Seit ein paar Tagen fühlt es sich so an, als hätte man dich unter eine Glasglocke gesteckt. Die Welt dreht sich in Zeitlupe und um kleine kleine Gedanken, die im Kopf fangen spielen, sich verknoten und verirren, um am Ende zu verpuffen. Der Schädel als Spielfeld, in der die Hirnmasse hin und her schwappt und sich reichlich nutzlos fühlt. Du siehst und erlebst und aus deinem Mund kommen Worte, die du selbst nicht verstehst. Manchmal hast du das Gefühl, du bist leer gedacht. Immer dann, wenn der Verstand vor Erschöpfung schlafen geht.
Ob das kalte Luft ist, die sich vom einen Ohr zum anderen schlängelt, oder diese heuchlerische innere Stimme, die bloß nach Aufmerksamkeit lechzt, wer weiß das schon. Du starrst an die Wand und versuchst dir zuzuhören, aber findest keinen Anfang und erst recht kein Ende. Der Sinn ist irgendwo verloren gegangen zwischen Realität und Utopie, zwischen Zweifel und Zuversicht und du bist mittendrin, während die weiße Tapete beginnt, dich zu zerquetschen. Weil Alltägliches sich mit Existenziellem vermischt, weil Fragen auf Antworten warten und du niemals verstehen wirst, warum das, was du hast, nicht genügt. Falls du weißt, was du willst, willst du es heute und schon morgen ist es dir egal und dann wachst du auf und schreist, weil du merkst, was du mit Füßen trittst. Das ist die geistige Umnachtung, das ist der Teufel auf der Schulter, die Scheiße im Kopf, die immer dann aus deinen Augen quillt, wenn du Schiss bekommst. Vor der Schere zwischen Veränderung und Endgültigkeit. Vor beidem, gleichzeitig. Du bist der Seiltänzer zwischen Stagnation und Hedonismus. Willst beides und nichts. Du erlebst so oft, füllst jeden Tag, schläfst wenig, weil zu viel passiert. Dann sitzt du da und zählst Schafe, bist zufrieden und glücklich im Minikosmos der Gemütlichkeit. Nie ist alles perfekt. Irgendwas fehlt immer. Laut oder leise? Entscheide dich nicht, solange du nicht musst.
Es sind die Möglichkeiten, die dich um den Verstand bringen. Dieser Job oder der andere, vielleicht auch keiner. Wohnung oder WG, Pizza oder Pasta, ein Mann, kein Mann, dieser Mann. Nie oder immer, jetzt oder nie. Es sind diese Tage, an denen alles anders ist als sonst, die am alten Bild rütteln, die dich dazu treiben, alles infrage zu stellen. Es sind Abende, an denen du Neues erlebst und ratlos zurückbleibst, weil du feststellst, dass es mehr gibt als nur Plan A. Und immer dann, wenn du auf dem Heimweg bist, dann kribbelt es im Bauch, es zwickt im Kopf und tut weh in der Brust. Weil du weißt, wie es ist, aber nicht, wie es sein wird. Weil du weißt, was sein könnte, wenn es nicht schon anders wäre. Und irgendwann weißt du nichts mehr. Das Brett vor der Stirn und das Fragezeichen im Hirn sind sich einig. Heute findest du keine Lösung mehr. Heute nicht und morgen nicht. Denn bei jedem neuen Denkversuch knallst du mit voller Wucht gegen die weiße Wand, drehst dich im Kreis um dich selbst. Erst wenn du fällst, wenn alles taub ist, verstehst du: Es wird nicht aufhören. Niemals.
Das ist das Leben. Jede Entscheidung ein Möglichkeiten-Massaker, jedes Ja gleichzeitig ein Nein. Wir können nichts tun, außer durchhalten und uns treiben lassen im schwammigen Sumpf des Ungewissen. Jedes Mal, wenn du unter der Glasglocke feststeckst, nicht vor weißt und nicht zurück, wenn der Kopf nicht funktioniert und du Lösungen in Sambuca ertränkst, dann mach dich frei. Du musst nicht entscheiden, du musst einfach nur leben. Der Rest ergibt sich von ganz allein.