In florale Muster und Vichy-Karos gehüllte Kleider, Blusen mit Spitzenbahnen und Puffärmeln, gepaart mit wildem Haar und einer ländlichen Umgebung — in der Mode gilt der sogenannte „Cottagecore“ schon längst als Trendbewegung und wurde bereits im Jahr 2018 durch die neuinterpretierten Prairie-Kleider des Independent-Labels Batsheva bekannt. Doch auch Brands und Designer*innen wie Ganni, Lykke Wolf, Sandy Liang und Jacquemus widmeten sich in den vergangenen Saisons einer Reihe an Silhouetten, Farben und Mustern, die an Serien und Filme wie „Unsere kleine Farm“, „The Virgin Suicides“ oder „Tess“ erinnern. So begegnete man fortan — Ganni und La Veste sei Dank — häufig Blusen mit üppigem Kragen, während die New Yorker Designerin Sandy Liang gleich eine ganze Kollektion voller Vichy-Blusen, Blümchenprints und Kleidern in voluminösen Silhouetten kreierte. Und auch Designer Simon Jacquemus kleidete im Juni 2019 nicht bloß eines seiner Models in einem lilafarbenen, karierten Hemdkleid sowie einem großen Strohhut, sondern präsentierte kurzum seine gesamte Frühling Sommer 2020 Kollektion inmitten eines Lavendelfelds in der französischen Provence.
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Dass sich Cottagecore derzeit hoher Beliebtheit erfreut, lässt sich nicht zuletzt anhand der gesamten Bewegung, die über die Bekleidungsmode hinausgeht, erklären. Tatsächlich nämlich steht der Begriff laut Urban Dictionary für einen idealisierten, simplen Lebensstil auf dem Land, bei dem Natur, Nachhaltigkeit sowie Entschleunigung im Fokus stehen. Seinen Ursprung findet der Trend übrigens auf Tumblr, wo sich im Jahr 2018 eine ganze Community, die ihre Vorliebe für verträumte Mode und Aktivitäten wie Kochen, Gärtnern und Stricken teilte, bildete. Mittlerweile ist Cottagecore ebenfalls auf TikTok zu finden und gilt insbesondere für Teenager der LGBTQ+-Community als Zufluchtsort. So werden viele der Videos von selbst ernannten „Cottagecore Lesbians“ gepostet — als Grund für die Popularität nannte eine Userin die Übersexualisierung von Lesben in den Medien. Cottagecore hingegen sehe Liebe vielmehr als eine Verbindung zweier Seelen. Doch auch die aktuellen Umstände durch die andauernde Pandemie könnten ein Grund für den Erfolg sein, wie Autorin Kristen Bateman schreibt: Immerhin sei die Sehnsucht nach Natur, weiten Feldern und dichten Wäldern insbesondere in Zeiten, die von Klimaängsten, sozialem Druck und gesellschaftlichen Konflikten geprägt ist, stark ausgeprägt. Obendrein würden viele Personen den Großteil ihrer Zeit in kleinen Wohnungen oder Zimmern verbringen, sodass zumindest die Mode mitsamt ihren Prarie-Kleidern, Rüschenblusen und Vichy-Shorts als eine Art Zufluchtsort gelte.
Und auch in der Branche selbst ist das Prinzip der Entschleunigung in aller Munde, so scheint eine Bewegung wie Cottagecore, die in der Mode mit sich wiederholenden Mustern, ähnlichen Silhouetten und Stilelementen auskommt, ja gar im Secondhand und Vintage Sektor reichlich zu finden ist, eine ständige Neuerfindung also gar nicht braucht, durchaus ein nachvollziehbarer Trend zu sein. Ganz so, als wolle man in diesen Zeiten zumindest ein Stückchen jener Freiheit, Gelassenheit und Ruhe, die das romantisierte Landleben suggeriert, am Körper tragen — und sei es in Form eines Vichy-Kleids mit voluminösen Puffärmeln.
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