Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich in den vergangenen zehn Jahren schon über meine Periode geredet oder über sie geschrieben habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht damit aufhören werde – bis die Leute irgendwann leidenschaftlich gern darauf verzichten, ihre Tampons zur Restaurant-Toilette zu tragen als handle es sich hierbei um illegale Hehlerware; diese anerzogene Scham bricht mir jedes Mal das Herz. Bis auch der allerletzte cis-Mann in meinem Umfeld kapiert hat, dass es da nichts zu kotzen gibt und die Binden-Industrie endlich mit dieser bescheuert-sterilen blauen Blut-Attrappe Schluss macht. Die Periode ist ein Politikum und auch privat von großer Relevanz, für jeden menstruierenden Menschen, aus unterschiedlichen Gründen.
Mit „menstruierenden Menschen“ fängt es nämlich schon an, denn auch ich musste irgendwann einmal meine heteronormative Bubble verlassen, vieles verlernen und schließlich lernen, dass nicht nur Frauen potenziell ihre Tage bekommen können, sondern jede Person mit Uterus. Mich korrigieren, weil Sprache mächtig ist. Ich musste lernen, dass die Arbeit von Organisationen wie Period – The Menstrual Movement unabdingbar ist in einer Welt, in der das Menstruieren bis heute eng mit sozialen Fragen verknüpft ist, mit Stigmata, Armut und Gewalt. Ich musste lernen, dass es ein Privileg ist, überhaupt regelmäßig zu bluten. Und Schmerzen zu haben, die keine Begleiterscheinung von zum Beispiel Endometriose sind, einer wahnsinnig weit verbreiteten Krankheit, über die noch immer viel zu wenig gesprochen wird, obwohl längst ganze Bücher wie Beating Endo: How to Reclaim Your Life from Endometriosis über sie geschrieben wurden. Wenn ich also jammere, dann auf hohem Niveau.
Ich bin gesund und fruchtbar. Und trotzdem suche ich spätestens seit der Geburt meines Sohnes vor etwa fünfeinhalb Jahren nach einer Lösung für meine immer heftiger ausfallenden Stimmungsschwankungen und PMS-Symptome, nach einer funktionierenden Alternative zu Schmerztabletten, die bisher mein einziger Strohhalm der Hoffnung waren, wann immer mein Unterleib sich anfühlte, als würde er sich selbst verspeisen. Ich habe nämlich so gut wie alles ausprobiert, gegen die allmonatlichen Krämpfe, existenziellen Sorgen, depressiven Verstimmungen und die Übelkeit, gegen die bodenlose Reizbarkeit, die Rückenschmerzen und das Taubheitsgefühl in den Oberschenkeln. Gegen meine Laune, die sieben Tage Regenwetter nach Urlaub im Paradies klingen lässt, gegen die plötzlichen Zweifel und die regelmäßigen – ich muss das wirklich so sagen – geistigen Totalausfälle. Wer ist sie?, denke ich im Angesicht meiner Periode nicht selten über mich selbst, und: Hoffentlich bleibt die Scheißkuh nicht für immer.
Ich habe eure Tipps befolgt, meditiert, literweise Tee gesoffen, The Woman Code gelesen, mich monatelang akribisch mit meinem Zyklus auseinandergesetzt, um ihm dann wieder keinerlei Beachtung zu schenken, ich habe gehofft, es sei Einbildung oder mindestens so etwas wie eine Self Fulfilling Prophecy, aber nichts da, ich habe es mit Mönchspfeffer (hat nicht geklappt) und Masturbation (hilft, aber nur kurz) versucht, mir Clary Calm Öl hinter die Ohren geschmiert und Globuli bestellt. Ohne nennenswerten Erfolg.
Dabei erwartete ich gar kein Wunder, sondern einfach nur die Fähigkeit, während der PMS- und Periodenzeit ich selbst zu bleiben.
Ich will vorsichtig sein mit allem, was ich im Folgenden sage, denn ich bin ich und ihr seid ihr – eine Garantie gibt’s also nicht, aber vielleicht ja Hoffnung. Denn CBD-Öl hat mir ein Stück weit Frieden gebracht. Mich mit meiner Periode versöhnt. Und mit meinem PMS-Selbst.
Was ist CBD-Öl?CBD (Cannabidiol) ist ein Bestandteil der weiblichen Hanfpflanze. Er ist bitte nicht mit THC zu verwechseln, denn erstens ist er legal und zweitens hat er keinerlei psychoaktive, dafür aber allerhand anderweitig bereichernde Eigenschaften:
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Vor etwa fünf Monaten habe ich angefangen, CBD-Öl zu benutzen. Zu Beginn habe ich dabei allerdings nicht im Geringsten an meine Periodenbeschwerden gedacht, sondern es vielmehr gegen meine gelegentlichen Stressmomente angewandt, in denen ich nicht selten wie ein kopfloses Huhn durch die Wohnung laufe. Früher standen für solche Fälle immer irgendwo Rescue Tropfen aus Bachblüten in der Wohnung herum. Die haben, im Gegensatz zu CBD, trotzdem nur so mittel bis gar nicht geholfen.
Dann aber schrieben mir Jule und Anni von Im Gegenteil. Ob ich nicht Lust hätte, ihr Deine Tage Bio CBD-Öl, das in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen Alpinols entstanden war, zu testen. Alles was nötig ist, danke, gern.
Da kamen sie also reingebrettert, die ersten Anzeichen meiner nahenden Menstruation. Diesmal nicht, dachte ich, und träufelte mir behutsam ein goldgelbes Tröpfchen unter die zornige Zunge. Ich glaube, meine Augen wurden für einen kurzen Moment ganz groß und glubschig, ein Déjà-vu war das, weil alles wie damals schmeckte, als ich zu viele Hasch-Brownies gefuttert hatte, in unserer WG-Küche auf einem Stuhl einschlafen und irgendwann auf einem taubenblauen Samtsofa wieder aufgewacht war, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Manche mögen diesen Geschmack ja. Als würde man an einem Joint lutschen, schrieb Jule. Stimmt womöglich, igitt. Und trotzdem glaube ich, dass auch dieser Punkt irgendwie Sinn ergibt, weil das Gehirn einen kleinen, spürbaren Schubser zuweilen doch zu brauchen scheint. Könnte man CBD-Öl wie Wasser saufen, käme mir das jedenfalls auch nicht ganz richtig vor.
„Gerät das körpereigene Endocannabinoid-System aus dem Gleichgewicht, stellt CBD die Balance wieder her. Deshalb werden wir umgangssprachlich auch nicht „breit“ oder „stoned“, denn CBD wirkt nicht im Gehirn. Dennoch wird das System sozusagen wieder ins Gleichgewicht gebracht – mit pflanzlicher Hilfe.“ – Im Gegenteil |
Gemerkt habe ich trotzdem: überhaupt nichts. Selbst schuld, denn statt mir erst einmal Wissen anzueignen, ging ich nichtsblickend davon aus, ein einziger Tropfen sei genug. Zwei Tropfen, die mögen unter Umständen schon zu helfen in der Lage sein, aber zehn Tropfen sind je nach Bedarf nunmal auch erlaubt. Also rein damit, ich bin da generell nicht zimperlich. Und tadaa, nach etwa einer halben Stunde fühlte ich mich zum ersten Mal seit Monaten oder gar Jahren erhaben und bereit, dem PMS-Monster in mir die Stirn zu bieten. Warum genau, das hinterfrage ich bis heute nicht. Reine Kopfsache oder krasse Wirkung? Ist in diesem Fall nicht von Interesse, das Resultat bliebe ja das gleiche. Ein leichter Glaube an eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt ist wahrscheinlich ohnehin die Grundvoraussetzung für das Gelingen eines solchen Selbsttests.
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Traurig und träge wurde ich trotzdem noch. Bis der brüllende Schmerz einsetzte, wegen dem ich mich sogar schonmal in unsere Dusche erbrach – da war ich ganz schnell wieder auf 180. Also nochmal schnell die gleiche Dosis hinterher gekippt. Schließlich: Erleichterung, zumindest ein bisschen. Ibus mussten dennoch her. Etwas enttäuscht verabschiedete ich mich vorerst von der so sehnlichst herbei gewünschten Heilung und tippte sauer „Wieder nur ein kack Hype“ in meine Handytastatur.
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Einen Monat später, drei Tage vor der Periode. Mood: miserabel. Kurze Zündschnur, Unzufriedenheit, pralle, schmerzende, schielende Brüste mit Beulen. Diesmal träufelte ich mir mit allerhand Schalk und Kater im Nacken gleich nach dem Aufwachen zehn Tropfen CBD-Öl unter die Zunge. Ich ließ den goldenen Saft der Zuversicht viel länger (ein)wirken, versuchte ihn so langsam wie möglich durch die Schleimhäute sickern zu lassen, schluckte erst als nichts mehr ging (nach etwa sieben Minuten) und ließ mich nochmal kurz in die weichen Kissen fallen. Mir wurde warm, auch ums Herz. Bis zum Mittag vergaß ich, dass ich im Morgengrauen noch fest davon ausgegangen war, das würde hundert Sack der schlimmste Tag des Monats werden. Und als ich merkte, dass es abermals bergab ging, legte ich geistesgegenwärtig nach. Insgesamt zwei Mal. In den kommenden Tagen blieb ich dabei: 3x am Tag 10 Tropfen (so handhabe ich es bis heute). Entgegen jeder Annahme werde ich davon übrigens nicht müde oder schläfrig, sondern nur sehr angenehm ruhig. Mein Teenager-Ich hätte es vielleicht so erklärt: 1x Golden Chill aus der Pipette zum Mitnehmen, bitte.
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Obwohl mittlerweile ehrlicherweise auch ähnliche Produkte meine Neugier wecken, bleibe ich Jules und Annis Deine Tage Öl wohl auf ewig treu. Tipps zur Anwendung lassen sich dennoch schwer verallgemeinern, weil wir alle so verschieden sind, zum Glück. Den einen hilft etwa eine schrittweise Steigerung der Dosis, andere schöpfen gleich zu Beginn aus dem Vollen. Beipackzettel gibt es nicht (verboten, weil kein Medikament), weshalb der Erfahrungs-Austausch diesbezüglich so schrecklich wichtig ist. Ich zum Beispiel packe außerdem am berüchtigten Heute-gehe-ich-allen-an-die-Gurgel-Eisprung-Tag ein paar Tropfen in meinen Frühstückstee, nehme bei größerem Unwohlsein, Stress oder Sorgen auch mal drei, vier Tropfen zwischendurch und bin mittlerweile sogar kurz davor, dem Fläschchen einen Kosenamen zu verpassen – weil es sich inzwischen anfühlt, als seien wir richtig dicke Verbündete. Das mag von außen betrachtet ulkig klingen, aber ich könnte diesem Öl vor lauter Dankbarkeit wirklich den rosenroten Flaschenbauch küssen. Mal hilft es mehr, mal weniger, aber immer: ein bisschen. Und manchmal, da kommt es mir wie ein kleines Wunder vor.
Vergangene Woche konnte ich meine Periode zum allerersten Mal seit sage und schreibe sechs Jahren ohne Schmerzmittel überstehen, hallo.
Gut, in einem besonders grässlichen Augenblick habe ich mir kurz mal ganz intuitiv den halben Bauch mit CBD eingerieben und geknetet, aber dann, ja dann lag ich ganz selig da, wie auf Watte gebettet. Nicht breit, weil das nunmal nur THC bewirken kann, aber der Moment, in dem die Schmerzen verschwanden, fühlte sich nach Himmel an. Und das ist noch nicht einmal das Beste. Denn das kommt zum Schluss:
Ich kann wieder ich selbst sein, sogar high on PMS.
All die Gefühle sind zwar noch da, auch das Motzen und Weinen und Verzweifeln, aber viel seltener und milder, viel erklärbarer, viel näher an mir dran. Ich glaube, das Schlimmste war bisher diese immer wiederkehrende Woche der Fremdbestimmung, die lähmende Gewissheit, gefangen in meinem Körper zu sein und absolut nichts dagegen tun können. Jetzt, so scheint es, kommt die Kontrolle zurück – und mit ihr die Dankbarkeit für alles, was ich bin und in mir trage. Verzeih mir also, Uterus. Ich glaube nämlich, ich bin endlich bereit, wieder deine Freundin zu sein.
*Detaillierte Infos zu CBD Öl und Deine Tage im Speziellen findet ihr hier.
*Solltet ihr unter starken zyklusbedingten Symptomen wie Schmerzen oder Niedergeschlagenheit leiden, sucht euch bitte schnellstmöglich medizinische Unterstützung, bzw. Beratung.