All Eyes On: Yin & Yang als Mode-Trend

07.09.2020 Mode

Ist das Yin und Yang Symbol auf Kleidungs- oder Schmuckstücken zu sehen, dürften sich viele von uns in die 90er Jahre zurückversetzt fühlen. Immerhin war es bereits damals, bevorzugt in der Grunge-Bewegung, häufig zu sehen, breitete sich auf Leggings, weiten Pullovern und Batik-T-Shirts aus, trat in Form von Choker-Ketten oder, in Extremfällen, Tattoos auf. In diesem Jahr, das zeigt bereits ein kurzer Blick auf diverse Labels, feiert das Symbol ein Comeback in der Mode — doch was bedeutet es überhaupt und wie wird es bis heute in der Mode genutzt? 

Mehr als nur Gegensätze

Tatsächlich stammt das Konzept von Yin und Yang aus der chinesischen Philosophie, insbesondere aus dem Daoismus. Während das Yin die schwarze, feminine Seite repräsentiert, steht das Yang für die weiße, männliche. Die beiden Punkte innerhalb der jeweiligen Elemente geben bereits einen Hinweis auf die Bedeutung des Symbols, denn, so erklärt es John Bellaimey in einem TED-Ed Video, beinhaltet alles auch stets einen Anteil des Gegenteils. Demnach handelt es sich bei Yin und Yang also nicht um komplette Gegensätze, sondern vielmehr um Elemente, die miteinander verbunden sind und ineinander übergehen können. So beschreibt Bellaimey etwa die Sonnenstrahlen als Yang, den Schatten hingegen als Yin oder aber die Eierschale als Yang und das Ei selbst als Yin. Während verschiedene Religionen und Weltanschauungen stets eine ausschließlich gute höhere Macht und, in einigen Fällen, einen ausschließlich bösen Gegenpart beinhalten, zeigt Yin und Yang vielmehr auf, von beiden Seiten zu lernen. Weiterhin erklärt Bellaimey, dass Anhänger*innen des Daoismus in Harmonie mit dem Leben leben, also nicht gegen den natürlichen Fluss des Universums ankämpfen. In der Praxis kann das etwa bedeuten, auch einmal einen Schritt zurückzugehen, um schneller voranzukommen, häufiger zuzuhören, statt ständig zu streiten, aber auch, sich nicht darum zu sorgen, die*der Beste zu sein, sondern stets man selbst zu bleiben und nicht zuletzt ein möglichst simples Leben zu führen.

Seit einiger Zeit ist zudem immer häufiger eine Abwandlung des klassischen Yin Yang Symbols zu sehen: Statt aus zwei Elementen besteht das sogenannte Yin Yang Yuan Symbol aus drei Teilen. Während das dritte Element in einigen Interpretationen für die Polarität steht, wird das Zeichen in seiner Gesamtheit mittlerweile auch von der Transgender-Community verwendet.

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Yin und Yang auf den Laufstegen

Ob sich Designer*innen tatsächlich von der eigentlichen Bedeutung des Symbols inspirieren haben lassen, die 90er Jahre neu aufleben lassen wollten oder bloß das Design als ästhetisch genug empfanden, bleibt oftmals offen, dennoch fand das Zeichen seinen Weg in den vergangenen Jahren mehr als einmal auf die internationalen Laufstege. So verzierte Stella McCartney im Rahmen ihrer Resort 2015 Kollektion gleich mehrere Designs wie etwa Shorts und Hemden mit Yin und Yang Elementen, kombinierte diese zuweilen mit Lotusblüten oder interpretierte sie in Form von zweifarbigen Masken neu.

 
 
 
 
 
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Deutlich weniger verspielt als vielmehr minimalistisch nahm sich das dänische Modelabel Saks Potts dem Symbol an und schmückte für seine Autumn Winter 2019 Kollektion, die ganz im Rahmen des Spa-Welten sowie der Self-Care stand, sowohl einen weißen Bikini als auch Handtücher und Taschen mit dem chinesischen Symbol.

Wiederfinden konnte man Yin und Yang jüngst auch in der Autumn Winter 2020 Kollektion der dänischen Brand Munthe: Statt das klassische Symbol mit seinen schwarzen und weißen Farben zu präsentieren, entschied sich Designerin Naja Munthe jedoch für die dreiteilige Variante: Mit je einem schwarzen, weißen sowie regenbogenfarbigen Element möchte sie alle Nuancen und Facetten unserer Gesellschaft sowie eines jeden Individuums repräsentieren. Zu sehen war es mal in Form eines All-over-Prints, mal in Form eines einzelnen, großen Prints auf locker geschnittenen Mini-Kleidern und weißen Blusen.

von links nach rechts: Stella McCartney, Saks Potts, Munthe (via Vogue Runway)

Yin und Yang als Modetrend

Doch nicht nur auf den Laufstegen findet das Symbol statt, denn im vergangenen Jahr haben es sich kleinere Brands schon längst zu eigen gemacht: Paloma Wools Yin Yang Sandalen mit dem Namen „Balance“ erlangten ebenso Popularität wie die Ringe, Haarspangen und Ketten des Schmucklabels Wilhelmina Garcia oder aber die plüschigen Stiefel aus dem Hause Brother Vellies. Wer es dezenter angehen möchte, findet diverse Designs (etwa T-Shirts und Häkeltops) der Marke Staud, verschiedene Handyhüllen oder kleine Kreolen mit Yin & Yang Anhängern der Hamburger Brand Hola Amor E. Studios — allesamt weniger „grungy“ als in den 90er Jahren, präsentieren sie sich heute vielmehr verspielt, modern oder gar extravagant, sind dabei bei sämtlichen Modebloggerinnen und Influencerinnen à la Blanca Miro und Gabby Schwan zu sehen. Die schönsten Ausführungen des Trends habe ich euch noch einmal auf einen Blick zusammengestellt:

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3 Kommentare

  1. Johanna

    Danke für den Artikel! Mich beschäftigt bei solchen Trends in letzter Zeit zunehmend die Frage nach „cultural appropriation“ bzw. wo die feine Grenze zwischen kultureller Aneignung und kulturellem Austausch liegt (ich vermute, dass das hier nicht unbedingt problematisch ist, da es sich nicht um ein Symbol einer unterdrückten Minderheit handelt – sicher bin ich mir aber nicht). Fabienne war ja kürzlich bei einer spannenden Podiumsdiskussion zum Thema (https://www.youtube.com/watch?v=Cf1v2BB9Wbc) und ich würde zu gerne mehr darüber lesen. Hat jemand einen Tipp für einen längeren Artikel, der die wissenschaftliche Forschung zum Thema populärwissenschaftlich/sachbuchartig zusammenfasst?

    Antworten

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