Dass ich in wenigen Wochen die Arbeit und das Mamasein parallel wuppen werde, ist mindestens so absurd, wie mein Umzug vor fünf Jahren nach Berlin. Da hilft auch keine wochenlange Vorbereitung aka 40 Wochen Schwangerschaft. Irgendwie stolpere ich in diese Art von Komplett-Veränderungen jedes Mal einfach so rein, statt sie wirklich und bei klarem Bewusstsein zu fokussieren. Mal entstehen sie aus Schnapsideen, dann wieder ist man sich dem Ernst der Lage gar nicht wirklich bewusst. Es gibt sie, die super geplanten Alleskönner, diejenigen, die 180 Grad Drehungen ganz straff einläuten – ich allerdings zähle mich keinesfalls dazu. Und liebe es mittlerweile umso mehr. Was morgen passiert? Wer weiß das schon. Das was passiert, ist dafür umso sicherer. Veränderungen sind großartig – und die kommende wird alles Vorangegangene mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit toppen.
Um ehrlich zu sein, hatte ich bereits einen ellenlangen Text über all die Wehwehchen verfasst, die mir vorher einfach niemand mitgeteilt hatte (oder hatte ich sie schlicht und ergreifend überhört?). Aber Hand aufs Herz: Kleine Zimperlichkeiten haben wir alle jeden Tag – da braucht’s auch eigentlich gar keine Schwangerschaft für.
Allererste Reaktion?
-Fassungslos.
Das Wetter zum Beispiel. Wer dabei keine Schnappatmung kriegt, keuchend und triefend im Schatten hockt, der ist von der ganz besonders harten Sorte. Da macht das kleine Kügelchen wahrscheinlich auch nicht mehr so unfassbar viel. Ebenso sieht’s mit dem Wasser in den Fingern und Beinen aus. Die Hälfte von euch wird auch ohne Drops im Bauch ein Lied davon trällern können – und hasst es mindestens genauso sehr wie ich gerade.
Heißhunger auf?
-Auf Donuts und Ritter Sport Nuss.
Ob man sich in Schwangerschaftswoche 35 vorstellen kann, was da eigentlich mit einem passiert? Was da auf einen zukommt? Und welche Veränderung da genau ins Haus steht? – Überhaupt kein minibisschen. So absurd das Ganze klingt, so absurd ist es auch. 35 Wochen hatte ich bisher Zeit, mich genau darauf vorzubereiten – und so sehr ich die ganzen Wochen gejammert habe, die Zeit vergehe wie im Schneckentempo, so wenig habe ich sie genutzt, um mich wirklich mit dem Kommenden auseinander zu setzen. Geht wahrscheinlich aber auch gar nicht so recht, weshalb meine rechte Hirnhälfte einfach auf „abwarten“ einprogrammiert scheint, statt auf großes Hirn-zermartern.
Schlimmster Verzicht?
-Zigaretten und viel Kaffee.
Ich bin ehrlich: Ich gehöre nicht zur Sorte „Momtobe“ die ihre Schwangerschaft über alle Maßen genießt, den lieben langen Tag Baby-Sachen im Internet recherchiert, sich viele Gedanken über Vorbereitungskurse macht oder sich ständig mit Frauen im gleichen Stadium austauschen will. Ich würde für mich eher die Schublade „schaffe ich schon“, „wird schon“ oder „andere vor mir haben das auch irgendwie alles gepackt“ öffnen. Das klingt unfassbar unromantisch (und das, obwohl hier, Erde an Sarah, ein Wunder passiert!) – ist aber einfach so. Vielmehr wünsche ich mir tatsächlich, die kleine Maus endlich richtig kennen zu lernen, für sie da zu sein und ihr das Leben zu zeigen. Ich kann es kaum erwarten und scheitere so kläglich daran, mir das Leben mit Baby vorzustellen, dass mir dieser Countdown mittlerweile einfach viel zu langsam vorüber geht.
Einen einzigen Spruch verstehe ich übrigens bis heute nicht: „Genieß‘ es!“ – und ein halb bemitleidendes, halb lächelndes Gesicht unterstreicht diese Aussage. „Ähm ok, und was genau?“ (An dieser Stelle könnte übrigens die besagte Jammer-Liste folgen – aber lassen wir das). Eines muss ich aber trotzdem gleich hinterher schieben: Ich habe bisher wirklich weder gut gemeinte, noch freche Ratschläge und Kommentare bekommen. Bauchpatscher stören mich auch nicht (wenn sie von Bekannten und Freunden kommen, wohlgemerkt!) und auch sonst hat man mich erstaunlicherweise wirklich extrem in Ruhe gelassen. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass ich all die kecken Phrasen bislang ganz einfach wunderbarst überhört hab‘. Sicher bin ich mir da nicht.
Was nervt wirklich?
-Mein Schnupfen.
Die ersten drei Monate verbuche ich persönlich übrigens immer noch als größte Härteprüfung, von der ich wirklich am allerwenigsten wusste. Gerade in der Zeit, in der man sich noch nicht wirklich artikulieren möchte, steht neben der allseits bekannten Übelkeit (mein Körper hat mich glückllicherweise vom Brechen verschont), nämlich eine kleine Lustlosigkeit ins Haus, die von 17Uhr-Schockschlafattacken zart untermalt wird. Die Wohnung heute Abend noch verlassen? Der Kopf rattert: „Ich könnte auf Leute treffen, die davon noch nicht wissen sollen.“ ∗ „Ich würde sofort auffallen: Kein Alkohol und keine Zigaretten. Ich bin schlagartig entlarvt.“∗ „Ich bin schon ganz schön müde.“ ∗ „Oh Gott, ich kann bestimmt nirgends sitzen.“ – Wer noch Ausreden braucht, darf sich gerne melden. Hallo, Couch Potatoe. Hallo, Langeweile!
Und dann?
Ein ziepender Unterleib (es dehnt sich ganz schön – auch wenn’s unsichtbar bleibt), Schwangerschaftsschnupfen (das gibt es wirklich (!) und begleitet mich seit 35 Wochen unentwegt) und kleine, feine Heulattacken. Ihr merkt es also: Ich darf mich in keinster Weise beschweren, tue es natürlich aber trotzdem ständig und überall. Aber wisst ihr: Auch schon vor meiner Schwangerschaft hätte ich eine ganze Liste runter rattern können, die den Sarah-Jane-Haushalt ständig ins Wanken brachten – eine Schwangerschaftsentschuldigung lasse ich aus diesem Grund also selbst erst gar nicht wirklich gelten.
Und der Papa? -Der redet mittlerweile mehr mit meinem Bauch und kann’s kaum erwarten, ist furchtbar aufgeregt und entgegen mir absolut im Planungsmodus.
Bisher lief es so großartig unkompliziert, wie es bloß laufen konnte. Auf eines bin ich allerdings ganz besonders stolz: Dass alles auch in der Schwangerschaft so wunderbar normal weiter ging, dass meine Partnerin in Crime und Vorzeigemami Nike Jane und ich parallel Jane Wayne wuppen, JW Consulting gegründet haben und noch ein anderes, vollkommen neues Baby nahezu in den Startlöchern steht. Es geht also weiter, mit dieser Hineinstolperei <3
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