Soeben stolperte ich bei LesMads über das Cover der aktuellen Ausgabe des Love Magazins. Zu sehen ist eine Schönheit wie sie im Buche steht, makellos und knopfäugig. Eine Träne rinnt der 13-Jährigen Chloë Moretz an ihren jungen Wangen entlang, die Augen sind leicht geschwollen, der Blick paralysiert – vielleicht, weil man ihr das Kindsein geraubt hat?
Dass Schauspielerinnen immer mehr in den Fokus große Modemacher rücken und immer häufiger zu Models umdressiert werden, ist keine Neuigkeit. Bisweilen stand ich dieser Entwicklung sogar recht positiv entgegen, denn im Gegensatz zu den meisten Models, verfügen viele Akteure trotz aller Schminke noch immer über diese gewisse Charismatik und antastbare Menschlichkeit. Doch langsam beginnt der Hype aus dem Ruder zu laufen. Kinder werden zu Musen, stilisiert und verehrt.
Die schauspielende Hailee Steinfeld zum Beispiel wurde mit ihren zarten 14 Jahren zum Gesicht einer Miu Miu Kampagne. Damals freuten wir uns noch über die junge Schönheit, denn eine solche Aufgabe schien die logische Konsequenz aus ihrer beeindruckenden Schauspielkarriere zu sein. Die kleine und preisgünstigere Tochter von Prada macht eben Werbung für eine andere Zielgruppe, dachte man damals. Und irgendwie sah das Ganze halbswegs altersgerecht aus.
Kurz darauf holte Rodarte die damals 12 Jahre alte Elle Fanning aus Coppolas „Somewhere“ mit ins Boot und drehte just einen Kampagnenfilm mit ihr – heute begegnet sie uns des Öfteren aufgestylt wie eine Große, zum Beispiel in der Marie Claire.
Und nun ist’s eben auch um Chloë Moretz geschehen. Was halten wir denn nun davon? Schön sind alle Bilder und alle Mädchen, keine Frage. Aber welcher Leser soll sich bloß noch mit den jungen Hüpfern identifizieren? Ist das die Spitze des Jugendwahns? Reicht es nicht, mit Photoshop Puppenhaut vorzutäuschen und rippige Models zu propagieren? Müssen diese denn nun auch noch minderjährig, nichtmals Teenager, sondern Kinder, sein?
Und wie ergeht es den jungen Menschen dabei? Natürlich, Prinzessinnenträume werden wahr. Aber auch Prinzessinnen werden älter – und dann schwindet das Glück, der Lack fängt an zu bröckeln, der Hype ist vorbei. Was übrig bleibt, ist eine schmerzhafte Nachwehe all dessen, was für einen kleinen Augenblick lang Realität geworden war.