MBFWB: Im Interview mit Michael Michalsky

11.07.2011 Allgemein, Mode, Menschen, Berlin

Er zelebriert jede Fashion Week die fulminanteste, größte und sicherlich längste Show im Tempodrom. Für ihn sicher eine perfekte Location, um seine 1400 geladenen Gäste gut unterzubringen, um ihnen einen perfekten Blick auf seine Kollektion zu geben und um seine Show zu einem Spektakel zu machen. Keine Fashion Show ist so schick, aufgebrezelt und mit Stars gefüttert, wie eben diese.

Michalsky lässt sich jedes Jahr aufs Neue kleine Sensationen einfallen, um sein Publikum zu begeistern und sich ein Stück weit dafür zu feiern. Für seine Frühjahr/Sommer Kollektion 2012 hat er sich natürlich mal wieder etwas Besonderes einfallen lassen, wurde von Angela Merkel inpiriert und hat unter dem Thema „Tolerance“ eine Kollektion kreiert, die sich vielleicht nicht auf den ersten Blick durch die einzelnen Sücke abheben konnte, sicherlich aber durch eine grandiose Inszenierung und die Wahl seiner Models! Im Interview erfahr ihr mehr.

Neben Top-Model Toni Garrn, konnte Michalsky auch den 19-jährigen Andrej Pejic, ein Gesichtswunder, das sowohl als männliches, als auch als weibliches Model in weltweiten Kampagnen bewundert wird, für sich gewinnen. Dritter und vierter Hingucker waren die 65-jährige Eveline Hall, die trotz ihres stolzen Alters kein bisschen weniger filigran daher kam als ihre blutjungen Kolleginnen, sowie Mario Galla, der trotz Beinprothese beweist, wie großartig er als Model ist.

Es drehte sich alles um Toleranz, um verschiedene ethnische Gruppen, um eine Gemeinsamkeit. Michalsky fertigte keine Wahnsinns-Kollektion, die uns optisch umhaute, aber er designte eine Kollektion, die Verbindungen schafft und pickte sich aus verschiedensten Kulturen, Ländern und Religionen Stücke heraus, die er kombinierte und sein Leitthema „Tolerance“ damit perfekt unterstrich. Wir sind eine Welt, und Michalsky hat sich dem angenommen.

Wir wollten es einmal genauer wissen, was Michalsky mit seiner Kollektion ausdrücken mag, wie es ihm kurz vor einer Show so geht und inwiefern Mode ein Spiegel der Gesellschaft ist. Kurz vor seiner gewaltigen Schau nahm er sich also ein paar Minütchen Zeit für uns und begeisterte uns Janes und Kiki mit seinen sehr schönen Antworten.

JW: Sie feiern dieses Jahr ein Jubiläum – ihre 10. Fashion Show steht in den Startlöcher. Wie geht es ihnen denn heute?

Michalsky: Ich bin sehr aufgeregt heute sogar doppelt, weil ich ja gleich zwei Shows mache und das bedeutet: zwei Mal Aufregung. Außerdem habe ich natürlich sehr hart an der Kollektion gearbeitet. Meine Modeausrichtung wird ein bisschen extremer, vor allem weil ich weiß jetzt auch mehr wer ich bin und wo ich als Designer hin möchte. Und da bin ich natürlich gespannt, wie das alle funktioniert – Das Casting, das Licht, die Musik, die Haare & das Make-Up, das Styling und die Kleidung.

JW: Sie sind also immer noch so richtig aufgeregt vor einer Show oder steckt mittlerweile doch ein Stück Routine drin?

Michalsky: Nein, ich glaube, da wird man immer aufgeregt sein, denn da steckt eben ganz viel Herzblut mit drin. Mein Team und ich haben sechs Monate vorbereitet, die letzten Wochen sogar Tag und Nacht. Wenn man an einem Projekt so lange arbeitet, ist das ja ganz klar. Wenn man so lang so intensiv an einem Projekt arbeitet, sollte das einem auch nicht unwichtig sein! Man präsentiert es einem großen Publikum, da will man, dass es sich für einen selbst, das Team und die Marke gelohnt hat.

JW: Sie haben gerade gesagt, sie wissen, wer sie mitlerweile sind: Wer sind sie denn?

Michalsky: Ich bin Michael Michalsky, ein Designer für moderne Menschen im 21. Jahrhundert, die stylisch und an Mode interessiert sind, aber gleichzeitig auch sehr stilsicher.

JW: Was ist an der Kollektion typisch Michael Michalsky und was wird uns überraschen?

Michalsky: Typisch ist, dass es wieder einen Druck gibt, Sportelemente, die aus dem Kontext heraus genommen wurden in Kombination mit Tailoring oder Couture Elementen. Neu ist, dass sich die Design-Sprache noch graphischer, architectual,  ich es gerne nenne „maximal-minimaslism“, weil die Materialien doch sehr fein sind und minimal sind und all das hab ich einen Ticken extremer gemacht. Ich will Lieblingsteile für meine Kunden zu kreieren. Und natürlich zeige ich den Look und style das als Kollektion, aber wenn ich das konzipiere sind es ja auch viele Einzelteile, weil ich persönlich auch nur Einzelteile kaufe. Mein Mantra: “Real clothes for real people” -Mode tragbar gestalten. Aber was auffällt, es Couture Elemente, das sieht mein bei den bestickten Stücken.

JW: Die Kollektion steht unter dem Thema “Tolerance”. Was tolerieren sie denn nicht in der Mode?

Michalsky: Grundsätzlich toleriere ich a alles! Ich habe mich bei dieser Kollektion von Angela Merkels Statement inspirieren lassen bzw. aufgeregt, dass „Multikulti gescheitert sei“. Und ich finde das einfach falsch! Ich finde es wahnsinnig reizvoll in einer Stadt zu leben, die unterschiedliche Kulturen widerspiegelt, in der verschiedenste Menschen, Religionen oder sexuelle Orientierungen ihr zu Hause haben. Das ist doch die Würze des Lebens und das ist der Grund, warum man in so einer Stadt wie Berlin kreativ sein kann und warum man in so einer Stadt eben Atmen kann.
Das habe ich versucht zu interpretieren – durch Stücke, die typisch für bestimmte ethnische Bevölkerungsgruppen sind. Meine Stickereien sind inspiriert von osteuropäischen Blusen, die Bouclé Fabrics sind eher so ein bisschen Charlottenburg. Und ich habe ein zwei Stücke, die sich an asiatischen und indischen Elemente orientieren, ohne eine One to One Copy zu sein.

JW: Welche Farben werden uns heute Abend erwarten?

Michalsky: Meine Hauptfarben sind Schwarz und Weiß, aber ich habe auch unheimlich viel Grau, weil ich es eben die Mischung zwischen Schwarz und Weiß ist und ich da einfach ein Faible für habe. Meine Keyfarben sind Lime-Green und ein sehr dunkles, aber dennoch leuchtendes Lavendel.

JW: Inwiefern ist ihre Kollektion ein Spiegel der Gesellschaft?

Michalsky: Ich lasse mich ja gerne von Sachen inspirieren, die irgendwie jedem auf der Zunge liegen und die einen Tag täglich begleiten. Ich lese unheimlich viel, bin Nachrichtenjunkie, bin viel im Netz, liebe Subkulturen, Musik und nehme all das auf, was eigentlich alle Leute beschäftigt. Ich versuche ja nur zum Denken anzuregen, ich gebe keine Meinung vor – ich bin ja kein Philosoph oder Politiker. Es beschäftigt mich und ich versuche es in meinen Kreationen widerzuspiegeln!

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