger mit der Organisation Lycka in ein afrikanisches Land um Aufmerksamkeit, Spenden und warmherzige Gedanken für Kinder in Not zu generieren. Dass es sich hierbei um die Reproduktion und Fortführungen postkolonialistischer Machtstrukturen handelt, wissen die wenigsten.

 

 
 
 
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Ab Oktober ist neben vorweihnachtlicher Stimmung im Einzelhandel noch einer weitere Saison endgültig eingeläutet: Im Sprint auf die Feiertage wird die Spendentrommel für die Armen gerührt. Aktionen für bedürftige Menschen, Kinder in Not oder Aidsweisen. Die deutsche Spendenbereitschaft steigt ab dem Monat November an und erreicht im Dezember ihr Hoch – im letzten Jahr ganze 1,09 Mio Euro nach einer Studie des deutschen Spendenrats. Was prinzipiell nicht verwerflich klingt, kann in der medialen Reproduktion von Spendenzwecken und Projekten schnell problematisch werden. Auch auf dem Instagram Account von Stefanie Giesinger konnte mensch in der vergangenen Woche beobachten, wie sie mit Lycka nach Malawi reiste, um dort eine Grundschule mit aufzubauen. Teil des Instagramspektakels waren ein beiger Overall, viele Schwarze Kinder und ein mehr als fader Beigeschmack.

 

Der White Savior Komplex

Wir kennen diese Bilder. Ein verwahrlost aussehendes Kind am Straßenrand, fröhlich winkende Schulklassen, die dankbar eine*n der weißen Gäst*innen in Ländern des globalen Südens in Empfang nehmen. Hilfsprojekte, Spendenaktionen und die oft diskutierte sogenannte „Entwicklungsarbeit“ folgen jedoch problematischen, postkolonialen Prinzipien. In der öffentlichen Darstellung sehen wir häufig weiße Menschen, gerne Personen des öffentlichen Lebens, die sich der Armut in der Welt annehmen, gleichzeitig zutiefst gerührt sind von der Dankbarkeit der Menschen vor Ort aber auch mit dem Schock über die dort zu beobachtenden Zustände nicht hinterm Berg halten.

 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von NO WHITE SAVIORS (@nowhitesaviors) am

Der von Teju Cole geprägte Begriff „White Savior Complex“ beschreibt das Phänomen des westlichen Retter*innen-Narrativs, in dem sich potenzielle Helfer*innen dazu berufen fühlen, in Ländern des globalen Südens Volunteer- „Entwicklungs- oder Hilfsarbeit zu leisten. In der Regel wollen sie etwas zurückgeben“, und „was Gutes tun“, verfolgen ehrenhafte Motive. Vielen ist jedoch die grundlegende Problematik nicht bewusst, die bestehende Machtstrukturen aufrechterhält und am Ende häufig öffentlich reproduziert wird.

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In westlich und weiß sozialisierten Ländern kommt häufig ein verkürztes Bild des globalen Südens an. Wenig thematisiert werden bestehende Kolonioal- Macht- und Abhängigkeitsstrukturen, sowie deren Ursprung und Auswirkung auf Bewohner*innen. Interessant wird zum Beispiel der afrikanische Kontinent dann, wenn es um die tatsächlichen Armuts- und Elendszustände geht. Sicherlich sind Spenden hier ein oft sehr willkommenes und wichtiges Mittel um Menschen in Notlagen zu unterstützen. Die Frage ist nur, wie vergleichbare Tätigkeiten, Auslandsreisen und Aufenthalte dokumentiert und erzählt werden. Wer steht bei einer medialen Berichterstattung im Mittelpunkt? Wie nachhaltig ist die Organisation und wer wird hier tatsächlich gefördert? Sind Arbeitsplätze durch Anwohner*innen besetzt und wird durch Spenden die Möglichkeit gegeben, bestehende Strukturen zu fördern und weiterzuentwickeln? Vergleichbare Institutionen können, wenn sie nachhaltig geplant sind und transparent kommunizieren, etwas Gutes sein. Der Trend der profitablen Instagram-Reise weltwärts, dem sich @Stefanie.Giesiger, @Haticeschmidt, @Fynnbim oder @carmushka hingeben, verfehlt nicht direkt seinen Zweck, erweitert ihn allerdings durch den Eigennutz der einfühlsamen Helfer*innen-Kampagne.

Die Rolle von Instagram & Influencer Marketing

Seine Reichweite Nutzen und auf Organisationen wie Brot für die Welt oder auch Welthungerhilfe Aufmerksam machen bietet sich 2019 mehr an denn je. Neben Shoutouts für ein wichtiges Projekt, eine unterstützenswerte Organisation oder direkte Spendenkonten, hat sich über die vergangenen Jahre allerdings ein weiterer Trend abgezeichnet. Nicht nur Privatpersonen dokumentieren ihre Reise zu Hilfsprojekten und NGO’s. Auch Influencer*innen und Blogger*innen sind auf den Zug aufgesprungen, hierbei immer wieder auf Pressetrips und gesponserten Reisen gen Süden zu beobachten. Der Aufenthalt, die Initiator*innen, die Menschen vor Ort – alle mit dem Telefon dokumentiert. Hierbei werden nicht selten Persönlichkeitsrechte der Personen missachtet, deren Bilder sich blitzschnell via Social Media rund um den virtuellen Globus bewegen. Während wir uns schon lange an das Bild einer freudestrahlenden Gruppe Schwarzer Kinder gewöhnt haben, wäre es im übertragenen Sinne wohl mehr als befremdlich, wahllos in einem deutschen Kindergarten in die Menge der Kinder zu knipsen und mit Beschreibungen wie „Beautiful Humans“ ein Instagram-Posting hochzuladen. Beobachtet mensch die Kurzvideos und Fotografien, macht sich ein befremdliches Gefühl breit: Erwachsene Frauen und Männer im Zoo bewundern fremde Welten und staunen über die neuen Eindrücke. Das Individuum spielt seltener eine Rolle.

 

 

 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von NO WHITE SAVIORS (@nowhitesaviors) am

„Bei „White Saviorism“ geht es jedoch um mehr als nur das Musterbeispiel einer Gruppe Weißer Teenager, die für ein zweiwöchiges Hilfsprojekt nach Bangladesch fliegt, um in einem Waisenhaus gebrochen Englisch zu unterrichten. Es geht auch um umstrittene Spendenplakate, die die Realität der Menschen im Zielland verzerren und den Eindruck erwecken, eine Weiße Einzelperson könne die „Armut Afrikas“ beenden. Es geht um Filme wie „Avatar“ (2009), „The Help“ (2011), „Machine Gun Preacher“ (2011) „Hidden Figures“ (2016), oder auch „Green Book“ (2018), die in der Kritik stehen, weil sie Geschichten von „Weißen Rettern“ erzählen.“

Annemarie Bruckert für arte.tv

Online wird die Auslandsreise mit Retter*Innen Sujet schnell zu Marketing Masche, wie wir sie in der Vergangenheit schon beim „Elends-Tourismus“ von Angelina Jolie, Ben Stiller oder Madonna beobachten konnten. Die Kulisse in Ländern des globalen Südens, als Requisiten Bewohner*innen und stets im Mittelpunkt die Influencer*innen, gerührt, schockiert, fassungslos von der sich neu erschließenden Welt. Voyeurismus, Armutstourismus, Grenzüberschreitung bei Menschen, die vermittelt bekommen, durch die Aufmerksamkeit „Erlösung“ zu erfahren und langfristig Hilfe zu bekommen. Neben der blitzschnellen Verbreitung von Bildern, die Machtstrukturen von weißen „Retternationen“ aufrechterhalten, bleiben Eingriffe und Dokumentation fremder Lebenswelten durchweg eurozentrisch und häufig unreflektiert. Frei von der Leber weg werden die prekären Umstände der Familien und Einzelpersonen beschrieben und bewertet, Hintergründe häufig außenvorgelassen. Am Ende steht oft eine große Organisation dahinter, die mangels interkulturelle Kompetenzen und nicht- weißer Stimmen im Unternehmen vergleichbare Trips organisieren und ihre Zukunft im Influencer-Makreting bestreiten wollen. Dass im Mittelpunkt häufig die Influencerin mit 50K Reichweite und ihr altruistischer, selbstloser Auftritt stehen, sieht mehr nach bewusster Entscheidung statt Versehen aus.

Reichweite ist in puncto Spendenbereitschaft und Aufmerksamkeit ein wertvolles Gut. Ist es hierbei aber nötig, berühmte Gesichter Wasserflaschen, Menstruationscups oder Mittagessen verteilen zu lassen? Am Ende sind es schicke Imagebilder für beide Seiten, die für die Ewigkeiten auf Festplatten und App-Abgründen versauern, kurz beachtet und später erneuert durch die Nächsten, die die Projektstätte entdecken. Ein Flug von Berlin nach Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, kostet um die 550,00€. Beginnt es nicht beim Einsatz dieser Gelder die Präsenz Stefanie Gesinges vor Ort zu hinterfragen? Unterkunft, Transfer und Verpflegung mal außen vor.

Was muss sich verändern?

Gemeinsam müssen wir daran arbeiten, eurozentristische Weltbilder aus unseren Köpfen zu verbannen, um langfristig bestehende Machtstrukturen zu beheben und neue Geschichten des globalen Südens zu erfahren. Warum sehen wir europäische Leitkultur als fortschrittlich an, während uns nicht westliche Länder angeblich „hinterherhinken“ und im Volksmund „Entwicklungsländer“ heißen? Was entsteht in unseren Köpfen, wenn wir an Länder wie Malawi, Ruanda oder Nigeria denken und wovon sind diese Bilder geprägt? Ein Anfang kann hierbei die fortwährende Auseinandersetzung mit dem Weltgeschehen abseits von Europa sein. Genauso wie das Reflektieren kolonialer Geschichte und Verbindung zu aktuellen Zuständen. Spendenaktionen und Projekte unterstützen, die direkte Geldflüsse haben und transparent handeln, ohne doppelten Boden und mit dem direkten Support von Projekten vor Ort.

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“If you don’t understand, ask questions. If you’re uncomfortable about asking questions, say you are uncomfortable about asking questions and then ask anyway. It’s easy to tell when a question is coming from a good place. Then listen some more. Sometimes people just want to feel heard. Here’s to possibilities of friendship and connection and understanding.”

― Chimamanda Ngozi Adichie, Americanah

Marketingatonalität gilt es zu beachten: Mit welchen Motiven wird auf die Organisation aufmerksam gemacht und was ist visuell abgebildet? Maßgebend ist auch sich als ggf. europäisch sozialisierte Person zu begreifen, wenn man vergleichbare Inhalte konsumieren und reflektieren will. Bringt in Erfahrung, was, wo, wann und wie Hilfe am ehesten gebraucht wird. Gerade wenn es um „Voluntourismus“ geht, können Ansässige Spendengelder oft besser gebrauchen als jemand, der kurzfristig mit anpackt und womöglich gegebene Jobs besetzt.

Auch in Zukunft wird uns Instagram mit vergleichbaren Bildern bespielen. Ein freundlicher Hinweis, Literaturempfehlungen oder der Verweis auf andere Content Creator kann häufig dabei helfen, den Blick in den Spiegel zu wagen und entsprechende Fehler zu umgehen. Das komische Gefühl beim Betrachten und der fade Beigeschmack – beides ist berechtigt. Länder des globalen Südens und Ihre Bewohner*innen sind kein Spielball einer westlich weiß sozialisierten Gesellschaft. Erst recht nicht für ein paar Instagram-Likes.

 

 
 
 
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Nachtrag: 1. Der Beitrag bezog weder exklusiv auf die aktuellen Shitstorms gegenüber InfluencerInnen, noch alleinig über die Problematik des WS. 2. Mir liegt es fern, hier irgendwen in Schutz zu nehmen, Fehlverhalten zu verharmlosen, noch die (fehlende) Reaktion zur geübten Kritik zu legitimieren. 3. Im Gegenteil: Ich habe im Statement ausgedrückt, wie wichtig und längst überfällig diese Kritik ist. Die Stimmen wurden viel zu lange überhört, und leider ist es so, dass oft erst zugehört, Druck ausgeübt und ein Impact erzielt wird, wenn man so laut wie möglich vorgeht. 4. Demnach habe auch nicht nur niemandem die Wut abgesprochen, sondern auch den geschichtlichen und gesellschaftspolitischen Hintergrund zur Entstehung dieser Wut kurz laienhaft angerissen, und damit vor allem auf Seite der Kritisierten daran appelliert, diese Wut ernst zu nehmen, nicht zu diskreditieren oder schlimmer noch sich dabei selbst zum Opfer der Sache zu machen. DIE WUT IST BERECHTIGT. 5. Dieses Statement beabsichtigt nicht der White Fragility zuzuspielen à la „voll anstrengend, heutzutage ist ja alles rassistisch“ – Ja, denn Rassismus zieht sich durch alle Bereiche unseres Lebens. Aber: Da einige gerade den Kommentar auf „das kann man aber auch freundlich sagen“ zuspitzen möchten, hier meine Gedanken noch mal zusammengefasst: CC und MM können dafür sorgen, dass generalisiert wird und Akteure, die bewusst rassistisch und verletzend handeln, mit Akteuren in einen Topf geworfen werden, die zwar ebenfalls rassistisch und verletzend handeln, aber nicht bewusst. Das macht ihr Verhalten nicht weniger problematisch, aber mit der fehlenden Differenzierung und Kontextualisierung der einzelnen Fälle die Möglichkeit abgesprochen, aus Fehlern zu lernen, sich hinsichtlich ihres politischen Bewusstseins weiterzuentwickeln – SOFERN MAN DENN WILL UND OFFEN DAFÜR IST. Daher: Wenn wir kritisiert werden, sollten wir die Kritik ernst nehmen, anstatt sie pauschal als „Hate“ abzutun und sich dieser zu verschliessen, und wenn wir Kritik üben, dann sollten wir uns fragen, ob die von uns zu kritisierende Person unserer Sicht nach lernfähig ist, und unsere Kritik dementsprechend zum Ausdruck bringen.

Ein Beitrag geteilt von wana limar /wanye west /werner (@wanalimar) am

Ihr wollt etwas spenden und wisst nicht wohin? Diese Organisationen arbeiten transparent und nachhaltig:

@muktanepal

@visionsforchildren

IMPCT

Mehr über das Thema White Saviorism gibt es außerdem hier:

Afropunk // YOUR VOLUNTEER TRIP TO “AFRICA” WAS MORE BENEFICIAL TO YOU THAN TO “AFRICA”

The Atlantic // The White-Savior Industrial Complex

ARD Panorama // Sinnlose Kurztrips ins Elend

Arte.tv // White Saviorism: Wenn Hilfe nicht hilfreich ist

11 Kommentare

  1. Sara

    Super interessant, weil „dem Ganzen“ endlich mal ein Name (white saviours) gegeben wird und die Problematik dahinter greifbarer wird. Ich finds mega, dass das in unserer heutigen Zeit endlich mal so offensiv angeprangert wird! Denn zumindest gefühlt wurde das vor einigen Jahren noch gar nicht so publik thematisiert. Wahrscheinlich auch dank Social Media und Blogs wie diesem hier. Ich kann jedenfalls für mich sprechen, dass ich dank deiner Texte, liebe Fabienne, so einiges dazu gelernt habe, was ich nicht wusste bzw. was mir gar nicht so klar war. Wie unglaublich peinlich diese medial präsente „Afrikahilfe“.. da kann man nur den Kopf schütteln.. Ich muss aber dennoch gestehen, dass ich nach wie vor in einigen Belangen sehr unsicher bin „es richtig zu machen“. Damit will ich mich nicht als Opfer darstellen, denn ich bin es nicht. Es ist meine Pflicht es richtig zu machen. Aber da mir manchmal dafür die Feinfühligkeit bzw. die Infos fehlen, bin ich dankbar, hier regelmäßigen Input zu bekommen.

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    1. Sara

      Mir fällt da grad noch ein anderer Aspekt ein. Wie sieht es mit ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit in Deutschland aus? Kann man nicht in einigen Teilen auch von einem white saviour commplex sprechen? Sauer aufgestoßen ist mir nämlich eine Begegnung mit einer älteren weißen Dame bei einem Ehrenamtlichentreff, die sich zwischen den Zeilen eher abwertend über Flüchtlinge äußerte, seit vielen Jahren aber Flüchtlinge begleitet und unterstützt. Auf meine Frage hin, warum sie ehreamtlich tätig sei, entgegnete sie, dass sie aufgrund ihres christlichen Glaubens im Sinne der Nächstenliebe so handeln müsse. Fand ich befremdlich, weil ich mir denke, dass sie das nur macht, um „vor Gott gut da zu stehen“.

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  2. Esthea

    Richtig guter, lehrreicher Beitrag, hab ich direkt mal an Freunde und Freundinnen weitergeleitet. Danke für dein Bildungsarbeit und die Verlinkungen für weiteren Input!

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  3. Nora

    Danke! Danke! Danke!
    Sehr beliebt ist in diesem Kontext auch das „Sie haben so wenig, aber sie sind so freundlich/glücklich/gastfreundlich.“ (insert Foto von lachenden Kindern ohne Namen und vermutlich auch ohne Zustimmung für Veröffentlichung der Fotos) Auch nur eine weitere traurige Form von poverty porn.

    Schön auch, dass du diesen beigen Overall ansprichst. Es scheint eine merkwürdige Praxis von vielen weißen Menschen zu sein, den Globalen Süden in einer Garderobe voller beige & Erdtöne zu bereisen, nicht zu vergessen auch die Wanderstiefel, selbst wenn sie sich die ganze Zeit in Städten aufhalten. Da kommen mir gleich Bilder von Kolonialzeiten à la Jenseits von Afrika in den Sinn. Einen Außnahmezustand signalisiert es zudem auch noch.

    Einen Punkt würde ich bezüglich deines Texts allerdings anmerken. Du sprichst von postkolonialen Prinzipien in der Entwicklungszusammenarbeit. Dem Kontext nach sind allerdings neokoloniale Prinzipien gemeint, oder?
    Neokolonialismus beschreibt die Kontinuitäten von ungleichen Machtstrukturen etc. auch nach offiziellem Ende des Kolonialismus, während postkoloniale Kritik/Theorie etc. die kritische Auseinandersetzung mit diesen Kontinuitäten darstellt.

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  4. Lucia

    DANKE! Der insta Kanal – no white saviors – (verlinkst du ja auch!) leistet extrem gute Arbeit, da spende ich regelmäßig.

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  5. Julia

    Liebe Fabienne,
    dieser Artikel ist einer der Gründe, warum ich Jane Wayne sehr gerne lese: informativ, differenziert, gut beobachtet und lehrreich. Danke Dir für Deine tolle Arbeit!

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  6. Pingback: Cherry Picks #44 - amazed

  7. Britta

    Vielen Dank für diesen Artikel. Wie du schon sagst ist dieses Thema alles andere als neu. Gelernte Bilder, die man schon aus Kindertagen kennt: Karl Heinz Böhm vor einem frisch gebauten Brunnen in einem afrikanischen Dorf, um ihn herum viele lachende Gesichter. Das diese Bilder nun auch auf Instagram angekommen sind, und neben Prominenz aus Funk und Fernsehen sogenannte „Influencer“ hinzugekommen sind ist wohl kaum verwunderlich, wenn man sich die Reichweite von Instagram anschaut, und was für Umsätze darüber mittlerweile erzielt werden können. Natürlich wollen Spendenorganisationen durch die Entwicklung der letzten Jahre genau wie Marken wie ESPRIT auf den „Influencer als Werbetrommel“- Zug aufspringen. Und ja, Menschen ohne Feingefühl, Empathie und politische Bildung dafür aber mit einem Handy ausgestattet in den globalen Süden zu schicken, und das Material ungefiltert und unreflektiert Hochladen zu lassen kann richtig in die Hose gehen. Aber die wie du schreibst „Bilder einer freudestrahlenden Gruppe Schwarzer Kinder“ sind genau so auf dem Instagram Kanal von Visions for Children zu finden, und tanzende Kinder betitelt mit „mehr swag geht nicht“, Menschen aus dem globalen Norden zur Ehrung in ein Festzelt gesetzt in Wanars Insta Highlights zu V4C Uganda (die ich für ihren Einsatz und Humor trotzdem sehr bewundere).
    Was mir bei diesem Text allerdings fehlt, ist eine Auseinandersetzung bzw Differenzierung zwischen der Bildsprache und der Spendenpraxis an sich. Ich empfinde die Bildsprache als genauso problematisch, abstossend und verstörend wie du, aber frage mich auch nach mehrmaligem Lesen des Textes ob der Aufruf „End white savourism“ auch implizieren soll, die Spendenpraxis einzustellen? Ich weiß nicht, ob das Ende davon eine Lösung sein soll für Länder die Jahrhunderte lang bestohlen, ausgesaugt und ausgeblutet wurden? One love ✊

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  8. Eva

    Ich habe mir das ehrlich gesagt auch schon oft gedacht, aber wusste bislang nicht, dass es einen Begriff dafür gibt. Mir ist es einmal bei einer Reise durch Kuba aufgefallen. Wir haben an einem organisierten Ausflug teilgenommen und eine Gruppe älterer Franzosen die mit dabei waren, haben vom Fahrzeug aus mit einer Riesenkamera auf alles gehalten, was sich bewegt hat. Es war, als wären sie auf Menschensafari und als dürfte man jeden einfach fotografieren. Es ist vielleicht nicht genau dasselbe, aber offenbart ein ähnliches, objektisierendes Menschenbild.

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