Ich gehe so gut wie nie zum Friseur, oder zur Friseurin, was vor allem daher rührt, dass ich ein Problem mit Wartezeiten habe. Das mag euch seltsam vorkommen, zumindest jenen unter euch, die sich längst gefunden haben, haartechnisch betrachtet, meine ich. Wenn einer aber nicht weiß, was er will, nein, was sie will, verzeiht, dann ist das mit der Planung ja so eine Sache. Was auf meinem Kopf geschieht, hat nämlich vor allem mit dem zu tun, was in meinem Kopf passiert. Und das bedeutet außerdem: Die Frisur, die ich trage, ist nicht zwangsläufig exakt jene, die mir vermeintlich am besten steht, die mich „hübsch“ macht oder anderen suggeriert, ich hätte mein Leben im Griff. Meistens ist sie einfach Ausdruck eines Wandels, einer Stimmung oder ganz einfach als Gegenentwurf zu meiner subjektiv empfundenen Langweile bezüglich etlicher Äußerlichkeiten zu verstehen. So soft wie diesmal ist die Neuerung meines Haars deshalb selten ausgefallen. Es ist nichts einen halben Meter kürzer, wie vor zwei Jahren, nichts hellblond wie Anfang des Jahres und auch nichts blau, so wie noch immer Spätsommer. Sondern einfach: Gestuft. Aber ob ihr’s nun glaubt oder nicht: Das ist für mich viel krasser als alles zuvor. Was habe ich jahrelang penibel darauf geachtet, nicht die leiseste Treppe auf meinem Haupt zu tragen. Stufenschnitte waren für mich so etwas wie die Longchamp Tasche vom Düsseldorfer Flughafen: Daneben.
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Das eigentlich Seltsame an dieser Geschichte ist jedoch, wie lange ich übersehen habe, dass ich trotz des vermeintlichen Widerstands doch immer wieder in die „Langes, glattes, hübsches Haar, keine Ecken, keine Kanten“-Tristesse abgerutscht bin. Wie ich dann doch sehr häufig nicht mutig genug war, Eitelkeiten beiseite zu schieben. Es ist ja so einfach, sich hinter so einem Vorhang zu verkriechen, den platten Hinterkopf zum runden Prachtstück zu toupieren, vom schrägen Gesicht abzulenken, und so weiter. Was ist mir das alles auf den Keks gegangen. Diese Handeln entgegen des eigenen Denkens. Dieses immer nur fast Ich-Selbst-Sein. „Was für Banalitäten, es ist doch nur Haar“, denkt ihr jetzt vielleicht. Aber wisst ihr. Wenn man anderen (Frauen*) zuhört, stellt man schnell fest: Es ist für die meisten von uns viel mehr als das. Und es ist verdammt schwer, sich nicht zu vergleichen. Loszukommen von Abziehbildern. Ich hab’s dennoch versucht und das hier ist dabei raus gekommen. Interessant an dieser kleinen Verwandlung ist außerdem meine neu entdeckte Leidenschaft für funkelnden Lidschatten, den ich nicht selten meinem Sohn mopse, aus der Halloween-Kiste heraus. Denn was ich getan habe, war, mich ganz einfach zu fragen: Wer bin ich eigentlich, womit identifiziere ich mich, was mag ich? Nehmen wir etwa das große Feld der Musik, die ja seit jeher großen Einfluss auf (Mode)-Stile ausübt, auf unser Auftreten, vermutlich schon mit dem Eintritt ins Teeanger-Alter. Also, wer steht da im Plattenschrank? Stevie Nicks zum Beispiel, Patti Smith und Bikini Kill. Jahrelang habe ich selbst in einer All-Female Punk Band gespielt. Aber was war davon übrig, außer die Poster in meiner Wohnung?
Ohrringe: Jane Wayne x KaufDichGlücklich, Pullover: Stine Goya,
Lidschatten: Charlotte Tilbury
Ist es nicht schön, sich immer wieder neu justieren, sich verlieren und schließlich wiederfinden zu können? Versucht es doch mal, falls ihr es euch bisher (noch) nicht getraut habt. Es wirkt nämlich vor allem: Befreiend. Weil wir uns am Ende überhaupt nicht festlegen müssen. Aber verändern dürfen. In eine Richtung, die uns jetzt gerade gut und die uns dabei hilft, mehr nach unseren eigenen statt nach fremden Regeln zu leben.
Ein kleiner Rückblick zum Abschluss:
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P.S.: Wie ich mein „neues Haar“ so hinkriege wie oben im Bild, das schreibe ich euch bis kommende Woche zusammen. Nicht einfach so, sondern weil so viele gefragt haben. Ihr seid toll. Danke, dass ihr hier seid, manche schon seit neun Jahre (Jane Wayne).