Ich hätte es ja selbst nicht mehr für möglich gehalten, dass eine digitale Modewoche mich einmal so berauschen und glückselig zurücklassen würde, aber die Copenhagen Fashion Week hat es gestern wirklich und wahrhaftig geschafft:
Und zwar dank Herzblut und Leidenschaft, anders kann ich es mir nicht erklären. Denn für die digitalen Inszenierungen präsentierten die Labels ihre Kreationen nicht einfach auf einem Runway und filmten das Ganze ab, papalapapp: Baum + Pferdgarten, Ganni, Stine Goya, Gestuz und so viele andere produzierten kleine Moodfilme, die sich dem Zeitgeschehen widmeten, Politisches dabei keineswegs aussparten, und Gefühle mit der jeweiligen Brand DNA verknüpften. Aber vor allem machten die Dän*innen ihre Hausaufgaben, präsentierten einen deutlich diversere Modelcast und widmeten sich verschiedenen Nachhaltigkeitszielen. Und das ist leider auch 2021 noch immer nicht selbstverständlich!
Von daheim aus dabei sein, war nie schöner. Bereit für Teil 1 unserer Highlights der Kopenhagener Modewoche?
Ganni |
„Forever Love“
Und diesen Titel nehme ich beim Namen, denn wenn es um uns und Ganni geht, dann kann man an dieser Stelle wohl wirklich von „Forever Love“ sprechen. 2013 traf ich Ganni-Design-Mastermind und Head-of-Everything Ditte Reffstrup zum ersten Mal zum Interview und es kam, wie es kommen musste: Zack, verknallt. Seitdem hat sich bei Ganni einiges getan und das Label entwickelte sich vom lieblichen Brand zum Zeitgeist-Versteher der Stunde – mit einer Fanbase, die längst über die Grenzen Dänemarks hinausgeht. Die gestrige Präsentation gestern also ganz im Zeichen der Liebe zur Musik, schließlich kann genau die uns Zeiten wie diesen so sehr über alles hinweghelfen, wie kaum etwas anderes.
Eines steht fest: Cardigans und Pullunder mit zig Ganni-Logos (welch ein Fanartikel!),
apfelgrüne Kreationen, Strickstücke mit Schlaghosen, Zweiteiler in Braun und natürlich Blusen in Überlänge stehen schon jetzt auf der Wunschliste. Und was sagt ihr?
In GANNI’s neuer Herbst/Winter 2021 Kollektion dreht sich alles um die Liebe, um die Liebe zur Musik im Besonderem. Die Kraft eines Songs, uns an andere Ort u versetzen – auch zu Zeiten, in denen das nicht möglich ist – diente ihr als Inspiration und so wird die neue Kollektion dieses Jahr statt als Laufsteg Show in Form einer musikalischen Life Performance präsentiert.
Das beliebte Quiltmuster wird diese Saison erstmals auf Leder und Oberbekleidung übertragen, um den Materialien eine besondere Textur und Struktur zu verleihen. Die Farben Braun und Grün spielen in dieser Kollektion eine tragende Rolle, wobei zeitloser Paisley-Print, der nach Rock’n’Roll schreit, in unterschiedlichen Braunschattierungen oder ein brauner Oversized-Anzug lässig durch neongrüne Details, zum Beispiel an Turnschuhen, ergänzt werden, um einen besonders rockigen Grunge-Look zu kreieren. Pullunder und Cardigans tragen das GANNI-Logo auf sich und das gestrickte Woll-Beret ist jetzt schon das Key Accessoire für den Winter.
BAUM + PFERDGARTEN |
„The Lockdown Show“
21 Persönlickeiten wählte Baum + Pferdgarten (Affliate Link) für ihre Herbst/Winter 21 Inszenierung aus, um in Eigenregie die Looks der Show zu präsentieren und daraus eine kleine „Lockdown“-Community aka Baum + Pferdgarten Familie im Video-Format werden zu lassen. Auf Instagram wurden die Bildern schließlich auf den jeweiligen Accounts präsentiert – und die verlinkten sich geschickt untereinander weiter, um sich nicht nur von Look zu Look durch die gesamte Show zu klicken, sondern jeweils auch immer in die Welt der ein oder anderen Protagonist*in einzutauchen. Mit dabei: Zum Beispiel Julia Dalia, Anuthida, Sissi Pohle und Pat.
So eine schöne Idee!
Stine Goya |
„Grunge Euphoria“
Es ist schon verrückt, wie viel Leidenschaft, Muße und Anspruch die Dän*innen in ihre Inszenierungen in diesem Jahr gesteckt haben und wie sehr wir uns diese Liebe zum Detail und dieses Feuer für andere Labels wünschen würden. Wobei: Wir wundern uns eigentlich kaum, dass sich die Macher*innen der Kopenhagener Modewoche mit so viel Herzblut ihren digitalen Präsentationen gewidmet haben, immerhin zeugten auch die Modenschauen live vor Ort stets einem ganz besonderen Anspruch. Und so wundert es nicht, dass the one and only Stine Goya mit einem hinreißenden Film zur Show aufwartete und durch eine sehr persönlichen Geschichte beeindruckt.
Zwar gerät die Kleidung damit ein klein wenig in den Hintergrund, treue Stine-Goya-Fans werden aber mit einem unheimlich schönen Gefühl ummantelt, das nachhallt. Unbedingt anschauen!
Wood Wood |
„Rendezvous“
Rennende Protagon*isten, die nur ein Ziel haben: Sich zu treffen! Wood Wood spielt ganz offensichtlich mit unseren Sehnsüchten und weckt Erinnerungen an eine Zeit, in der wir uns ganz selbstverständlich umarmten und uns auf den Weg zu unseren liebsten Menschen machten. Lange ist das her, gefühlt ewig.
Vielleicht schafft es Wood Wood mit dieser Empathie und diesem Gefühl langsam wieder zurück in unser Herz, immerhin war das Label für uns einst eines der wichtigsten Dänemarks überhaupt – und dieser Zeit trauern wir tatsächlich immer noch ein klein wenig hinterher.
Wood Wood, lauf und finde dich endlich wieder so richtig selbst. Du weißt schon, um uns wieder zu finden. Wie damals. Das wäre doch so unendlich schön!
Gemeinsam mit dem preisgekrönten dänischen Regisseur Fenar Ahmad stellt Wood Wood seine kommenden Woman & Man Designs exklusiv durch einen saisonalen Film vor – „Rendezvous“.
Ahmads Produktionen haben in der Vergangenheit national und international für Begeisterung gesorgt, darunter Dokumentationen, Kurzfilme sowie die Spielfilme„Valhalla“ oder „Darkland“. Für Wood Wood kreierte er eine dynamisch atmosphärische Darstellung der Kopenhagener Betonlandschaft […]. Fenar Ahmads Rendezvous zeichnet Charaktere auf, die „eine Verbindung suchen“, von unterbewussten Bewegungen geleitet und vom Wunsch getrieben, sich zu treffen.
„Wir wollten ein filmisches Universum präsentieren, das das Jetzt reflektiert. Eine Zeit, in der die Unsicherheit vom Instinkt überstimmt wird. Das Konzept reflektiert darüber hinaus Wood Wood fast zwanzig Jahre nach unserer Gründung und kann als das erste Rendezvous mit der Zukunftsversion von Wood Wood beschrieben werden“, e
rklärt Karl-Oskar Olsen, Co-Founder und Creative Director von Wood Wood.
Gestuz |
Eine Kollektion ohne Titel? Den braucht es bei Gestuz im Winter 2021 erst gar nicht, schließlich sprechen Kollektion und Casting doch auch irgendwie für sich allein, oder?
Es sollte Gestuz Runway Debüt nach einer sehr, sehr langen Zeit Pause sein, aber statt Trübsal zu blasen, bastelten Designerin Sanne Sehested und ihr Team an einer Inszenierung, die sich dem Detail widmete:
Denn nicht nur die diverse Modelwahl fiel ins Auge, auch die Detailaufnahmen der einzelnen Kollektionsstücke wurden zum größten Bestandteil der Show. Was wir uns merken werden? Braune Töne und das Comeback subtiler 90er Jahre Sexyness. Ich bin jedenfalls riesengroßer Fan und hoffe inständig, dass das physische Show-Comeback im Sommer nachgeholt wird!
MALAIKARAISS |
„Citizen M“
A film inspired by 90‘s camcorders and Tik Tok
Ein klein bisschen sind wir natürlich noch immer traurig, dass Malaika Raiss der Berliner Modewoche den Rücken gekehrt hat, um weiter zu wachsen und sich neuen Gefilden zu widmen, ein klein wenig können wir es aber natürlich verstehen. Die Luft in Kopenhagen ist einfach anders: freier, wilder, furchtloser und befruchtender – und damit meinen wir alle Seiten: Veranstalter*innen, Publikum und Unterstützer*innen. Aber nun, so weit entfernt ist Dänemark keineswegs und heimlich reiht sich die Berliner Designerin so ja nun eben auch in die Riege unserer liebsten Labels, nicht wahr?
Mit „Citizen M“ bleibt sich MALAIKARAISS also furchtbar treu, wagt eben auch mehr.
Das Label wirkt frischer und wacher denn je und transportiert Spaß und Leichtigkeit – etwas, das hierzulande leider oft noch fehlt. Spaß, dank Capsule Wardrobe, dank offenem, wachen Blick, leuchtenden Farben und Silhouetten, die uns nicht einengen. Danke dir, Malaika!