Mit der allergrößten Spontanität (häufiger „Ja“ sagen!) im Rücken machte ich mich, nach einer kurzfristigen Einladung des dänischen Labels Munthe, vergangenen Mittwoch auf den Weg nach Kopenhagen, um dort die Modewoche zu besuchen. Für euch habe ich meine Highlights, Eindrücke vor und nach den Schauen und unprofessionelle Spiegel-Selfies zusammengetragen.
Weil alles so kurzfristig, schnell und plötzlich passierte, investierte ich die wenigsten Gedanken in meine Kleidung: Mein Gepäck beschränkte ich auf das Nötigste, packte lediglich einen Rock, zwei Blazer und zwei Ripptops ein, die mich, neben meinem Reiseoutfit, durch die kommenden Tage bringen sollten. Meinen Regenschirm vergaß ich in der Eile ebenso wie eine Mütze, was ich sogleich bereute, als ich durch den stürmischen Regen stapfte, − bis auf die schleichende Erkältung war das aber nicht weiter schlimm, denn Kopenhagen ist nun wirklich selbst bei grauem Himmel und dicken Tropfen wunderschön. Obendrein schützte mich der klassische Zwiebellook vor schlimmsten Zitteranfällen.
Was ich getragen habe:
Trenchcoat von H&M Trend (alt), Sonnenbrille von Alexachung (ausverkauft), Rock (ausverkauft) und Schuhe von MM6 Maison Margiela
Das Hotel
Untergekommen bin ich im Hotel Manon les Suites, das unweit der Metrostation „Forum“ und des wunderbaren Cafés Depanneur, dessen Ableger ich euch bereits im Sommer empfohlen habe, gelegen ist. Bei meiner kurzen Entdeckungstour durch das Hotelzimmer setzte ich nicht nur die beiden Ledersofas auf meine Wunschliste, sondern fand auch heraus, dass das besagte Hotel einen Fokus auf nachhaltige Produkte legt: Im Badezimmerschrank befanden sich nicht nur Zahnbürsten aus Bambus und Zahnpasta-Tabletten, sondern auch Deopads, während im Küchenbereich recycelte Kaffeebecher und Glasflaschen für unterwegs warteten.
Cecilie Bahnsen
Saison für Saison kreiert Cecilie Bahnsen eine Traumwelt, in der weite Silhouetten, voluminöse Puffärmel und Rüschen regieren. Auch für den kommenden Herbst zeigte die Designerin jene Stücke, die fernab von körperbetonten Formen liegen und modische Opulenz zelebrieren, ohne dabei zu aufdringlichen zu werden. Erreicht hat sie all das vor allem durch gedeckte Farben, zurückhaltende Prints und Steppelemente, jedoch auch durch die Sneaker und die halbhohen Socken, die jeden Look so tragbar machten, dass ich für einen Moment überlegte, vielleicht doch irgendwann einmal in Turnschuhe zu investieren. Zu meinen persönlichen Highlights zählten jedoch die Pullunder, die über Blümchen- und Spitzenkleider getragen wurden und — Layering sei Dank — selbst das extravaganteste Stück zu einem alltäglichen Outfit machten.
Andere in Cecilie Bahnsen:
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Stine Goya
Während Stine Goya in der vergangenen Saison die New Yorker Ballroom-Kultur zelebrierte, ließ sie sich für ihre AW20 Kollektion „On Air“ vom Künstlerpaar Christo und Jeanne Claude inspirieren. Musikalisch wurde die Show von fünf Nachwuchs-Musikern begleitet, die sich in ruhigen und dennoch durchdringenden Klängen übten und zumindest zeitweise einen Kontrast zu den lauten Neonfarben setzten. Bunt ging es bei Stine Goya nämlich ganz gewohnt zu, auch wenn sich einige der Stücke in gedeckteren Nuancen (wie etwa Braun, Dunkelblau, Weiß und Schwarz) zeigten, was mich persönlich ja ein wenig erfreute, weil ich mich derzeit nicht so recht mit knalligen Tönen und aufgeregten Prints anfreunden mag. Reichlich langweilig zählten so etwa die schwarz-glänzende Regenjacke sowie die Plateau-Sandalen, auf denen ich ganz sicher nicht laufen könnte, zu meinen Favoriten.
noch mehr Stine Goya:
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Munthe
Seit einigen Saisons schaue ich jetzt schon auf Munthe und kann ziemlich sicher sagen, dass die AW20 Kollektion meine bisher liebste ist. Das liegt nicht zuletzt an den großartigen, breiten Taillengürteln im glänzenden Lederlook, über die ich am darauffolgenden Abend leider erfuhr, dass sie lediglich für die Show kreiert wurden und nicht tatsächlich in den Verkauf gehen sollen. Erstaunlicherweise mochte ich auch die passenden Overnkee-Boots, von denen ich normalerweise meilenweiten Abstand halte, auch wenn ich mir ganz sicher bin, dass ich sie keineswegs selbst tragen würde. Um beim Thema Leder(look) zu bleiben: Davon gab es bei Munthe eine ganze Menge, ob es nun das Set aus Hose und Hemd oder doch der Anzug war — eine kleine Memo an mich selbst, mich in puncto Ledermantel doch noch einmal umzuschauen.
ein zwischendurch-Outfit:
Blazer von Weekday (Men)
Rodebjer
Der Mittwoch begann für mich mit meiner ersten Rodebjer Show, deren Auftaktslook ich mir unmittelbar speicherte: ein weißes Hemd mit hochgeschlossenem Kragen im Westernstil und eine weiße, weit geschnittene Hose. Und überhaupt gefiel mir die Kollektion erstaunlich gut, mit all ihren Braun-, Gelb- und Blautönen, zwischen denen sich immer wieder monochrome Looks fanden. Beim Anblick des weißen All-Over-Looks überlegte ich sogar tatsächlich, mir doch noch einen wolkenartigen Puffermantel zuzulegen, spätestens aber für das kommende Jahr, denn so ganz in Weiß funktionierte er für mich plötzlich erstaunlich gut und weckte zugleich Erinnerungen an die Jil Sander Menswear-Kollektion aus dem Herbst 2018. Was außerdem ganz wunderbar funktioniert und mal wieder beweist, dass alte Moderegeln verworfen werden sollten: Braun auf Schwarz.
Eindrücke vor und nach der Rodebjer Show:
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Lala Berlin
Mit „Off the Ground“ blickte Lala Berlin in der ehemaligen Fabrik The Plant auf die eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, führte dabei all jene Elemente zusammen, die den Kern des Labels definieren und noch dazu den persönlichen Geschmack und Stil der Designerin Leyla Piedayesh zum Ausdruck bringen. In Kleidungsstücken gesprochen heißt das: Zweiteiler in leuchtendem Pink, beigefarbene Lederhosen und -hemden sowie hervorstechende Prints, die von Animal bis Blumen reichen, während sich die Kreationen gleichermaßen detailreich (Nietenelemente und Stickereien), als auch subtil zeigen. Immer wieder setzt das Label auch auf Kopfbedeckungen jeglicher Art, die mal als Fischermütze, mal als klassischer Hut oder gar als Kappe auftreten. Mein persönliches Highlight ist — wenig überraschend — das beigefarbene Hemd im Lederlook, das sich bereits im Frühling ganz wunderbar machen würde.
ein kleiner Fan-Moment vor der Lala Berlin Show:
By Malene Birger
Vor der By Malene Birger Location bildete sich in Windeseile eine lange Schlange, die kein Ende zu nehmen schien. Nach geduldigem Warten und etwas Verspätung ging es irgendwann aber schließlich doch noch hinein ins Warme, wo sich bereits die Dekoration der Decke als ein kleines Highlight erwies: Auf großen, weißen Stoffbannern prangten die Illustrationen der Künstlerin Alexandra Karpilovski und zogen gleichermaßen die Blicke, als auch die Kameras auf sich. Für die Kollektion „Ode to a Modern Woman“ selbst ließ sich die Designerin Malene Birger von Peggy Guggenheim sowie deren Kunstsammlung in Venedig inspirieren. Das Ergebnis waren Designs, die sich sowohl klassisch, als auch modern, vor allem aber tragbar, zeigten und in Form von weiten, fließenden Kleidern, geradlinigen Anzügen, langen Mänteln und grobem Strick auftraten. Nicht weniger schön waren in meinen Augen übrigens auch die streng geflochtenen, hohen Zöpfe, die beim Gehen steif auf und ab wippten (was sie für mich noch ein wenig spannender machte). Mein absolutes Highlight war übrigens der lange, braun karierte Mantel, was wohl wenig subtil zeigen dürfte, dass sich meine Favoriten der letzten drei Jahre nicht sonderlich verändert haben.
Eindrücke vor & nach der Show:
eine wunderschöne Tasche, von der ich erfuhr, dass sie von Mango ist
Lotta Lavanti & Stephanie Broek nach der Show
Baum und Pferdgarten
Auf Baum und Pferdgarten habe ich mich bereits im Vorhinein riesig gefreut und tatsächlich war die Kollektion auch im Nachhinein mein Favorit, was nicht nur an den Designs selbst, sondern auch am Cast, der neben männlichen Models auch Frauen verschiedener Altersgruppen beinhaltete, lag. Für den kommenden Herbst zeigte sich das dänische Label weniger verspielt als im Sommer, setzte sowohl auf karierte Muster in Gelb, Braun, Grau und Schwarz, als auch auf monochrome Looks und wirkte nicht nur erwachsener, sondern auch ein wenig lässiger. Auf meine Wunschliste wanderten somit nicht bloß einzelne Stücke, sondern gleich ganze Outfits, wie etwa das beigefarbene Ensemble aus weiter Hose und Strickpullover mit aufgesetzten Taschen, der Look aus gemustertem Pullover und geradliniger Jeans — und ehrlicherweise so ziemlich alle karierten Designs.
Andere in Baum und Pferdgarten:
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Ganni
Weil Sarah euch bereits an dieser Stelle einen wunderbaren Artikel zur Ganni Kollektion geliefert hat, gibt es von mir nur eine kleine Zusammenfassung meiner Favoriten: Die äußerten sich nämlich vor allem in großen Blusenkragen, Lederlook (schon wieder!) und lockeren Schnitten.
noch mehr Ganni:
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Out of Use Berlin
Sissi & Pat von Out of Use Berlin
Nach einem Tag voller Schauen flitzte ich noch schnell — mit Sissi Pohle herself — im Schlepptau in den Out of Use Pop-up Store, um mir all die Vintage-Schätze anzuschauen (und mir ganz frech auch noch selbst eine Schale zu reservieren). Obendrein gab es Kaffee, der beim Kopenhagener Schietwetter aufwärmte und mich bei aufkommender Erkältung auch wieder wacher machte. Übrigens: Alle, die noch auf der Suche nach einem hübschen Pullunder sind, sollten ganz unbedingt bei Sissi und Pat vorbeischauen, da gibt es derzeit nämlich meinen absoluten Favoriten in Hellbraun. Was ihr sonst noch findet: Schöne Interior-Stücke, Maison Margiela Tabe Boots, karierte Blazer und jede Menge Strickteile.
Schmuckstücke von Out of Use
Kaffee!
Munthe Dinner
Am Donnerstagabend lud Munthe in das Restaurant Pluto zum Dinner (was mich ehrlicherweise einiges an Überwindung kostete), wo es neben tollen Unterhaltungen wirklich leckeres Essen und Drinks mit Vanille-Geschmack, die besser waren, als es klingen mag, gab. Meine Sitznachbarinnen kamen aus Polen und Italien, was ich nutzte, um mein Schul-Italienisch aufzufrischen (es klappte eher so semi) und dämliche Vorurteile über klassische Influencerinnen über den Haufen zu werfen, weil auch die in den meisten Fällen eben einfach nicht stimmen. Auf dem Nachhauseweg war ich also letztlich ganz schön froh und auch ein bisschen stolz, meine Angst, alleine auf ein solches Dinner zu gehen, überwunden zu haben, und klopfte mir gedanklich kurz auf die Schulter. Memo an mich selbst: Eigentlich ist alles halb so wild.
Was ich getragen habe:
Vestiaire Collectivex CPHFW: Fashion No Filter Live Podcast
Am Freitagmorgen folgte ich der Einladung von Vestiaire Collective, um dem Live-Podcast von Fashion No Filter im Shop und Designstudio StudioxViaduct zu lauschen: Special Guest war Pernille Teisbaek, die gemeinsam mit Camille Charriere und Monica Ainley über Nachhaltigkeit, die Problematiken der Modebranche und mögliche Konsequenzen sprach. Die gesamte Folge könnt ihr euch ganz bald bei Spotify anhören.
& zum Schluss
Nachdem mich die Berliner Modewoche vor allem nachdenklich zurückließ, verließ ich die Kopenhagener Fashion Week aufgeregt, glücklich und inspiriert — selbst, wenn ich persönlich nicht der größte Fan von kunterbunten Farben und wilden Prints bin. Vielleicht ist es aber gerade das, was ich so schön an Kopenhagen finde: Die Stadt inspiriert trotz (oder gerade wegen) des eigenen Stils, nicht bloß vor, während und nach den Schauen, sondern auch auf den Straßen selbst, durch Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit sind, nach Hause kommen oder in ein Café gehen. Die Stadt und ihre Fashion Week sind ein ganz wunderbarer Reminder daran, der Mode die Strenge zu nehmen, weniger verkniffen zu sein und das zu tragen, woran man sich gut fühlt, ganz gleich, ob es irgendeinem Knigge oder einem angesehenen Stil entspricht, oder nicht.