Warum wir diese Jahresrückblicke überhaupt schreiben, fragte ich mich heute Morgen, als ich „Dear Diary“ in die Kopfzeile tippte und mich fast ein bisschen dafür schämte. Aber dann erinnerte ich mich wieder an etwas, das ich mir selbst irgendwann einmal geschworen hatte: Niemals wie jemand zu werden, der jeden kleinen Furz nur mit sich allein ausmacht. Diese Leute drohen nämlich, an ihrer eigenen Privatheit zu ersticken. Nicht alle natürlich und nicht jeder von uns muss sein Innerstes auf Bildschirme oder in Bücher kotzen, aber ich meine doch, dass es hilfreich ist, anderen beim Scheitern zuzusehen, beim Wiederaufstehen, Wachsen und Warmwerden mit neuen Situationen. Deshalb erzähle ich euch ja so viel, immer wieder, weil ich mir ein Beispiel genommen habe an Frauen, die ich bewundere. Die kein Blatt vor den Mund nehmen, die schon vor Jahrzehnten wussten, dass das Private politisch sein kann. Oder zumindest hilfreich, für andere, weil manchmal allein die Gewissheit hilft, dass wir nicht allein sind.
Ich versuche, mich dennoch kurz zu halten, versprochen, und werde große Teile meines Jahres ausklammern, sonst wird das hier nämlich zum Fass ohne Boden. Seht das hier also als Schwank aus meinem Leben und nicht als Abbild desselben, ja?
2019, du beschissener Sonnenschein
Wenn ich euch sage, dass ich Anfang des Jahres einen kurzen Augenblick lang in Erwägung gezogen habe, mein Leben könne möglicherweise schon bald ein schnelles Ende finden, dann ist das kein mauliger Ausdruck von alltäglicher Überforderung, wie so oft, sondern eine ziemlich beschissene Erinnerung an den Moment, in dem man mir eröffnete, dass da ein tischtennisballgroßer Knoten in meinem Rücken gewachsen war. Währenddessen lag ich in einer Art Stufenlagerung mit dem Gesicht zur Decke und versuchte mit den Zehen des linken Beins zu wackeln, das seit einer Nacht wie ein toter Fisch an mir dran hing, ohne jede Regung. Ob ich noch merken würde, wenn ich mal müsse, schob die Ärztin hinterher, denn so eine Lähmung könne schnell auch den Unterleib betreffen oder ins zweite Bein rüber wandern. Aber ich konnte noch pinkeln. Und war schlau genug, zu verstehen, dass ich mich in diese Scheiße ausnahmsweise mal ganz allein hinein manövriert hatte. Die Furcht wich also schnell einer Art Wut und mit ihr bäumte sich in mir etwas auf, das man wohl nur als unbändigen Willen zur Veränderung beschreiben kann. Schnell war außerdem klar: Das alles ist nicht wirklich schlimm, aber nervig. Einen Bandscheibenvorfall an drei Wirbeln mit Durchbruch der Galert-Flüssigkeit hatte ich mir durch eine imposante Schonhaltung, die mir das Weitermachen mit dem Alltag wohl durch eine geheime Abmachung mit einem nie abflachenden Stresspegel aus der Hölle ermöglicht hatte, nämlich obendrein eingeheimst. Nur so geht das überhaupt, das Ertragen von Schmerzen, die man sich eigentlich nicht permanent wegspritzen lassen, sondern lieber mal zu Herzen nehmen sollte. Am Ende vom Lied lag ich wochenlang da, war zwei Monate raus, von heute auf morgen, ganz plötzlich, habe in der Reha mit Schwimmnudeln und inneren Dämonen gekämpft und schließlich ganz schön viel kapiert, wenn auch noch immer nicht alles. Lektion 1 des Jahres 2019 hieß damit also offiziell: Komm mal runter! Und: Let it go. Alles in allem neun Jahre Turbogang sind damit (fast) Geschichte. „Es geht mir gut, es geht mir sehr, sehr gut!“
Und dann kam einer kleiner Spahn vorbei
Ich lag aus oben genannten Gründen gerade in der Waagerechten und hatte am meisten mit mir selbst zu kämpfen, damit, dass ich nicht produktiv sein konnte und auf meine reine Existenz zurückgeworfen, auf Hilfe angewiesen war, als ich von Jens Spahns geplanter Studie zu den seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen erfuhr und weder Augen noch Ohren glauben konnte. Ohne groß nachzudenken, schoss ich einen ebenso saloppen wie wütenden Instagram Post in die Sozialen Medien, aus dem schließlich eine Petition hervorging, die bis heute 90.000 Menschen unterstützen. Danke. Zwar hat der Gesundheitsminister die Petition bis heute nicht entgegengenommen, aber einen kleinen Erfolg können wir dennoch verbuchen:
„Zwar soll die Studie noch immer untersuchen, inwiefern es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung von „psychischen Störungen“ und dem Erleben eines Schwangerschaftsabbruchs gibt. Das ursprüngliche Forschungsvorhaben wurde dabei allerdings von Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen, auf Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft austragen, ausgedehnt. Zudem soll es sowohl eine vollständige bundesweite Bestandsaufnahme der aktuellen Beratungs- und Unterstützungsangebote geben, die Frauen vor und nach Abbrüchen zur Verfügung stehen, als auch eine vollständige bundesweite Bestandsanalyse der medizinischen Versorgungssituation zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs. Kriterien sind dabei unter anderem die regionale Verteilung von ÄrztInnen und Kliniken, die Abbrüche durchführen.
Die Sozialwissenschaftlerin Kirsten Achtelik, zur sogenannten Lebensschutzbewegung arbeitet, sagte der taz, sie gehe davon aus, dass der öffentliche und zivilgesellschaftliche Druck dazu geführt habe, dass die Studie nun deutlich breiter aufgestellt sei als ursprünglich geplant. „Wenn das Modul zur medizinischen Situation sauber durchgeführt wird, wissen wir 2023 eine ganze Menge mehr zur Versorgungslage in Fällen ungewollter Schwangerschaft“, sagte sie. Dennoch müssten Verbände und Frauenrechtsorganisationen weiter ein Auge darauf haben, wie die Studie durchgeführt werde.“(taz)
Und: „Vor allem die geplante vollständige bundesweite Bestandsaufnahme der medizinischen Versorgungssituation zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs könnte in dieser Hinsicht eklatante Wissenslücken schließen.
In welchen Städten und Regionen nehmen wie viele ÄrztInnen überhaupt noch Schwangerschaftsabbrüche vor? Und woran liegt es, dass in einigen Regionen eine derart große Versorgungslücke entstanden ist, dass Frauen im Umkreis von 100 Kilometern keine ÄrztIn mehr finden, der oder die einen Abbruch macht? Bisher nahmen MinisterInnen schon den Begriff der „Versorgungslücke“ nur höchst ungern in den Mund. Und deren Ausmaße auch noch wissenschaftlich zu untersuchen, stand bislang überhaupt nicht zur Debatte.“ (auch taz)
„2019? Stimmt gar nicht. Eher 1924. Jetzt erlaubt das Bundeskabinett diesem misogynen Vogel @jensspahn also tatsächlich, stolze 5 Millionen für eine hanebüchene Studie über die seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen auszugeben, die erstens psychische Verletzungen aufgrund von gängigen Stigmata auslassen wird und zweitens ganz offensichtlich nichts anderes ist, als ein schamloser Versuch, zutiefst frauenverachtende Gesetze und Geisteshaltungen zu verbrämen. Natürlich sitzt da wieder ein (konservativer) Mann ganz oben, um über Frauengesundheit zu entscheiden; ein Witz ist das. Oder besser: Der! Einer, der meint, wir würden die ‚Pille danach‘ wie Smarties fressen, so ganz ohne Rezept-Pflicht. Einer, der uns offenbar keineswegs als mündige Menschen respektiert und uns rein gar nichts zutraut – Selbstbestimmung und Entscheidungsfähigkeit aka bewusstes Handeln zum Beispiel. Weitere 5.000.000 in den Kampf gegen Kinderarmut zu stecken oder in die Ausbildung von FrauenärztInnen, wo kämen wir denn da hin. Und was wäre das für eine Welt, in der nur Kinder geboren würden, die gewollt sind? Die reinste Dystopie für eine Regierung, die mehr damit beschäftigt ist, ihre eigene Unverantwortlichkeit WählerInnen-freundlich zu verpacken, als endlich Politik für die zu machen, die aus überaus mannigfaltigen persönlichen, gesundheitlichen oder sozialen Gründen ganz sicher viel lieber bunte Schokolinsen fressen würden, als ungewollt schwanger zu sein und eine Entscheidung treffen zu müssen/können/dürfen, die größer ist als jeder Penis der Welt. Und als nächstes dann nochmal extra Cash für eine spahn’sche Studie über die Auswirkungen von #regrettingmotherhood, bitte. Ach. Immer wieder schön, diese Christdemokraten mit ihrer vorbildlich gelebten Nächstenliebe. Bisschen wie mit der Homo-Ehe, gell? Oder diesen psychisch Kranken. Aber schlagt ruhig weiter Kreuze an die Wände öffentlicher Einrichtungen – zwei Balken im Namen der Beschränktheit.“
#wasfürnspahn #prochoice
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Ein riesengroßer Dank gilt euch allen und sämtlichen Medien (darunter auch alle großen Leitmedien), die über die Kritik an der geplanten Studie berichteten.
Ein Gefühl, das 2019 neu für mich war:
Babies süß finden, so richtig süß, zuckersüß, zum Auffressen süß eben. Ich sage es jetzt einfach mal, wie es ist. Babies waren mir immer herzlich egal, ich habe weder gejauchzt noch verliebt geschaut, wenn mir eines entgegengetragen wurde, meistens sind sie mir noch nicht einmal aufgefallen, außer sie gingen mir gerade auf die Nerven, weil sie mich oder meine Freundinnen von Gesprächen oder dem wilden Leben ablenkten. Ihr braucht jetzt gar nicht so was wie „herzlos“ zu denken, nein, ich weiß, dass ich nicht allein bin und dass ein bisschen Ehrlichkeit sogar oder vor allem Müttern sehr guttun würde. Kinder können nerven, so eine Überraschung. Fragt mich also nicht, weshalb ich plötzlich immun bin dagegen und sogar starre, sehr lange, wenn Otto, dessen Tante ich bin, auf meinem Arm herum schaukelt. Hachje, die Liebe. Hat mich ganz butterweich gemacht.
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Realisieren, was toxisch war
Was habe ich mich gern in toxischen Beziehungen gesuhlt, vor allem vor und nach den Jahren mit dem wunderbaren Vater meines Kindes (das alles hatte ja ganz andere, „erwachsene“ Gründen und bis heute sind wir dicke Freunde). In solchen, die im Grunde von Beginn an zum Scheitern verurteilt waren. Und was hat es mich Nächte des Gehirnverknotens gekostet, zu kapieren, warum das alles geschehen ist und weshalb ich obendrein so viel Freude an all diesem Drama hatte, für das ich heute sogar eine seltsame Dankbarkeit empfinde. Weil ich gelernt habe, mich selbst nicht zu verlieren, weil ich verstanden habe, was ich wirklich will vom Leben und von Beziehungen, was ich selbst noch lernen und verlernen muss und vor allem: Worin der Unterschied liegt zwischen aufrichtiger, bereichernder, unbändiger Liebe und dem ebenso ungesunden wie verzweifelten Versuch, jemanden festzuhalten und noch viel mehr zu wollen, bloß weil dieser Mensch gar nicht bleiben will. Heute sind sogar wir zwei wieder Freunde, weil wir das sowieso seit 17 Jahren sind. Und ich kann sagen: Das war ein Abenteuer. Ein schmerzhaftes, aber eines, das ich nicht missen will, weil ich es mir selbst ausgesucht hatte. Vielleicht um endlich ganz unten anzukommen, um schließlich wie ein Phoenix aus der Asche zu steigen, reinen Herzens und mit der Gewissheit im Nacken, dass ich wirklich genug der wilden Zeiten gesammelt habe. Jetzt ist es für mich an der Zeit, anzukommen. Und das fällt mir plötzlich überhaupt nicht mehr schwer, nein, es ist das Schönste der Welt. Um die großartige Stevie Nicks abschließend zu zitieren:
I HAVE NO FEAR, I HAVE ONLY LOVE.
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Endlich genug
Mit viel Zeit, Vertrauen und langen Gesprächen habe ich es endlich geschafft, ein Gefühl loszuwerden, das sich ganz tief in mich hinein gefressen hatte: das Gefühl, entweder zu viel zu sein für jemanden oder eben zu wenig, immer abwechselnd. Es gibt dieses relativ logische Zitat der an sich sehr großartigen Poetin Nayyirah Waheed zum Thema, das trotz aller Offensichtlichkeit schrecklich guttut zu lesen:
Genau da liegt sie doch verborgen, die Krux, dieser pain in the ass, der erst dann verschwindet, wenn wir ihn an den Wurzeln packen, ausreißen und die Wunde mit viel Ausdauer pflegen, selbst wenn sie gelegentlich wieder einreißt, erst dann, wenn wir einsehen, dass wir sowieso nichts anderes zu geben haben als uns, exakt so wie wir sind. Wer fudelt, fliegt früher oder spät auf. Und wer die Wahrheit nicht erträgt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit eben auch nicht der, der das Beste aus uns herauszuholen oder uns gar glücklich zu machen vermag (anders herum gilt das natürlich ebenso). Vielleicht sind wir manchmal gar nicht so daneben, wie wir meinen. Die verquere Konstellation, in der wir uns befinden, aber umso mehr.
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Pläne, Pläne, dabei mache ich ja gar keine Pläne!
Ständig fragen mich Freund*innen und sogar Fremde, was ich denn nun aushecken würde für das kommende Jahr und ich sage dann: Keine Ahnung! Weiß aber gleichzeitig: Richtig viel! Was auch immer es sein wird, es wird spannend werden, das fühle ich mit jeder Zelle meines Körpers, weshalb ich trotz völliger Ahnungslosigkeit komplett kribbelig und vorfreudig und aufgeregt bin. Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Nicht davon, wie ich arbeiten werde, ob wir Jane Wayne verändern oder uns selbst, ob ich eine neue Wohnung finden werde (falls jemand was weiß: ungefähr Bergmannkiez, ca 5 Zimmer), ob wir verrückt genug sein werden, es mit dem potenziellen Nachwuchs ernst zu meinen, ob wir vielleicht doch ins Allgäu gehen oder bloß lange in den Urlaub. Ob ich es mir in Berlin noch gemütlicher machen werde, vielleicht für immer. Ob ich es endlich schaffen werde, mein geklautes Fahrrad zu ersetzen, mehr Sport zu treiben und die scheiß verkürzten Sehnen im Bein wieder auf Spur zu bringen, ob ich LSD probieren oder schon wieder mit dem Rauchen aufhören werde, ob mein geliebter Sohn, die alte Knalltüte, schon im Sommer eingeschult werden wird oder noch ein Jahr länger im Kindergarten spielen darf, ob ich meinen 32. Geburtstag feiere oder davor fliehe, ob ich mir den Bauchnabel piercen lasse oder mal das Buch fertig schreibe, bevor mein Verlag mich vom Dampfer schubst, ja, wer weiß das alles schon! Ich jedenfalls nicht! Ist das nicht herrlich?
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Was ich dringend lernen muss:
Zeitmanagement! Ich renne nämlich nur so durch mein Leben, jeder Weg wird in großer Eile zurückgelegt und am Ende des Tages bin ich dann so müde, dass gar keine Energie mehr für Ausflüge bleibt. Fast alles von dem, was ich mir im vergangenen Jahr vorgenommen habe, konnte ich umsetzen und genau das wird mir nun zum Verhängnis. Weil ich mir mehr Zeit für mich genommen habe, wenn auch nicht ausschließlich freiwillig, blieben Verabredungen mit anderen oft auf der Strecke. 2020 steht also im Zeichen der Balance. Nun kenne ich viele, die behaupten, dass ich noch immer wie ein Flummi von einer Brotzeit zur nächsten hüpfe, aber so ganz faul sein, das kann ich eben auch nicht. Und ich weiß genau, wer all jene sind, die ich wieder viel mehr um mich haben will, im echten Leben und nicht bloß am Telefon. Keine Ahnung, wie andere das machen, die viele Menschen viel lieb haben, die viel arbeiten, viel für den Körper tun müssen und viel Familie haben, aber ich schaffe das, bestimmt. Mehr da zu sein, meine ich, und auch den Liebsten in der Ferne ganz oft zu sagen, dass ich sie an sie denke, weil ich das sowieso tue. Und auch Menschen aus meiner Vergangenheit wiederzusehen, die ich ständig nur zwischen Tür und Angel sehe, zufällig. Was ich mit diesem Vernetzen mache, was für meinen Beruf so wichtig erscheint, weiß ich hingegen nicht. Ich bekomme durchaus Fomo, wenn ich all meine Kolleg*innen auf etlichen Events, zu denen ich es schon wieder nicht geschafft habe, herumhüpfen sehe. Muss ich daran etwas ändern oder ist es okay, nach 20 Uhr den Fokus auf den engsten Kreis zu legen? Verratet mir das mal, ganz realistisch statt idealistisch betrachtet, meine ich. Nun, und sonst?
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Da ist noch etwas, das mich derzeit beschäftigt. Und ich kenne so viele, denen es ähnlich (er)geht, jedenfalls haben das ganz großartige, tiefe Gespräche in den letzten Wochen gezeigt, egal, ob sie von der Berufswelt, der Familie oder einzelnen Freundschaften handelten.
Gemeint ist das beklemmenden Gefühl, dass wir uns in manchen Lebensbereichen permanent selbst beschneiden, um anderen ein gutes Gefühl zu geben, dass wir uns vielleicht sogar anstrengen müssen, entgegen der eigenen Natur nicht zu laut zu sein, nicht zu direkt, nicht zu selbstverständlich, unbedarft und ehrlich oder gar gut in dem, was wir tun. Auf gefühlt hundert unterschiedliche Befindlichkeiten von hundert unterschiedlichen Menschen Rücksicht nehmen zu müssen, das wird sogar mir gelegentlich fruchtbar anstrengend. Und das, obwohl ich das im Prinzip gut kann und niemand bin, der ohne Rücksicht auf Verluste wie eine Abrissbirne durchs Leben knallt. Nee, es sind die Feinheiten. Die Momente, in denen ich sogar dann, wenn ich überhaupt nichts mit dem zu tun habe, was ich gerade erzählt oder mitbekommen habe, denke: Häh? Müsste nicht klar sein, dass niemand hier irgendwem etwas Böses will? Wieso gehen denn so viele immer vom Schlechten aus, ich kapiere es einfach nicht.
Es sind auch private Momente, in denen ich ratlos bin, weil ich merke: Das ist gar nicht mein Schuh, den ich mir da anzuziehen versuche, ich kann überhaupt nichts ändern, nicht helfen, ich kann nicht alles für alle tun. Weil das Problem gelegentlich wirklich und wahrhaftig woanders liegt. Eine Lösung für dieses Dilemma habe ich nicht parat. Ich meine bloß, dass wir uns alle endlich mal lockerer machen müssen und dass es möglicherweise eine prima Idee wäre, aus Mücken keine Elefanten zu machen, Kritik anzunehmen oder eben nicht, statt an ihr zu verzweifeln und sich vor jedem Anflug von eigener oder fremder Angepisstheit kurz zu fragen, ob das, was wir für den Grund halten, tatsächlich der wahre Grund ist. Ich kann ja nur aus Erfahrung sprechen und packe mir hier unbedingt auch an die eigene Nase: Aber bei mir persönlich liegen die ausschlaggebenden Knackpunkte meist dort vergraben, wo ich sie nie zuvor vermutet hätte.
Hier, ein Beispiel: Ich finde mein Leben meistens so unendlich wahnsinnig gut und bin so schrecklich dankbar, dass ich die tief in meinem Hirn verborgenen Baustellen mit einer wahnsinnigen Leichtigkeit so weit von mir weggeschoben bekomme, dass ich deren Existenz beinahe vergesse. Was fatal ist, denn holen sie mich doch mal ein, schaue ich ganz schön verzweifelt aus der Wäsche und frage mich: Wie kann mir heute so schlimm vorkommen, wo gestern doch so herrlich war? Ist ja nicht immer PMS. Oder irgendwer, der mir gemein vorkommt. Sondern möglicherweise etwas, dem ich mich besser früher als später stellen sollte. Was genau das ist, gilt es 2020 herauszufinden, hurra!
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Eine bebilderte Auswahl an Büchern, die ich 2019 gelesen habe:
Was mir 2020 wichtig ist:
Ich will noch genauer hinsehen und zuhören und aus meinem weißen Elfenbeinturm-Feminismus herausfinden.
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Mehr Urlaub mit meiner Familie. Und noch mehr Zeit mit meinem Sohn, dem kostbarsten Menschen in meinem Leben, den ich für alles liebe, was er ist und nicht weniger für alles schätze, was er nicht ist.
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Was ich mich (zum Glück) getraut habe:
… und blaues Haar:
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Worauf ich überhaupt keine Lust mehr habe:
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Girl Hate. Oder besser: Darauf, ohne echten Grund schlecht über andere Frauen zu reden. Ich will einfach nicht mehr Teil davon sein. Zwar habe ich mir selbst längst eine kleine, aber wichtige Regel auferlegt, nämlich genau das nicht zu tun, zu motzen über andere, meine ich, bzw., meine Gedanken zu hinterfragen, noch bevor ich sie aus alter Gewohnheit oder Gründen der Sozialisierung laut ausgesprochen habe. Ich will das Gerede aber auch einfach nicht mehr von Dritten mitbekommen. Nicht auf irgendwelchen Events und auch nicht auf der Straße, wenn in Cafés Augen gerollt werden, bloß weil jemand die falschen Schuhe trägt. So ein Horror. So eine ungesunde Scheiße. Lästern ist für mich ganz oben auf der Liste der Angewohnheiten, mit denen ich nichts am Hut haben will. Und die ich wirklich für eine miese Schwäche halte, die niemanden zu einem besseren Menschen macht. Schluss damit, bittebitte. Ist nämlich auch für die Lästernden viel, viel gesünder und sehr befreiend.
Weil es schön ist, auch mal weg zu sein:
Urlaub mit 20 Freunden und Freundinnen samt Kindern irgendwo in Frankreich, die helle Freude war das. Ohne viel Internet und Firlefanz, Balsam für die Seele sozusagen, samt Surfbrett und goldenem Sand. Dann war da noch die Traumhochzeit zweier meiner besten Freunde, die ebenfalls in Frankreich gefeiert wurde, draußen auf dem Land, und die prächtiger und echter nicht hätte sein können. Was wurden wir da mit Liebe angesteckt! Auch das Allgäu durfte ich kennenlernen, im Sommer wie im Winter, von innen heraus. So ein wunderbarer, ruhiger Fleck Erde. Einer zum Altwerden würde ich meinen. Ich verstehe jetzt jedenfalls, weshalb mein Freund seine Heimat Oberstdorf fast jeden Tag ein klein wenig vermisst. Und ich kann mir durchaus vorstellen, 2020 etwas häufiger dorthin zu fliehen, aus dem hektischen Alltag heraus.
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Meilensteine:
Das neue Jane Wayne Büro ist da! Im nächsten Jahr stellen wir es euch genauer vor. Hier also nur eine kleine Sneak Peak, Pardon:
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So unendlich viel Unterstützung von so vielen wundervollen und aufrichtigen Menschen zu bekommen:
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Gesund zu werden, vor allem deshalb:
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Was ich mir wünsche:
Endlich mehr gute Nachrichten. Und das Ende der Nazis.
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