Irgendwann, da fing meine Liebe zu Secondhand Möbeln und Dekoobjekten mit einem Saftkrug, den ich auf einem Flohmarkt gefunden hatte, an. Er war rosafarben und dickbäuchig und erinnerte mich an Sommertage in der Provence, die ich zwar nie erlebte, mir in Gedanken zumindest aber gerne ausmalte. Was einst mit jenem Krug begann, hat sich mittlerweile auf diverse Vasen, Schalen, Tassen und gar Möbelstücke ausgeweitet, ja, man könnte gar sagen, das Stöbern, die Suche nach Secondhand und Vintage Interior-Schätzen sei eine Art Leidenschaft von mir geworden. Und weil man mit den Jahren ja immer dazulernt, etwa wo und wie man suchen muss, teile ich heute mein gesammeltes Wissen mit euch — wer weiß, vielleicht verhilft es der*dem ein oder anderen ja auch zum künftigen Traumstück.
Teil 1: Vorbereitung ist alles
Der Inspirationsorder
Wie auch in der Mode beginnt in der Inneneinrichtung oftmals alles mit ein wenig Inspiration, die man mittlerweile zuhauf auf Instagram findet. Neben klassischen Interior-Accounts (sechs meiner Favoriten habe ich bereits hier mit euch geteilt) lohnt sich ein Blick auf die Feeds diverser Secondhand und Vintage Shops. Meist bekommt man hier nicht nur einen ungefähren Eindruck von all den Möbeln, die im Umlauf sind, sondern kann sie mit etwas Glück auch direkt kaufen. Meine absolute Nummer eins ist übrigens Pop up Home, ein (leider) in Los Angeles ansässiger Store, der in meinen Augen sowohl die schönsten Stücke verkauft, als auch die beste Inspiration liefert.
Das Wichtigste an einem Inspirationsordner, der wahlweise auf Pinterest oder Instagram angelegt werden kann, ist jedoch, dass er dabei hilft herauszufinden, was genau man überhaupt mag und welche Stücke letztlich ein schönes Gesamtbild ergeben könnten.
Die Recherche
Kennt man erst einmal den eigenen Geschmack, kann die erste Recherche losgehen. Allerdings gilt es hier, noch nicht nach tatsächlichen Möbeln zu suchen, sondern sich vielmehr über Begriffe, Stile (z.B. Mid Century, Space Age, Art Deco), Designer*innen, Materialien sowie bestimmte Modelle (z.B. Freischwinger Stühle à la S32 von Thonet) zu informieren. Dieses Wissen kann bei der späteren Online-Suche nämlich verdammt hilfreich sein. Nachdem ich beispielsweise wusste, dass mir Mid Century, Bauhaus oder Space Age besonders gut gefielen oder lernte, dass der Naturstein, den ich so mag, Travertin heißt und auf Ebay Kleinanzeigen auch gerne mal als Marmor bezeichnet wird, wurde ich wesentlich schneller fündig.
Teil 2: Die Suche kann starten
Die Suche
Wenn man weiß, was man möchte, kann man schließlich nach eben jenen Begriffen und Kriterien suchen. Ein wenig Vorsicht ist jedoch geboten, denn oftmals werden diese Produkte ganz bewusst teurer verkauft. Es kann sich also lohnen, nicht nach der*dem Designer*in oder der Stilart, sondern nach Materialien und Farben zu suchen. Auf diese Weise fand ich letztlich zwei meiner Tische oder kleine Objekte wie Vasen. Eine weitere Option bietet die Suche nach Oberbegriffen (z.B. Couchtisch oder Wohnzimmer) — zwar dauert es dann länger, kann, wie in meinem Fall, aber auch zu einem gewünschten Möbelstück, das im besten Fall günstiger angeboten wird, führen (manche Menschen haben nicht die Zeit oder Lust, ausschweifende Beschreibungen zu tippen). So fand ich unter dem Begriff „Couchtisch“ einen wunderschönen Beistelltisch aus Travertin für 35 Euro, während mich der Suchbegriff „Travertin Tisch“ auf ein optisch identisches Modell für 150 Euro führte. Kleiner Tipp: Diese Suche funktioniert besonders auf Ebay Kleinanzeigen sowie Etsy gut. Außerdem zu beachten: Insbesondere auf Plattformen für den Privatverkauf kommt es oftmals zu Schreibfehlern, wer etwa einen Marmortisch kaufen möchte, sollte zwischendurch auch mal nach „Mamortisch“ suchen.
Nichts überstürzen
Wenn es nicht gerade um das absolute Traumstück geht, lohnt es sich immer, ein wenig abzuwarten und Preise zu vergleichen sowie die (oft hohe) Fluktuation zu beobachten, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Geduld und Durchhaltevermögen
Ist man auf der Suche nach einem ganz bestimmten Möbelstück oder einem Stil, sollte man sich in Geduld üben, statt unmittelbar eine Alternative, die man im schlechtesten Fall doch nicht schön findet, zu kaufen. So habe ich etwa drei Monate nach einem Beistelltisch aus Glas gesucht, bis ich schließlich fündig wurde. Außerdem: Es lohnt sich, immer wieder auf der jeweiligen Plattform oder in Geschäften nachzuschauen, denn es werden täglich zahlreiche neue Anzeigen und Angebote eingestellt.
Neue Orte
Wenn ein Besuch in der Heimat, bei Freund*innen oder ein Urlaub in gänzlich anderen Städten stattfindet, ist es sinnvoll (wenn man denn Lust hat), zuvor auf Ebay Kleinanzeigen zu schauen, ob nicht vielleicht das Objekt der Begierde ganz in der Nähe angeboten wird. Oftmals sind die Chancen, dass Möbelstücke oder Dekoobjekte in kleineren Orten noch vorhanden sind, höher als in Großstädten — vor allem, wenn es um ältere Stücke, die jetzt wieder moderner werden, geht. Auch einer unserer Tische stammt aus einem kleinen Ort in der Nähe meiner Heimatstadt (mein Freund holte ihn schließlich während eines Familienbesuches ab).
Teil 3: Shops, Plattformen & Orte
Flohmärkte
Zumindest vor Corona schienen Flohmärkte die nahe liegendsten Orte für eine Interior-Schatzsuche zu sein. Wer früh genug aufsteht, findet mit ein bisschen Glück jede Menge bezahlbare Stücke, wie etwa Geschirr, Vasen und Dekoobjekte. Ich persönlich bevorzuge Flohmärkte in kleineren Orten und Städten, weil es hier meist weniger überteuert ist. So fanden zwei meiner Freundinnen und ich einst etwa meine liebsten Kaffeetassen für einen Euro sowie eine Mushroom Lampe für 25 Euro auf einem Flohmarkt in Darmstadt.
Ebay / Ebay Kleinanzeigen
Keine Frage, die Menge des Angebots sowie teils unfreundliche (oder gar keine) Antworten auf Ebay und Ebay Kleinanzeigen können durchaus ganz schön überfordern oder gar frustrieren. Dennoch habe ich die besten Fundstücke bisher auf Ebay Kleinanzeigen gekauft. Hier greifen Teil 1 und 2 des Artikels übrigens besonders, eine vorherige Recherche sowie die Suche nach verwandten Begriffen, Materialien, Oberbegriffen und die Berücksichtigung von Rechtschreibfehlern können sich lohnen.
Etsy
Möbel habe ich bei Etsy zwar noch nie gekauft, dafür aber verschiedenen Kleinkram wie etwa Vasen und Geschirr. Doch auch Lampen, Skulpturen und Bilder findet man hier eine ganze Menge. Teils muss man mit höheren Preisen rechnen, denn: Die Verkäufer*innen auf Etsy gehen oftmals mit dem Trend, wissen also ganz genau, dass sie einzelne, begehrte Stücke für mehr Geld verkaufen können. Ähnlich wie bei Ebay Kleinanzeigen kommt man hier mit einer guten Ausdauer und der Suche nach Oberbegriffen (z.B. Kategorie und Farbe) meist näher ans Ziel.
Secondhand & Vintage Shops vor Ort (& Online)
Einige unserer Möbel kauften wir direkt in Berliner Seconhand und Vintage Stores. Gerade, wenn man den Mid Century Stil mag, wird man hier eine ganze Reihe an schönen Läden finden (um einige in Berlin zu nennen: Stilraum Berlin, Out of Use Berlin, Vintage Galore, Furniture Garden, Wohnzone Berlin, My Next Furniture oder Faible Furnishings). Einige der Anbieter*innen restaurieren die Möbelstücke, polstern und beziehen sie also neu, oder schleifen ölen sie. Preislich muss man hier demnach mit ein bisschen mehr Geld rechnen, dafür ist der Zustand meist wie neu. Ein kleiner Tipp für alle, die in oder um Frankfurt am Main wohnen: Epiphany hat neben großartiger Vintage Mode auch ausgewählte, kleinere Secondhand-Stücke aus dem Interior-Bereich.
Pamono
Wer auf der direkten Suche nach Designerstücken ist, kann sich auf der Plattform Pamono austoben. Hier bieten Händler*innen aus der ganzen Welt ausgewählte Möbel aus verschiedenen Jahrzehnten an. Die Preise sind hier zwar wesentlich höher (mir persönlich waren sie bisher zu hoch), dafür lernt man eine ganze Menge über Designer*innen, Stile, Materialien und Einzelstücke und kann sich ganz nebenbei inspirieren lassen. Eine kurze Anekdote: Bevor ich einen meiner Beistelltische aus Glas bei Ebay Kleinanzeigen fand, verliebte ich mich auf Pamono in ihn. Dort war er mir (glücklicherweise) jedoch wesentlich zu teuer, beim Privatkauf sparte ich letztlich über 90 Prozent des Pamono-Preises — eine längere Suche und etwas Geduld können sich also mehr als auszahlen.
Nun kennt ihr es, mein geballtes Wissen, das ich mir über die Zeit angeeignet habe. Ich hoffe, es hilft der*dem ein oder anderen von euch bei der nächsten Suche nach gebrauchten Interior-Schmuckstücken. Und wie immer gilt: Weitere Tipps dürfen nur allzu gerne in den Kommentaren geteilt werden.