Kürzlich haben wir euch nach euren Weihnachtsgeschichten gefragt, denn mit Weihnachten, Silvester und dieser ganzen Endzeitstimmung im Dezember ist es ja so eine Sache. Neben Schwarz und Weiß, dem Verfluchen der stressigsten Zeit im Jahr oder der wochenlangen Vorfreude auf die alljährliche Familienversammlung, gibt es da vermeintlich recht wenig Spielraum. Zum Christkind, zu Wichtel-Ritualen oder zu Weihnachtsfeiern haben jedoch alle eine Meinung, was natürlich naheliegend ist, weil sich die wenigsten alledem vollends entziehen können. Es ist dennoch ein bisschen verrückt, wenn einem zwischen dem ganzen Prozedere klar wird, dass sich all das fast oder ganz genauso im nächsten, übernächsten und dem Jahr danach wiederholen wird. Dann eben mit einem neuen Familienmitglied, in einer anderen Location, neuen Abstürzen bei Klassentreffen oder mit Dingen unter dem Christbaum, die mehr oder weniger überraschend sind. Nach genau diesen Geschichten, den Schönen, den Schwierigen und den Lustigen, habe ich in der Community gesucht. Das Ergebnis seht ihr hier − waschecht von euch für euch!
„Ich habe mich an Weihnachten von meiner Freundin getrennt. Als ich dann an Heiligabend zu meinen Eltern gefahren bin, saß sie auf dem Sofa, hatte mit meiner Mutter schon einen Champagner getrunken und sah mich hoffnungsvoll an. Da ich keine Szene machen wollte und meine Eltern psychisch nicht stabil sind, habe ich mitgespielt und den Streit erst einen Tag später angefangen. Das war die Hölle.“
„Mein Opa ist letztes Jahr an Heiligabend gestorben. Es war aber trotzdem ein wunderbarer Tag, weil wir alle zusammen waren und an seinem Sterbebett „Der Mond ist aufgegangen“ gesungen haben.“
„Ich bin heute 30, aber ich erinnere mich noch gut an das Jahr, in dem meine Schwester geboren wurde: Es war an Heiligabend im Jahr 1995 und der Tag war für mich wirklich grausam: Meine Mutter war nicht da, mein Vater war erst weg, dann völlig aus dem Häuschen und kurz angebunden und schließlich wieder weg − ich fand es furchtbar, kein Teil von ihnen sein zu können. Meine Schwester habe ich dann mindestens zwei Wochen lang keines Blickes gewürdigt. Dieser Heiligabend war wirklich grauenvoll.“
„Bin ich die einzige Person, die zu der Zeit in die Heimat fährt, sich am 23. schon gnadenlos betrinkt und dann am 24. kaum zurechnungsfähig unter dem Christbaum sitzt?“
„Mein Vater hat sich allen Ernstes beim Ente-Tranchieren in den kleinen Finger geschnitten. Der Finger war noch dran, blutete aber tierisch auf das ganze Fleisch, sodass wir am Ende Veggie-Weihnachten gefeiert haben.“
„Unpopular Opinion, aber ich hasse Michael Bublé!“
„Mein Bruder hat sich an Heiligabend geoutet. Als meinem Vater dann klar wurde, dass all seine Kinder homosexuell sind, war die Stimmung erst betreten und dann einzigartig und voller Appreciation − das war wohl das schönste Geschenk für alle.“
„Wir feiern jedes Jahr mit einer Verkleidungsparty, was mich eigentlich immer nervt, dann aber tatsächlich doch noch total glücklich macht, weil so alles viel lustiger und nicht so ernst ist, wie früher. Meine Schwestern und ich haben letztes Jahr das Thema Pulp Fiction für uns festgelegt und ich war Uma Thurman. Als meine Perücke dann an den Kamin festgeschmolzen war, weil ich sie kurz ablegen wollte, stank das ganze Haus nach geschmolzenem Plastik.“
„Mein kleiner Bruder neigt am 23. Dezember gemeinsam mit alten Freund*innen aus der Schulzeit zum Exzess. Vor einigen Jahren ereignete sich eine besonders extreme Vorweihnacht: Gemeinsam saßen wir am Frühstückstisch und ließen es uns recht gut gehen. Auf einmal machte sich mein Bruder an der Haustür durch lauten Lärm bemerkbar. Zu sehen bekamen wir ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht, erst als er splitternackt und sichtlich beeinflusst von chemischen Drogen an verschiedenen Türen des Hauses rüttelte und das Haus unsicher machte, bis er erschöpft und noch immer nackt im Bett meiner Eltern in einen tiefen Schlaf viel. Am Abend stießen wir nicht nur auf Weihnachten, sondern auch auf meinen verkaterten Bruder an, der sich zu diesem Zeitpunkt zumindest ein bisschen erholt hatte. Wir alle sind gespannt auf dieses Jahr!“
„Meine Oma hat im vergangenen Jahr die ganze Zeit geweint, weil wir es wegen des schlechten Wetters nicht in die Kirche geschafft haben. Dass alle anderen heilfroh darüber waren, hat sie zum Glück nicht gemerkt.“
„Ich liebe Weihnachten, aber ich finde meine Familie einfach unglaublich langweilig. Essen, Geschenke, Alkohol, schlafen − ich brauche dringend etwas Abwechslung.“
„Wir finden uns an Weihnachten regelmäßig nach dem Familienprogramm bei einer Freundin im Partykeller ein. Nur um diese Zeit im Jahr fühlt sich alles in meiner Heimatstadt ein bisschen so an, als wären wir nie weggegangen, ein bisschen wie 2009 oder früher. Selbst die alten Diskotheken, Straßen und Kneipen sind wieder voll. Ich liebe es.“
„Letztes Jahr habe ich mit der Familie meines Partners gefeiert. Als seine kleine Schwester, gerade 18, dann die Autoschlüssel für einen Neuwagen ausgepackt hat, habe ich mich ja schon sehr gewundert. Danach übergab mir die Mutter allerdings auch noch einen Reisegutschein im Wert von 1000 Euro für meinen Partner und mich. Das war mir so furchtbar unangenehm und ich habe mich wie im falschen Film gefühlt.“
„Letztes Jahr an Weihnachten hat unsere Hündin geworfen. Das war eine riesige Sauerei, total eklig und nervig, wenn ich so daran zurückdenke.“
„Ich finde Geschenke kaufen so unfassbar unnötig.“
„Ich feiere Weihnachten nicht mehr. Ich treffe mich mit anderen Freund*innen, die auch nichts davon halten oder aus anderen Gründen nicht feiern. Zuerst gehen wir Essen, wobei wir Weihnachten gar nicht erst thematisieren. Anschließend gehen alle ins Bett. Ich fühle mich viel besser, seit ich mit den Feiertagen nichts mehr am Hut habe.“
„Ich habe mich frei heraus entschieden, die letzten zwei Weihnachtsfeste alleine in Berlin zu verbringen. Es gab Familienfeste und Einladungen von Freundinnen, doch all’ das war mir nichts. Ich war hier, die Straßen waren leer gefegt. Ich habe mir leckersten Wein und viel Tiefkühlpizza und Schokolade gekauft, habe alle ‚Lost‘-Staffeln geguckt und hatte vor allem ganz viel Ruhe.“
„Ich liebe Weihnachten wieder, seit ich zwei Kinder habe. Es ist so, als hätten die Jahre zwischen meiner Jugend und meiner eigenen Familie gar nicht stattgefunden. Diese Feiertagstraditionen machen für mich jetzt erst wieder Sinn und sind genießbar.“
„Weihnachten nicht zu feiern und als Muslima immer wieder gefragt zu werden, „wie sich das für mich anfühlt“, ist wirklich unfassbar nervig.“
„Mein Freund schenkt mir jedes Jahr Dinge, die ich nicht mag. Eigentlich kennt er mich gut, aber leider kann er überhaupt nicht gut schenken.“
„Ich sehe meine Tante genau einmal im Jahr − an Heiligabend. Wir kennen uns quasi nicht, und dass wir an dem Abend „Familie spielen“, ist so unangenehm.“