Recap: Berlin Festival 2011- „Und dann kam Skrillex“

12.09.2011 Allgemein, Musik, Wir, Event, Berlin

Recap ist, um das schonmal vorweg zu nehmen, irgendwie das falsche Wort, fast schon eine Lüge. Denn so ein richtiger Festivalrückblick beinhaltet für gewöhnlich allerhand Pipapo und massenhaft Bilder, die von Stunde zu Stunde verschwommener werden und am Ende sich freudig räkelnde Menschenmassen in Ekstase zeigen. Wir haben uns geräkelt und geschwitzt, Armbanduhren verloren und jegliche Kraft aus dem Körper geprügelt, aber Fotos haben wir davon nicht. Vielleicht haben wir vergessen, den Auslöser zu drücken, vielleicht hatten wir auch einfach keine Lust, Momente durch Blitzlichtgewitter zu zerstören.

Genau deshalb schreiben wir diesmal auch einen recht spartanischen Artikel. Überhaupt schreiben wir diesen Artikel nur, weil wir nicht wissen, wohin mit unserer Euphorie. Und weil wir Berlin Festival Musik teilen wollen, mit euch.

Wir kamen zu spät, beide. Erst am Samstag trudelten wir ein, ich nach achtstündiger Autofahrt wegen meines Heimatbesuchs und entsprechend träge, ließen uns faul auf dem Tempelhofer Feld die weiße Bildschirmhaut verbrutzeln, aßen fettige Pizza von Mario, tranken Bier aus Plastikbechern und rauchten Kette mit Monsieur Jens, der bis heute unerkannt bleiben will, und meinen lieben Freunden Ben und dessen optischem Zwilling Änna Thunderstruck. Klingt langweilig, war es aber nicht. Weil kein MDMA der Welt Beirut das Wasser reichen kann, weil Boyse Noize die Menge zum Niederknien brachte, weil die Beginner uns in vorpubertäre Gefühlslagen katapultieren. Weil all die Töne und der Bass uns betrunken gemacht hatten und wir schreien wollten vor lauter Endorphinen. Haben wir auch gemacht.

 

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=_rS1FigMwtQ[/youtube]

 

Mitternacht, in etwa. Alle waren sie da, ihr vielleicht, die gesamte Jägermeister Wirtshaustruppe, und irgendwo mittendrin wir. In der Arena, pünktlich zu Public Enemy, ein paar Minuten weit entfernt vom Dubstep-Gewitter. Ich dachte, besser könnte es nicht werden, aber dann kam Skrillex. Hirn weg, Atem weg, Klamotten weg.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=WSeNSzJ2-Jw&feature=player_embedded#![/youtube]

[vimeo]http://vimeo.com/27911262[/vimeo]

Einbrechen in den Boden und am anderen Ende der Welt wieder rauskommen, das hatten wir bereits und wir haben es jedes Mal auf’s Neue. Nur noch fühlen und Energie bündeln, um bereit zu sein, wenn die Welle über dir zusammen bricht. Zusammenfallen, zu Grunde gehen und aufstehen, wenn alles vorbei ist. Klitschnass standen wir in der Menge, getränkt in eigenem und fremdem Schweiß, die Haare klebten im Nacken. Und es war egal.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wjthx1GKhUI&feature=related[/youtube]

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=xeYRAF1GSSs[/youtube]

Mr. Oizos Beats sind das letzte, was sich in mein Hirn gebrannt hat. Weiter will ich gar nicht denken, denn Gedanken sind fehl am Platz, wenn tausend Knoten aus Gefühlen deine Adern fast zum Platzen bringen. Das ist, was Musik mit mir macht. Das ist, warum du bis zum Hals in Scheiße stecken kannst und trotzdem rosarot siehst, pausenlos.

Danke an die beiden phänomenalen Mit Vergnügen-Jungens Matze und Pierre, ohne die wir gar nicht da gewesen wären, und an alle lieben Menschen, die mit uns tonnenweise Glückshormone in die Welt geschüttet haben, Danke an Marcel fürs Händchen halten während der Donner uns in der Masse packte. Traurig sind wir trotz allem ein bisschen, denn wir haben Oh Land, Pantha Du Prince, Mount Kimbie und viele, viele mehr verpasst. Gut ist: Ein nächstes Mal wird kommen.

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4 Kommentare

  1. Ines

    das schreibst du sooo schön. da braucht man gar keine fotos.
    und jetzt bin ich erst richtig traurig, dass ich nicht da war. ach, mensch…

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  2. Nadja

    Komplette Bestätigung von meiner Seite. Ich war doch ziemlich am Zweifeln ob es Skrillex schafft, die immer gestylten und coolen Berliner zum Tanzen zu bewegen. Hinzu kam, dass alle nach den langen Tagen doch recht schwere Beine, oder – wie ich – Körper hatten, die nur auf Stand By zur Arena geschleift worden sind.

    Und dann kam Skrillex. Und es kam Energie. Und so bescheuert es sich anhört, hat jeder, ein Stück von dieser Energie, die der Nerd da oben produziert, abbekommen und ich war wach. Und fröhlich. Und ohne schwere Gedanken. Und hab getanzt ohne zu wissen, wie man dazu tanzen soll. Arme und Beine flogen durch die Halle. Yay! Und ich war feddich mit der Welt. Und ich sah scheiße aus. und war glücklich. Das hat Tempelhof nicht geschafft.

    Hach Skrillex.

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  3. Antonia

    das war auch mein wochenende. boys noize und mr oizo ich spüre sie alle noch in meinen beinen, wenn ich darauf achte. es war grandios.
    ich habe die augen nach euch offen gehalten, aber euch nicht erblickt, dann auf diesem wege: tausend dank für die verlosung und dieses bombastische wochenende! ♥

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